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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Tschanad / Cenad

Von Dr. Franz Metz

 

Bereits im Jahre 1535 wird im Kloster der Salvatorianer (OFM) in Tschanad ein Organist erwähnt. Der Ort war seit dem Hl. Gerhard (11. Jahrhundert) der Sitz des Bischofs der Tschanader Diözese. Neben der Kathedralkirche befand sich auch eine Schule, in der die Schüler von einem Magister in Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen unterrichtet wurden. Schon wegen ihrer Bedeutung müsste die Kathedralkirche auch mit einer Orgel ausgestattet worden sein. In der Türkenzeit hat der Ort an Bedeutung verloren, der Bischof musste fliehen und die Schule aufgelöst.

 

Die heutige Orgel der katholischen Pfarrkirche von Tschanad wurde 1886 von Josef Hromadka erbaut: Hromadka József és Fia Temesvárott [Josef Hromadka und Sohn, Temeswar]. Davor stand hier eine ältere Orgel aus dem 18. Jahrhundert, die 1886 nach Otelek verkauft wurde, wo sie auch heute noch ihren Dienst tut. Im Orgelgehäuse kann man folgende Inschrift lesen:

 

1886, 24. September

Erbaut von A. Hromadka

Orgelbauer

Leop. Wegenstein

Gerhard Brdlik

Lad. Wása

Arbeiter

in Temesvár

Der Thurm vakelt!

 

Demnach war der Sohn Joseph Hromadkas zuständig für diesen Orgelbau, Leopold Wegenstein, der zukünftige Schwiegersohn Hromadkas, war damals Angestellter dieser Orgelbaufirma. Gerhard Brdlik und Ladislau Wása waren Mitarbeiter. Was der letzte Satz bedeuten soll (der Turm wackelt!) ist nicht bekannt.

Auf der Windlade steht mit Bleistift das Datum „24. Sept. 1886“. Die Traktur besteht aus mechanischen Registerkanzellen mit aufliegenden rechteckigen Ventillen, die durch Stecher geöffnet werden.

 

Die Disposition:

Manual C-f3

 

Bourdon 16´

Principal 8´

Gamba 8´

Gedeckt 8´

Octav 4´

Rohrflöte 4´

Quinte 2 2/3´

Oktave 2´

Mixtur III

 

Pedal C-a

 

Subbass 16´

Violonbass 8´

Oktavbass 4´

Spielhilfen: Calcantzug, Koppel Manual/Pedal, 2 Trethebel für Tutti und Piano.

 

BILDDOKUMENTATION

Tschanad: Katholische Kirche

Statue des Hl. Gerhard vor der katholischen Kirche

Kirchenschiff

Altar (Sarkophag Gerhards?) aus dem 11. Jahrhundert

Altarbild: Das Martyrium des hl. Gerhard

Altarbild: Hl. Gerhard

Hromadka-Orgel

Hromadka-Orgel mit Uhr

Spieltisch

Inschrift im Orgelgehäuse

Spieltraktur

Holzpfeifen mit gedrechselten Pfeifenfüßen

Deckenmalerei: Franz Schuberts “Heilig, heilig, heilig” aus der Deutschen Messe

 

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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