Ein „wunderthätiger Waldschatten“
Mehr als 300 Jahre Wallfahrtsort Maria-Radna
von Dr. Franz Metz
Der erste, vom Heiligen Franziskus von Assisi (1182-1226) gegründete Orden der Minderen Brüder (O.F.M. - Ordo Fratrum Minorum) ist der Mönchsorden der katholischen Kirche mit der größten Zahl von Mitglieder. Gegründet 1210, verbreitete sich der Franziskanerorden sehr schnell in ganz Europa aus und zwischen 1240-1250 haben sich die ersten Franziskaner, von Deutschland und Ungarn kommend, auch in Siebenbürgen niedergelassen.
Im Jahre 1235, also bereits neun Jahre nach dem Tod des hl. Franziskus kamen die ersten Mönche dieses Ordens nach Ungarn und gründeten hier mit Bewilligung des Königs Andreas und des Papstes Gregor IX. ein Kloster. Der hl. Bonaventura zählte 1260 in Ungarn acht Custodien, welche 1378 fünfzig Klöster zählten, darunter auch jenes in Lippa. Die ersten Klöster wurden in Hermannstadt (Nagyseben / Sibiu), Bistritz (Bistrita), Novum Forum Siculorum (Neumarkt / Tg. Mures / Marosvásárhely) und Broos (Orastie) errichtet.
Der ungarische König Karl Robert von Anjou trug wesentlich zur Verbreitung dieses Ordens in seinem Lande bei. Nachdem am 14. April 1317 sein Vetter, Ludwig Bischof von Toulouse aus dem Dritten Orden des hl. Franziskus heiliggesprochen wurde, ließ er aus Dankbarkeit in Ungarn mehrere Klöster und Kirchen errichten. So wurde 1327 (1325?) auch in Lippa ein Kloster und eine Kirche zu Ehren des hl. Ludwig errichtet. Am 15. Juli 1342 stirbt König Karl Robert und dessen Witwe, die Königin Elisabeth von Ungarn, führt sein Werk fort. Es werden Patres aus Bosnien (Provincia Bosnia Argentina) nach Lippa gerufen, sie sollen auch die Seelsorge jener „dalmatischen Katholiken“ übernehmen, die schon früher vor den Türkenkriegen in Ungarn Zuflucht gesucht hatten. Diesen Christen wurde das Wort Gottes in ihrer Sprache verkündet und deshalb nannte man diese Patres auch noch „die Raitzischen Brüder“ (Andreas Dugonics: dalmatinisch, das heißt raitzisch).
Die Franziskaner in Bosnien waren große Marienverehrer und vermutlich befand sich schon damals ein Marienbild in ihrer Kirche zu Lippa. 1380 spendete die Königin dieser Kirche nebst mehrerer Messkleider auch einen goldenen mit Perlen und Diamanten bestückten Kelch. Papst Clemens VI. hob am 22. März 1349 die Bedeutung dieser Kirche in einem Dokument hervor und verlieh mehrere Ablässe „damit die Kirche immer mehr und mehr besucht und das Volk dadurch der größten Schätze des Himmels theilhaftig werde.“ Der Geräumigkeit dieses Klosters wegen, wurden hier in den Jahren 1342, 1345, 1352 und 1359 die Provinzialkapitel abgehalten.
Im Jahre 1455 predigte der hl. Johannes von Capistrano in Lippa. 1456 beauftragte er den Feldherren Johannes Hunyady die „schismatischen Priester“ aus Deva, Solymos und Lippa zu vertreiben. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts, im Jahre 1492, übergaben die Franziskaner-Minoriten das Lippaer Kloster den Observanten, also den heutigen Franziskanern.
In der Zeit der Reformation wurden in Siebenbürgen 12 Klöster aufgelöst und 218 Franziskanermönche vertrieben. Nur das Kloster in Csiksomlyó (Sumuleu-Ciuc) konnte diese Zeit überleben. Zu erwähnen wäre P. Ioannes Caioni (Kájoni János / Ioan Caianu) der eine umfangreiche Liedsammlung (Cantionale) veröffentlichte. Dieser gründete auch eine Druckerei, und war ein bedeutender Geschichtsschreiber, Orgelbauer und Botaniker. Seine eigenhändig aufgeschriebene Sammlung von Musikwerken jener Zeit (Codex Caioni) ist auch heute noch von einem unschätzbaren Wert.
Nach dem Sieg der Türken gegen die Ungarn in der Schlacht bei Mohács (1526) drangen diese bis Buda (Ofen) vor und Sultan Suleiman II. der Große (1520-1566) eroberte bald auch diese Stadt an der Donau. Damit gelang das Gebiet um Lippa unter türkische Herrschaft. Lippa erhielt einen Pascha und einen Kadi (Richter).
