István Kováts jun.
1828-1881
von Dr. Franz Metz
Tätigkeit im Banat:
Großomor
Altbeschenowa
Die meisten Daten über den Orgelbauer István Kováts jun. aus Szeged verdanken wir Dr. Szigeti Kilián, der in seinem Buch Régi Magyar Orgonák. Szeged (Historische Orgeln Ungarns. Szeged), Budapest 1982, diesem ein ganzes Kapitel widmet. Im Banat finden wir seine Spuren in Altbeschenowa und in Großomor.
István Kováts jun. (1828-1881) war das 4. Kind von Orgelbauer István Kováts sen. In der Familienchronik schreibt sein Vater, dass er „im Zeichen des Stiers“ zur Welt gekommen sei. Er setzte den Beruf seines Vaters als Lebensziel fort, wurde Orgelbauer und verdiente es, eben wie sein Vater, durch gewissenhafte Arbeit, Fleiß, Ausdauer und ehrliche Lebenshaltung anerkannt zu werden.
Den Beruf des Orgel- und Klavierbauers kannte er seit seiner Kindheit und konnte beides in der Werkstatt seines Vaters erlernen. Als dieser 1843 starb, war der Sohn 15 Jahre alt. Es war daher unmöglich in diesem frühen Alter die Werkstatt zu übernehmen. Er benötigte noch Fachkenntnisse, Lehre und Erfahrung und ging auf Reisen. In Wien befasste er sich mit Klavierbau und lernte in diesem Beruf die neuesten Methoden im Instrumentenbau kennen. Wir wissen nicht, bei wem und wann er seine Meisterprüfung abgelegt hat. Während er auf Reisen war, vermietete die Mutter das eine Haus (in der Strahlengasse) an das naheliegende Krankenhaus. Laut der Vereinbarung mit dem Stadtrat übergab damals Witwe Rosalia Kováts, geb. Széke, das Haus zur Verwendung für ortsansässige Alten und Behinderte.
Der Sohn, István Kováts jun., befand sich etwa 10 Jahre auf Studienreisen. Dies war damals nichts Außergewöhnliches, wie wir es aus der Autobiographie des Orgelbauers Josef Angster wissen. Heimkehrend verehelichte er sich mit Agnes Veltsov aus der Banater bulgarischen Gemeinde Altbeschenowa (ung. Óbesenyö). Vermutlich ist auch dies der Grund, weshalb er sich später der Orgel in Altbeschenowa widmen wird. Agnes brachte ihm 5 Kinder zur Welt: Agnes 1863, Etelka 1864, Ilona 1867, Sándor 1872 und Anna 1875. Nach der Geburt des 5. Kindes starb sie mit nur 35 Jahren. Für diese Kinder musste aber gesorgt werden und so heiratete er balb Maria Anzengruber. Am 13. Januar 1881 starb István Kováts an Tuberkulose und wurde auf dem Palankaer Friedhof bestattet.
István Kováts jun. übernahm die Werkstatt seines Vaters in der Orgelgasse. Da er aber auch Klaviere baute, mietete er zu diesem Zweck das Kemény-Haus auf dem Dugonits-Platz. Bald darauf verlegte er diese Werkstatt in die Schwarzer-Adler-Gasse (heute Bajcsi-Zsilinszky u.) gegenüber des Rathauses. Im 1. Stock richtete er den Klaviersalon ein sowie die eigene Wohnung. Hier lebte er bis zu seinem Tode.
