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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Josef Weikert

(1837 Böhmen - 1907 Banat)

Der wichtigste und bedeutendste Name der Weißkirchner Kirchenmusik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Josef Weikert, Organist, Regenschori und Komponist. Josef Weikert war einer der letzten, vielleicht sogar tatsächlich der letzte Kirchenmusiker böhmischer Abstammung bis zum Jahre 1914 in Weißkirchen, der sich der kirchenmusikalischen Tätigkeit gewidmet hatte. Er wirkte hier zwischen 1874-1907. Josef Weikert kam 1837 in Friedland (Böhmen) zur Welt, seine Eltern waren Karl Weikert und Franziska, geb. Hampel.

 

In Prag und Leitmeritz (Litomerice)

 

Weikert studierte Musik am Prager Konservatorium in den Jahren 1866-1867. Im Jahre 1867 figurierte er auch als Student der berühmten Prager Orgelschule, wo er bei F. Z. Skuhersky Unterricht erhielt. Nach Beendigung seiner Musikstudien verlässt er Prag und kommt nach Litomerice (Leitmeritz), wo er Regenschori der dortigen römisch-katholischen Kirche wurde. Hier wirkte er 6 Jahre. Aus welchen Gründen er Leitmeritz 1873 verlassen hat ist nicht bekannt.

Josef Weikerts Name im Matrikelbuch des Prager Konservatoriums

Josef Weikert als Schüler der Prager Orgelschule, 1867

Eintrag im Protokollbuch des Magistrats Weisskirchen: Josef Weikert, Chormeister in Lugosch

Chormeister in Lugosch

 

Im Jahr 1873 bewarb er sich um die Dirigentenstelle des Lugoscher Gesang- und Musikvereins, die er bis 1874 inne haben wird. Zu diesen Daten gibt es aber auch andere Varianten, die dem von Moritz Rosenzweig herausgegebenen „Gedenkblatt aus Anlass des 50-jährigen Bestandes des Lugoscher Gesang- und Musikvereines 1851-1901“ entnommen wurden. Darin ist vermerkt, dass der Name Josef Weikerts bereits im Bericht des Lugoscher Gesang- und Musikvereins für das Jahr 1864 vorkommt, als er hier die Stelle des Chormeisters übernommen hatte. Bereits ein Jahr später, 1865, trat an seine Stelle Johann Felsmann. Laut den gleichen Unterlagen wurde Weikert am 26. Mai 1872 wieder zum Gesangslehrer dieses Vereins gewählt, eine Stelle die er bis 1875 (oder Ende 1874) inne hatte, da er in Weißkirchen die Stelle als Organist der St. Annakirche antrat. Laut der Statistik von Moritz Rosenzweig hat der Lugoscher Gesang- und Musikverein in dieser Zeit 7 Kompositionen Weikerts in 9 Konzerten aufgeführt. Heute sind diese Werke leider verschollen. Lugosch (rum. Lugoj, Banat, seit 1919 zu Rumänien gehörend) wurde auch als Musikstadt des Banats bezeichnet und der Kantorlehrer und Komponist Conrad Paul Wusching war 1851 der Initiator des Lugoscher Gesang- und Musikvereins. Als Weikert in Lugosch tätig war, wirkte Wusching im Vorstand des Vereins maßgebend mit. Laut den Protokollbüchern des Lugoscher Vereins, wirkte Josef Weikert hier für nur kurze Zeit im Jahre 1864 und dann zwischen 1872-1875. Es kann auch möglich sein, dass er bereits Ende 1874 Lugosch verlassen hat.

Josef Weikert trat als Violinist mehrmals auch außerhalb dieser Periode in Lugosch auf. Dies erfahren wir aus dem Bericht Musikalisches und Sonstiges aus Lugosch, der in der Temesvarer Zeitung vom 19. August 1870 erschienen ist:

 

Die vorletzte Lugoscher Zeitung brachte eine Anzeige von drei Konzerten, welche durch die Herren Johann Scherff und Josef Weikert unter Mitwirkung mehrerer geschätzter Dilettanten im Saale des Hotels zum „König von Ungarn“ ausgeführt werden sollten. Das erste derselben wurde am 14. d. vor einer sehr intelligenten und feinen Zuhörerschaft abgehalten. Es wurden nur klassische Piecen von Mozart, Mendelssohn, Wagner und Beethoven vorgetragen. Ohne in Details einzugehen, wollen wir den vorgeführten Leistungen das uneingeschränkteste Lob zollen. Wir können jedoch nicht unterlassen, hervorzuheben, daß das Beethoven´sche Quartett in Es-Dur, Op. 16, für Piano, Violine, Viola und Violonzell, den Sieg über die anderen Piecen davontrug. (…)

Weisskirchen, um 1902

Einladungen und Programme des Weisskirchner MGV unter Josef Weikert (Archiv des Temeswarer Philharmonischen Vereins)

Bühne des Festsaales “Burg” in Weisskirchen

 

Organist und Chorleiter in Weißkirchen

 

Im Jahre 1874 kommt Josef Weikert nach Weißkirchen als Organist und Regenschori der römisch-katholischen Kirche St. Anna. Ebenfalls 1874 wurde er zum Chormeister des hiesigen Deutschen Männergesangvereins gewählt, in welchem er mehr als dreißig Jahre als führender Musik- und Gesanglehrer tätig war. In einem Protokoll des Magistrats der Stadt Weißkirchen vom 22. November 1874 wird vermerkt: „Josef Weikert, Chormeister in Lugos“.