1551 wurde Lippa und die ganze Region von den Türken eingenommen. Aus jener Zeit gibt es auch die ersten Beweise über die Existenz einer Orgel in der Klosterkirche. Der türkische Statthalter Mehmet Pascha befiel dem damaligen Vorsteher des Klosters, Pater Franz Szegedy, ihm die Schätze des Klosters zu übergeben. Dabei entdeckte dieser die Orgel auf der Empore und befahl dem Quardian etwas auf diesem für ihn unbekannten Musikinstrument vorzuspielen. Trotz der schönen Orgelklänge ließ Mehmet Pascha dem Quardian danach fünf Zähne ausschlagen, da dieser die im Kloster vermuteten Schätze nicht besaß. Laut Überlieferung wurden danach das Kloster und die Kirche von den Türken zerstört. Die Fundamente dieser ersten Franziskanischen Niederlassung wurden noch Ende des 19. Jh. als Weinkeller benutzt und zeigten an, wo die erste Kirche gestanden war.
Die Christen aus Lippa verließen die von den Türken besetzte Stadt und ließen sich auf dem rechten Ufer der Marosch, also in Radna, nieder. Hier befanden sich ihre Weingärten welche von Wäldern umgeben waren. 1520 hatte man auf einem dieser Weinberge auch eine Kapelle errichtet, diese wurde nun als Kirche benutzt. Aber kurze Zeit danach wurde auch diese Kirche von den Türken zerstört.
Am 8. März 1582 wendeten sich die Christen der Temeswarer Festung in einem Schreiben an den Papst und baten um Priester die in dem von den Türken eroberten Gebiet der Tschanader Diözese das Wort Gottes verkünden sollen. Es kamen Missionare des Franziskaner-Ordens die auch in Radna tätig waren. Von diesen sind uns nur einige Namen überliefert: 1626 P. Elias von Pozega und 1640 P. Andreas Stipancsich aus Dalmatien. Dieser begann das zerstörte Kirchlein wieder aufzubauen: um von den Türken nicht beobachtet zu werden, wurde nur nachts daran gebaut. Von den Türken verfolgt, floh er zu seinen Oberen nach Karaschowa. Pater Andreas machte sich danach auf den Weg, um vom türkischen Kaiser in Konstantinopel (Divan) eine Genehmigung zum Bau der Radnaer Kirche zu erhalten. In einigen Monaten kehrte dieser auch glücklich zurück und zeigte dem türkischen Richter in Lippa diese Genehmigung. Auf Grund dieses Schreibens, vom türkischen Kaiser eigenhändig unterschrieben, wurde es den Christen gewehrt ihre Kirche in Radna wieder aufzubauen. Trotzdem konnte erst mit dem Bau begonnen werden, nachdem der türkische Heerführer Alajbeg seine 80 Scuta „Bakschisch“ bekommen hatte und zu Christi Himmelfahrt wurde die Kirche wieder unter großem Jubel eingeweiht. 1647 erbaute man auf einem neuen Grundstück ein kleines Kloster, welches bis 1725 von den Franziskanern bewohnt war. Dieses Gebäude wurde noch um 1895 als Maierhof benutzt. Pater Andreas gründete 1650 eine Schule in der 35 Zöglinge im Lesen, Schreiben, Religion und Gesang unterrichtet wurden.
Nach dem Tod von Pater Andreas wirkte um das Jahr 1661 in Radna P. Bernardinus Volarich als Missionar, 1678 kam an seine Stelle P. Andreas Janich. Dieser begann gleich die baufällige Kirche zu renovieren und wurde deshalb unter Wache vor das türkische Gericht in Lippa gebracht. Er wurde von den Soldaten mit Stöcken auf die Fußsohlen solange geschlagen, bis er vor lauter Schmerz sein Bewusstsein verlor. Seine Gläubigen trugen ihn in ein Leichentuch gehüllt nach Hause und pflegten ihn gesund. P. Andreas Janich machte sich nach seiner Genesung auf den Weg nach Konstantinopel um vom türkischen Kaiser zwei Concessions-Urkunden zu erbeten: die Erste um die Christen aus Lippa von dem Rauchfangsteuer zu befreien, die Zweite gab ihm Vollmacht, die baufällige Kirche zu Radna renovieren zu dürfen.
Während den Arbeiten am Kirchenbau wurde ständig von den türkischen Besatzer geachtet, dass die Maße der Kirche nicht verändert werden; so sind uns auch die Dimensionen dieser kleinen Kirche erhalten geblieben: 9 Klafter in der Länge, 4 in der Breite und 2 in der Höhe. 1681 wurde die Arbeit an der Kirche beendet. Es verging aber nur eine kurze Zeit, da wurde Pater Andreas Janich wieder vor das Gericht gebracht da er sich weigerte die Rauchfangsteuer zu bezahlen. Nachdem man ihn deshalb zum gespießt werden verurteilt hat, erinnerte er sich an die Concessions-Urkunde die er vom türkischen Kaiser aus Konstantinopel mitgebracht hat, zeigte sie dem Gericht und wurde freigesprochen. Um 1682 brach eine giftige Seuche aus und Pater Andreas Janich fiel auch wie viele andere seiner Gläubigen zum Opfer.
