Franz Metz
Die Kirchenmusik der Donauschwaben
Academia Verlag, Sankt Augustin 1996
465 Seiten, zahlreiche Abbildungen
ISBN 3 88345 643 8
Vorwort
"Glückselig das Volk, welches lobsingen kann." (Ps. 89.16)
Fast 300 Jahre sind verflossen seit der Zeit, da das Gebiet entlang der Donau, zwischen Budapest und dem Eisernen Tor, von der türkischen Herrschaft befreit wurde. Kurz danach begann die Ansiedlung des für das Habsburger Reich neu zugänglichen Gebietes; die deutschen Ansiedler - die meisten kamen aus südwestdeutschen Gebieten - nannte man Donauschwaben oder, wie man die Schwaben im rumänischen Banat auch heute noch nennt, Banater Schwaben.
Wenn auch Dialekt, Tracht und Brauchtum fast von Dorf zu Dorf verschieden waren, eines hatten alle Donauschwaben gemeinsam: die Kirchenmusik. Die kirchenmusikalische Entwicklung erreichte ihre Blüte gemeinsam mit der kulturellen Höchststufe dieses deutschen Stammes, schon Mitte des 19. Jahrhunderts.
Bereits zu Beginn des zweiten Jahrtausends entfaltete sich auf diesem Gebiet eine reiche kirchenmusikalische Tätigkeit: nicht nur in den mittelalterlichen Klöstern, Stiften und Abteien wurde das Lob Gottes verkündet, auch das einfache Volk hatte seine Kirchenlieder. Keine andere Gegend Europas weist ein so buntes Völkergemisch auf wie das Gebiet, in dem die Donauschwaben lebten.
Diese vorliegende Arbeit soll lediglich eine Einführung in die Geschichte der donauschwäbischen Kirchenmusik sein und soll dem Leser einen Einblick geben in die Vielfalt, in den Reichtum und in die Originalität überhaupt dieser Gattung der Musikkultur im Südosten Europas. Dies in einer Zeit, in der diese deutsche Volksgruppe durch ihr trauriges Schicksal nach dem zweiten Weltkrieg - Verfolgung, Verschleppung, Vertreibung - und durch die Auswanderung kaum noch Überlebenschancen hat.
Hechingen, am 1. Dezember 1991
Franz Metz
Grusswort des Bischofs Sebastian Kräuter / Diözese Temeswar
Sebastianus Kräuter
Episcopus Timisoaraensis
Liebe Leserinnen und Leser,
werte Landsleute in der Heimat und in der weiten Welt!
Was bisher nur Eingeweihte ahnten oder wussten, das wird mit dem vorliegenden Werk jedem, der es wissen will, deutlich: Die Donauschwaben hatten und haben ein reiches kirchliches Musikleben. Es ist deutsches Erbe aus bestem Schrot und Korn, ein Stück Tradition, aus der Urheimat mitgebracht, treu bewahrt und vermehrt, das nun mehr und mehr in sein ursprüngliches Bett zurückfließt.
Und dennoch bleibt ein großer Teil des Schatzes noch zu heben - in letzter Stunde! Vieles schlummert noch verborgen in unseren Pfarr-, Kathedral- und Diözesanarchiven, das es zu heben, zu sichern und zu ordnen, vor allem aber auszuwerten gilt. Herr Stiftskantor Franz Metz, früher in Lugosch und Temeswar beheimatet, nunmehr in Hechingen/Hohenzollern tätig, hat nunmehr einen Anfang gesetzt. Dazu ist ihm zu gratulieren und angesichts der Mühe und des Erfolges, den wir alle mit eigenen Augen sehen können, zu danken. Ein stolzes und umfangreiches Werk über die kirchliche Musik in unseren donauschwäbischen Siedlungsgebieten kann seinen Weg in die Öffentlichkeit antreten.
