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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Matscha / Macea

von Dr. Franz Metz

 

Die erste katholische Kirche in Matscha wurde in den Jahren 1855-1858 erbaut. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahre 1896. Die Orgel sollte im Jahre 1941 von der Firma Wegenstein erbaut werden. Von der Planung dieser Orgel sind uns einige Briefe erhalten geblieben. Doch steht heute keine Orgel als der Orgelempore. Es ist anzunehmen, dass durch die Kriegsgeschehnisse dieser Orgelbau nicht mehr ermöglicht werden konnte. Die folgenden Kostenvoranschläge und Pläne geben uns einen Einblick in die Tätigkeit der Orgelbaufirma Leopold Wegenstein & Söhne aus Temeswar.

 

Schreiben von Viktor Wegenstein vom 1.10.1941 an Pfarrer Ernst Heintschel, Matscha:

 

Briefkopf:

L. Wegenstein´s Söhne

Orgel- und Harmoniumbau

Grgündet 1888

Inreg. sub No. Fi. Ind. 15/7100-1934

 

Timisoara, am 1. Oktober, 1941.

III. Bul. Mihai Viteazul 30.

 

Hochwürden

Herrn Ernst Heintschel,

Pfarrer,

Macea.

 

Lieber Freund!

Deine Karte haben wir heute erhalten und inzwischen ist auch Richard bei Dir gewesen. Er hatte die Absicht am Rückweg bei Dir abzusteigen, da ich ihn aber telefonisch mitteilte, dass er Sonntag in einer Gemeinde bei Beius sein muss, konnte er sich bei Dir nicht aufhalten. Hiezu wird sich ja noch Gelegenheit bieten.

Nun in Deiner Angelegenheit. Ich habe Deine Kirche noch unter dem Dechanten besichtigt. Eine entsprechende Orgel kann man auf die jetzige Empore nicht stellen, weder in die Mitte noch aber in zwei Seiten geteilt, abgesehen davon, dass letztere Lösung akustische Nachteile besitzen würde. eine Empore müßte in erster Reihe vorgebaut werden, welche mindestens die Tiefe von 2.80-3.00 m haben müsste. Wenn ich mich recht erinnere müßte die Empore bis zum ersten Fenster reichen.

Den Orgelbau müssten wir also mit dem Bau der Empore beginnen. Da ich die finanzielle Lage der Kirchengemeinde kenne würde ich Dir empfehlen von einem dortigen Fachmann, Zimmermann, das nötige Holzmaterial zum Bau der Empore zusammenschreiben zu lassen und in erster Linie dieses anzuschaffen. Denn: Die Materiale werden stets teurer, und Dein Geld immer dünnflüssiger. Trachte also danach, es je eher zu investieren.

Zwecks Aufklärung des Zimmermannes musst Du ihn mitteilen, dass die Tragfähigkeit der Empore auf den Quadratmeter 450 kg betragen muss. Wenn Du bei nächster Gelegenheit in die Stadt kommst, erwarte ich Deinen Besuch, um die übrigen Sachen zu besprechen.

Mit herzlichen Gruss

Viktor Wegenstein.

 

KOSTENVORANSCHLAG vom 13. Dezember 1941:

 

Umschlag: L. Wegenstein´s Söhne / Orgel- und Harmonium-Fabrik / Gegründet 1888 / Telegramm-Adresse: Wegenstein, Timisoara

 

KOSTENVORANSCHLAG

und zwei Dispositionen über eine neue, nach pneumatischem System erbauet Orgel für die röm. kath. Kirche zu Matscha.

 

1. Disposition:

 

REGISTER (die folgenden Zahlen geben die Anzahl der Pfeifen aus Zinn, Zink und Holz an)

I. Manual, C-g3  56 Noten

 

1. Principal 8´ (24, 32)

2. Rohrflöte 8´ (26, 18, 12)

3. Nachthorn 4´ (38, 18)

4. Quintflöte 2 2/3´ (32, 24)

II. Manual, C-g3 56 Noten

 

5. Gedackt 8´ (32, 24)

6. Salicional 8´ (32, 24)

7. Oktave 4´ (32, 24)

8. Waldflöte 4´ (32, 24)

9. Blockflöte 2´ (44, 12)

10.Zymbel 3 fach (168 aus Zinn)

Pedal, C-d1  27 Noten

 

11.Subbass 16´ (27 aus Holz)

12.Gedecktbass 8´ (12 aus Holz)

 

Summe: 460 aus Zinn, 176 aus Zink, 75 aus Holz

Zusammen: 711 Pfeifen.