Im Jahre 1876 brachte die lokale Zeitung Die Nera (Nr. 49, 1876) eine Annonce über die Veranstaltung von Gesangskursen durch den Männergesangverein, die von Josef Weikert durchgeführt werden:

 

Gesangs-Cours

Der unterzeichnete Männergesang-Verein eröffnet am 1. Dezember l. J. unter Leitung seines Chormeisters Hrn. J. Weikert einen Lehrcurs für Männergesang.

Der Zweck dieses Unterrichts ist: die gründliche Erlernung des Gesanges zur kräftigen Pflege desselben im Allgemeinen, und die Heranbildung guter Kräfte für den Gesangverein selbst.

Unterrichtsstunden sind: allwöchentlich jeden Montag, Mittwoch und Freitag Abends 8 Uhr im Locale des Gesang-Vereines (Hellebrand´sches Haus) und der Unterrichtsbeitrag ist 1 fl. Per Monat.

Die Anmeldung zur Aufnahme nimmt der Schriftführer des Vereins, Hr. Joh. Albach, von heute ab jeden Tag entgegen.

Der Weisskirchner deutsche Männergesang-Verein.

 

In Weißkirchen wirkte Josef Weikert auch als Klavierlehrer, wie aus einer Annonce in der Zeitung Die Nera zu entnehmen ist:

 

Mit Beginn des neuen Schuljahres eröffne ich in meinem Hause eine Clavierschule für Anfänger. Der Hauptzweck derselben ist: den Schülern gleich von Beginn des Lernens an einen gedigenen Grund zur weiteren Ausbildung zu geben, indem nur auf diese Weise gute Musiker, resp. Clavierspieler gebildet werden.

Monatliches Honorar 3 fl.

Alles Nähere in meiner Wohnung mündlich.

Josef Weikert

Organist und Regenschori.

 

Mit seinen Schülern veranstaltete Weikert regelmäßig Schülerkonzerte, die meist in der „Burg“ (Name des Saales) stattgefunden haben. So auch jenes vom 5. Mai 1894, das die Zeitung Die Nera (Nr. 18, 1894) wie folgt angekündigt hat:

 

Herr Regenschori und Chormeister Josef Weikert veranstaltet am Samstag, 5. Mai d. J. [1894] in der „Burg“ eine Schüler-Concert mit nachstehendem Programm:

1. Ouverture zur Oper „Der Kalif von Bagdad“ von Boldieu, arrangirt für Streichorchester.

2. Duo für Clavier und Violine aus der Oper „Norma“ von Dancle

3. Concert-Walzer für Klaviersolo von Cl. Schultze

4. Ungarische Volkslieder, arrangirt für Streichorchester

5. „Die Gazelle“, Salonstück für Klaviersolo von Wollenhaupt

6. Variationen über das Frühlingslied „Komm´ lieber Mai“ von Mozart, für vie Klaviere, jedes zu 4 Händen, comp. von Josef Proksch

7. „Abendfeier“ in Venedig“, gemischter Chor v. Billeter; „Auftrag“, gemischter Chor von Kunz

8. Duo für 2 Klaviere aus der Oper „Wilhelm Tell“ von Rossini, comp. von Ascher.

 

Da der Weißkirchner Männergesangverein mit dem Temeswarer Philharmonischen Verein freundschaftlich verbunden war, tauschte man sich gegenseitig Konzertprogramme aus und man antwortete auf Einladungen zu Liedertafeln und Chortreffen. Da das Archiv des Weißkirchner MGV heute nicht mehr existiert, können wir auf das Archiv des Temeswarer Philharmonischen Vereins zurückgreifen, das durch glückliche Umstände fast vollständig erhalten geblieben ist. Darin finden wir folgende Programme von Konzerten, die durch den Weißkirchner MGV unter der Leitung von Josef Weikert meist in den Räumlichkeiten der „Burg“ vorgetragen wurden. Nach den Konzerten folgte immer eine Tanzunterhaltung und die Reihenfolge der Tänze wurde ebenfalls in den Programmen abgedruckt: Walzer, Polka Francais, Quadrille, Csárdás, Ardelean, Kolo, Polka Mazur, Quadrille, (Ruhe), Walzer, Polka Schottisch, Quadrille, Polka Francais, Polka Mazur, Polka Schnell. Daraus ist ersichtlich, dass außer den damals modischen Standardtänzen nacheinander auch deutsche (Walzer), ungarische (Csárdás), rumänische (Ardelean) und serbische (Kolo) Volkstänze folgten.

Hier die uns erhaltenen Konzertprogramme des Weißkirchner Männergesangvereins, Josef Weikert wirkte dabei als Chormeister mit:

 

21. Februar 1898

Faschings-Liedertafel des Ungarisch-Weißkirchner Deutschen MGV in den Räumlichkeiten der „Burg“ unter Mitwirkung seines reorganisierten Damenchores, sowie der Musikkapelle des k.u.k. Inf.-Regiments Nr. 101. Leitung: Vereinschormeister Josef Weikert.

Programm: 1. M. Uhle: Sängermarsch, Männerchor; 2. Tangel: Symphonie, für 2 Violinen und Clavier; 3. F. Mendelssohn: Duo, für 2 Sopranstimmen mit Clavierbegleitung; 4. Evers: Der wackere Zecher, Männerchor; 5. a. Hölzlhuber: Auftrag, gemischter Chor, b. Abt: Frühlingsgeläute, gemischter Chor; 6. Strauss: Aus Lieb´ zu ihr, Männerchor mit Clavierbegleitung; 7. Görner: Der Diener meiner Frau, Schwank in 1 Akt.

 

30. April 1898

Liedertafel des Ungarisch-Weißkirchner Deutschen MGV unter Mitwirkung seines Damenchores, sowie der Musikkapelle des k.u.k. Inf.-Regiments Nr. 101 in den Räumlichkeiten der „Burg“. Chorleitung: Josef Weikert.

