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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Schöndorf / Frumuseni

von Dr. Franz Metz

 

In der katholischen Kirche von Schöndorf steht eine Orgel von Anton Dangl (1888), die von der Firma Wegenstein und Söhne, Temeswar (Wegenstein Lipót és fia, Temesvár) zum Beginn des 20. Jahrhunderts renoviert wurde. Es ist eine Kleinorgel mit einem Manual und Pedal und 8 Registern. Dangl hat 1888 bereits ein älteres Instrument vorgefunden und Teile daraus für seinen Umbau verwendet. In den Visitationsprotokollen (Visitatio Canonica) von Bischof Joseph Lonovich aus den Jahren 1835-1839 wird eine Orgel mit 10 Registern erwähnt. Der Erbauer dieser Orgel ist nicht bekannt.

 

Die Disposition:

Manual C-f 3

 

Principal 8´

Bourdon 8´

Salicional 8´

Gamba 8´

Traversa Fuvola 4´

Mixtura III 2 2/3´

 

Pedal C-d1

 

Subbass 16´

Cello 8´

 

Koppeln: Koppel Manual / Pedal, Superoctav Copula I

 

Es gibt zahlreiche Dokumente über den Bau dieser Orgel von Anton Dangl aus den Jahren 1887-1889.

Schreiben von Orgelbauer Anton Dangl, Arad, an die kath. Kirchengemeinde Schöndorf, 10.12.1887:

 

Ew. Hochw!

Hier anbei sende ich Ihnen gewünschten Kosten-Überschlag, bitte das fernere veranlassen zu wollen und mich von dem Resulthate möglichst bald gef. In Kenntnis setzen zu wollen. Was der Chor-Ausbau anbelangt, kann ich auf keinem Falle übernehmen, weil dies gar nicht in meinem Fache eingreift, und mir die Kenntnisse dazu mangeln.

Einer bald. gef. Antwort in entgegen sehend, zeichne ehrfurchtsvoll

Ant. Dangls Sohn

k.&.k. priv. Hof-Orgelbaumeister

 

Kostenanschlag

Über die in der Schöndorfer r. k. Pfarrkirche befindliche schadhafte Orgel, soll den gegenwärtigen, notwendigen Anforderungen gemäß, gründlich restaurirt werden, wie folgt:

 

1. Wird vor der Orgel ein freistehender Spieltisch derart aufgestellt, dass der functionirende Organist ohne Hindernisse frey auf den Altar sehen kann, wodurch der Gesang sowohl an Vortrag als auch an Ton Macht bedenkend die Vorhand biethet. Gedachter Spieltisch wird aus Tannenholz zum Verschließen eingerichtet, und kommen Innerlich zu beiden Seiten die Registerzügen aus Hartholz, deren Handhaben schwarz pollirt worauf die Signaturen auf weißen Porzellan angeschrieben werden. Sowohl der Spieltisch als auch die Orgelbank werden in Öhl staffirt, und Eichenart gefladert. (80 fl.)

2. Eine neue Claviatur aus 54 Tasten bestehend, davon Untertasten mit weißem Bein dagegen die Obertasten mit Ebenholz belegt werden; ferner eine Pedal Claviatur ganz aus Hartholz gearbeitet mit 24 Tasten. (50 fl.)

3. Wir die Manual- wie auch Pedal-Windlade zerlegt, alle Spielventille abgerichtet und neu beledert; ferner neue Bulyetenzüge aus Stahl durch Messingplättchen gehend, welche Vorrichtung viel dauerhafter wäre; und schließlich werden alle Windstöcke abgerichtet und frisch aufgepasst. (120 fl.)

4. Die ganze Spielmechanik von der Tastatur an bis zum Windkasten wird nach vorzüglicher Construction neu angefertigt. (70 fl.)

5. Ebenso die Mechanik für das Pedal-Werk (30 fl.)

6. Das Dirigir-Werk für alle Registerzüge wird neu verfertigt. (25 fl.)

7. Der vorfindliche Orgelkasten erleidet eine derartige Umgestaltung, dass eine neuer Unterkasten angefertigt wird, und Vorerwähnter nach den Chor Räumlichkeiten in die Höhe gestellt wird. Der so zu wirkende Orgelkasten wird mit Thüren und Füllungen versehen, und äußerlich in Ölfarb staffirt; dagegen das Schnitzwerk vergoldet. (130 fl.)

8. Das Windgebläse wird neu abgefertigt und in das Innere der Orgel untergebracht, der zu verfertigende Blasebalg wird nach neuesten System aus einem Reservoire oder sogenannten Cillindergebläse darunter eine Luftpumpe angebracht; Letzteres mit einem Hebel […] zum Tretten ohne Schwierigkeiten versehen. (250 fl.)

