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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Franz Waschek

(1900-1961)

Franz Waschek (1932)

Franz Ernst Waschek kam am 12. Januar 1900 in Weißkirchen zur Welt, besuchte die Schule in Temeswar und erhielt im Jahre 1918 das Chorleiterdiplom. Danach wirkte er als Kantorlehrer in Deschanfalva, Majlathfalva. Im Jahre 1924 erhielt er an der Lehrerbildungsanstalt in Temeswar nach abgelegter Prüfung ein Zeugnis für Kirchenmusiker. Im Fach Orgelspiel war sein Lehrer der damalige Domkapellmeister Desiderius Jarosy. Das Zeugnis hat folgenden Wortlaut:

 

ZEUGNIS über Befähigung aus Kirchenmusik und -Gesang.

Herr Franz Waschek, geboren am 12. Jänner 1900 in der Gemeinde Weisskirchen, Komitat Temesch, röm.-kath. Konfession, der das Lehrerdiplom in der Staatslehrerbildungsanstalt zu Timisoara erworben hat, wurde von der gefertigten Kommission aus Kirchenmusik und -Gesang im Sinne des § 76 der in Geltung stehenden Prüfungsordnung geprüft und hat folgende Noten erhalten:

Liturgie: vorzüglich

Harmonielehre: vorzüglich

Aus Kirchengesang: vorzüglich

Aus Kirchenmusik: vorzüglich

Gesangspädagogik: sehr gut

Urkund dessen wird ihm dieses Zeugnis auserfolgt.

Timisoara, am 15. März 1924

Mitglieder der Prüfungskommission:

Mathias Ferch m.p. Präses

Josef Nischbach, m.p. Direktor

Desiderius Jarosy m.p. Professor für Musik

Noten: vorzüglich, sehr gut, genügend, ungenügend

 

Ab dem Jahre 1925 wirkte Waschek in Temeswar: Chorleiter der innerstädtischen Kirche (ab 1929), Organist an der Domkirche, Leiter des innerstädtischen Cäcilienchores, des ungarischen Magyar Dalkör des Stadtteils Fratelia u.s.w.

In jener Zeit wollte Franz Waschek nach Amerika auswandern, um sich eine bessere Existenz zu ermöglichen. Viele seiner Banater Landsleute machten Gebrauch von dieser Gelegenheit und zogen in die Neue Welt, manche kehrten nach einigen Jahren zurück, andere wieder blieben für immer. Dadurch verbreitete sich auch das donauschwäbische Kirchenlied in Amerika, wo es in verschiedenen Vereinen und deutschen Verbänden auch heute noch gesungen wird. Waschek unternahm – trotz der dafür getätigten Vorbereitungen -  diese Reise doch nicht und blieb mit seiner Familie in Temeswar. Vermutlich entstanden damals auch die drei interessanten Fotos mit ihm an drei großen Wegenstein-Orgeln der Stadt: des Doms, der Millenniumskirche und der Innenstadt. Besonders erfolgreich war für ihn die Zeit als Dirigent des Temeswar-Mehalaer Liederkranzes (gegr. 1912), der um 1932 aus über 70 aktiven Mitgliedern bestand. Dr. Kaspar Muth war Ehrenobmann dieses Vereins, der Komponist und Kantorlehrer Karl Reiter wie auch Prof. Hans Eck Ehrendirigenten, Christian Fuchs Obmann und Maria Fuchs die Fahnenmutter. Im Jahre 1928 erhielt Waschek für seine Verdienste um diesen Chor einen Dirigentenstab mit silbernem Beschlag und folgender Inschrift: “Dem verdienstvollen Chordirigenten von Ch. Fuchs und Frau 26.8.1928”

Waschek komponierte ungarische und deutsche Chöre und Lieder, so wie ein Ave Maria. Fast alle seine Werke gingen aber verloren. Bekannt sind uns nur einige seiner Kompositionen:

- das Ave Maria (tranquillamente e divotamente) wird in der Musiksammlung der Temeswarer innerstädtischen Kirche aufbewahrt (Signatur: Franciscus Waschek, Regenschori)

- die Bearbeitung des Tantum ergos von Kosch-Hellmesberger, für Chor, Violine-Solo und Orchester, mit einer eigenhändigen Widmung an den bedeutenden Violinisten und Pädagogen Josef Brandeisz (1947)

- der ungarische Chor Egyedüli reményem (nach Farkas Kálmán), komp. Juli 1945

- die Canzonetta für Mezzosopran und Harmonium Schneeglöckchen (nach Joh. C. Vogl), komp. “Zum Andenken an die traurige Weihnachten 1939 (Meiner liebsten Rosi)”

- den gemischten Chor Nebel (nach Nikolaus Lenau) mit der Widmung “Meiner l. Zilli zur Erinnerung an die traurigen Kriegsjahre”, komp. August 1945

Interessant ist seine Bearbeitung eines Gloria des Komponisten Joseph Rheinberger mit dem Text des Hymnus Ecce Sacerdos magnus. Durch die Signatur in ungarischer Sprache erfahren wir die Zeit der Entstehung wie auch über die rhythmische Bearbeitung der Komposition von Rheinberger: “Rytmikailog át dolgozta Waschek Ferenc 1945 okt. 7én” [Rhythmische Bearbeitung von Franz Waschek, 7. Oktober 1945]. Außerdem bearbeitete er für gemischten Chor noch folgende Werke:

- Franz Schubert: Ave Maria

- Franz Schubert: Tantum ergo (für a-capella-Chor eingerichtet)

- Deményi Dezsö: Tantum ergo

Franz Waschek hinterließ uns auch eine kleine Sammlung von meist ungarischen aber auch rumänischen und deutschen Banater Volksliedern aus dem Jahre 1914.