Programm: 1. Burmann: Hinaus zum Wald, Marsch; 2. Abt: Frühlingsahnen, Soloquartett; 3. Lenert: Du liebliche Rose, Männerchor; 4. Soli für Alt (Hermine Kremling), a. Mendelssohn: Auf Flügeln des Gesanges, b. Dankó: Jaj, beh csillagos az ég, c. Dankó: Hamis a rózsám; 5. Pache: In der Spinnstube, gemischter Chor mit Sopran- und Alt-Solo; 6. Paul: Unter´m Birnbaum, Liederspiel in 1 Akt.

 

6. Mai 1899

Fest-Liedertafel des Ungarisch-Weißkirchner MGV, aus Anlass seines 40-jährigen Bestehens und unter gef. Mitwirkung seines Damenchores. Leitung Josef Weikert.

Programm: 1. Uhle: Sängermarsch, Männerchor; 2. Meyer-Helmund: Liebchen wach auf, Soloquartett; 3. Sturm: Unterm Lindenbaum und Waldvögelein, gemischter Chor; 4. a. Schön: Unter dem Holunderbaum, b. Heiser: Das Grab auf der Heide, beide Baritonsolo mit Clavierbegleitung; 5. Storch: Willkommen an den Frühling, Männerchor; 6. G. Verö: Kettösdal, Duo für Sopran und Alt (Marie Udvardi, Mariska Trittner); 7. R. Strauss: Aus Lieb zu ihr, Männerchor mit Clavierbegleitung; 8. Lustspiel: Einer muß heirathen, von A. Wilhelmi.

 

16. September 1899

Liedertafel des Ungarisch-Weißkirchner Männer-Gesang-Vereins in der Räumlichkeiten der „Burg“ (III. Pflicht-Liedertafel mit Tanz). Leitung: Chormeister Josef Weikert.

Programm: 1. Becker: Marschlied, Männerchor; 2. Engelsberg: So weit, Männerchor; 3. Hartenstein: O sel´ge Zeit, o schöner Traum, Soloquartett; 4. Duo, für Violine und Klavier; 5. Huber: Lehullott a rezgö nyárfa, Männerchor; 6. Kremser: Liebesglück, Männerchor mit Klavierbegleitung; 7. Hohenmarkt: Ein Vater, der seine Tochter liebt, Posse in 1 Akt.

 

8. September 1900

Liedertafel des Ungarisch-Weißkirchner MGV, Leiter: Chormeister Josef Weikert, gleichzeitig Ehrenmitglied des Vereins.

Programm: 1. Zedtler: Links, rechts, Sängermarsch; 2. Podbertsky: Ich will meine Seele tauchen, Männerchor; 3. Egressy: Beteg leány, Männerchor; 4. Brixner: Nasswalder G´sangel, Männerchor; 5. Lehnert: Du liebliche Rose, Männerchor; 6. J. Bach: Fantasie, für Violine mit Clavierbegleitung; 7. Blümel: Zwoa kohlschwarze Täuberl, Männerchor; 8. E. Strauss: Serenade, Polka Mazur mit Clavierbegleitung.

 

Da Weißkirchen auf dem Gebiet der österreichischen Militärgrenze lag, war hier auch Militär stationiert. Die Garnison hatte eine eigene Militärkapelle mit gut ausgebildeten Musikern, die in vielen Fällen auch bei Konzerten des Männergesangvereins aufgetreten sind. So gab der Verein am 4. August 1886 unter der Leitung von Josef Weikert eine Festliedertafel anlässlich des Scheidens des Offizierskorps des Regiments Graf v. Degenfeld-Schonburg Nr. 83. Am 1. Februar 1891 spielte das Streichorchester der Kapelle des k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 43 beim Elite-Kostüm- und Maskenball, der vom Weißkirchner Männergesang veranstaltet wurde.

 

Ein großes Ereignis für ganz Weißkirchen war das dreißigjährige Jubiläum des Deutschen Männergesangvereins, das man am 22. September 1889 mit einem großen Aufgebot an Veranstaltungen begangen hat. Daran haben sich auch zahlreiche befreundete Gesangvereine und Delegationen aus dem ganzen Banat beteiligt. Die Zeitung Die Nera (23. Jahrg., Nr. 38, 22. September 1889) brachte an diesem Tag auf ihrer Titelseite eine längere Würdigung dieses Festes, an dem die ganze Bevölkerung Weißkirchens direkt oder indirekt beteiligt war. Darin wird auch die Mehrsprachigkeit angesprochen wie auch die Rolle des Gesangs in einer multiethnischen Stadt, wie es in Weißkirchen der Fall war und auch heute noch immer ist. Trotz des deutschen Namens (Deutscher Männergesangverein Weißkirchen) war man mit allen ungarischen, serbischen und rumänischen Vereinen freundschaftlich verbunden und war jeweils Gast bei solchen Veranstaltungen.

 

Zur dreißigjährigen Jubelfeier des deutschen Männergesang-Vereins in Ungarisch-Weißkirchen am 22. September 1889

Willkommen!

Ein herzlich Willkommen Euch, geliebten Sangesbrüder, die Ihr aus Nah und Fern herbeigeeilt seid, ein hehres Fest zu feiern; ein Fest des Friedens, der Kunst, ein Fest, das hundertfaches Echo wecken wird in unserer Stadt, in Euren Herzen, die mitfühlen die wunderschönen Worte:

„Wo man singt, da lasst Euch ruhig nieder!“

Dreißig Jahre! Eine schöne Zeit, eine lange Zeit! Was der deutsche Männergesang-Verein während dieses halben Menschenalters geschaffen, gewirkt, erstrebt, man könnte ein ganzes Buch füllen damit; aber auch goldene Blätter müsste es enthalten für jene Wohlthaten, die er so gern und so oft geübt, für jene Thränen der Not, die er durch seine Wohlthätigkeit getrocknet, gemildert, für seine hilfreiche Hand, die er Allen gereicht hat, die sich in ihrer Noth an ihn wandten.

