Traunau / Alunis / Cseralja
von Dr. Franz Metz
Das erste Bethaus wurde in den Jahren 1785-1813 in dem Gebäude der Schule eingerichtet. 1813 wurde dann die erste Kirche erbaut und am 13. Oktober 1813 geweiht (Kirchenpatrozinium: Maria Geburt). In den Jahren 1838-1839 entstand die jetzige Form der Kirche, die 1903, 1923 und 1939 restauriert wurde.
In der Visitatio Canonica des Bischofs Joseph Lonovics vom 24. Mai 1838 wird berichtet, dass in dem im Schulhaus provisorisch eingerichteten Kirchenraum auch eine Orgel mit sieben Registern („organum septem mutationum“) vorhanden sei. Über den damaligen Organisten, Stefan Bernceker, wird berichtet, dass er jedes beliebige Musikinstrument beherrscht haben soll („tractat quodvis Musicum Instrumentum“).
Die heutige Orgel der katholischen Kirche in Traunau wurde, wie auf dem Spieltisch zu lesen ist, von Anton Dangl, Orgel und Instrumentenmacher in Alt-Arad 1839 erbaut. Das Instrument hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur.
Die Disposition:
Manual C-f3
Prinzipal 8´
Copula major 8´
Oktav 4´
Copula minor 4´
Gemshorn 4´
Quinte 3´
Superoktav 2´
Mixtur III 2´
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Pedal C-H (repetiert)
Subbass 16´
Oktav 8´
Viola 8´
Superoktav 4´
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Am 20. Januar 1918 sind 35 Zinnpfeifen (Prospektpfeifen) der Orgel mit einem Gewicht von 30 kg zu Kriegszwecken requiriert worden. Diese wurden für den Abtransport vorbereitet (zerdrückt), aber letztendlich nicht mehr abgeführt. Im Oktober 1928 führte die Firma Wegenstein & Söhne aus Temeswar eine gründliche Renovierung dieses Instrumentes durch: die 35 Prospektpfeifen wurden ersetzt, ein neuer Blasebalg wurde eingebaut, die Manual- und Pedalklaviatur wurde repariert und die Orgel wurde gestimmt. Die anfallenden Kosten von 73.050 Lei wurden aus dem Kirchenfonds (30.000 Lei), aus Spenden der Gemeindemitglieder (45.470 Lei) und aus dem Gegenwert der alten Zinnpfeifen (3.530 Lei) bezahlt. Auch im Oktober 1943, also mitten im Krieg, wurde die Orgel von der Firma Wegenstein gereinigt, gestimmt, das Gebläse von der Wand an das Orgelgehäuse vorverlegt und angeschlossen, der Blasebalg mit einem neuen größeren Schöpfer versehen und die Luftzufuhr um mehr als 4 Meter verkürzt. In einem anderen Bericht heißt es, das Instrument wurde um 4 m nach vorne versetzt. Die Kosten deckte man mit Spenden und Erträgen aus den Kirchenfeldern. Auch 1962 wurde das Instrument wie auch das Harmonium repariert. Die Kosten mussten diesmal aus Kirchenbeiträgen finanziert werden. 1971 wurde ein elektrisches Gebläse eingebaut.
Im Inneren des Orgelgehäuses ist auf einem Papierblatt folgende Inschrift zu lesen:
Im Jahre des Heiles 1943 vom 4.-21. Okt. - inmitten des zweiten großen Weltkrieges wurde diese Orgel renoviert. Die Renovierung ließ die derzeitige Interimskommission der hiesigen Kirchengemeinde ausführen. Vorsitzender der Interimskommission ist der Ortspfarrer Georg Schmalz, Mitglied Pfilf Heinrich als Verwalter; Zimmer Sebastian 60 Kassier; Bomans Hans 233 als Schriftführer u. Bomans Lorenz 170; derzeitiger Organist ist Direktorlehrer Mathias Welsch. Die Renovierungskosten belaufen sich auf 123.647 Lei. Diese Summe wird gedeckt: durch den heurigen Ernteertrag der 10 Joch Kirchen-(Agrar)-Felder, der sich auf 86.000 Lei belauft. Dann vom unvorhergesehenen Posten des heurigen Kirchengemeindebudgets und durch freiwillige Spenden der Gläubigen.
Die Orgel wurde entstaubt, gestimmt, das Gebläse mit einem neuen Schöpfer versehen und von der Wand vorverlegt und an die Orgel angeschlossen. Dadurch die Luftführung um mehr als 4 verkürzt und die Lautstärke der Orgel bedeutend verstärkt. Der alte Luftgang unter der Orgel bis zum Spieltisch, da er sehr schadhaft ist, ausgeschaltet. Weiters wurden die Schleifen von allen Schleifläden mit Filz belegt.