Welche Vielfalt an Volksschöpfungen, Kompositionen und Schicksalen sich dem interessierten Leser darbieten, davon kann sich jeder hinlänglich überzeugen. Angesichts der Fülle von Daten, die hier verarbeitet wurden, aber auch angesichts des Materials, das seiner Rettung noch harrt, darf ich dem Buch eine weite Verbreitung wünschen, und danke allen, die an seinem Zustandekommen beteiligt sind. Dem Autor aber lege ich gleichsam als Verpflichtung auf: Vivant sequentes! - Es mögen die folgenden Werke leben!
Temeswar, am Fest Mariä Heimsuchung, dem 2. Juli 1993
+ Sebastian
Bischof von Temeswar
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Kapitel I
Die Anfänge der Kirchenmusik im südöstlichen Ungarn
1. Die Musica Sacra nach der Gründung der Tschanader Diözese
2. Die musikalische Erziehung zur Zeit Bischof Gerhards
3. Das altungarische Marienklagelied
4. Die Kirchenmusik der mittelalterlichen Klöster und Abteien
5. Der Orgelspieler im Kodex von Alba-Julia
6. Die Kirchenmusik während der Türkenherrschaft
7. Mehmet Pascha und die Lippaer Orgel
8. Die Einflüsse der siebenbürgischen Kirchenmusik im 16. und 17. Jh.
9. Die "wahrhaft himmlische Musik" in der Franziskanerkirche zu Radna
10. Neue kirchenmusikalische Anfänge: als das erste TE DEUM im Temeswarer Dom angestimmt wurde
11. Das deutsche Kirchenlied zur Zeit der Kolonisation
Kapitel II
Die Dommusik zu Temeswar
1. Knabengurgeln, Music-Banda, Quartiergeld und die gute Kürchen-Music
2. Über die Aufführungspraxis der Temeswarer Dommusik im 18. Jh.
3. Die Temeswarer Domkapellmeister:
3.1. Joseph Kratochwill
3.2. Franz Limmer
3.3. Moritz Pfeiffer
3.4. Franz Wilhelm Speer
3.5. Franz S. Wilhar
3.6. Martin Novacek
3.7. Desiderius Járosy
3.8. Desiderius Braun
Kapitel III
Die Musik in den Pfarrkirchen zu Temeswar
1. Die Kirchenmusik der Temeswarer Vorstadt Fabrik
2. Die Kirchenmusik der Elisabethstädter Salvatorianerkirche zu Temeswar
3. Die Kirchenmusik der Temeswarer Innerstädtischen Pfarrkirche
Kapitel IV
Bedeutende Banater Musikzentren
1. Einblick in das Repertoire des Orawitzaer Kirchenchores
2. Musikstadt Lugosch
2.1. Konrad Paul Wusching, ein Lugoscher Komponist und Kantor
2.2. Die Kirchenmusik der Lugoscher Minoriten: Das Kirchenchorarchiv
3. Reschitz und die Kirchenmusik
4. Die Kirchenmusik der Stadt Arad
5. Ein besonderes musikalisches Ereignis in Maria-Radna
Kapitel V
Der Kantorlehrer: Symbol der donauschwäbischen Kirchenmusik
1. Der Kirchengesang unter dem Einfluß der Aufklärung
2. Gebet- und Gesangbücher unter pietistischem Einfluß
3. Der Kirchengesang im 19. Jahrhundert
4. Erneuerung des Kirchenliedes
5. Andere bedeutende donauschwäbische Kirchenmusiker
Kapitel VI
Die Kirchenmusik in den Banater Gemeinden:
1. Pantschowa
2. Werschetz
3. Weißkirchen
4. Großbetschkerek
5. Sellesch – Nakofalva
6. Kathreinfeld
7. Kubin
8. Homolitz
9. Franzfeld
10. Heideschütz
11. Deutsch-Elemer
12. Elisenheim
13. Kikinda