Sein Nachfolger wurde P. Joannes Vidich de Plumbo der auch der türkischen Sprache vollkommen kundig war. Nicht ohne Schwierigkeiten musste auch er sein Amt ausüben und wurde vor das Gericht gebracht mit der Begründung er habe im eigenen Haus eine Messe gelesen, also hat er zwei Kirchen. Während eines dieser Werktagsgottesdienste die er in seiner Wohnung hielt stürmten einige türkische Soldaten das Haus und wollten ihn gefangen nehmen. Erst durch die Bitte der Anwesenden wurde das Ende der Messe abgewartet um danach vor den Lippaer Pascha gebracht zu werden. Dieser fragte ihn in türkischer Sprache ob es wahr sei, dass er zwei Kirchen habe. Pater Andreas Janich sagte er habe nur die eine Kirche auf dem Berg: „Ich bin zwar angeklagt, zwei Kirchen zu haben; aber gleich wie bei euch dasjenige Haus, das einen Ofen und Feuerstätte hat, keine Moschee genannt werden kann, also kann das Haus, in welchem ich heute Gottesdienst gehalten habe, keine Kirche genannt werden; es ist ein gewöhnliches Wohnhaus und im Falle der Not erlaubt uns das Gesetz auch an solchen Orten die Abhaltung des Gottesdienstes“. Daraufhin schickte der Kommandant einen seiner Soldaten diese Aussage des Angeklagten zu untersuchen. Nachdem es festgestellt wurde, dass Pater Andreas die Wahrheit gesagt hat, wurde er freigelassen und von diesem Vorfalle an genossen die Christen in Lippa längere Zeit Frieden.
Im Jahre 1689 wurde P. Michael Temesváry zum Seelsorger dieser Gemeinde ernannt. Im Jahre 1695 näherten sich an der Spitze mit dem Sultan das türkische Heer Lippa und die Kirche wurde zweimal niedergebrannt. Es wird berichtet, dass die großen Flammen sich über die Marosch bis nach Lippa zogen und einen großen Teil der türkischen Siedlung verwüsteten. Nachdem die Kirche wieder hergestellt war, bestürmten einige Reiter dieses Haus und wollten gewaltsam eindringen. Doch der Huf eines Pferdes versank in einem Stein der demselben wie Wachs plötzlich erweicht war. Einige wichen erschrocken zurück und als ein anderer mit der Lanze gegen die Tür stürzen wollte fiel er tot zur Erde. Der Stein der den Huf des anstürmenden Reiters festhielt ist heute noch im Kircheninneren zu sehen und die Zeugen mussten vor dem Tschanader Domkapitel ihre Aussagen unter feierlichem Eid bekräftigen.
Im Jahre 1694 wurde in Arad eine neue Residenz der Franziskaner errichtet die der in Radna untergeordnet war und deren Vorsteher war Pater Michael. 1699 wurde Radna von den Türken befreit und die Marosch bildete die Grenze zwischen den Ungarn und den Türken. P. Michael starb am 22. Sept. 1702 und wurde in der Gruft seiner Vorgänger begraben.
1701 wurde P. Marcus Lippai Vorsteher des Radnaer Klosters der aber bereits 1705 zum Quardian des neugegründeten Arader Convents ernannt wurde und hier am 22. März 1707 starb.
P. Stephan Novoselich war ab dem 6. Sept. 1722 als Seelsorger der Radnaer Kirche tätig. Da die Kirche wieder baufällig wurde, begann er mit deren Instandsetzung: er ließ den Berg, von dem das Wasser nach Regengüssen häufig zuströmte, etwas abgraben, füllte die alten Wassergräben aus und gewann um das Kirchlein einen freien Platz. Das Bauholz lieferte Matthäus von Salbeck, kaiserlicher Salztransport-Kommissär in Siebenbürgen, der auch zwei Seitenaltäre zu Ehren des hl. Antonius und des hl. Johann von Nepomuk stiftete. Kammeralinspektor Edelspacher besorgte das Eisen und andere Materialien und erbaute den neuen Hochaltar. Schon 1723 stand die Kirche erhöht und erweitert da, wie es auf einem Stein, welcher in dem linken Turm sich eingemauert befindet lateinisch zu lesen ist:
ANNO
RESTAURATAE SALUTIS
SUPRA MILLESIMUM SEPTINGENTESIMU
VIGESIMO TERTIO HAEC ECCLESIA QUAE
DIRIS BELLI TURCICI TEMPORIBUS COM-
BUSTA ET-O 1681 SUB CURA R. P. AN-
DREAE ORD. S. F. PROV. BOSNAE ARGEN.
REPARATA FUERAT, NUNC: IN HON.
B. M. V. FUNDITUS NOVITER
EXSTRUCTA ET AMPLIA-
TA EST OPITULANTIBU
PIIS CHRISTIANIS.