István Kováts jun. hatte nur einen einzigen Sohn, Sándor (Alexander) Kováts (1872-1954), der sich aber nicht mehr mit dem Orgelbau beschäftigte sondern sich dem Klavierbau widmete. Dieser erlernte den Beruf bei der Firma Karl Hamburger in Wien. Später weilte er auch in Tschechien in Reichenberg (Liberec). Heimkehrend leistete er seinen Militärdienst in der k.u.k.-Armee. Seine Stiefmutter hatte das Klavierbaugewerbe aufgegeben und verkaufte nur mehr Instrumente. Nachdem die beiden geschäftliche Differenzen hatten, verlies er den Klaviersalon und zog in die Türkengasse, Nr. 7, später in die Kossuth-Gasse, Nr. 6, wo er im 1. Stock seine eigene Werkstatt eingerichtet hat. Nach seiner Heirat mit Magdalena Gedeon im Jahre 1902, gebar diese ihm 2 Mädchen und 2 Jungen. Der eine Sohn, geb. 1905, erlernte ebenfalls den Beruf als Klavierstimmer und befasste sich somit in der 4. und letzten Generation als Instrumentenbauer.
Die Tätigkeit des Orgelbauers István Kováts jun. können wir auf etwa 25-30 Jahre verteilen. Er hat sich aber mehr mit dem Klavierbau beschäftigt. In Wien lernte er alle Neuerungen des Klavierbaus jener Zeit kennen. Er stellte etwa 20 Orgeln her. Dr. Szigeti Kilián schreibt, dass nur etwa 8 Orgeln aus seiner Werkstatt bekannt sind und diese wurden noch um 1979 gespielt. Johann Reizner schrieb über den Orgelbau in Szegedin jener Zeit, dass in den Jahren 1834-1870 die meisten Orgeln der Kirchen in der Umgebung Szegedins von István Kováts erbaut oder renoviert wurden. Es kann aber auch sein, dass Johann Reizner nicht wusste, dass es zwei Orgelbauer mit diesem Namen gab, Vater und Sohn, und dass diese zwischen 1827 bis 1881 ihre Instrumente erbauten. Der gleiche Autor schreibt auch, dass István Kováts im Jahre 1836 als reformierter Christ das Bürgerrecht der Stadt Szegedin erhielt. Doch dies stimmt nicht, die Familie Kováts gehörte der katholischen Gemeinde an.
Zu den Orgelwerken von István Kováts zählen u.a. folgende Instrumente:
1. Das Positiv mit 5 Registern in Szentetornya, mit einem klassizistischen grünen Gehäuse, das ursprünglich braun war. Aufschrift: „István Kováts, Szegedin im Jahre 1852“;
2. Érsekcsanád;
3. Apátfalva, Orgelumbau der alten Orgel mit 10 Register, Preis: 1.200 Gulden;
4. Csépa, erbaut 1856, 8 Register;
5. Horgos, 11 Register (incl. das Register Harmonium 8´)
6. Vepröd (Kruscic), mit 11 Register;
7. Kiskundorozsma, wohl die größte Orgel von István Kováts jun. Am 29. April 1873 wurde dieses Instrument um den Preis von 5.300 Gulden österreichischer Währung fertiggestellt. Einen Tag vor der Orgelabnahme fand die Orgelprobe statt, bei der viele interessierte Zuhörer zugegen waren. Diese Feier wurde mit einer Messe beendet. Der Erbauer soll 8 Jahre an diesem Instrument gearbeitet haben, die Holzpfeifen sollen aus Hartholz gefertigt sein. Selbst Dr. Szigeti Kilián bestätigte, dass dieses Instrument so gut erbaut wurde, dass über 100 Jahre keinerlei Renovierungsarbeiten notwendig waren. Während des ersten Weltkriegs wurden die Prospektpfeifen requiriert und 1922 durch neue ersetzt, die von Orgelbauer Alexander Fittler für 1.000 Pengö gefertigt wurden.
Disposition der Orgel aus Kiskundorozsma:
Manual I
Principl 8´
Octav 4´
Superoctav 2´
Mixtur 4x 2´
Bordun 16´
Quintadena 8´
Salicional 8´
Viola di Gamba 8´
Flauta 4´
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Manual II
Principal 4´
Salicional 8´
Coppel 8´
Flauta 4´
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Pedal
Subbass 16´
Violonbass 16´
Principal 8´
Cello 8´
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Bibliographie:
Szigeti Kilián: Régi Magyar Orgonák. Szeged (Historische Orgeln Ungarns. Szeged), Budapest 1982
Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008
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