Wahrlich, wenn irgend Einer, so verdiente er hierfür den öffentlichen Adel, doch der Seelenadel, das Bewusstsein, Gutes gethan zu haben, wiege alles auf im Herzen, was der Mensch dem Menschen bieten kann.

Aber auch die herrliche Kunst der Musik, des Gesanges hat der deutsche Männergesang-Verein, der, ob auch deutsch sein Name klingt, an Patriotismus den Ungarn, den Serben, den Romänen gegenüber nie zurückgestanden ist, der Verein hat sie gepflegt seit dreißig Jahren, hat sie dem Volke „mundgerecht“ gemacht, wenn wir so sagen sollen; er hat sie hier eingebürgert und das Beispiel gegeben dazu, dass auch andere Vereine gegründet wurden, die demselben Grundsatz huldigen, der da lautet: „Alles für das Allgemeine“.

In seinem eigenen Heim, an einer schönen Stätte, singt er nun schon seit Jahren, er ist nicht müde geworden; alle Säulen, die ihn früher getragen, sind zusammengesunken, morsch geworden, man trug sie hinaus zu einer Stätte, wo der Gesang verstummt, sie haben den Verein gestützt, ihn gehoben, sie haben opferwillig mitgeschafft, mitgewirkt am schönen Werke!

Aber von alten Säulen eine steht noch aufrecht wie eine Eiche, fest, unentwegt, opferfreudig, begeistert für die herrlich schöne erhabene Kunst des Gesanges und der Musik:

Anton Albach,

ein Gründer des Vereins, der Präses des deutschen Männergesang-Vereins, ein Mann, den man ehren, schätzen muss, deshalb, weil er etwas besitzt, was nicht jeder Mensch zu solchem Maße sein eigen nennt: Geduld besitzt er, und zwar viel Geduld, die über alle Jährlichkeiten, an welchen der Verein unter anderer Leitung vielleicht gestrandet wäre, hinweggeholfen hat, die ihm so manches leicht erscheinen ließ, was Andern schwer, sehr schwer erschien. Und wir können deshalb mit Recht sagen: In Anton Albach ist der ganze Verein verkörpert!

Dass dies so ist, beweist auch ein Schreiben, welches sich in unserem Besitz in Abschrift befindet, ein Schreiben unserer Magistratsbehörde vom Jahre 1884, als der Verein das 25. Jahre seines Bestandes zurückgelegt hatte, schön, schwungvoll und edel gehalten. Es lautet:

An den löbl. Deutschen Männergesang-Verein in Ungarisch-Weißkirchen. Zu Händen des Präses desselben, Hrn. Anton Albach. […]

Zu einem Verein seid Ihr gekommen, geliebte Sangesbrüder, der viel gestritten, der den Spruch: „Der Wahrheit die Ehr“ auf sein Panier geschrieben, jenen schönen Spruch, dem ja auch Ihr huldigt, zu einem Verein, der Euch mit offenen Armen empfängt.

Doch nicht allein der Verein, auch die Bürgerschaft Weißkirchens empfängt Euch mit Liebe und Achtung, sie schätzt in Euch die Hüter und Pfleger des Gesanges, jenes erhabenen Motors im menschlichen Leben, der Sorgen verscheucht, der den Menschen fröhlich macht, der Herz und Gemüth veredelt!

Willkommen also in Weißkirchen, seid herzlichst gegrüßt und unterhaltet Euch! Grüß Gott!

P. Red.

 

Josef Weikert spielte eine immer wichtigere Rolle in der damaligen Kultur- und Musikszene Weißkirchens. In den meisten Auftritten seines Männergesangvereins traten auch Solisten und Instrumentalisten auf, so auch im Konzert vom 4. November 1893, als man sogar achthändige Werke auf vier Klavieren dargeboten hat. Fast in jedem Haus der Stadt stand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Klavier oder ein Flügel, meist Wiener Bauart. Oft wurden bei den Liedertafeln ungarische und rumänische Volkslieder gesungen und nach dem Konzert folgte eine Tanzunterhaltung. Die Zeitung Die Nera (Nr. 44, 1893) kündigte wie folgt dieses Konzert an:

 

Concert Weikert. Dieses für den 4. November avisirte Concert wird ein äußerst schönes und reichhaltiges Programm aufweisen und somit gewiss eine besondere Zugkraft ausüben, da in dasselbe auch ein vortreffliches Liederspiel: „Unterm Lindenbaum“ von Conradi, dem ausgezeichneten Liederdichter und Componisten, aufgenommen ist. Statt weiterer Anpreisung lassen wir dieses Programm hier folgen, hoffend, dass alle Kunstfreunde demselben folgen und der Besuch des Concertes ein sehr zahlreicher werden wird.

1. Ouverture zur Oper „Oberon“ von C. M. von Weber, gespielt auf zwei Clavieren zu 8 Händen

2. „In der Spinnstube“, Cyclus von 5 Gesängen für Sopran- und Altsolo, gemischten und Männerchor mit Clavierbegleitung. Text nach Volksliedern, componirt von Johannes Pache

3. „Husarenritt“, Galopp, gespielt auf zwei Clavieren zu 8 Händen, comp. von L. Herbert

4a. Ländler für Violine, Clavier und Harmonium, comp. von J. Weikert

4b. „Erdö, erdö, sürü erdö“, „Mély a Reina vize“, „Akkor szépo a kis leány“, ungarische Volkslieder für Violin und Clavierbegl.