Sängerfeste, Wallfahrten und auch Sängerfahrten in benachbarte Gemeinden, machten das Singen im Kirchenchor erst interessant und abwechslungsreich. So sang der innerstädtische Kirchenchor im September 1930 auch in der Gemeinde Neubeschenowa die Sonntagsmesse. Franz Waschek leitete damals diesen Chor und die Zeitung brachte einen Bericht darüber:

Der vorzüglich geschulte Gesang- und Musikchor der Temeswar-Innerstädtischen Pfarrkirche unternahm am verflossenen Sonntag unter Führung seines ambitiösen Dirigenten Franz Waschek einen Ausflug nach der Nachbargemeinde Neubeschenowa. Vormittags trug der Chor während des Hochamtes, welches der beliebte Ortspfarrer Stefan Schulz hielt, die Messe Op. 25 von Goller vor. Am Schlusse der Predigt würdigte Pfarrer Schulz die Bedeutung des Kirchengesanges, welches ein erhöhtes Gebet ist und die Herzen der Gläubigen zum Himmel erhebt. Er dankte den Temeswarer Sängern, daß sie seinen Pfarrkindern ein solch schönen Genuß boten. Nach dem Gottesdienste wurde die Sängerschar im Pfarrhause empfangen, wo selbst sich auch zahlreiche Mitglieder der Gemeindevorstehung und der Kirchengemeinde eingefunden hatten. Mittags fand im Schuch´schen Lokale ein gemeinsames Mittagessen statt, an welchem sich außer dem Herrn Pfarrer Schulz noch beteiligten: Peter Staub, Präses der Kirchengemeinde, Johann Hoffmann, Gemeinderichter, die Gemeinderäte K. Zippel, M. Krembo, B. Schmidt und Dr. O. Lauer, Postmeister I. Wagner, sowie die Lehrer M. Scheidt und Peter Focht. Bei dieser Gelegenheit begrüßte Pfarrer Schulz die braven Sänger und dankte namens der Ausflügler das Mitglied N. Hoffmann für die zuteilgewordene Gastfreundschaft. - Nachmittags wurde in der Kirche eine Auswahl hübscher kirchenmusikalischer Werke zum Vortrage gebracht, u. a. die Kantaten von Gunmach Christus mein Leben und O Traurigkeit, o Herzeleid. Zwei Marienlieder von Kromolicki, sowie weitere hübsche Lieder. Solovorträge: Ave Maria von Marcire sang Frl. Grete Schwalbe, Ave Maria von Gounod Fr. Paula Fritz. Die Kirche war bei beiden Gelegenheiten von Zuhörern voll besetzt und es zeigte sich auch bei dieser Gelegenheit, daß derlei Ausflüge auf die Bevölkerung der Landgemeinden stets von befruchtender und beispielgebender Wirkung sind.

Worte des Lobes für die Innerstädtische Kirchenmusik brachte auch die Tageszeitung nach der Jahresversammlung 1931 der Kirchengemeinde der Temeswarer Innerstadt. Abtpfarrer Matthias Ferch lobte seinen Chorleiter Franz Waschek wie auch den Kirchenchor auf das Höchste:

(...) Der Kirchengesang wurde in der Inneren Stadt in der lobenswertesten Weise gepflegt, dank der umsichtigen Leitung des Kantors Franz Waschek, der sich einen erstklassigen Kirchenchor organisierte. Die langjährige Absicht des Kirchenrates, den Chor zu vergrößern, blieb beim großen Plan, doch wird die Idee nicht fallen gelassen. Es sei noch vieles zu machen. Dazu benötigen aber die Kirchengemeinden eine größere Autonomie. Ein fester Zusammenschluß aller Katholiken Temeswars sei eine der dringendsten Aufgaben. Beispiel dazu sei die musterhafte kirchliche Organisation in Deutschland und jene in Siebenbürgen. (...)

Nach dem zweiten Weltkrieg war Franz Waschek als Musiklehrer am Ungarischen Lyzeum in Temeswar tätig. Er starb im Januar 1961 und fand seine letzte Ruhestätte am Friedhof von Fratelia (Temeswar).

 

Bilddokumentation

 

Der Dirigentenstab von Franz Waschek (1928, siehe auch oberes Bild)

Das Kantorendiplom von Franz Waschek

(Kopie)

Konzert in Temeswar 1932 (Dirigent: Franz Waschek)

Widmung an Prof. Josef Brandeisz mit dem Siegel von Franz Waschek (Tantum ergo von Kosch-Hellmesberger)

Franz Waschek: Ecce Sacerdos, nach einem Gloria von Joseph Rheinberger

Franz Waschek: Ecce Sacerdos, nach einem Gloria von Joseph Rheinbegrer (1945)

Franz Waschek: Nebel (nach N. Lenau), komp. 194

Franz Waschek: Schneeglöckchen (komp. 1939)

Franz Waschek: Ave Maria (komp. 1946)

Franz Waschek mit den beiden kleineren Geschwistern (um 1910)

Franz Waschek mit Mutter und Schwester (1917)

Franz Waschek (um 1938)

Waschek (r) mit seinem Deutschen Gesangverein aus Neukischoda (Fratelia) beim Sängerfest in Orawitza (1932)

Franz Waschek (um 1938)

Geschenk von seinem Freund und Sänger Emil Jeviczky (Buchbinder in Temeswar)

Franz Waschek als Chorleiter der katholischen Kirche in der Temeswarer Innenstadt (1929)

Franz Waschek (1932)

Temeswarer Kirchenchor mit Pfarrer Josef Kleitsch und Franz Waschek (r), um 1935

Franz Waschek (1. Reihe, 2.v.r.) mit seinem Chor der Temeswarer Berufsgenossenschaft (1949)

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

 

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