(Im Jahre des Heils 1723 ist diese Kirche, welche während der türkischen Kriegszeit abgebrandt und im Jahre 1681 unter der Leitung des ehrwürdigen Paters Andreas Franziskaner der bosnisch-argentinischen Provinz ausgebessert wurde, jetzt zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria wieder von Fundament aus aufgebaut und vergrößert durch die Almosen frommer Christen)
Während den Umbauarbeiten an der Kirche trug sich hier etwas Merkwürdiges zu. Die Zimmerleute, welche an dem Dach arbeiteten, übernachteten im Dorf und als einer nachts aufstand um seine Pferde auf der Wiese zu suchen sah er von fern einen hellen Schein, als stände die Kirche in Flammen. Als er nähe kam bemerkte er, dass es ein sonderbarer Glanz sei von dem das Gotteshaus umstrahlt wird. Andere Zeugen bestätigten dies und sahen nicht nur den hellen Schein sondern hörten auch „einen überaus lieblichen Gesang“ vom Kircheninneren her. Der Zimmermann wurde öfter von den Türken gefragt, was dieser Glanz bedeute, darauf antwortete er: die göttliche Mutter wird in diesem Heiligtume mit diesem Schimmer vom Himmel verherrlicht. Ein Augenzeuge schrieb: „(...) auch ungemein liebliche Stimme und wahrhaft himmlische Musik hörte man oft zu verschiedenen Zeiten nicht nur in der Nacht, sondern auch Früh und Abends, so daß Vorüberziehende meinten, es wäre der Chorgesang der Geistlichen, da sie aber hinzutraten, fanden sie die Thüren verschlossen“.
Das Haus das die Franziskaner seit 1647 bewohnten befand sich in einer gewissen Entfernung von der Kirche und für die älteren Mönche war der Aufgang zur Kirche beschwerlich. Außerdem wurde dieses Haus mit der Zeit zu klein für die wachsende Zahl der Bewohner. So ließ P. Stephan neben der Kirche einen Trakt mit einem Stockwerk anbauen, wozu er 1725 den Grundstein legte. Der Bau wurde 1730 vollendet. Bereits 1726 wurde das Radnaer Kloster von dem Arader für unabhängig erklärt und zum Konvent erhoben dessen erster Quardian P. Augustinus war.
In den Jahren 1747-1751 wurde der westliche Trakt des Klosters aufgebaut und 1826 ließ P. Daniel Papsso den südlichen Teil anbauen. Im Kloster befand sich auch ein großer, ausgemalter Speisesaal und eine stattliche Bibliothek mit 3000 Büchern „(...) damit die Priester, wenn sie genossen, was der Leib begehrt, auch genießen, was die Seele nährt“. Viele Jahre befanden sich hier auch zwei kleinere Zimmer in denen die alten, wertvollen Messkleider bestaunt werden können. Auch Bischof Alexander Bonnaz verbrachte längere Zeit in diesen Klostermauern und hatte dafür seine eigenen bischöflichen Zimmer zur Verfügung.
Das Kloster ist von einem geräumigen Hof, einem Garten und vom Wald umgeben. Hier befindet sich auch der Kalvarienberg, das Gerhardingersche Kreuz und die Herz Maria-Kapelle. Außerhalb des Klosterwaldes befand sich ein Obelisk aus Sandstein, der an den Besuch Kaiser Joseph II. erinnerte. Er soll an diesem Platze gestanden sein, hat die herrliche Landschaft bewundert und ausgerufen: „Wäre ich nicht Kaiser in Wien, so möchte ich Quardian in Radna sein.“ Dieser Text zierte auch dieses Denkmal das von den Besatzungssoldaten nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Die Vorsteher des Franziskanerklosters zu Maria-Radna
1. Missionare
1626 P. Elias von Pozega
1640 P. Andreas Stipancsics
1644 Stanislaus Filipovich
1645 Andreas Stipancsics († 1652)
1661 P. Bernardinus Volarich († 1686 bei Szeged von den Türken getötet)
1678 P. Andreas Janich († 1682)
1682 P. Joannes Vidich de Plumbo
2. Präsidenten
1689 P. Michael Temesvári († 22. Sept. 1702, Radna)
1701 P. Marcus Lippay († 22. März 1707, Arad)
3. Pfarrer
1705 P. Paulus Pissin
1706 P. Michael Légrády († 17. Aug. 1710, Arad)
1708 P. Johannes Wulich († 20. März 1715, Ilok)
1709 P. Antonius Marsó († 14. März 1718, Bosnien)
1710 P. Augustinus Benkovich († 11. Febr. 1744, Peterwardein)
1711 P. Andreas Nimcsanin
1713 P. Franciscus Denderkovich