5. „Il Trovatore“, comp. von J. Reff, op. 70, Nr. 1, Claviersolo

6. “Largo” von G. F. Händel, für gemischten Chor, Streichinstrumente, Clavier und Harmonium

7. „Unterm Birnbaum“, Liederspiel in 1 Act mit Orchester von C. A. Paul, Musik von Conradi. Personen: Schmidt, ein Bauer; Doris, seine Tochter; Urban, ein Bauer; Jakob, sein Sohn; Gänsemeier, Bauer; Hans, sein Sohn.

Hierauf: Tanz.

 

Im Jahre 1905 wurde Josef Weikert zum Ehrenmitglied des Weißkirchner Deutschen Männergesangvereins ernannt. Am 2. Januar 1905 feierte er sein 30-jähriges künstlerisches und pädagogisches Jubiläum. Zu diesem Anlass wurden im Rahmen eines Festgottesdienstes in St. Anna einige seiner Werke aufgeführt. Die Zeitung Die Nera brachte darüber folgenden Bericht:

 

30jähriges Jubiläum. Unser verdienstvoller Musiklehrer und Chormeister Herr Josef Weikert, der Altmeister der Musik und des Gesanges hier, feiert am 2. Februar d. J. [1905] sein dreißigjähriges Jubiläum als Organist und Regenschori an der hiesigen römisch-katholischen Pfarrkirche. Aus diesem Anlass kommt am 2. Februar (Maria Lichtmess) während des Hochamtes in der Kirche zur Aufführung: 4. Messe von Josef Weikert. Graduale: „Diffusa est“ von Jos. Weikert. Offertorium: „Ave Maria“, für Sopran und Violinsolo von Jos. Weikert.

Die römisch-katholische Pfarrkirche, die Stätte dreißigjährigen Wirkens ihres Regenschori und Organisten, dürfte sich bei dieser Gelegenheit wohl ganz und voll füllen, um einen Mann zu ehren, der für den Kirchengesang immer sein bestes Können eingesetzt hat. Wir begrüßen den Altmeister Weikert, seit 30 Jahren auch unser Freund, schon jetzt zu seinem Jubiläum auf das herzlichste. Und außer uns werden sich ja gewiss auch noch andere Freunde finden, die dasselbe thun werden. – Ad multos annos!

 

Josef Weikert starb am 15. November 1907 in seinem 70. Lebensjahr in Weißkirchen und fand am Friedhof der Gemeinde seine letzte Ruhe.

Weisskirchen, um 1900

 

Als Komponist in Weißkirchen

 

Weikert hat zahlreiche Kirchenmusikwerke geschrieben, lateinische Messen und Offertorien, von welchen auch nach seinem Tode in Weißkirchen viele aufgeführt wurden. Er war der einzige Organist in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche St. Anna, der über 30 Jahre lang tätig war. In dieser Periode wurden von ihm, den Solisten, seinem Chor und Orchester u.a. Werke von folgenden Komponisten aufgeführt (laut seiner Unterschrift auf dem Aufführungsmaterial): A. Zsasskovszky, Joseph Zangl, Cyrill Wolff, Laurentius Weiss, Johann Stein, Johann Slunicko, Carl Seiler, Julius Schülz, Franz Schöpf, Joseph Schnabel, Johann Baptist Schiedermayer, Carl Santner, Ludwig Rotter, Röder, Carl Reinecke, Gottfried Preyer, Giuseppe Preindl, Peter Piel, R. J. van Maldeghem, Johann Lorenz, Alban Lipp, Johann Baptist Krall, Franz Koenen, Franz Knjze, Carl Kempter, A. R. Jenewein, Anton Horner, W. E. Horak, Augustus Hilbrand, G. F. Händel, Bernhard Hahn, Joseph Güttler, J. T. Gotthard, L. Geppert, Robert Führer, Joseph Frey, Carl Drobisch, Anton Diabelli, Moritz Brosig, Emil Bröer, Joseph Boos, Rudolf Biebl, Julius von Beliczay, Ludwig van Beethoven, Michael Bauer.

In Weißkirchen entstanden in diesen 30 Jahren zahlreiche kirchenmusikalische Werke, die er seinem Chor und Orchester an St. Anna gewidmet hat. Einige seiner in Weißkirchen aufgeführten Kompositionen stammen noch aus der Zeit als er in Prag studierte oder in Lugosch tätig war. Fast alle seine Handschriften hat er mit seinem Namen versehen, tatsächlich handelt es sich in vielen Fällen auch nur um Abschriften, so, dass die Autorschaft nicht bei all diesen Werken erwiesen ist. Bei manchen seiner Kompositionen hat er das Datum der Entstehung vermerkt, so dass seine Autorschaft in diesem Fall sicher ist. Es muss auch angenommen werden, dass viele Manuskripte in der Zeit nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung Weißkirchens nach 1944 verloren gingen.