9. Sämmtliche Holz- u. Zinnpfeifen werden vom Staube gereinigt, alle Mängel überhaupt die arg beschädigten Zinnpfeifen welche verbogen oder verbeult wieder gerundet; fehlende durch Neue ergänzt. (45 fl.)

10. Schließlich werden alle Pfeifen in guten Stand wieder eingesetzt, frisch intonirt u. gestimmt (100 fl.)

Summa: 900 fl. In Worten: Neunhundert Gulden in öst. W.

Sig. Arad, den 10. December 1887

Anton Dangls Sohn

k.&.k. priv. Hof-Orgelbaumeister

 

Dieser Kostenvoranschlag enthält auch einen Zusatz (Anmerkung):

 

Anmerkung [Zum Kostenvoranschlag]

Das in Frage stehende Werk muss wegen seinem gänzlichen Umbau nach Arad transportirt werden; zu diesem Werke erbitte ich mir freyn Transport und während der Zeit der Aufstellung in der Kirche an seinem Bestimmungsort für zwei Personen auf circa zwei Wochen Seite der Gemeinde beizustellen.

Im Falle jedoch man sich nicht für Nebig beschriebenen Umbau erklären sollte, und dafür das fragl. Beschädigte Orgelwerk belassen sollte, also wie es gegenwärtig dort vorfindlich, und so wieder in einem brauchbaren Zustand hergestellt eventuell vollkommen ausreparirt werden solle, erkläre ich mich hiermit dies um den Kostenbetrag von 500 fl. sage Fünfhundert Gulden Ö. W. herzustellen, und erbitt ich mir ebenfalls freye Kost und Quatir nebst Gewährung der nöthigen Fuhren und einen Mann als Balgtretter beizustellen.

Sig. Arad, den 10. Decb. 1887

Anton Dangls Sohn

k.&.k. priv. Hof-Orgelbaumeister

 

Es wird aber fast noch ein Jahr vergehen, bis die Orgel fertig war und aufgestellt werden konnte. Am 27. November 1888 wendete sich deshalb Dangl an den Pfarrer von Schöndorf, um nochmals die finanzielle Seite zu klären. In diesem Schreiben erfahren wir gleichzeitig einige Einzelheiten zum Banater Orgelbau jener Zeit (z.B. über die Orgel in Warjasch). Anton Dangl hatte damals bereits den Titel eines „k.u.k. Hof-Orgelbaumeisters“, wie er es in seiner Unterschrift auch immer vermerkt hat:

 

[Briefkopf:]

Dangl Antal Fia

Alapitatott 1836 / Csász. és-kir. szab. udvari mü-orgona-épitö / Arany érmek / Diszoklevél Arad 1880 / Diszoklevél Sz. Fehérvár 1879 /

Elismervény Tréfort Ágoston Miniszter Úrtól / Elismervény Dr. Liszt Ferencz Apát Úrtól.

 

Ew. Hochwürden!

Bedauere lebhaft hier nicht die Ehre gehabt zu haben, indem wir Ihnen schon bewußt zur Zeit eine Orgel für die Pfarre nach Samson (?) lieferte. Nun in Betreff Ihrer fragl. Orgel Angelegenheit erlaube ich mir hiermit höfl. zur Kenntniß zu bringen, daß ich seiner Zeit bei dem Entwurf des gewünschten Posten-Überschlags gerade für die Schöndorfer Gemeinde eines der coulantesten Preise stellte. Daher ein herabmindern derselben auf Gefahr der Güte der Arbeit geschehen müßte, wofür eine Garantie nicht geboten wird, eventuel nicht gebothen werden kann. Ich bin überzeugt daß Ihre Gemeinde für ihr Geld, nur eine gute dauerhafte Orgel wünscht, denn in solchen Umbau wie eben mein Kosten Überschlag lautet, handelt es sich nicht um das gewöhnliche Wort repariren, sondern förmlich ein neues Werk schaffen, das wieder Generation Dienst leisten soll, - jedoch nicht so, wie der Fall in Tem. Varjas [Warjasch], wo kaum die Orgel nach ihrer Vollendung noch kein Jahr verflossen, schon ein zweiter Orgelbauer daran herum doktert und immer ein Pfuschwerk bleibt, - das ist natürlich keine billige Arbeit, leider sieht man es dort auch ein, aber zu spät.

