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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Margarethe Müller

(*4. November 1862 Hamburg, +30. Juli 1941 Brandenburg)

von Dr. Franz Metz

 

Aus derselben Familie des ehemaligen Weisskirchner Kirchenmusikers Georg Müller stammte auch die Musikerin und Komponistin Margarethe Müller. Sie wurde am 4. November 1862 in Hamburg geboren und starb am 30. Juli 1941 in Brandenburg. So manche ihrer Kompositionen sind Mitgliedern der Familie des Kapellmeisters Eduard August Molnar (1841-1912) gewidmet, z.B. ihrer Cousine Rosl Molnar. Sie muss eine faszinierende Persönlichkeit gewesen sein: sie dichtete, komponierte, gab Konzerte und stand mit zahlreichen Musikerinnen und Musikern ihrer Zeit in Kontakt. Zahlreiche Fotos von ihr sind uns erhalten geblieben, die in Brandenburg, Dessau, Riga oder München gemacht wurden. Leider sind uns viel zu wenige Informationen über ihr Leben und Wirken bekannt, doch sind uns einige ihrer Kompositionen handschriftlich überliefert. So können wir uns wenigstens ein Bild über ihr musikalisches Können machen, über ihr dichterisches Talent und über ihre gesellschaftliche Anerkennung. So schrieb sie 1906 einige Kinderlieder, war bei Theateraufführungen federführend und schrieb zu vielen ihrer Lieder selbst den Text.

 

Von ihren Kompositionen sind uns folgende erhalten geblieben:

- Gleicher Grund, op. 5, Ihrer lieben Cousine Rosa Molnár

- Frühling im Winter. Lied für eine höhere Stimme mit Clavier-Begleitung, op. 8

- Frau Admiral. Musikalische Soloscene für eine Dame, op. 29

- Im Wald. Lied für Sopran, op. 35

- Ländler, für Klavier, mit 2-stimmigen Chorgesang und Tanz (ad lib.); op. 39

- Herz-Bubi!, Walzer, 20.8.1912, ihrem Neffen August Wilhelm Bevermann gewidmet

- Den gefallenen Helden!, für eine Singstimme mit Klavier- oder Orgelbegleitung, („Herrn Professor Ernst Strube und Frau in memoriam zugeeignet“; „I. l. Rosel Bevermann zur Erinnerung an das Kriegsjahr 1914-15, G. M.“)

- Christkindchen. Ein Weihnachtslied, für eine oder zwei Stimmen mit Begleitung von Pianoforte (Harmonium, Orgel oder Harfe). Frau Professor Amalie Friedrich-Eichler in alter Freundschaft zugeeignet

 

Zwei interessante Dokumente zum Leben von Margarethe Müller befinden sich im Stadtarchiv Brandenburg an der Havel. Daraus ist ersichtlich, dass sie eine Zeit lang gemeinsam mit ihrer Großmutter Amalie Müller (der Ehefrau des Komponisten Georg Müller) und ihrer Mutter Therese Müller (Tochter Georg Müllers) in Brandenburg gewohnt hat. Hier die beiden Dokumente in vollem Wortlaut:

 

Nr. 278

Brandenburg, am 11. April 1903.

Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, die Musiklehrerin, unverehelichte Margarethe Müller, wohnhaft in Brandenburg, Plauerstr. Nr. 7a und zeigte an, dass die Pensionärin, unverehelichte Therese Müller, 69 Jahre alt, katholischer Religion, wohnhaft in Brandenburg bei ihr, der Anzeigenden, geboren in Weisskirchen in Ungarn, Tochter des zu Linz in Niederösterreich verstorbenen Musiklehrers Georg Müller und dessen hier verstorbene Ehefrau Amalie, geborene Oleczak, zu Brandenburg, in der Wohnung der Anzeigenden, am 11. April des Jahres 1903 vormittags um drei Uhr verstorben sei.

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben:

Margarethe Müller

Der Standesbeamte (unleserlich)

 

Nr. 288

Brandenburg, am 19. April 1901.

Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, die frühere Lehrerin, unverehelichte Therese Müller, wohnhaft in Brandenburg, Große Winzerstr. Nr. 5 und zeigte an, dass Amalie Müller, geborene Oleczak, 83 Jahre alt, katholischer Religion, wohnhaft in Brandenburg, Große Winzerstr. Nr. 5, geboren zu Podol in Ungarn, verehelicht gewesen mit dem zu Linz in Niederösterreich verstorbenen Musiklehrer Georg Müller, Tochter des (Alles Nähere hierüber ist unbekannt), zu Brandenburg, Große Winzerstr. Nr. 5, am 18. April des Jahres 1901, Nachmittags um sechs ein viertel Uhr, verstorben ist. Die Anzeigende erklärte, dass sie bei dem vorbezeichneten Sterbefall zugegen gewesen sei.

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben

Therese Müller

Der Standesbeamte (unleserlich)

 

Auch andere Nachkommen Georg Müllers haben komponiert. So Georg Molnar, der Bruder von Eduard August Molnar jun. (1889-1946?) (Anne-Marie-Gavotte, 1908) und Wilhelm Bevermann (Weihnachts-Ouvertüre, 1888). Doch noch lange sind die Recherchen über das Wirken von Hofkapellmeister Eduard August Molnar (1841-1912) nicht abgeschlossen. Besonders in Altenburg müsste seinem erfolgreichen Wirken nachgegangen werden, dann in Rotterdam, Aachen, Freiburg, Brünn und Königsberg.

Einige Werke der Komponistenfamilie Müller-Molnar wurden bei Konzerten in den Jahren 2013 und 2014 in München, Temeswar und Werschetz aufgeführt, wie auch während der Musikwoche der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V. (GDMSE) in Löwenstein 2014.

 

BILDDOKUMENTATION

Margarethe Müller, Dessau 1879

Margarethe Müller, Riga 1881

Margarethe Müller, Riga 1897

Margarethe Müller, 1907

Margarethe Müller, Brandenburg 1897

Margarethe Müller: Den gefallenen Helden des Ersten Weltkriegs

Margarethe Müller: Frühling im Winter, op. 8

Margarethe Müller: Christkindchen. Ein Weihnachtslied

Margarethe Müller: Herz-Bubi, Walzer (1912)

Margarethe Müller: Frau Admiral. Musikalische Soloscene, op. 29

Margarethe Müller: Ländler, op. 39, mit Widmung an Rosa Bevermann

Eugen Hildach: Mein Liebster ist ein Weber (aus der Liedersammlung von Margarethe Müller)

Eugen Hildach: Drei Lieder (aus der Liedermappe von Margarethe Müller)

Eugen Hildach: Zwei Lieder (aus der Liedermappe von M. Müller, mit einer Widmung, 1904)

Margarethe Müller: Widmung an Rosa Bevermann (1904)

Margarethe Müller: Signatur einer Komposition, Schesslitz, d. 26.8.1912

Margarethe Müller: Signatur einer Komposition, Schesslitz, d. 26.12.1903

Margarethe Müller: Widmung vom 17.2.1904

Eugen d´Albert: Das Mädchen und der Schmetterling (aus dem Liederalbum von M. Müller)

Tyroler Duette: aus dem Liederalbum von M. Müller

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2013 und 2015

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