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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Fritz (Friedrich) Renger

(1866-1937)

von. Dr. Franz Metz

 

Fritz Renger wurde 1866 in Deutsch-Kamnitz (Böhmisch-Kamnitz) geboren. Er war Mitglied des berühmten Knabenchores der Regensburger Domspatzen, besuchte das Wiener Konservatorium und kam nach Werschetz als Organist, Regenschori an der St. Gerhardskirche. Hier starb er im Jahre 1937. Renger hat sich als Pianist, Chorleiter, Dirigent und Musikpädagoge in Werschetz einen wichtigen Platz in der Reihe der Persönlichkeiten dieser Banater Stadt erworben. Einige seiner Kompositionen sind im Selbstverlag und in Leipzig erschienen.

Im Jahre 1913 erschien in Werschetz seine Sammlung von Kirchenliedern, welche in der katholischen Kirche gesungen wurden und beim Verlag Breitkopf und Härtel in Leipzig erschienen ist: Kirchen-Liederbuch. Gesänge für den Gebrauch beim Volksgesang in der Werschetzer r[ömisch]-k[atholischen] Pfarrkirche. Gesammelt und durchgesehen von Fritz Renger, Chordirektor und Organist.

Im Jahre 1920 vertonte Renger das Gedicht Festgesang der deutschen Hochschulverbindung Banatia für eine Singstimme mit Klavierbegleitung. Dieses Gedicht stammt von Ludwig Bauer (1892 Werschetz – 1963 Mittersill), der im Jahre 1914 in München zum Doktor der Philosophie promoviert hat und später in seiner Heimatstadt im Lehramt tätig war:

 

Festgesang der deutschen Hochschulverbindung Banatia

 

Hebt zum Sange an, ihr Treuen

Deutscher Akademia,

singt das Hohelied der freien

Burschenschaft Banatia!

 

Hebt es an mit vollem Klange,

hohem Sinn und lautrer Lust;

Brüder, diesem Kraftgesange

weihet machtvoll eure Brust!

 

Seid der ruhmesreichen Ahnen,

eurer Herkunft eingedenk,

denn fürwahr, ihr seid Germanen!

Dankt den Göttern dies Geschenk!

 

Deutsch war eurer Väter Sitte,

deutsch der Mutter trautes Wort,

darum sei in eurer Mitte

stets ein fester deutscher Hort!

 

Mit der Tat sollt ihr beweisen,

dass ihr sollt das Deutschtum preisen!

Hebt das Banner schwarz-rot-gold!

 

Reicht die Hand zum heilg´en Bunde

und gelobt den stolzen Eid

feierlich aus aller Munde,

dass ihr standhaft Deutsche seid!

 

Fritz Renger leitete in Werschetz einige Jahre auch den Werschetzer Männergesangverein (MGV), bis er nach Pantschowa als Regenschori der römisch-katholischen Kirche umgesiedelt ist. Sein Nachfolger in diesem Amt war der Kapellmeister und Komponist Heinrich Weidt (1824-1901). Es gab aber auch in den Jahren danach freundschaftliche Beziehungen zwischen Renger und seinem Werschetzer MGV. Dieser veranstaltete im Juni 1895 unter der Leitung von Chormeister Weidt eine Sommerliedertafel, bei der, laut den Berichten im Werschetzer Gebirgsbote, u.a. Werke von Erkel Sándor, M. v. Weinzierl, J. Jüngst, H. Finzenhagen, R. Seyfried, Th. Koschat aufgeführt wurden, dann Fliederbusch für Damenchor mit Orchesterbegleitung von Josef Bobisch, instrumentiert von Heinrich Weidt und Der Postillon, Männerchor mit Posthornsolo, eine eigene Komposition des Chorleiters. Dieses Konzert des MGV in der Stadtgarten-Restauration wurde vom Werschetzer Publikum wie auch von der Presse begeistert angenommen, auch der Bericht sparte nicht an Lob für den Chor und den Chormeister. Im Chor Alles ein Hauch von Wallbach sang „…Frl. Louise Weidt das Sopransolo mit jugendlich frischer Stimme, die zu schönen Hoffnungen berechtigt.“ Luise (Lucy, Lucie) Weidt, die Tochter Heinrich Weidts, wird zwischen 1902-1927 als Primadonna der Wiener Hofoper eine erfolgreiche Karriere absolvieren. Ihre ersten Auftritte als Sängerin und Pianistin hatte sie aber in Werschetz und Weisskirchen.

