BuiltWithNOF
EDITION MUSIK SÜDOST

Georg Scherka

(1833-1915)

von Dr. Franz Metz

 

Georg Scherka (* 3. April 1833 Böhmen, † 28. Januar 1915 Hatzfeld) war zweifellos der bedeutendste Hatzfelder Kirchenmusiker. Er studierte u. a. auch in Wien und war ab 1857 in Lippa als Lehrer tätig. 1858 kam er nach Hatzfeld und wirkte bis 1914 als Organist an der katholischen Kirche. 1882 gab er in Hatzfeld ein Präludienbuch für die Orgel heraus und 1881 erschien sein kirchliches Gesangbuch: Kirchengesänge für katholische Christen. Nebst den Sonn- und Festtags-Vespern, Begräbnisgesängen, und einem Anhang von Morgen-, Abend-, Meß-, Beicht-, Communion- und andern Gebeten, nebst mehrerer Litaneien. Für die Hatzfelder christliche Gemeinde gesammelt. Nagy-Szent-Miklós 1881. Davon sind auch noch andere Ausgaben erschienen: Hatzfeld 1902 und Zsombolya (auch Hatzfeld) 1912.

Peter Jung veröffentlichte in der Hatzfelder Zeitung vom 9. April 1933 einen interessanten Artikel zu dessen Leben: Georg Scherka, der Erzieher der Gemeinde Hatzfeld. Zu seinem 100. Geburtstag:

 

Es gibt unter den Menschen Kiesel, Halbedelsteine und Edelsteine. Die ersten sind wertlos, die zweiten haben nur einen Scheinwert und erst die dritten sind vollwertig. Und ein vollwertiger Edelstein war auch der ehemalige Hatzfelder Direktorlehrer Georg Scherka. Dieser Vergleich gilt aber nicht nur für den Lehrer und Erzieher, sondern er gilt auch für den Mann und Menschen, von dem hier die Rede ist.

Georg Scherka erblickte am 3. April 1833 in der zum Znaimer Kreis gehörigen deutschen Gemeinde Oberfröschau als Kind bäuerlicher Eltern das Licht der Welt. Er war also ursprünglich in Mähren beheimatet. Freilich tummelten sich außer dem kleinen Georg noch mehrere Kinder im elterlichen Haus. Seine inneren Anlagen und wahrscheinlich die Unmöglichkeit, einmal auf eigener Scholle Bauer werden zu können, ließen ihn schon früh den Weg erkennen, den er zu beschreiten hatte, wenn aus ihm ein tüchtiger, brauchbarer und der Allgemeinheit nützlicher Mann und Mensch werden soll. Er wurde daher Schüler der Znaimer Unterrealschule, die er mit Auszeichnung bestand.

Im Schuljahr 1851-1852 besuchte er den Höheren Pädagogischen Kurs in Wien, wo er sich das Zeugnis eines Hauptschullehrers holte. Während dieser Zeit besuchte er regelmäßig das Wiener Polytechnikum, wo er sich mit Mathematik, Physik, Mechanik und Chemie beschäftigte. Schon wollte er sich als ordentlicher Hörer inskribieren lassen, als die wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Eltern ihn zur Aufgabe seines schönen und ehrgeizigen Planes zwangen.

Um sich selber behaupten zu können, musste er 1853 im niederösterreichischen Großharras die Stelle eines Unterlehrers annehmen, von wo er schon nach einem halben Jahr eine Berufung an die Znaimer k. u. k. Haupt- und Unterrealschule erhielt. Seine Znaimer Tätigkeit wurde von der Stadthalterei sowohl als auch vom Bischöflichen Konsistorium in Brünn anerkannt.