Es sind uns folgende Werke Josef Weikerts bekannt:

 

1. Requiem, komp. 19. Oktober 1867, entstanden in der Zeit des Studiums am Prager Konservatorium

2. Requiem, für 1 Singstimme und Orgel, komp. 16. April 1875, entstanden in Lugosch

3. Libera me, Domine, für Chor, Orgel, Flöte, 2 Klarinetten, 2 Hörner, Fagott, Kontrafagott, komp. 18. Januar 1879

4. Karnevals-Tänze, komponiert um 1879

5. Exaltabunt, für 4stg. Männerchor, komp. 8. Januar 1890

6. Marsch für Klavier und Orchester, komp. 3. Dezember 1892

7. Ländler, für Violine, Klavier und Harmonium, komp. 30. September 1893

8. Erste Messe mit Offertorium

9. Zweite Messe mit Offertorium

10. Dritte Messe mit Offertorium, komp. 1898

11. Ave Maria, für Sopran-Solo, Violine und Orgel, komp. 1898

12. Ave Maria, für Alt- oder Bass-Solo und Orgel

13. Vierte Messe mit Offertorium, für gemischten Chor, Orgel und Streichorchester, komp. 1899

14. Thränen sind des Menschen Los, für gemischten Chor, komp. 1899

15. Fünfte Messe, für gemischten Chor, Orgel und Streichorchester, komp. 1900

16. Kurze Messe in C, komp. 28. Juni 1900

17. Timete Dominum, für gemischten Chor und Orgel, komp. 1. Nov. 1900

18. Viderunt omnes fines, für gemischten Chor, Orgel und Streichorchester, komp. 25. Dezember 1900

19. Am Grabe Jesu, für gemischten Chor, Orgel und Streichorchester, komp. 23. Januar 1901

20. Ave Maria, Duett, für Sopran, Tenor und Orgel, komp. 8. Mai 1901

21. Communion-Lied in E-Dur, für gem. Chor und Orgel, komp. 1902

22. Stabat Mater, komp. 1902

23. Jesu dulcis me Maria, für gem. Chor und Streichorchester, komp. 1902

24. O Maria, voll der Gnade, Chor und Orgel

25. Omni die dic Mariae, für 4 Singstimmen und Orgel, komp. 1902

26. Ave Maris stella, für 1 Singstimme und Orgel

27. 7 Antiphonen zur Palmweihe, komp. 5. April 1903

28. Salve Regina

29. Offertorium, am Feste Peter und Pauli

30. Graduale für das Fest Hl. Dreikönig, für gem. Chor und Orgel

31. Reges Tharsis, für gem. Chor und Orgel, komp. 1903

32. Simile est regnum, komp. 1903

33. Tollite portas, komp. 1903

34. Lied zum hl. Antoni, für 2 Stimmen und Orgel, komp. 1903

35. Diffusa est gratia, Offertorium für gemischten Chor, Orgel und Orchester, komp. 1904

36. Ad te levavi, für gem. Chor und Orgel, komp. 1904

37. Adorna Thalamum tuum, komp. 1904

38. Roratemesse, komp. 1905

39. Lass uns zu dir, für Chor und Orgel, komp. 1905

40. O dignaerux sublimes (?), für Chor und Orgel, komp. 1905

41. Es blüht der Blume eine, für Chor und Orgel, 1906

42. Lumen ad revelationem gentium, komp. 1906

43. O Deus, ego amo te, für Sopran-Solo, Violine und Orgel, komp. 1906

44. O Deus, amor meus, Offertorium für Sopran-Solo, Violine und Orgel, komp. 26. Juli 1906

Otto Weikert

Sterbematrikel von Otto Weikert, Neusatz 1924

Anna Weikert, Schülerin des Wienes Konservatoriums

Anna Weikert, Schülerin des Wienes Konservatoriums

Auftritt von Anna Weikert als Pianistin unter der Leitung von Josef Hellmesberger, am Wiener Konservatorium

 

Die Musikerfamilie Weikert

 

Auch die Kinder von Josef Weikert wurden Musiker. Julia Weikert kam am 9. Januar 1876 in Weißkirchen zur Welt und starb ebenda am 14. Juni 1895. Sie erhielt Musikunterricht bei ihrem Vater und trat bereits mit 12 Jahren (1888) als Pianistin auf.

Anna Weikert kam als zweites Kind am 17. Oktober 1877 in Weißkirchen zur Welt und starb ebenda am 14. November 1913. Auch sie trat bereits als Kind in einigen Konzerten ihrer Heimatstadt auf und studierte 1897-1899 am Konservatorium für Musik und darstellende Kunst in Wien. Ihr Lehrer war Hans Schmitt. Bevor sie nach Wien ging, gab sie ein Abschiedskonzert in ihrer Heimatstadt, über das in der Zeitung Die Nera (Nr. 24, 1897) ein ausführlicher Bericht erschienen ist:

 

Unter sehr reger Theilnahme des Publikums hat am 4. D. M. in der „Burg“ das von Frl. Anna Weikert aus Anlass ihres Scheidens von hier arrangirte Abschieds-Concert stattgefunden und ist dasselbe als glänzend gelungen zu bezeichnen, weshalb man sich auch in Ausdrücken des besten Lobes darüber aussprach, besonders aber über das wirklich fein nüancirte, treffliche, wahrhaft begeisternde Spiel des Frl. Anna Weikert, von welchem ein Musikkenner sagte: „Die Weißkirchner musikliebende Welt wird erst jetzt sehen, wenn Frl. Anna Weikert nicht mehr hier ist, was es an ihm verloren hat.“

Übergehend auf das Programm skizziren wir dasselbe in kurzen Zügen in folgendem:

Als 1. Piece hörten wir die Ouverture zur „Zauberflöte“ von dem unvergesslichen, unvergleichlichen Meister Mozart, auf zwei Clavieren zu acht Händen gespielt von den Frl. Amalie von Putsch, Marie Schmölz, Flora und Anna Weikert. Zartes inniges Zusammenspiel, exacter Anschlag, empfindungsvoller Vortrag charakterisirten diese Piece, nach welcher lang anhaltender stürmischer Beifall folgte.