Deshalb glaube ich auf circa Gulden 50,- auf oder ab wird es bei einem solchen heiklichen Bau, wie eben die Orgel Baukunst erheischt, wohl nicht ankommen, - nachdem ich für meine Werke stets vollste Garantie leiste, auch gut gebaut werden muss, und ich meinem Namen Ehre einlegen will, - kann ich nun schließlich von dem meinen specificirten Kosten-Überschlag einen Nachlass am Kostenpunkt nicht gewähren, außer, mir zwar nicht bewusst, in der Rathen Zahlung villeicht annehmbare Bedingungen gewähren.

Wünschen daher die Herrn die Anwesenheit meiner Person, - es kann auch meiner Erklärung hieran nun mehr von einem Abschlusse mehr die Sprache sein, dann ersuche höflichst dies so lange wir noch schöne günstige Witterung haben, zu veranlassen, in folge dessen stehn von jetzt an zu ihrer Disposition, und kann daher wann immer, zu einem ex beliebigen Tag ein Wagen anher gesendet werden, mit welcher Gelegenheit ich ganz bestimmt erscheinen und außer mir gleichzeitig ein Arbeiter, denn noch stattgefundener Einigung möchte ich auch das alte Werk übernehmen, da gegenwärtig die Witterung noch günstig ist. Ihre enth. Nachricht in entgegensehend, zeichne Ew. Hochwürden,

Arad, den 27. November 1888

Ergebener

Anton Dangls Sohn

k.&.k. priv. Hof-Orgelbaumeister

 

Der Vertrag wurde wenige Tage danach unterschrieben:

 

Vertrag

Welcher am heutigen Tage und Jahre zwischen dem Arader Orgelbau-Meister Herrn Anton Dangls Sohn seinerseits anderseits zwischen der röm. kath. Cultus Gmde. Schöndorf laut Schulcomissions-Beschluss dtto. 29. November 1888 Z… - folgendermaßen verabredet und geschossen wurde als:

1tens Herrn Anton Dangl Orgelbauer aus Arad übernimmt den Umbau unserer beschädigten Orgel, um den von seiner Seite bedingten Vertrag von 900 f. Sage: Neunhundert Gulden öst. Währung und verspricht die Orgel genau nach seinem Kostenvoranschlage vom 10ten Deczember 1887 zu renoviren respective den Umbau nach neuestem Muster zu bewerkstelligen.

2tens Verspricht Herr Anton Dangl die Orgel bis zum 20. Mai 1889 vollkommen hergestellt zu haben, ausgenommen – wenn Herrn Anton Dangl wegen Krankheit oder sonst trieftigen Grunde verhindert ist – den festgesetzten Termin einhalten zu können.

3tens Für die durch Herrn Anton Dangl übernommene Arbeit leistet der genannte die vollste Garantie.

4tens Die röm. kath. Cultus Gmde Schöndorf verpflichtet sich für die Renovirung der Orgel den laut Kostenüberschlag beanspruchten Betrag von 900 frt. folgendermaßen an Herrn Anton Dangl abzustatten u. z.:

Dreihundert Gulden gleich am Heutigen, welcher Betrag durch Herrn A. Dangl zu […] mit Dreihundert Gulden am 1ten März 1889 und die letzte Rate mit Dreihundert Gulden am 20ten Mai 1889 eventuell am Tage der Übergabe des Werkes.

5tens Außerdem verpflichtet sich die röm. kath. Cultus Gemeinde die nothwendigen Fuhren zur Transverirung der Orgel nach Arad – sowohl zur dessen Transverirung zurück nach Schöndorf unentgeltlich beizustellen.

Urkund dessen wurde dieser Vertrag in zwei gleichlautende Exemplare verfasst und unterfertigt,

Schöndorf, am 30. November 1888

Anton Dangls Sohn

k.&.k. priv. Hof-Orgelbauer

[folgen unleserliche Unterschriften seitens der Gemeinde Schöndorf]

 

Für den Umbau der Orgel wurde, laut Vertrag vom 17. Februar 1889, für den Betrag von 215 fl. eine neue Orgelempore von Zimmermann Johann Link angefertigt. Dafür hat Anton Dangl eine Skizze geliefert, auf der die Stelle des Orgelkastens, des Organistensitzes und des Spieltisches angegeben wurden. Die Maße wurden in Wiener Einheit angegeben (1o 2´ 4´´ )

 

BILDDOKUMENTATION

Flurkreuz vor Schöndorf

Hauptaltar der katholischen Kirche

Orgelempore

Orgel

Prospekt

Registerzüge

Firmenschild von Orgelbaumeister Anton Dangl, Arad

Unterschrift Anton Dangls

Unterschrift unter dem Vertrag von 1888

Erste Seite des Vertrags

Plan über den Neubau der Orgelempore

Begleitschreiben zum Kostenvoranschlag

Kostenvoranschlag

Unterschrift Dangls unter dem Kostenvoranschlag

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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