TEXTE
„Die Donauschwaben hatten und haben ein reiches kirchliches Musikleben. Es ist deutsches Erbe aus bestem Schrot und Korn, ein Stück Tradition, aus der Urheimat mitgebracht, treu bewahrt und vermehrt, das nun mehr und mehr in sein ursprüngliches Bett zurückfließt.“
Mit diesen wenigen aber passenden Worten hat der ehemalige Temeswarer Bischof Sebastian Kräuter (1922-2008) die donauschwäbische Kirchenmusik beschrieben. Als er sie im Jahre 1993 für das Vorwort des Buches „Te Deum laudamus. Beitrag zur Geschichte der Banater Kirchenmusik“ geschrieben hat, war der Exodus der deutschen Bevölkerung aus dem rumänischen Banat voll im Gange, der deutsche Gesang in den Ländern Ex-Jugoslawiens war seit 40 Jahre verstummt und in Ungarn traute man sich nur behutsam wieder deutschsprachige Gottesdienst zu halten.
Das heutige Konzert will einen kleinen aber markanten Querschnitt durch 300 Jahre Kirchenmusik der Donauschwaben bringen: vom einfachen geistlichen Volkslied aus der Zeit der Großen Schwabenzüge und vom schlichten Orgelpräludium, das auf kleinen Instrumenten in den ersten strohbedeckten Kirchen der Kolonisten gespielt wurde, über meisterhafte Offertorien, Gradualien und Messkompositionen des 19. Jahrhunderts bis hin zu größeren Chor- und Orgelwerken des 20. Jahrhunderts. Das Kirchenlied und die Kirchenmusik begleitete das Leben der Donauschwaben von der Taufe bis ans Lebensende. Auch in schweren Zeiten, wie z.B. in der Zeit der Vertreibung und der Russlanddeportation nach 1944, war das Kirchenlied Trostspender und stiller Begleiter. Ein kleiner Bruchteil dieses in mühevoller Arbeit gesicherte und wiederentdeckte musikalische Erbe gehört bereits zum Repertoire von zahlreichen Kirchenchören deutschsprachiger Länder, einige Kirchenlieder finden wir heute in den Diözesananhängen des katholischen Gesangbuches. Das riesige Reservoir donauschwäbischer Kirchenmusik ist aber noch lange nicht genügend erforscht und bekannt. Unser heutiges Konzert soll einen kleinen Beitrag dafür leisten.
Dr. Franz Metz
HERBERGSUCHE
Banat, um 1785
1. Wir sind allein in dieser Welt, / verschlossen ist uns jedes Haus / und alle weisen uns hinaus. / Wer will uns Herberg geben?
2. Wir sind so bloß auf dieser Welt, / ich hab kein Linnen, keine Schuh. / Womit deck ich mein Kind nur zu? / Wer will uns Arme kleiden?
3. Wir sind gefangen in der Welt, / die Nacht ist wie ein Kerker kalt / und dunkel wie ein böser Wald. / Wer will uns Freiheit bringen?
4. Wir sind so krank in dieser Welt, / der Schmerz ist wie ein heißer Brand, / es kühlt uns keine milde Hand. / Wer will uns Kranke heilen?
5. Wir sind so arm in dieser Welt, / wir haben Speise nicht und Trank / und keinen Tisch und keinen Schrank. / Wer will uns Arme speisen?
6. Wir sind gering in dieser Welt, / die Erde gibt nicht Raum, nicht Brot, / kein Mensch erbarmt sich unsrer Not. / Mein Gott, komm uns zu Hilfe!
MARTINUSLIED
Musik: Martin Metz 1933-2003 (komponiert 1982)
1. Martinus auserkoren, du großer Gottesmann, / zum Heil für uns erkoren, nimm unser Loblied an. / Du Helfer in allem Streit, du Tröster in allem Leid. / (Refr.) Jung und Alt, Groß und Klein sollen dir empfohlen sein, / Jung und Alt, Groß und Klein sollen dir empfohlen sein.
2. Du dachtest voll Erbarmen / stets an des Volkes Not. / Dein Kleid gabst du den Armen, / den Hungrigen dein Brot. / Du Helfer in allem Streit, / du Tröster in allem Leid. / (Refr.:) Jung und Alt, Groß und Klein sollen dir empfohlen sein.
3. Erfleh uns Reinheit, Milde, / stärk uns zur guten Tat. / Deck uns mit deinem Schilde, / wenn´s letzte Stündlein naht. / Du Helfer in allem Streit, / du Tröster in allem Leid. / (Refr.)
4. Den Mantel magst du breiten, / um deine Kinder hier. / Nimm einst bei unsrem Scheiden / uns all hinauf zu dir. / Du Helfer in allem Streit, / du Tröster in allem Leid. / Jung und Alt, Groß und Klein sollen dir empfohlen sein.
MIT FROHEM HERZEN WILL ICH SINGEN
Musik: Josef Schober (1841-1917), Gödre, Ungarn
1. Mit frohem Herzen will ich singen, / dir Jungfrau, Mutter, Königin; / als Angebind auch dir noch bringen, / mein Herz, o nimm es liebend hin. / Und was ich leide hier auf Erde, / soll stets dir aufgeopfert sein; / ich weiß ja, du wirst für mich sorgen, / Maria, holde Jungfrau rein.