Die von der Concertgeberin vorgetragenen Claviersolo „L´inquiétude“ von Dreyschock und „Rhapsodie“ von Liszt, sind wahre Perlen edler, herrlicher Musik, welche in Frl. Anna Weikert eine würdige Interpretin fand, die aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele eine solche Musik wiederzugeben versteht. Stürmischer Applaus folgte beiden Vorträgen.

Als 3. Piéce und als Piéce Nr. 7 sang der Deutsche Männergesang-Verein zwei prachtvolle Chöre: „Ich muss singen!“ und „Scheiden!“ mit wahrer Virtuosität und prächtigem Klang. Besonders auch der Chor „Scheiden!“ kam aus der Seele und dem Herzen aller Sänger, denn Frl. Anna Weikert war stets bereit, wo es hieß, den Verein in musikalischer Beziehung zu unterstützen, ihr bestes Können ihm zu weihen, ihr ganzes musikalisches Talent für ihn einzusetzen. Beide Lieder ernteten stürmischen, lebhaften Beifall.

In seinem Sohne Otto hat Hr. Josef Weikert, wie wir dies schon öfter zu erwähnen Gelegenheit hatten, neben seiner zweiten Tochter Flora eine musikalische Kraft, die zu den besten Hoffnungen berechtigt. Er behandelt die Geige, wie wir dies jetzt wieder in der Idylle „Traum der Sennerin“ hörten, mit einer Virtuosität, die einen zweiten Paganini in ihm vermuten lässt. Möge ihm der Sinn für diese Kunst nie abhanden kommen. Auch ihm und seinem Vater wurde lebhafter Beifall zu Theil.

 

Sie trat am 8. Juli 1899 gemeinsam mit dem Schülerorchester des Wiener Konservatoriums unter der Leitung von Josef Hellmesberger auf und spielte den ersten Satz des Klavierkonzertes in a-Moll von Johann Nepomuk Hummel. Als sie das Klavierstudium beendete, erhielt sie eine silberne Medaille seitens der Gesellschaft der Musikfreunde und ein Premium des Konservatoriums. Kurze Zeit danach, am 29. November 1899, war Anna Weikert Solistin eines Konzertes des Temeswarer Philharmonischen Vereins im Redoutensaal der Banater Hauptstadt Temeswar. Sie begleitete auch die Opernsängerin Ch. Danczkay. Das Programm dieses 28. Gründungsfest mit Konzert war wie folgt:

Programm: 1. Graf Zichy Géza: Serenade, für Männerchor, Orchester und Klavier; 2. A. Dvorak: Quintett, op. 81 (A. Weikert, M. Novacek, A. Ruschil, J. Rudolf, E. Gerger); 3. a) Gounod: Frühlingslied, b) Jensen: Murmelndes Lüftchen, c) Weber: Arie aus der Oper Oberon; 4. a) W. Sapellnikoff: Danse des elfes, b) B. Godard: Mazurka; 5. a) Richard Wagner: Isolden´s Verklärung aus der Oper Tristan und Isolde, b) Franz Schubert: Der Neugierige (Klavierbegleitung Árpád László); 5. Johannes Pache: Stilles Gedenken, Männerchor und Streichorchester; 6. Witt: Die Thräne, Männerchor, Gründungslied des Vereins; 7. E. Lányi: Volkslied; 8. M. Weinzierl: Lerche, Fink und Nachtigall; 9. Josef Haydn: Streichquartett.

Im Jahresbericht des Temeswarer Philharmonischen Vereins lesen wir folgendes über den Erfolg der Pianistin Anne Weikert:

(…) Aber die Begleitung des Auditoriums erfuhr noch eine wesentliche Steigerung durch das A. Dvorak´sche Quintett, Op. 81, für Klavier und Streicher. Die Klaviervirtuosin Anna Weikert, eine jugendliche Erscheinung voll Anmuth, Liebreiz und Grazie, wurde, als sie am Arm des Präses unserer Philharmoniker Herrn Dr. Josef Weldin das Podium betrat, mit begeisterten Eljenrufen empfangen. Die Pianistin rechtfertigte sofort die Ovation durch künstlerisch vollendetes, durchgeistigtes Spiel. Mit ihren Partnern M. Novacek, A. Ruschil, J. Rudolf und E. Gerger vereint, welche ihre Instrumente mit gewohnter Meisterschaft beherrschten, schuf Frl. Anna Weikert mit Allegro ma non troppo und Dumka (Elegie) wahre Kabinetstücke, welche herrliche Leistungen das Auditorium immer wieder zu stürmischem Beifall hinriss. Es wurde der jugendlichen Künstlerin unter frenetischem Jubel der Zuhörerschaft ein Bouquet aus Nelken, Kamelien, Rosen, Veilchen und Chrisanten überreicht. (…)

Wieder setzte sich Fräulein Anna Weikert, von der Zuhörerschaft lebhaft begrüßt, an das Klavier, um mit herrlichen Tonschöpfungen von W. Sapellnikoff Danse des elfes und B. Godards Mazurka, alle Herzen zu erfreuen. Mit virtuoser Technik und künstlerischem Gefühl entledigte sich die Pianistin auch dieser Aufgabe, einen in der Redoute selten gehörten Applaussturm hervorrufend, der sich nach jedesmaligem Erscheinen der gefeierten Künstlerin erneuerte. (…)

 

Florentine Weikert kam am 18. Mai 1881 in Weißkirchen zur Welt und starb am 21. Mai 1977 in Budapest. Sie war das fünfte Kind der Familie Weikert und erhielt wie ihre Schwestern ebenfalls Klavierunterricht von ihrem Vater.