Fritz Renger wird mit seinem Pantschowaer Gesangverein im Oktober 1896 nach Werschetz kommen, um mit dem Werschetzer MGV ein gemeinsames Konzert zu geben. Diese dritte Pflichtliedertafel wurde von Heinrich Weidt geleitet, der auch für das Programm gezeichnet hat. Zum Beginn wurde, wie immer, ein ungarischer Chor gesungen, diesmal erklang der ungarische Männerchor Ki a gonddal, gefolgt von Werken von K. Schwab, W. Reuling, Otto von Braune und Norbert Host (Vollblut-Wienerin). Von Heinrich Weidt sang man den Chor Was wollt ihr trinken. Beide Chorleiter, sowohl Fritz Renger als auch H. Weidt wurden „stürmisch akklamirt“. Louise Weidt trat bei diesem Konzert als Pianistin auf. Am Sonntag besichtigten die Gastsänger die Stadt und den Park und machten gemeinsam einen Ausflug „auf das Gebirge“: „… Das Band der sangesbrüderlichen Freundschaft, welches bei dieser Gelegenheit zwischen Pancsova und Werschetz gewoben wurde, wird ein unzerreißbares bleiben für alle Zeit.“ Der Besuch dieses Konzertes war trotz des gleichzeitigen Konzertes des Arbeiter-Gesangvereins sehr gut.

Es verging keine lange Zeit und der Pantschowaer MGV kam mit seinem Frauenchor und seinem Dirigenten Fritz Renger wieder nach Werschetz. Hier hat man die Operette Javotte, das neue Aschenbrödel von Jonas gemeinsam mit der Militärkapelle des Infanterie-Regiments Nr. 83 in der Redoute unter der Leitung des Chorleiters Fritz Renger aufgeführt. Am Sonntag sang dann der Chor in der katholischen Pfarrkirche die Kempter-Messe in D-Dur. Der ganze Aufenthalt der Pantschowaer Sänger fand in der Presse einen großen Widerhall. Noch im gleichen Jahr hat der Verlag von C. F. W. Siegel (R. Linnemann, Leipzig) einige Chöre für Männergesangvereine von Chormeister Fritz Renger veröffentlicht, die J. P. Graff de Pancsova gewidmet sind: Gott grüß dich, lieber Sonnenschein, Nachtigall hüte dich, Ich liebe was fein ist.

Das nächste Konzert wurde am 6. Mai 1899 im Werschetzer Redoutensaal von Tenor J. Nocker, Organist in Großbetschkerek und geboren in Werschetz, unter der Mitwirkung des Werschetzer MGV gegeben. Am Klavier war Emanuel Pichert. Im Programm befand sich auch das Lied Das Mädchen und der Schmetterling, komponiert vom ehemaligen Dirigent des MGV, Fritz Renger, der nun in Pantschowa tätig ist. Es könnte sein, dass dieser auch den Werschetzer MGV bei diesem Konzert geleitet hat.

Weitere Kompositionen von Fritz Renger:

- Die schöne Werschetzerin, op. 23, Walzer für das Pianoforte

- Zwei Lieder für eine mittlere Stimme mit Klavierbegleitung, op. 12: 1. Wie war er schön der Maientag (nach Ernst Staus), 2. Das Blatt im Buche (nach Anastasius Grün)

- ´s Guckloch, op. 24, nach Lina Sommer, in schwäbischer Mundart, Lied für eine mittlere Stimme mit Klavierbegleitung

- Abschied, op. 26, vierstimmiger Männerchor (Gedicht von Heimdal aus Fliegende Blätter)

- Drei Männerchöre: Gott grüß dich, lieber Sonnenschein, Nachtigall hüte dich, Ich liebe was fein ist, gewidmet J. P. Graff de Pancsova, Verlag von C. F. W. Siegel (R. Linnemann, Leipzig)

- Das Mädchen und der Schmetterling, Lied für eine Gesangstimme mit Klavierbegleitung

- Improprien, Offertorium für Palmsonntag, für gemischten Chor, Pantschowa 1895

-Popule meus, Responsorium für Karfreitag, für gemischten Chor, Pantschowa 1895

- Tui sunt coeli, für gemischten Chor, Pantschowa, um 1895

 

Literatur:

- Robert Rohr, Unser klingendes Erbe, Band I, Passau 1988, S. 296, 310; Band II, S.  18,61, 125. Band IV, S. 143, 154.

- Anton Eberst, Muzicki Brevijar Grada Vrsca, Novi Sad 2001, S. 93, 94.

- Franz Metz, Heinrich Weidt. Der Lebensweg eines deutschen Kapellmeisters im Europa des 19. Jahrhunderts, München 2015.

- Werschetzer Gebirgsbote, 26.5.1895, Nr. 42, S. 3, Archiv der Ungarischen Széchényi-Nationabibliothek, Budapest

- Südosteuropäisches Musikarchiv Dr. Franz Metz, München

 

Bilddokumentation

 

Fritz Renger: Gesangbuch (Werschetz 1913)

Fritz Renger (1866-1937)

Fritz Renger: Festgesang (Werschetz 1920)

Fritz Renger:

Die schöne Werschetzerin

Fritz Renger: Improprien (Pantschowa 1895)

Fritz Renger: Tui sunt coeli

(Pantschowa 1895)

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2015

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