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EDITION MUSIK SÜDOST

Geza Neidenbach

(1880 Ebendorf – 1955 Lugosch)

Von Dr. Franz Metz

Biographie

Bilddokumentation

 

Kantorlehrer Geza Neidenbach kam am 6. Januar 1880 in Ebendorf (rum. Ştiuca, ung. Csukás) zur Welt und starb am 1. Oktober1955 in Lugosch. Sein Vater, Franz Neidenbach (*1849 Hatzfeld, +1900 Ebendorf) war in Ebendorf bereits 21 Jahre als Kantorlehrer tätig, seine Mutter Leopoldine (geb. Schozulan) stammte aus Wien. Geza Neidenbach absolvierte die Lehrerpräparandie in Karansebesch und wurde mit 20 Jahren, als Nachfolger seines Vaters, Lehrer der Dorfschule seines Heimatortes. Eigentlich wollte er in Wien Musik studieren, doch dazu kam es nicht mehr. ( Margarethe Miculescu: Ein Lehrer von besonderem Format – Geza Viktor Neidenbach, in: Lugoscher Vierteljahresblätter, 9/2006, herausgegeben von Prof. Heinrich Lay, Töging am Inn, S. 119-136.)

Obzwar die Gemeinde Ebendorf in der hügeligen Landschaft der Banater Hecke liegt, brachten es die im Jahre 1786 eingewanderten deutschen Kolonisten zu einem bescheidenen Wohlstand. Geza Neidenbach hatte bereits als junger Mann einige schwere Schicksalsschläge erleben müssen: seine erste Frau, Stefanie, verstarb bereits 1910 im Alter von 27 Jahren, seine zweite Frau Friederike verstarb 1917 im Alter von 28 Jahren und so heiratete er 1919 Helene Winkler (geb. 1897 in der Batschka). Er musste als Soldat im ersten Weltkrieg an der italienischen und rumänischen Front kämpfen und wurde mit mehreren Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet. In seinem Erinnerungsalbum dokumentiert er anhand von zahlreichen Fotos das Soldatenleben an der italienischen Front, sammelte selbst abgeworfene italienische Flugzettel aus Piave, wo er im Schützengraben lag.

Zurückgekehrt in seine Heimatgemeinde Ebendorf, wurde er für einige Jahre der wichtigste Mann des Dorfes. Er gründete z.B. mit seinen Schülern ein Blasorchester, mit dem er 1912-1914 in Lugosch, Temeswar und Buziasch aufgetreten ist. Selbst ein Lehrer aus der französischen Schweiz nahm an einem solchen Konzert als Zuhörer teil und wendete sich danach in einem Schreiben an Geza Neidenbach in dem er um nähere Informationen über sein musikalisches Wirken bittet. Dieser wollte ein solches beispielhaftes Schülerorchester auch in der Schweiz gründen.

Im Jahre 1922 initiierte er eine Sammlung unter den nach Amerika ausgewanderten Landsleuten, um drei neue Glocken für die Ebendorfer Kirche gießen zu lassen. Nur ein Jahr später, 1923, konnte durch seine Initiative ein Kriegerdenkmal für die 30 gefallenen Ebendorfer Landsleute der österreich-ungarischen Armee während des ersten Weltkriegs errichtet werden. Für die Ebendorfer Kirche hat Neidenbach einen neuen Marienaltar entworfen und gestiftet. Im Jahre 1930 wurde sein dreißigjähriges Lehrerjubiläum gefeiert, bei dem auch Bischof Dr. Augustin Pacha zugegen war. Als seine „letzten Werke“ bezeichnete Geza Neidenbach ein Feldkreuz am Weg nach Gavosdia, ein Steinkreuz vor der Kirche und ein neues Ebendorfer Friedhofstor, das auch heute noch steht. Neidenbach leitete auch den Ebendorfer Männergesangverein, mit dem er bei vielen Konzerten und Festlichkeiten mitgewirkt hat.