2. Ja, du wirst sorgen, gute Treue, / denn immer, wenn ich Hilf begehr, / im Kampfe dieses Erdenlebens / war mein Verlangen stets gewährt. / Darum soll nie mein Herz verzagen, / wenns noch so stürmt, mein Trost bist du; / nach Kampf und Leid wird mich erquicken / auf deine Fürbitt Himmelsruh.
3. Solang ich leb im Jammertale, / solang der Tod nicht trübt den Blick, / will ich nach deinem Beispiel leben, / in Schmerz und Qual, in Freud und Glück. / Und wenn dann einst der Bote winket, / dann führe mich an deiner Hand, / nach Kreuz und Leid zu deinem Sohne, / in jenes bessre Vaterland.
NOTSCHREI ZUR MUTTER
Musik: Martin Metz 1933-2003 (komponiert 1947)
1. Du Mutter der Heimatlosen, / erbarme dich ihrer Not. / Beschütz sie in Sturmestosen, / gib ihnen Obdach und Brot.
2. O Mutter, du wollest entzünden / der Sterne leuchtende Pracht, / auf dass sie die Heimat finden, / aus Elend, Kälte und Nacht.
3. Und sind sie irregegangen, / so denke wie arm sie sind, / und sieh wie sie heimwärts verlangen, / wie ein müdes verirrtes Kind.
LIED ZU EHREN DES HL. GERHARD
Text: Dr. Franz Kräuter, 1946
Musik: Hans Weisz, Paul Wittmann
1. Sankt Gerhard, frommer Gottesmann, / dich flehen deine Kinder an, / o Schutzpatron bei Gottesthron! / Zu dir ruft unsres Lebens Not, / sei unser Helfer jetzt bei Gott / in Angst und Not, vor Krieg und Tod. / Schau gnädig auf das Ackerfeld, / das du als Sämann einst bestellt. / Hüt´ deine Saat, schirm das Banat. / Du kamst als Gottes Bote her, / du pflanztest hier des Kreuzes Lehr. / Hüt deine Saat, schirm das Banat!
2. Du lehrtest hier das Wort des Herrn, / du gabst dafür dein Leben gern. / Du Gottes Held, von ihm bestellt! / Mehr unsern Glauben, mach ihn stark, / lass treu uns sein und ohne arg. / O, steh uns bei, hilf uns aufs neu. (Refr.)
NUN KOMMT DIE WAHRHEIT AUF MICH ZU
Text und Musik: Richard W. Oschanitzky (1939-1979)
1. Nun kommt die Wahrheit auf mich zu, / als wie ein Bote letzter Ruh, / und nimmt mir Heil und Wort und Gnad; / mein Tat hat mich bezwungen. / Nun kommt die Wahrheit auf mich zu, / dein Zeichen, immerdar nur du / und bringt mir Heil und Wort und Gnad, / dein Rückkehr sey besungen! / O Gott, o Welt, o Herrlichkeit, / o selig Flucht aus Raum und Zeit!
2. Von deinem Wort ich nicht entsag / und ich dein Licht von Herzen mag, / und für dein Heil mein Leben wag, / lässt jeden Feind erblassen. / Ich fass die Wahrheit meiner Tag / in Wort, Licht, Heil und ohne Frag, / so ist´s dass ich noch nicht verzag, / du wirst mich nie verlassen! / O Gott, o Welt, o Herrlichkeit, / o selig Flucht aus Raum und Zeit.
Georg Müller: Tu es spes (Duett)
Text nach Bischof Fulbert de Chartres (ca 951-ca 1029)
Tu es spes unica peccatorum. Per te speramus veniam delictorum. Alleluja.
Du bist die einzige Hoffnung der Sünder. Durch dich hoffen wir, für die Vergebung unserer Sünden. Alleluja.
Anton Leopold Herrmann (1819-1897 Neuarad): Laudate Dominum
nach Psalm 148
Laudate Dominum de caelis, / Laudate eum in excelsis, / Laudate eum omnes angeli ejus / quod inspirare in me dignatus es. / Qui illuminasti tenebras et decuisti / Deus meus, Benedictus Dominus meus.
Lobt den Herrn vom Himmel her, / lobt ihn in den Höhen: / Lobt ihn alle seine Engel, / lobt ihn all seine Scharen. / Der du das Dunkel erhellt und geziert hast, / Mein Gott, mein hochgelobter Herr.
Wilhelm Schwach (1850-1821 Lugosch): Ave Maria
Ave Maria, gratia plena: Dominus tecum, benedicta tu in mulieribus et benedictus fructus ventris tui, Jesus. Sancta Maria, ora pro nobis, nunc et in hora mortis nostra. Amen.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Franz Limmer (1808 Wien – 1857 Temeswar): Justus ut palma florebit
nach Psalm 92
Justus ut palma florebit sicut cedrus libani multiplicanbuntur in nomine Domini ad annuntiandum mane misericordiam tuam et veritatem tuam per noctem. Alleluja.
Der Gerechte blüht wie die Palme, wie die Zeder des Libanon wächst er empor. Sie sind gepflanzt im Hause Jahwes, sie blühen in den Vorhöfen unseres Gottes. Alleluja.
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