Franz Rosenberger
(1895-1967)
von Dr. Franz Metz
Das Schicksal einzelner Personen widerspiegelt nicht nur die Geschichte von Familien sondern auch der ganzen Gesellschaft. Es spricht vom politischen und sozialen Umfeld in welchem diese Person gelebt hat und beleuchtet bestimmte Entwicklungen, die nur dadurch erst von den Mitmenschen wahrgenommen werden. Besonders interessant wird es, wenn es sich um solche Personen aus dem Banat handelt, deren Wurzeln anderswo liegen und deren Nachkommen nun, bedingt durch die Folgen der beiden Weltkriege, in Deutschland leben.
Als Kolonisten und Bergarbeiter ließ sich die Familie Rosenberger, aus Südböhmen kommend, im Banater Bergland nieder. Leopold Rosenberger, der Vater von Franz Rosenberger (1895-1967), war Steinmetz und wirkte in Steierdorf-Anina. Zu seinen Arbeiten gehört u.a. auch das Taufbecken der katholischen Kirche in Steierdorf, seinen Namen finden wir darin eingemeißelt. Dessen Großmutter Therese hat ihm als Kind den deutsch-böhmischen Dialekt beigebracht, den er in späteren Jahren auch noch in Lugosch sprechen wird.
Franz Rosenberger, der 1895 in Steierdorf zur Welt kam, erlernte den Beruf des Elektrikers und wirkte zuerst in Orawitz in der Mühle. Schon als Kind hatte er eine Vorliebe zur Musik gezeigt, wirkte als Waldhornbläser in der Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr. Gleichzeitig erlernte er die Violine und die Bratsche zu spielen. Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 musste Franz Rosenberger als Soldat der österreich-ungarischen Armee in Albanien und Italien kämpfen. Als Feldwebel wurde er mit der Karls-Medaille ausgezeichnet.
Nach dem Krieg ließ er sich in Orawitz nieder. Er wurde in die rumänische Armee mit dem Dienstgrad eines Feldwebels übernommen und dem Musikzug des 96. Infanterieregiments in Orschowa zugeteilt. Später, nachdem auch in Orawitz eine Garnison mit einer eigenen Militärkapelle gegründet wurde, konnte er zusammen mit seiner Familie hier wohnen. Im Herbst 1932 tobte wieder der „Cosava“ – ein äußerst starker Wind, der in der Orawitzaer Gegend selbst die Dächer von den Häusern fegte – und es brach ein fürchterliches Feuer aus. Selbst die Garnison wurde ein Opfer dieser Feuerbrunst und musste danach aufgegeben werden. Den Mitgliedern der Militärkapelle wurde die Möglichkeit geboten, in eine andere Garnison umzuziehen. So wählte Franz Rosenberger seinen neune Arbeitsplatz in Lugosch an der Temesch. Hier wirkte er als Waldhornbläser im Musikzug des 17. Infanterieregiments und hatte sich mit einigen Lehrlingen und Kindern zu beschäftigen (rumänisch „copii de trupa“), die in Militäruniform gekleidet, das ganze musikalische Leben dieser Einrichtung erlernen mussten. Wegen eines tragischen Unfalls, der ihm durch seinen Vorgesetzten zu Unrecht angeschuldet wurde, wurde er 1942 vom Militärdienst entlassen, selbst seine Pensionsrechte wurden ihm aberkannt. Jedes Bittgesuch blieb in dieser Kriegszeit unerhört, das Kriegsgericht hatte nicht nur seine Degradierung verordnet sondern auch den Anspruch auf die Rente gestrichen.
Franz Rosenberger begann mit 47 Jahren sich der Kirchenmusik zu widmen. Er spielte sowohl in der katholischen wie auch in der evangelischen Lugoscher Kirche die Orgel. Seine Frau sagte ihm: „Unser Herrgott macht keinen Unterschied zwischen einem katholischen und einem evangelischen Vaterunser, darum kannst du Gott auch in der evangelischen Kirche dienen.“ Der Organist dieser Kirche ist nämlich gestorben und Rosenberger übernahm dessen Dienst für eine längere Zeit. Somit hatte die Familie wieder ein geregeltes kleines Einkommen.
Im Jahre 1943 bekam er eine feste Anstellung als Leiter des Lehrlingsheims, das der Deutschen Volksgruppe unterstellt war. Nach dem Krieg kam Franz Rosenberger in das Konzentrationslager von Caracal, von wo er im November 1945 heimkehren durfte. Als gewesener politischer Häftling hatte er keine Chancen mehr auf einen Arbeitsplatz. Er begann mit dem Kopieren von Musiknoten, gab Violinunterricht und war Vertreter des Temeswarer Sterbehilfevereins „Pietas“ in Lugosch.
In dieser Zeit entstanden einige seiner kirchenmusikalischen Werke, die sowohl in Lugosch als auch in Temeswar aufgeführt wurden. Einige dieser Kompositionen finden wir in der Kirche der Elisabethstädter Salvatorianer in Temeswar, in der Millenniumskirche oder in der Minoritenkirche (Pfarrkirche) zu Lugosch. Die Texte stammen von Cordula Peregrina und Maria Mester. Einige dieser Chorwerke wurden von Kantor Paul Wittmann harmonisiert und bearbeitet. Das Bischöfliche Ordinariat Temeswar hat diese Werke 1960 für die Aufführung genehmigt. Die Gesänge zum Fronleichnamsfest wurden zum ersten Mal am 19. Juni 1961 in der Millenniumskirche der Temeswarer Fabrikstadt aufgeführt.
Franz Rosenberger ist am 7. Februar 1967 in Lugosch verstorben. Sein Sohn Franz Rosenberger jun. (1923 Orawitz – 1973 Lugosch), der in Lugosch als Apotheker wirkte, war viele Jahre Mitglied des Lugoscher Kirchenorchesters und trat in die musikalischen Fußtapfen seines Vaters. Sein jüngster Sohn Prof. Dr. Josef Rosenberger (geb. 1928) lebt heute in Freiburg.
BILDDOKUMENTATION
Franz Rosenberger
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... als Mitglied der Militärmusik
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Dokument aus dem Jahre 1923 (Orawitza)
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... mit der Violine
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... mit dem Akkordeon
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... und im Alter, an der Orgel der Katholischen Pfarrkirche, Lugosch
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Copyright © Dr. Franz Metz, München 2009
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