Die Arbeit hat die Firma Wegenstein übernommen. Sie wurde ausgeführt von Richard und Viktor Wegenstein und den Arbeitern Karl Tendler und Frl. Hilde Zwack. Den Meßnerdienst versieht zur Zeit an Sonn- und Feiertagen Stengl Anton und an den Werktagen Blansche Anna.
Der erste bekannte Organist der Gemeinde war Jakob Hubertus (bis 1825), gefolgt von Stefan Bernecker (1825-1855), Johann Michelbach (1855-1892), Adam Mergel (1892-1902), Rudolf Wallachy (1902-1925), Georg Palmy (1925-1933), Jakob Schäfer (1933-1934), Nikolaus Schmidt (1934-1935), Heinrich Kreppel (1935-1936), Stefan Heinz (1936-1939), Matthias Welsch (1939-1940), Fräulein Neidenbach (1947-1948), Johann Schneemann (1949-1974), Elisabeth Titzler (ab 1971) und Lieselotte Petendra (ab 1987).
Über die Rolle des Organisten in einem Banater schwäbischen Dorf erfahren wir aus den Erinnerungen des ehemaligen Kantors und Lehrers dieser Gemeinde, Stefan Heinz:
Unvergessliche Zeiten
Im Oktober 1934 wurde ich in Traunau zum Kantorlehrer gewählt. Zwei Wochen später musste ich meinen aktiven Militärdienst antreten. Mein Vertreter für das Jahr 1934/35 war Heinrich Kreppel aus Gertianosch, er fiel im Zweiten Weltkrieg. Der Entschluss, mich in Traunau zur Wahl zu stellen, fiel mir nicht leicht, denn 1932 war ich mit sechs anderen Kandidaten leer ausgegangen, denn nur einer, eben der siebente, konnte angestellt werden. Es war Nikolaus Schmidt.
Lehrerwahl an einer konfessionellen deutschen Volksschule, das war schon ein dornenreicher Weg für einen Kandidaten. Ohne eine Übernachtung am Ort ging es nicht, denn spätestens am Vortage der Wahl hatte sich der Bewerber, wenn er nicht aussichtslos in den „Kampf“ gehen wollte, den Mitgliedern des Kirchenrates vorzustellen, indem er sie daheim aufsuchte. Also, dann auf, die Namensliste mit den Hausnummern der Herren Kirchenräte in der Tasche... Beim ersten war der Empfang recht herzlich: man stellte sich vor, wurde in die gute Stube gebeten und es kam zu einem Gespräch über Herkunft, Familienverhältnisse usw. Im nächsten Haus eine kühle Zurückhaltung, der Mann sprach vorsichtig. Entweder wollte er nicht den geringsten Hoffnungsschimmer aufkommen lassen, als Beweis seiner Neutralität oder er hatte sich schon für einen Kandidaten entschieden.
Etwas erleichtert atmete man auf, wenn ein Kirchenratsmitglied nicht daheim angetroffen wurde – man hatte seine Schuldigkeit getan und ihm die Ehre erwiesen. Und so reihum durchs Dorf, bis zum Abend, von neugierigen Blicken verfolgt, denn diese einfach und bescheiden gekleideten Männer, das konnten nur Junglehrer sein, die eine Stelle suchten. Manch Einheimischer musste ein Gefühl des Stolzes bekommen! Hatten sich doch vor zwei Jahren gleich sieben Kandidaten eingefunden, diesmal sollten es immerhin noch fünf sein, wie man hörte.
Kantorlehrer, das war ein begehrter Posten. Freude und Liebe zur Musik spielten aber nicht bei jedem eine Rolle, manche sahen mehr die materielle Seite: Die Geldeinnahmen für Begräbnisse, Seelenmessen usw., „die Stolagebühren“ waren in mittleren und kleineren Ortschaften ohne Bedeutung, umso mehr zählten aber die 8-12 Joche Ackerland, das „Kantorfeld“, die den Hauptteil der Entlohnung ausmachten. Andererseits war der Kantor durchs Jahr an seinen Dienst gebunden, besonders an Sonn- und Feiertagen. Der Wahltag fiel auf den Tag des Heiligen Wendelin, dem Schutzpatron der Haustiere, damals ein arbeitsfreier Festtag.
Zur bestimmten Stunde mussten alle Bewerber in der Kirche sein. Jeder hatte ein Präludium zu spielen, ein Lied zu singen, wobei er sich selbst auf der Orgel begleiten musste. Und dann gabs noch die Intonationen des Ortspfarrers oder gar des Herrn Dechant, auf die er, mit der Orgel versteht sich, zu antworten hatte. Das Schwierige war, den Ton des hochwürdigen Herrn auf Anhieb zu treffen.