Das Wirken von Kantorlehrer Geza Neidenbach im kleinen Ebendorf war so erfolgreich, dass selbst ein rumänischer Lehrer in einem Zeitungsbericht 1923 diesen als beispielhaft für die rumänischen Dörfer bezeichnet hat: „… Der Herr gebe, dass auch in jeder rumänischer Gemeinde der Pfarrer und der Lehrer, begleitet von den anderen Intellektuellen, in Harmonie und gutem Einvernehmen zu unserem Wohlergehen arbeiten mögen. Wir müssen auch erwachen, denn die Zeit ist gekommen. Ohne Wissen, ohne Kultur können wir nicht leben.“ Im Jahre 1936 ging die Zeit als Kantorlehrer in Ebendorf zu Ende, da er mit seiner Familie nach Lugosch umgezogen ist. In seinem äußerst wertvollen Fotoalbum beschrieb er seine Zeit als Kantorlehrer so: „Was war ich? / 4 Jahre confessioneller Lehrer / 6 Jahre Staatslehrer / 26 Jahre Direktorlehrer / 36 Jahre Organist / 40 Jahre Genossenschaftsbuchhalter / 20 Jahre Kirchenrats (weltlicher) Präses / 2 Jahre Matrikelführer / Versicherungsagent / Fleischbeschauer / Totenbeschauer / Gemeinderatsmitglied / Feuerwehrkommandant / Gesangsvereinschorleiter / Kurschmidt / Sanitätsagent und permanenter Retter / Baumschulmanipulant / Bauernvereinspräses / Volksgemeinschaftsobmann / Mein Herz, was willst noch mehr?“

Im Jahre 1936 zog er mit seiner Familie nach Lugosch, wo er und seine Frau an der deutschen Schule angestellt wurden. Auch wirkte er 2 Jahre als Staatslehrer, als Organist der evangelischen Kirche, als Sekretär des Maria-Radna-Wallfahrervereins, als Gesanglehrer am Gymnasium, Aushilfsorganist an der katholischen Kirche und nicht zuletzt als Kirchenchormitglied als Andor Arató diesen geleitet hat. In diesen Jahren entstanden auch die meisten seiner Kirchenlieder und Chorwerke, die er in einem umfangreichen Band mit dem Titel Liederschatz zusammengetragen hat: Schöpfer aller Kreaturen (Jubiläumsmesse, 1925), Glückselig wer auf Gottes Wegen (1930), Maria, unsre Freude (1952), O heiliger Morgen, o selige Zeit, Reich gesegnet sei die Stunde (1930), Requiem (1930), Segne Gott die schöne Stunde (1930), Trauerlied für die in Russland gestorbenen (1946?), Dir, Priester, gilt die heutge Feier (gewidmet P. Leopold Kutsch (1950), Ostersonntags-Morgen (1952), Húsvéti Alleluja (Österliches Halleluja, mit ungarischem Text, 1952), Maria, dir singen Engel im Chore (1952), Strecke aus deine milde Hand (1953). Seine Kirchenlieder wurden bis zur Auswanderung der meisten deutschen Bewohner der Stadt (1992) regelmäßig gesungen.

 

BILDDOKUMENTATION

 

Katholische Pfarrkirche von Ebendorf / Csiukas

Konfessionelle Schule von Ebendof

Schülerbataillion 1912-1914

Schülerorchester der Ebendorfer Schule

Geza Neidnbach mit den neuen Kirchenglocken

Geza Neidenbach mit Domkapitular Blaskovics bei der Weihe des Kriegerdenkmals in Ebendorf

Geza Neidenbach bei seiner Ansprache anlässlich der Weihe des Kriegerdenkmals

Die Orgel der katholischen Pfarrkirche von Ebendorf

Geza Neidenbach mit einigen seiner Sängerinnen des Ebendorfer Kirchenchores

Das Friedhofstor von Ebendorf, errichtet nach den Plänen von Geza Neidnbach

Erster Weltkrieg: Besuch des Erzherzogs Josef bei den Soldaten

Im ersten Weltkrieg: 30,5 österr. Mörser

Bilder aus dem ersten Weltkrieg: Evakuierung der Zivilbevölkerung

Ausbau einer Stellung im ersten Weltkrieg

Geza Neidenbach im ersten Weltkrieg: Verbrüderung mit den Russen zu Ostern 1917 bei dem Drahtverhau

Franz-Josef-Medaille für Geza Neidenbach

Aus dem Erinnerungsalbum: Eigenhändige Zeilen von Erzherzog Josef

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2018

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