1714 P. Michael Dukanovich († 15. Febr. 1718, Dalmatien)
1715 P. Antonius Ivanovich de Lippa († 26. Dez. 1717, Bosnien)
1717 P. Petrus von Serajevo († 20. Apr. 1726, Temeswar)
1721 P. Paulus von Petrievici († 8. Dez. 1724, Peterwardein)
1722 P. Stephanus Novoselich, wurde 1726 Präsident
4. Quardiane
1730 P. Augustinus Knezevich
1733 P. Stephanus Novoselich
1734 P. Gregorius Starcsevich († 21. April 1748, Miholja)
1736 P. Stephanus Novoselich (* 1659, † 13. April 1760, Vukovar/Slawonien)
1737 P. Augustinus Knezevich
1740 P. Antonius Lekich († 5. Sept. 1766, Radna)
1742 P. Antonius Papuslich († 2. Nov. 1766, Cernek)
1743 P. Laurentius Zsivkovich
1745 P. Antonius von Ofen († 15. Dez. 1792, Ofen)
1746 P. Petrus von Baja († 8. Aug. 1761, Baja)
1748 P. Augustinus Knezevich († 17. Jan. 1758, Radna)
1751 P. Stephanus Marelich († 16. Jan. 1790, Duna-Földvár)
1753 P. Philippus Marusich von Fünfkirchen
1754 P. Joannes Jankovich
1755 P. Hieronymus Paulovich von Bács († 28. Febr. 1779, Radna)
1757 P. Hyacinthus Campion von Ofen († 7. Aug. 1768, Eszék)
1758 P. Blasius Abramovich
1761 P. Josephus Petrovich († 25. Dez. 1808, Baja)
1762 P. Franziskus Brunner († 2. April 1795, Radna)
1764 P. Narcissus Wallner († 14. Dez. 1781, Arad)
1766 P. Blasius Abramovich, Erbauer der heutigen Klosterkirche († 31. Aug. 1771, Radna)
1767 P. Antonius Josich
1771 P. Andreas Haitzer
1774 P. Jacobus Berg († 1. April 1815, Arad)
1776 P. Andreas Haitzer
1777 P. Urbanus Flauger († 30. Okt. 1790, Ofen/Christinenstadt)
1780 P. Christophorus Kellerer († 10. Dez. 1790, Klagenfurth/Karinthien)
1781 P. Josephus Luster († 14. Okt. 1809, Ofen)
1784 P. Petrus Csavcsich
1788 P. Andreas Haitzer
1791 P. Leopoldus Haberzeth († 26. Febr. 1797, Radna)
1794 P. Martinus Makay von Fünfkirchen († 27. Mai 1807, Mohács)
1796 P. Franciscus Hoffmann († 18. Aug. 1817, Ilok)
1799 P. Josephus Lévay († 21. Aug. 1803, Mohács)
1800 P. Andreas Haitzer († 9. März 1807, Radna)
1803 P. Tobias Roeckl († 4. Juni 1812, Ilok)
1804 P. Athanasius Brüller († 18. Aug. 1812, Mohács)
1805 P. Coelestinus Schneider († 28. Aug. 1816, Baja)
1806 P. Adalbertus Marianovich († 28. Juli 1822, Semlin)
1807 P. Narcissus Szabó († 17. Sept. 1817, Bács)
1808 P. Leopoldus Kallinger (* 1730, † 5. Sept. 1818, Radna)
1812 P. Angelicus Hrabecz († 28. Dez. 1833, Orschowa)
1814 P. Bernardus Makay von Fünfkirchen († 3. April 1826, Bács)
1816 P. Joannes Herodek († 10. Mai 1856, Ofen)
1818 P. Daniel Papssó († 11. Mai 1831, Radna)
1831 P. Ladislaus Szép († 14. Febr. 1836, Arad)
1833 P. Augustinus Nemes († 22. April 1865, Baja)
1836 P. Justinus Tanos († 13. Okt. 1869, Bács)
1846 P. Theophilus Jakab († 28. Febr. 1849, Ofen)
1846 P. David Vuich
1854 P. Anicethus Gyarmathy († 7. März 1871, Baja)
1857 P. Gedeon Kaul († 19. Dez. 1861, Radna)
1861 P. Jeremias Glósz, war auch Provinzial (* 1801, † 0. April 1883, Radna)
1864 P. Ludovicus Lauka († 11. Sept. 1866, Radna)
1866 P. David Vuich († 21. April 1880, Baja)
1869 P. Fortunatus Salay
1879 P. Julius Amberger, 1884 Provinzial
1884 P. Franciscus Franck († 26. Dez. 1885, Radna)
1885 P. Adolphus Stolmár († 22. Juli 1887, Isztimér/Stuhlweißenburg)
1887 P. Julius Amberger, 1890 zum zweitenmal Provinzial
1890 P. Fortunatus Salay
1893 P. Julius Amberger
1945 P. Ernst F. Harnisch
Die heutige Kirche
Im Jahre 1742 wurde die Kirche nochmals vergrößert, konnte aber die große Zahl der Wallfahrer doch nicht fassen und so beschloss Quardian P. Blasius Abramovich auf dem selben Platz eine neue, größere Kirche zu bauen. 1756 wird der Grundstein zu dem bis heute bestehenden Bau gelegt. Am Pfingstmontag des Jahres 1767 wurde diese neue barocke Kirche von Clemens Rossi, Dompropst zu Temeswar, in Gegenwart Tausender Wallfahrer eingeweiht. Die Maße sind: Länge 63 m, Breite 16 m, innere Höhe 21 m. Der Tschanader Bischof Graf Anton Engel von Wagrein führt das Gnadenbild in die neue Kirche ein.