 

Spielhilfen: Manual Koppel II-I, Pedal Koppel II, Pedal Koppel II, Schweller

 

Der Preis dieser Orgel, mit 2 Manuale und Pedal, 12 Register, samt Montage, ab Bahnhof Temeschburg, ohne Gehäuse: Lei 840.000.-

 

2. Disposition:

 

Register aus Zinn, Zink, Holz

I. Manual, C-g3  56 Noten

 

1. Principal 8´ (24, 32)

2. Rohrflöte 8´ (26, 18, 12)

3. Nachthorn 4´ (38, 18)

4. Quintflöte 2 2/3´ (32, 24)

II. Manual,  C-g3  56 Noten

 

5. Gedackt 8´ (32, 24)

6. Salicional 8´ (32, 24)

7. Oktavflöte 4´ (32, 24)

8. Blockflöte 2´ (44, 12)

9. Zymbel 3fach (168 Zinn)

Pedal, C-d1  27 Noten

 

10. Subbass 16´ (27 aus Holz)

Summe: 428 aus Zinn, 152 aus Zink, 63 aus Holz

Zusammen 643 Pfeifen

 

Spielhilfen: Manual Koppel II-I, Pedal Koppel I, Pedal Koppel II, Schweller

 

Der Preis dieser Orgel mit 2 Manualen, Pedal und 10 Register, samt Montage, ab Bahnhof Temeschburg, ohne Gehäuse: Lei 700.000.-

 

Übrige Teile und Leistungen:

1. Gerüstwerk in solider Ausführung der Anlage des Werkes entsprechend.

2. Gebläse mit doppelt belederten Schöpfer, Schwimmergebläse, Zwickeln mit Leder

3. Kanäle mit reichlichen Querschnitt, sorgfältig innen und außen mit Papier, Kröpfungen mit Leder abgedichtet.

4. Windladen nach unserem bestbewährten pneumatischen System.

5. Traktur in präzisester Ausführung nach unserem pneumatischen System.

6. Spieltisch nach unserem pneumatischen System mit 2 Manuale und Pedal, sowie mit allen in der Disposition angeführten Registern, Spielhilfen. Hierzu: 1 Notenpult, 1 Sitzbank.

7. Aufstellung, des ganzen Werkes durch unsere Monteure. Maler-, Schlosser-, Mauerer-, Schreiner-, Zimmermannsarbeiten sind Sache des Bestellers. Hilfeleistungen zur Bewegung schwerer Teile, ferner Kost und Quartier sind unseren Monteuren unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

8. Intonation sämtlicher Register in künstlerisch vollendeterweise, dem Charakter der Stimmen, den Raumverhältnissen und den Umfang der Disposition bestens angepasst.

9. Stimmung der Orgel in Orchesterstimmung (a1 = 870 Schwingungen). Falls eine andere Stimmung gewünscht wird, bitten wir dies bei der Auftragserteilung ausdrücklich zu bemerken.

10.Verpackung aller Orgelteile. Sie bleiben unser Eigentum.

11. Fracht aller Sendungen ist Sache des Bestellers.

12. Gehäuse und Prospektpfeifen werden besonders veranschlagt.

13. Zahlungsbedingungen. 1/3 bei der Bestellung, 1/3 von der Bestellung an gerechnet in 45 Tagen, 1/6 vor dem Versand, der Rest 1/6 sofort nach der Übergabe.

14.Erfüllungsort für die Lieferung, Bahnhof Temeschburg. Für die Zahlungen, Temeschburg. Gerichtstand für beide Teile, Temeschburg.

15. Die Änderung der Preise wird vorbehalten.

 

Temeschburg, am 13. Dezember, 1941.

L. Wegenstein´s Söhne / Orgel- u. Harmoniumfabrik / Timisoara

Unterschrift:

Richard Wegenstein

 

Das Harmonium auf der Orgelempore in Matscha ist von Peter Titz, Wien. Im Jahre 1943 wollte man dieses Instrument von der Firma Wegenstein in Temeswar reparieren lassen. Dazu gibt es folgende Korrespondenz:

 

Brief Richard Wegensteins an den Pfarrer von Matscha, 13. Mai 1943:

 

Briefkopf: L. Wegenstein Fii / Orgi si Harmoniuri / Fondat: 1888 / Inreg. sub No. Fi. Ind. 15/7100-1934

 

Timisoara, am 13. Mai 1943

III. Bul. Mihai Viteazul 30

 

Hochwürden Herrn / Heintschel Ernst, / Pfarrer

Macea

 

Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Das Harmonium ist gestern hier eingetroffen.

Das Instrument konnten wir nur von außen besichtigen eine eingehende Untersuchung ist nicht möglich, da die Teile des Harmoniums, Windlade auf den Boden, Boden auf den Blasbalg, Blasbalg in das Gehäuse fix eingeleimt sind, und unzerlegbar ist. Üblich ist, dass diese Teile zusammengeschraubt sind, um zugänglich zu sein.

Das Instrument ist reparierbar, ob wir Ihnen jedoch damit einen Dienst erweisen, ist fraglich.

Es wäre uns angenehm und für Ihnen von Vorteil, wenn Sie uns besuchen, damit wir das zerlegen des Instrumentes vor Ihnen bewerkstelligen und die Reparatur besprechen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

R. Wegenstein

 

BILDDOKUMENTATION

Matscha: Katholische Kirche

Blick zum Altar

Platz für die von Wegenstein zu erbauende Orgel

Mappe mit dem Kostenangebot

Kostenvoranschlag

Kostenvoranschlag

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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