Otto Weikert ist am 16. Jun im1883 in Weißkirchen geboren und starb am 15. Mai 1924 in Neusatz (Novi Sad). Schon mit 13 Jahren trat er als Violinist in Konzerten seiner Heimatstadt auf, später auch in Werschetz. Im Jahre 1904 gründete er das Erste Weißkirchner Musikorchester, über dessen erstes Konzert in der Zeitung Die Nera (Nr. 19, Mai 1904) folgender Bericht erschienen ist:

Das erste Concert, welches Herr Otto Weikert mit seiner neugegründeten Musikkapelle im Hotel Haller Donnerstag Abend veranstaltet hat, war sehr gut besucht und ist im Allgemeinen sehr gelungen ausgefallen. Die neue Musikkapelle, aus, wenn wir nicht irren, 14 oder 15 Mann bestehend, rekrutirt sich aus hiesigen Dilettantenkreisen und früher berufsmäßigen Musikern und hat sich der junge Musiker Herr Otto Weikert alle Mühe gegeben, trotz des nicht ganz harmonischen Zusammenpassens der einzelnen Instrumente, etwas greifbares, fassbares zu leisten, was wohl später sich durch öfteres Zusammenspiel und Anschaffung neuer Instrumente ausgleichen wird. Die von der Musikkapelle executirten Piecen: Hunyadimarsch, „Wache der Königin“, Operettenhauch, Suspinul, Walzer von Iovanovic und ein Schlussmarsch, wurden vom Auditorium sehr freundlich aufgenommen und lebhaft applaudirt. – Einen ganz besonderen Kunstgenuss verschaffte und Frau Anna Päsold (Weikert) aus Budapest, die preisgekrönte Pianistin, mit ihrem herrlichen Vortrage des 1. Satzes der Beethoven´schen „Sonate Patetique“ und Moczkovsky´s wunderschönen Salon-Walzer. Ihr seelenvolles bravouröses Spiel, ihr charmantes Auftreten, fern von jeder Ziererei, verschafften dem Lieblinge der Weißkirchner stürmischen Beifallssalven, die gar nicht enden wollten.

In dem Kalliwodaschen seelenvollen Liede: „In die Ferne“, accompagnirt von Hrn. Josef Weikert (Violine), Frau Anna Päsold (Klavier) entfaltete Frau Marie Udvardy, unsere hochverehrte Sängerin, durch ihren tiefempfundenen Vortrag und ihre prächtige Stimme ihr ganzes schönes Können. Frau Udvardy, die stets bereitwilligst mitgewirkt, wo es ihr gilt, eine gute Sache, oder die Kunst zu unterstützen, bewies auch hier wieder, dass sie mit ganzer Seele und gerne mitwirkt dann, wenn sie auch dem Publikum eine freundliche Stunde verschaffen kann. Deshalb war auch der stürmische Applaus, der ihrem Gesange und der kleinen gesanglichen Zugabe folgte, ein wohlverdienter, ein aus aller Herzen kommender. Frau Anna Päsold und ihr Papa partizipirten in reuchlichem Maße auch an diesem Applaus durch ihr kunstvolles Accompagnement.

In Hrn. Johann Nocker, Regenschori und Chormeister aus Werschetz, welcher aus besonderer Gefälligkeit für den Concertgeber seine Mitwirkung zusagte und hieher gekommen war, lernten wir einen Sänger, einen Tenoristen kennen, welcher das Auditorium wahrhaft entzückte. Ein selten schönes biegsames Organ, bis in die höchsten Töne glockenrein und von bezaubernder Weichheit, so sang Herr Nocker Schubert´s immer noch schönen hochdramatischen „Erlkönig“ und das schöne Lied von Mayer-Hellmund: „Ich darf dich küssen“. – Frenetischer Beifall folgte diesen Liedern, worauf sich Herr Nocker zu einer Zugabe entschloss, deren wundersamer Sang, rein und überall vernehmbar bis zum leisesten Piano, einen noch potenzirteren Jubel erweckte. Wir danken Hrn. Nocker herzlich für den wahren Kunstgenuss, den er uns bereitet.

Den Abend beschloss ein Violinsolo von Dancla, welches Herr Otto Weikert in echt künstlerischer Weise zu Gehör brachte und welches von seiner Schwester Frau Anna Päsold prächtig und discret auf dem Klavier begleitet wurde.

Nach beendigtem Programm wurde noch ein Tänzchen gemacht, wozu die neue Kapelle aufspielte und schloss hiemit ein kunst- und genussvoller und sehr gemüthlicher Abend.

 

Im Jahre 1910 gründete er in Weißkirchen das Kammerorchester Weikert und Neuderth. In der Zeitspanne 1907-1914 war er als Organist der St. Annakirche tätig, leitete den Gewerbe Gesangverein wie auch den Serbischen Gesangverein (Srpsko Pevacko Drustvo). Er wurde in seiner Heimatstadt als „ein Paganini“ gefeiert und erntete mit seinen Auftritten als Geigenspieler große Erfolge.

 

Die 4 AVE MARIA von Josef Weikert

 

 

 

 

Nach:

Edith Fischer, Zivan Istvanic: Die Kirchenmusik im Banater Ort Weisskirchen, erschienen in: Franz Metz (Hrsg.): Die Kirchenmusik in Südosteuropa, Verlag Hans Schneider, Tutzing 2004

Zivan Istanic, Edit Fiser: Joseph Weikert (1837-1907), Bela Crkva (Banat) 1999 (in serbischer Sprache)

Franz Metz: Der Temeswarer Philharmonische Verein. Eine Chronik südosteuropäischer Musikgeschichte 1850-1950, Edition Musik Südost, München 2005

 

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