P. Ferdinand Kaizer beschreibt dieses wichtige Ereignis wie folgt:
„Im Jahre 1767 am Pfingstmontage übertrug Seine Excellens Anton Engel Bischof von Csanád, der schon am Pfingstsamstag hier ankam, das Gnadenbild aus der alten Kirche in die neue. Die herzerhebende Ceremonie wurde durch ein bischöfliches Rundschreiben den gesamten Christen Ungarns angezeigt. Der päpstliche Ablaßbrief, Kraft welchem allen die der Radnaer Kirche an den drei Pfingsttagen einmal besuchen, ihre bereuten Sünden beichten und die hl. Communion würdig empfangen, ein vollkommener Ablaß verliehen wurde, ward an die Thüre der neuen Kirche angeklebt, damit ein Jeder Kenntniß davon habe, und dieser großen Gnade theilhaft werde.
Am Pfingstsonntage wurden zwei Predigten gehalten, dann laß Petrus Valdpot Csanáder Domherr ein feierliches Hochamt. Am Pfingstmontag wurden wieder zwei Predigten gehalten, nach welchen Clemens Rossi Csanáder Großpropst, die neue Kirche einweihte. An demselben Tage Nachmittags nahmen Clemens Rossi und Petrus Valdpot in Gegenwart vieler Priester und einer unzählbaren Menge Volkes, die aus allen Theilen Ungarns sich hier versammelt hatten, das Gnadenbild von dem Orte, wo es bisher gestanden, herab, und nachdem sie die Originalität desselben bekräftigt hatten, stellten sie es an dem dazu bestimmten Orte nieder.
Am Pfingstdienstag Früh 8 Uhr begann die Andacht. Zuerst wurden Predigten in ungarischer, deutscher, illyrischer, slowakischer, rumänischer und armenischer Sprache gehalten, dann ging die Procession wieder zurück in die neue Kirche. Voran wurde das Kreuz getragen, nach welchem die Ordenspriester, die Weltgeistliche, die Sänger und die Musiker gingen, diesen folgte der Großpropst mit seiner Assistens, dann sechs weiß gekleidete Mädchen die vor dem Gnadenbilde Blumen streuten. Das Gnadenbild selbst wurde von zwei im Pluvial (Vespermantel) und vier in Levitengewande gekleideten Priester auf der Achsel getragen, nach dem Bilde ging der Bischof mit voller Assistens, nach ihm wieder Musiker; die Procession schloß die unzählige Menge des Volkes. Nachdem der Bischof in das Heiligthum der Kirche gekommen, gab er mit dem Gnadenbilde den Anwesenden den Segen, also sprechend: „Durch die jungfräuliche Mutter, gebe euch der Herr Heil und Frieden“. Jetzt begann das feierliche Hochamt, welches der Bischof selbst celebrirte. Die Feierlichkeit wurde mit dem „Te Deum“ beendet. Das Gedächniß der Übertragung des Gnadenbildes wird jährlich am Pfingstmontag gefeiert.“
Auch für die musikalische Umrahmung dieses Festes hat man sich etwas besonderes einfallen lassen. Außer den Ordensbrüdern wirkten auch Musiker aus Lippa, Arad und Temeswar mit. In der „Historia Domus“ erscheint unter dem 9. Juni 1767 die Liste aller mitwirkenden Musiker:
Chorus Musicorum choralium
Adm. R.P. Joannes Bapt. de Calvatone Comiss. Visit. Bassista, et Capella Magister
R.P. Hyacinthus Campien, Differ et Tenorista
R.P. Josephus Tenorista
R.P. Franciscus Staeller Bassista
R.P. Emanuel Goldschiner Tenorista
P. Joachimus Letter Tenorista
P. Christophorus Bassista
P. Hyacintha Kaiser Bassista
Chorus Musicorum Figuralium
R.P. Franciscus Aadler Bassista et in Basso fidicem (?)
R.P. Emanuel Goldschiner Sopranista
R.P. Marcelinus Plank Tympanorum pulsator
P. Joachimus Leitner Altista
P. Christophorus Kelerer
P. Hyacinthus Kaiser, beide Cantores in fidibus
Fr. Antonius Volkl organista, et in fidibus cantor
Fr. Conradus Ross organista
D. Martinus Demel Bassista et Capella Magister
D. Ignatius Schorter Tubicen
D. Georgius Papst (Popst?) Fidicen
D. Ant. Josephus Martinkoskty; flauto transversalista. Die letzten 4 waren "Musicorum Temesvariensis turba Cathedralis Ecclesiae
D. Antonius Finger vedero Arad. organista et fidicen
Simion Lynzenpoz ejus filius adopt. Sopranista
D. Leopoldus Senkeresty not. civ. Arad. fidicen
D. Bonaventura Hajm practicans Temes. fidicen
D. Adanctus Ding Tubicen
Ex his singulariter se distinxerunt
Fr. Christophorus Kelerer in fidibus
D. Ant. Josephus Martinkossky in flauto Transversa
Das Gnadenbild, das immer mehr Wallfahrer nach Radna zog, wurde 1770 durch einen Silberrahmen aus Wien geschmückt. Bis dahin befand sich das Bild hinter einem Holzrahmen. Die Zahl der silbernen Votiven vergrößerte sich ständig und somit beschloss man, dem Marienbild daraus einen silbernen Rahmen in Wien verfertigen zu lassen. Am Fest Peter und Paul 1770 wurde das Gnadenbild mit dem prunkvollen silbernen Rahmen versehen.
