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EDITION MUSIK SÜDOST

Anton Glasz

(1799-1873)

von Dr. Franz Metz

 

Vom Lovriner Kantorlehrer Anton Glasz (1799-1873) stammt ein Orgelbuch mit dem Titel Praeludium, nebst mehreren Kirchengesängen in diesem Buche enthalten für Anton Glasz, Lehrer der Trivial-National Schule. Die Abschriften stammen aber aus älterer Zeit, vermutlich noch vom Ende des 18. Jahrhunderts. Die 9 Orgelstücke wurden als Vorspiel oder Nachspiel zum Gottesdienst verwendet, einige dieser 9 Praeludien sind auch nur wenige Takte lang. Interessant ist der musikalische Aufbau der verschiedenen Orgelbegleitungen zu den Liedern: nach jedem Vers folgt eine Art Kadenz, die aus Tonleiter oder schnellen Läufen besteht, oft auch in Terzen oder Sexten auszuführen. Diese Art des Orgelspiels finden wir in vielen Banater Orgelbüchern des 19. Jahrhunderts. Da die Gemeinde meist in einem sehr langsamen Tempo die Kirchenlieder sang, „füllte“ der Organist die Phrasierungen und Atempausen mit diesen „Ornamenten“ und Übergängen zum nächsten Vers aus. Der Gesang in den Banater Kirchen ist meist sehr getragen, die Lieder sprechen die Gläubigen an. Alle deutschen Kirchenlieder sang man mit der „schwäbischen Terz“ und der Sext. Die Singmädchen trafen sich regelmäßig zum Einlernen neuer Gesänge, die der Kantor mit ihnen einübte, Gesang war meist Frauensache.

Von besonderem Wert ist die Sammlung von Adventsliedern eines Lovriner Kantors, vermutlich vom Ende des 18. Jahrhunderts Alle Lieder sind mit einer künstlerischen Orgelbegleitung versehen und an jedes Lied ist ein Orgelnachspiel angeschlossen. Am Schluss der Sammlung ist das Weihnachtslied notiert, Ein Kind geboren zu Bethlehem, Alleluja. Dieses Lied beginnt mit einer Pastorale und endet mit einem pastoralartigen Nachspiel. Diese Sammlung hebt die Bedeutung der Orgel im Gottesdienst jener Zeit hervor, selbst in der Adventszeit war es üblich, auf der Orgel kürzere Vor- und Nachspiele vorzutragen. Auch die Majestätsmesse Michael Haydns ist uns in einer alten Lovriner Abschrift erhalten geblieben. Sie endet mit einem Postludium, überschrieben mit Andante, für Orgel.

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2018

 

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