14. Sankthubert, Charlevill und Soltur
15. Setschan und Perles
16. Lazarfeld
17. Woilowitz
18. Neuhatzfeld
19. Zichydorf
20. Banat-Brestowatz
21. Rudolfsgnad
22. Stephansfeld
23. Karansebesch
24. Giseladorf und Panjowa
25. Wiesenhaid
26. Schöndorf
27. Guttenbrunn
28. Kleinschemlak
29. Bogarosch
30. Großkomlosch
31. Sackelhausen
32. Kleinbetschkerek
33. Lowrin
34. Deutschsanktpeter
35. Warjasch
36. Ulmbach
37. Deutschbentschek
38. Ostern (Kleinkomlosch)
39. Segenthau
40. Großscham
41. Neubeschenowa
42. Sanktanna
43. Perjamosch
44. Johannisfeld
45. Jahrmarkt
46. Freidorf
47. Deutschstamora
48. Gertianosch
49. Orzydorf
50. Blumental
51. Traunau
52. Marienfeld
53. Tschakowa
54. Sartscha
55. Tschanad
56. Hatzfeld
57. Triebswetter
58. Uiwar
59. Moritzfeld
60. Saderlach
61. Grabatz
62. Großsanktpeter
63. Glogowatz
64. Alexanderhausen
65. Mercydorf
66. Detta
67. Sanktmartin
68. Pankota
69. Neuarad
70. Kleinsanktpeter
71. Gottlob
72. Lippa
73. Lugosch
74. Darowa
75. Liebling
76. Morawitza
77. Wetschehausen
78. Ebendorf
79. Bakowa
80. Sanktandres
81. Großsanktnikolaus
82. Buziasch
Kapitel VII
Die Kirchenmusik der Batschka:
1. Die Kirchengesangbücher
2. Filipova
3. Brestowatz
4. Sonta
5. Palanka
6. Sekitsch
7. Siwatz
8. Werbass
9. Tschonopel
10. Milititsch
11. Schowe
12. Parabutsch
13. Hodschag
14. Baja
15. Kula
16. Gakowa
Kapitel VIII
Die Kirchenmusik in Slawonien und Syrmien:
1. Wukowa
2. Surtschin
3. Neu-Passua
4. India
5. Lowas
6. Tomschanzi und Gorjani
7. Djakowo
Kapitel IX
Von der Kirchenmusik der Donauschwaben in Ungarn
1. Die kirchliche Musikkultur der Stadt Ofen (Buda)
2. Das deutsche Kirchenlied in den Ofener Kirchen
3. Dokumentation der deutschen Kirchenlieder, die in den Visitationsakten der Ofener Pfarreien angeführt sind
4. Kirchenmusik und Gesangskultur in Kowatsch
5. Die Kirchenmusik in Elek
Kapitel X
Die Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts - ein Überblick
1. Von der Blüte bis zum Untergang
2. Bedeutende Kirchenmusiker im 20. Jahrhundert
Kapitel XI
Gesang- und Gebetbücher - ihre Verbreitung im donauschwäbischen Raum
1. Gesangbücher mit deutschen Gesängen
2. Gesangbücher mit lateinischen Gesängen
3. Gebetbücher in französischer Sprache
4. Zweisprachige Gesangbücher
5. Ungarische Gebet- und Gesangbücher
6. Bulgarische und kroatische Liedsammlungen
Kapitel XII
Banater Orgeln und Orgelbauer
1. Anfänge des Banater Orgelbaus
2. Die Orgelbauerfamilie Wälter
3. Die Brüder Josephy
4. Anton Dangl
5. Josef Hromadka
6. Leopold Wegenstein
Kapitel XIII
1. Die Kirchenmusik Mozarts und deren Verbreitung im Banat
2. Zwei bedeutende Domkapellmeister in Großwardein: Michael Haydn und Karl Ditters von Dittersdorf
Anhang:
Ortsnamen in deutscher Bezeichnung und in der jeweiligen Landesbezeichnung
1. Banat
2. Batschka
3. Syrmien und Slawonien
Quellen und Literatur
Namen- und Ortsregister
Verzeichnis der Abbildungen
Karten
Bildteil
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