1770 (1776?) bestimmt Papst Pius VI. durch ein Breve jene Wallfahrts- und Festtage, an denen die Gläubigen in Radna einen vollkommenen Ablass gewinnen können. Im Jahre 1779 werden die beiden Türme errichtet und 1782 wurden die Bauarbeiten an der Wallfahrtskirche zu Maria-Radna beendet.
Am 9. April 1820 wird die Gnadenkirche von Erzbischof Alexander Rudnay aus Gran (Esztergom / Strigonium) neu konsekriert, der gleichzeitig durch Diözesanbischof Ladislaus Köszeghy das Pallium empfängt. Als Weihgabe schenkt er der Kirche die beiden Goldkronen, die der Muttergottes und dem Kinde auf dem Bild aufgesetzt werden.
Die größte Glocke wurde im Jahre 1824 durch P. Bernhard Eberstaller, eines geborenen Ofners, verfertigt. Die Kirche besitzt neun Altäre. Das Hauptaltarbild „Maria Verkündigung“ wurde 1892 von Ignaz Roskovits aus Budapest gemahlen. Die Seitenstatuen des Hochaltares (aufgestellt am 23. Sept. 1894) stellen die heiligen Joachim und Anna, die Eltern der Gottesmutter dar und stammen von dem Tiroler Bildhauer Ferdinand Stufflesser aus St. Ulrich/Gröden.
Am 5. und 6. Oktober 1895 feierte man das 200-jährige Jubiläum des Gnadenbildes. Aus 27 verschiedenen Ortschaften, auch aus anderen Komitaten kamen Tausende von Pilger nach Maria-Radna um dieser Feierlichkeit beizuwohnen. Man hörte sie in „lateinischer, ungarischer, deutscher, tschechischer, kroatischer, bulgarischer und rumänischer Sprache singen“ schrieb Bischof Dessewffy im Bericht über die Feierlichkeiten. Den Festgottesdienst hielt der spätere Kardinal, Bischof Lorenz Schlauch von Großwardein, Titularbischof Wolafka, damals bereits Propst von Debreczin, hielt die Festpredigt. Zu den Predigern gehörten auch Dr. Ferdinand Wolafka, Dr. Paul Magyary und Domherr Franz Hemmen. Der Chor der Mönche sang den Hymnus „O gloriosa virginum“.
Aus diesem Anlass erhielt die Wallfahrtskirche auch einen neuen Hauptaltar, der von Budapester Künstler Stefan Tóth aus Carrara-Marmor gehauen worden war. Der Bau dieses Altares wurde durch Spenden aus der ganzen Diözese ermöglicht.
1905 wird die neue Orgel von dem Temeswarer Orgelbauer C. L. Wegenstein aufgebaut (zur Geschichte der Radnaer Orgeln in einem anderen Abschnitt). 1911 wurden die Türme um 31 m erhöht. In den dreißiger Jahren fiel ein Teil des Klosters und der Kirche einem verheerenden Brand zum Opfer. 1971 wurde die Wallfahrtskirche von den Brüder Miltaler aus Arad restauriert.
Die Kreuzwegstationen
Die Kapelle Maria-Lourdes befindet sich unter dem Kircheneingang und wurde 1884 durch Spenden der gräflichen Familien Wenkheim und Almássy sowie der Familie Hubert aus Glogowatz errichtet und am Pfingstfest des gleichen Jahres eingeweiht. Von hieraus aufwärts gehend, kommt man zur Dreifaltigkeitskapelle welche 1892 errichtet wurde.
Oberhalb der Dreifaltigkeitskapelle steht die Steinsäule mit der „Ecce homo“-Statue, gestiftet von Franz Várady, Pfarrer zu Németság (Schag an der Temesch). Die 14 folgenden Kreuzwegstationen wurden von verschiedenen Gemeinden, Vereinen oder Privatpersonen gestiftet:
I von Anton Järger, Glogowatz
II katholische Gemeinde Pécska
III kath. Gemeinde Endröd
IV Gemeinde Kis Zombor
V Gemeinde Makó
VI Gemeinde Hódmezövásárhely
VII Magdalena Niedermayer, Elek
VIII Gemeinde Battonya
IX Gemeinde Szentes
X Stadt Vinga
XI Emmerich Buzder, Csongrád
XII Familie Adam Heß, Neuarad
XIII Gemeinde Ó-Bessenyö
XIV Gemeinde Apácza
Danach folgt eine Stein-Säule mit der schmerzhalten Mutter Gottes-Statue. Oberhalb des Kreuzwegs wurde durch Spenden der Edelfrau Bertha von Korbuly eine Heilig-Kreuz-Kapelle errichtet, die holzgeschnitzten Christus-, Maria- und Johannesstatuen wurden von Familie Ladislaus Molnár aus Szentes gestiftet.
