Die Walcker-Orgel des Blindeninstituts in Temeswar
von Dr. Franz Metz
Die Kleinorgel (Multiplex) wurde um 1935 für das Blindeninstitut in Temeswar / Timisoara erbaut. Heute ist dieses Instrument hier nicht mehr vorhanden. Ein ähnliches Instrument steht heute noch in der Musikhochschule, Bukarest, das ebenfalls von Walcker, Ludwigsburg, im Jahre 1944 erbaut wurde.
Diese Orgel hatte auf 2 Manuale und Pedal 16 Register verteilt, die alle auf der Basis zweier Grundstimmen (Prinzipal, Flöte) aufgebaut sind.
Über dieses Instrument gibt es eine Werbeschrift samt Foto (wegen einem Riss im Blatt nicht mehr ganz sichtbar), der Text könnte von Wegenstein (Richard?) stammen. Richard Wegenstein hat kurz vor dem zweiten Weltkrieg mehrmals Orgelteile bei Walcker, Ludwigsburg, bestellt.
"E.F.Walcker u. Co. Orgelbau Ludwigsburg.
Klein Orgel Walcker
geliefert nach Temesvar (Timisoara) Rumänien, mit 2 Grundstimmen: I. Manual 7 Register, II. Manual 5 Register, Pedal 4 Register.
Ein Rumänischer Orgelbauer schreibt über dieses Werk:
Wir sprechen Ihnen unseren Dank aus für das gelieferte schöne Werk. Ihrem Weltruf entsprechend haben wir eine schöne Arbeit erwartet, wurden aber von dem Gelieferten angenehm überrascht. Zugänglichkeit, praktische Anlage, ausgereifte Konstruktion, edle Intonation und Ausführung sämtlicher Teile, sowie bestes Material sind Spitzenleistung des Orgelbaus. Das elektrische System ist vollkommen, funktioniert einwandfrei, erweiste sich als dauerhaft und kann kaum überflügelt werden. In tonlicher Hinsicht bietet das Werk mit seinen zwei Grundstimmen eine erstaunliche Fülle von schönen, reizenden Klangfarben - die durch den großen Wirkungsgrad des Schwellers noch erheblich gesteigert werden - sowie in vollem Werk ein imposantes Pleno, das von einer solchen Kleinorgel nicht erwartet wird.
Es ist unsere Ueberzeugung, daß Ihre Kleinorgel sehr zeitgemäß und der jetzigen Wirtschaftslage weitgehendst angepasst ist, da für einen geringen Preis viel und Vollkommenes geboten wird, und ist eine geniale Lösung der Forderungen, die an ein Werk mit geringstem Ausmaße gestellt werden. Wir können Ihr Kleinorgel-Typ nur mit Hochachtung begrüßen und übermitteln Ihnen unsere herzl. Gratulation.
All jene Organisten und Orgelspieler, die bisher Gelegenheit hatten, as Werk zu spielen, sind von diesem begeistert, das weiter kein Wunder ist bei der Vorzüglichkeit des Instruments. Auch wir, als Fachleute, sind begeistert und können Sie nur versichern, daß wir die weitgehendste Verbreitung des Instruments hier im Lande unterstützen werden."
Copyright © Dr. Franz Metz, München 2009
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