Indes scheint die Bezahlung keine glänzende gewesen zu sein, denn schon 1856 zieht der damals erst dreiundzwanzigjährige, hoffnungsvolle Lehrer nach Tulln und bald darauf nach St. Pölten in Niederösterreich. Aber auch hier scheint es mit dem Gehalt schlecht bestellt gewesen zu sein, um so mehr als Georg Scherka ein Mädchen in sein Herz geschlossen hatte, das er je eher heimführen wollte. Unter solchen Umständen folgte er gerne einer auf Grund seiner Wahl erfolgten Berufung nach Lippa an der Marosch (1857), also ins Banat, das ihm eine zweite Heimat werden sollte.

In Lippa hatte er mit der Lehrerstelle auch den Dienst des Organisten zu versehen. Aber auch in Lippa litt es ihn nicht lange, denn schon am 1. August 1858 befand er sich in Hatzfeld, von wo er nimmer schied und wo ihm schließlich auch das Grab geschaufelt werden sollte.

In Hatzfeld war er als erster Lehrer und auch als Orgelspieler tätig. Im Jahre 1876 wurde er zum Direktor der Volksschule gewählt. Nachdem viele Hatzfelder Geschlechter zu tüchtigen, geistig aufgeschlossenen und gewissenhaften Menschen herangebildet waren, ging er am 1. Juli 1901 in den tatsächlich mehr als wohlverdienten Ruhestand. Er war 49 Jahre lang im Lehramte tätig, wovon 43 allein auf Hatzfeld entfielen. Der damalige Kultus- und Unterrichtsminister Julius Wlassics ließ ihm durch den damaligen Torontaler Schulinspektor Dr. Michael Szabo seine Anerkennung aussprechen. Eine handgreifliche Anerkennung indes, etwa in Form eines Ordens, gab es für den deutschen Lehrer nicht, trotzdem dieser noch in seinem vorgerückten Alter die ungarische Sprache erlernte. Einen Tag vorher anerkannte auch der Schulausschuß der Gemeinde Hatzfeld die großen Verdienste des unvergleichlichen Lehrers und Volkserziehers. Am 28. Sept. 1904 aber wählte ihn der Südungarische Lehrerverein, der an diesem Tage in Temeswar zu einer Hauptversammlung zusammengetreten war, zu seinem Ehrenmitglied. Er war übrigens auch Mitglied des Komitatsschulrates, Vizepräsident des Südungarischen Lehrervereins und längere Zeit auch Obmann seines Hatzfelder Zweigvereins.

Den Organistendienst versah Georg Scherka bis zum 31. März 1914, also bis in sein Greisenalter, war er doch damals bereits 81 Jahre alt. Alles in allem war er in Hatzfeld 56 Jahre lang als Orgelspieler tätig. Hierzu muß noch bemerkt werden, daß er auch Privatunterricht erteilte. Auf diese Weise konnte er wenigstens einhundert Lehrer heranbilden, wogegen ein anderer Teil seiner Privatschüler sich der akademischen Laufbahn zuwandte. War auch sein Leben einzig und allein nur der Arbeit gewidmet, so muß anderseits doch auch zugegeben werden. daß diese Arbeit von herrlichen Erfolgen begleitet war und reichlich Früchte trug.

Erwähnt sei auch, daß er sich als Komponist und Liedersammler betätigte. So gab er 1882 auf 96 Seiten 112 Präludien für Orgel, 1884 aber im Verlag des Hatzfelder Buchhändlers Franz Kremmer ein geistliches Liederbuch heraus, das auf der ganzen Banater Heide Verbreitung fand. Diese Lieder sammelte und ordnete er in mühseliger, aufreibender Kleinarbeit. (...)

Georg Scherka erlag am 29. Jänner 1915 einem tückischen dreitägigen Lungenleiden. Er hatte ein Alter von zweiundachtzig Jahren erreicht und wurde auf dem Hatzfelder Friedhof in einem von der Gemeinde gestifteten Ehrengrab als deren Toter beerdigt.

 

BILDDOKUMENTATION

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2018

[Home] [Bücher] [Noten] [CD] [Musikwissenschaft] [Komponisten] [Artikel] [Editor] [Organologie] [Kontakt] [Impressum] [Links] [Konzert]