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Wulff

Hildegardis Wulff

(1896-1961)

 

Ein besonderer Verdienst in der Pflege der Kirchenmusik gebührt den Ordensschwestern der konfessionellen Schulen des Banats, die bis 1947 bestanden. So veröffentlichte die Benediktinerin, Schwester Dr. Hildegardis Wulff (1896-1961) das Buch Katholische Kantorlehre (Buchdruckerei Sonntagblatt, Temeswar 1944). Als „Zensor ad hoc“ unterschrieb Emmerich Vormittag, der damalige bischöfliche Beauftragte für Kirchenmusik und zeitweilig auch Domkapellmeister. Es war ein letzter Versuch vor dem Zusammenbruch der kirchlichen Organisation, bedingt durch die kommunistische Diktatur, und auch das letzte Werk der Priorin Schwester Hildegardis, für die Banater Kirchenmusik etwas zu tun. Einige Jahre später, 1950, wurde sie von der rumänischen Geheimpolizei verhaftet und in einem inszenierten Schauprozess zu 18 Jahren schweren Kerkers wegen „Hochverrat“ verurteilt. Ihr und anderen leitenden kirchlichen Mitarbeitern der Temeswarer Diözese hat man „Spionage für den Vatican“ vorgeworfen. Bis 1959 verbrachte sie schwere Gefängnisjahre in Temeswar, Jilava, Bukarest, Mislea und Vacaresti. Von all dieser schweren Zeit geschwächt und erkrankt, starb Schwester Hildegardis in Freiburg und wurde am 24. Oktober 1961 auf dem Friedhof des Ordenshauses in Günterstal (bei Freiburg i. Br.) zur letzten Ruhe geleitet. Im Vorwort des Büchleins schreibt Schwester Hildegardis u.a.:

Dies Büchlein ist ein Kriegskind und trägt alle Eigenschaften eines solchen an sich. Die 1942 in der Diözese Timisoara entstandene "Schule zur Ausbildung von Seelsorgehelferinnen und Kantoren" hatte eben infolge der Kriegsverhältnisse keinerlei Lehrbuch zum Unterricht. Da unsere Schüler aber immer mehr auf die eigene Arbeit angewiesen waren, musste ihnen ein Lehrbuch in die Hand gegeben werden. Doch erwies sich der Druck als das weit Bessere und Billigere. So ist dies Büchlein gedruckt worden ohne die Reife einer mehrjährigen Durcharbeitung, die der Stoff benötigt hätte. Ja, die Eile, mit der gearbeitet werden musste, machten sogar eine technische Überarbeitung und genaue Durchsicht unmöglich. Gibt uns Gott in absehbarer Zeit ein gutes Kriegsende, so soll dieser Entwurf gründlich durchgearbeitet neu erscheinen. Möge es jetzt den neuausgebildeten Kantoren Dienste leisten und - wie ich hoffe - auch manchem alten Kantor Anregungen geben. Entsprechend der Zeit, die diese Aufzeichnungen zwischen Alarmen und vielen anderen Arbeiten entstehen liess, habe ich auch längst nicht alle Literatur benützt, die man sich sonst zu einer solchen Arbeit verschafft, sondern mich begnügt mit dem, was unsere kleine Hausbibliothek bietet. (...) Für die treue Mithilfe muss ich nicht nur meinen lieben Mitschwestern herzlich danken, sondern auch dem Hochwürdigen Herrn Dechant Wetzl und seinen tüchtigen Mitarbeitern in der Druckerei. Es war ihnen trotz Alarm und Kriegszeit keine Mühe zuviel.

Priorat der Benediktinerinnen v. d. hl. Lioba.

Timisoara-Temeschwar, am Festtag der hl. Anna, 26. Juli 1944.

Schwester Hildegardis Wulff. O. S. B.

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2018

 

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