Banater Konzertsommer 2018
Im Mittelpunkt: Erstaufführungen deutscher Komponisten aus dem Banat
Seit vielen Jahren finden Anfang August jährlich die zur Tradition gewordenen Kirchenkonzerte im Banat statt. Dies hat auch seinen Grund: viele der Kirchenmusikwerke bedeutender (aber leider vergessener) Banater Komponisten konnten erst in den letzten Jahren entdeckt werden und diese in den alten ehrwürdigen Kirchen mit ihren historischen Orgeln zum Erklingen zu bringen ist ein besonderer Reiz. Dadurch werden nicht nur die Orgelkästen entstaubt, sondern bieten einem stets zahlenmäßig wachsenden Publikum die Möglichkeit zur Besinnung und zur Einkehr in eine vielfältige Klangwelt. Nicht zuletzt sollen solche Werke der Banater Kirchenmusik neben Schöpfungen der großen Musikgeschichte erklingen, die für diese spätbarocken Banater Kirchenbauten von ihren Schöpfern erdacht wurden. In diesem Jahr sind dies Josef Emanuel Ranftl, Wenzel Josef Heller und Guido von Pogatschnigg.
Die Unterschrift des Komponisten Josef Emanuel Ranftl auf seinem Laudate Dominum
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Die beiden Kirchenmusikwerke widmete Heller Weihbischof Josef Németh in Temeswar
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Guido von Pogatschnigg
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Josef Emanuel Ranftl kam 1786 in Wien zur Welt und wirkte nach seinem Studium als Sänger (Bass) an vielen Opernhäusern, wie Klagenfurt, Linz, Prag, Ofen (Budapest), Pilsen, dann auch in Hermannstadt und in Temeswar. Er stand in Verbindung mit berühmten Zeitgenossen, z.B. mit Karl Maria von Weber und Christoph Kunz. Im Jahre 1846 entschied er sich nach einem solistischen Auftritt in Lugosch, hier in dieser Stadt an der Temesch nieder zu lassen. Er gründete eine erfolgreiche Gesangschule, deren Absolventen große Erfolge erzielten, so die Berliner Hofopernsängerin Bertha Moser, A. Angyalfy, Konzertsängerin in England und in Budapest, die Violinvirtuosin Charlotte Dekner-Hartzer und die erste Koloratur-Sängerin am Nationaltheater in Pest Ilka Pauli-Markovits. Gemeinsam mit Paul Conrad Wusching hat Ranftl 1849 den Lugoscher Gesang- und Musikverein gegründet. Im Jahre 1863 starb er im Schwabendorf Darowa, unweit von Lugosch gelegen. Sein Laudate Dominum (nach Psalm 130), komponiert für Bass-Solo und Orchester, wird in den Banater Sommerkonzerten 2018 als Erstaufführung erklingen.
Wenzel Josef Heller (1849 Böhmen – 1914 Temeswar) kam 1873 nach seinem Studium in Leipzig nach Hermannstadt, wirkte hier als Kirchenmusiker an der katholischen Pfarrkirche und auch als Kapellmeister der Stadtkapelle. Hier entstand auch seine Operette Die Verlobung am Bulea-See. 1885 kam Heller als Kapellmeister des 29. Infanterieregiments nach Temeswar. Als 1903 das Ungarische Landessängerfest in Temeswar stattfand, besuchte ihn Graf Géza Zichy, worüber die damaligen Zeitungen ausführlich berichteten. Sein Name war damals in der Musikwelt Ungarns durch seine vielen Kompositionen die auch im Ausland erschienen sehr bekannt. Seine Psalmvertonung Aeterne Deus für Bariton, Violoncello und Orgel wird ebenfalls in den Konzerten dieses Jahres erklingen.
Guido von Pogatschnigg (1867-1937) studierte in Budapest und Regensburg, wirkte als Domkapellmeister in Kalocsa und Erlau (Eger), bevor er 1908 als Leiter der Temeswarer Musikschule in die Banater Metropole kam. Er gab eine Klavierschule heraus, komponierte zahlreiche Klavierwerke für seine Schüler wie auch kleinere und größere Kirchenmusikwerke, die im ganzen Land eine große Verbreitung fanden. Zu diesen gehören auch einige Ave Maria für gemischte Besetzungen. Das Ave Maria, das bei den Banater Sommerkonzerten erklingen wird, ist für Bariton, Cello und Orgel komponiert.
Außer diesen Banater Komponisten stehen auf den Konzertprogrammen auch die Namen von Bach, Händel, Purcell, Mendelssohn-Bartholdy, Gounod, Dvorak, Guilmant und Lemmens.
Die Interpreten der diesjährigen Banater Sommerkonzerte sind Franz Metz (Orgel), Wilfried Michl (Bariton), Alexandra Gutu (Violoncello) und Hans Fernbach (Violine).
Die Konzerte finden an folgenden Terminen statt:
Mittwoch, 1.08.2018, 19.30 Uhr im Temeswarer Dom;
Donnerstag, 2.08. um 16 Uhr in der Basilica Maria Radna (im Rahmen der deutschen Wallfahrt);
Freitag, 3.08. um 20 Uhr in der katholischen Kirche von Nitzkydorf;
Samstag, 4.08. um 20.30 Uhr in der Lugoscher Synagoge.
Franz Metz
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Wilfried Michl
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Alexandra Gutu
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Franz Metz und Hans Fernbach
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