Als die Männer des Kirchenrates in den vorderen Bänken Platz genommen hatten, strömte das Volk hinterher, alle Bänke wurden bis auf den letzten Platz besetzt! Solch ein musikalisches Schauspiel, solch einen Wettkampf gab es praktisch nur „alle heiligen Zeiten“, da musste man dabei sein! Der Präses des Kirchenrates rief den Namen des ersten Kandidaten zur Empore hinauf, wo das Häuflein der Haupthelden stand, und dieser trat an. Wir kannten einander, hatten die gleiche Schulbank gedrückt, die Freunde gaben einander letzte Ratschläge und Hinweise, die Orgel betreffend. Alle kamen redlich über die Runden. Nur einer verlor die Nerven, traf zwar den Ton des Herrn Pfarrers, da es aber Fis-Dur war, eine Tonart, die er nie gespielt hatte, weil sie ihm viel zu schwierig war – sechs Kreuze, großer Gott! – geriet ihm der Akkord daneben, auch der zweite Versuch misslang und mit bleichem, verdattertem Gesicht verließ er die Orgel...
War ein Kandidat mit seinen Darbietungen zu Ende, drang von unten Getuschel und Gemurmel herauf, Meinungen und Gegenmeinungen wurden ausgetauscht. Wurde aber der
nächste Kandidat aufgerufen, kehrte die erwartungsvolle Stille sofort zurück.
Endlich war alles vorbei. Der Kirchenrat zog sich zu der alles entscheidenden Beratung zurück und die wartenden Kandidaten waren Gäste der Lehrerfamilie Chambrée. Josef Chambrée war Direktorlehrer, seine Tochter Helene Lehrerin in Traunau.
Das Glücklos Fiel mir zu. Ich wurde vor den Kirchenrat gerufen, erklärte, die Wahl anzunehmen, für mein Militärjahr einen Vertreter zu stellen. Am 1. November 1935 trat ich meine Stelle in Traunau an, heiratete im Jahre 1936 Eva Reiner aus Lenauheim und blieb volle 6 Jahre in Traunau. 1941 musste ich als Soldat an die Ostfront, Es war ein Abschied für immer. Sechs Jahre in Traunau, es waren, trotz mancher Schwierigkeiten und des aufkommenden Wetterleuchtens am politischen Himmel, ja, es waren glückliche, unvergessliche Zeiten!
Der alte Herr Pfarrer Karl Frank war ein stiller, ruhiger und freundlicher Mann. Etwas wortkarg, aber nicht abweisend. Seine Predigten zeichneten sich durch die „Würze der Kürze“ aus und waren jedem verständlich. Eines Tages, als ich die Küche des Pfarrhauses betrat, blieb ich erstarrt stehen. Der Herr Pfarrer saß am Küchentisch, hatte ein Brett vor sich, auf welchem die weißen und schwarzen Tasten des Klaviers b.w. der Orgel aufgemalt waren – und spielte! Kein Ton war zu hören, die Finger bewegten sich lautlos über die Tasten. Er war in sein Spiel vertieft und bemerkte mich nicht. Als er mich endlich wahrnahm, hielt er inne, sagte lächelnd: „Ja, da schauen Sie, Herr Lehrer! Aber, ich höre auch, was ich spiele.“ Ich glaubte es ihm!
Aus dem Schulvertrag vom 20.10.1831:
„(…) 6to. Da der Lehrer auch die Kirchen- oder Mesner-Dienste, das Orgelschlagen, Hostienbacken, und derley zu besorgen hat, zieht er dafür, nebst gewöhnlichen Stolar-Einkünften von der Kirchen Cassa. Am baarer Gelde 8 fl. W.w. (…)
Daten zur ethnographisch-topographischen Beschreibung des serbischen banater Landesgebiethes. I. Abschnitt: Dorf Traunau (1859):
„(…) Gesang:
Ist blos der Kirchengesang, dann in Winter Abenden bei den Arbeithen, werden Volkslieder gesungen. Ein besonderer Hang zum Gesang ist nicht vorherrschend.“
BILDDOKUMENTATION
Zum 200. Kirchweihfest der katholischen Gemeinde Traunau: Gott zum Lob, den Ahnen zur Ehr, uns zur Lehr.
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Hauptaltar
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Bild des Hauptaltars gemalt von Franz Ferch
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Orgelempore
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Prospekt
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Anton Dangl. Orgel- und Instrumentenmacher in Alt-Arad 1839
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Erbaut 1838 (oder 1839?)
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Registerzüge
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Schrift im Orgelgehäuse (1943)
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Organist und Lehrer Georg Palmy mit seinem Kirchenchor (1931)
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Traunau: Katholische Kirche
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Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008
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