Nordwestlich der Heilig-Kreuz-Kapelle befand sich bis 1892 ein großese Holzkreuz das von einem heftigen Sturm zerstört wurde. An Stelle dieses hölzernen Kreuzes wurde am 6. Juli 1893 wurde in Gegenwart von P. Ferdinand Kaizer, P. Fortunat Salay, P. Innocenz Trapp und P. Augustinus Prieszter das neue aus Stein gehauene Kreuz eingeweiht. Dieses wurde von der Familie Gerhardt aus Budapest gestiftet und heißt deshalb auch noch Gerhardtische Kreuz.
Bereits 1892 wurde hinter der Wallfahrtskirche auch eine Herz-Maria-Kapelle errichtet, Stifter war die Gemeinde Szolnok. Rechts von der Kirche, wenn man die kleine Brücke über den Graben überschreitet, sieht man am Ende des Aufstieges die Kreuz-Kapelle. Deren Grundstein wurde am 15. April 1856 gelegt. Bis dahin befand sich hier eine kleine Kapelle zu der die Wallfahrer voll Ehrfurcht betend auf den Knien herauf rutschten. Dadurch hat sich nach Jahrhunderten eine ganze Rinne gebildet. Da sich diese Kapelle auf dem Grundbesitz von Michael Meinärtz befand und dieser diesen Platz benötigt hat, ließ er diesen Felsen sprengen, die alte Kapelle abtragen und baute die neue Kreuz-Kapelle.
Ursprünglich befand sich der Kreuzweg auf dem oberen Teil des Berges, auf der Spitze sind heute noch die Reste einer Kanzel und eines steinernen Kreuzes sichtbar. Die meisten dieser Kreuzwegstationen wurden nach 1945 geplündert und geschändet. Der Zahn der Zeit ist bereits an allen Heiligenstatuen und Kreuzwegstationen zu erkennen und viele Besucher gaben ihre Anwesenheit durch Schändung von Kapellen und Statuen kund. Damit dieser „wunderthätige Waldschatten“ wie ihn ein Franziskaner vor 200 Jahren nannte, auch weiterhin ein Gnadenort für viel Wallfahrer bleibe ist dringend eine Instandhaltung notwendig.
Das Gnadenbild von Maria-Radna
Das Zentrum der Wallfahrt nach Maria-Radna bildet das Gnadenbild. Das Konzil von Triente (1545-1567) hatte u.a. auch die Lehre von der Gottesmutter neu definiert und die Marienverehrung florierte, Wallfahrten zu Marienheiligtümern gewannen an Interesse. Man schrieb den Sieg bei Lepanto (1571) ebenso Maria zu wie die Befreiung Maltas von den Türken; diese sogar ganz besonders ihrem wundertätigen Gnadenbilde „La Bruna“ in Neapel. Im 17. Jh. sind sowohl der süddeutsche Raum als auch Italien von den Türken bedroht, im Norden besteht die Reformbewegung weiter. Die Pest (1634) bedroht die Bevölkerung weitester Gebiete.
In dieser Lage sah das gläubige Volk einen besonderen Anlass, Maria um ihre Hilfe zu bitten. Man betete viel um einen „guten Tod“. 1683, nach der zweiten Türkenbelagerung Wiens, wird die Errettung der Stadt ebenfalls Maria zugeschrieben. Als Dank für diese Errettung wurde der 12. September der Tag des Sieges, zum Feste „Mariä Namen“ bestimmt und im Jahre 1685 wird in Wien aus Dankbarkeit die Kirche „Mariahilf“ erbaut. Es wurden im ganzen Reich von Mönchen und Predigern Marienbildchen und Marienbilder verteilt und zur Andacht empfohlen.
Zur selben Zeit wurden auch Teile des Banats von den Türken befreit. Im Benediktinerstift zu Seitenstetten/Österreich wird ein Marienbild aufbewahrt das nach dem Sieg gegen die Türken bei Temeswar und Belgrad entstanden ist. Es wurde von einem Priester aus Verona in zweijähriger Arbeit auf Pergament gemahlen und zeigt die Rolle Mariens als „Generalissima“ der Habsburger und Patronin in den Türkenkriegen. In der lateinischen Inschrift wird sie als Urheberin der Siege von Temeswar und Belgrad bezeichnet.
Das Gnadenbild von Radna ist ein Holzschnitt. Er stellt die Skapuliermadonna der Karmeliter dar und stammt aus der Druckerei Remondini in Bassano (Norditalien). Es ist auf mittelfeines Papier gedruckt und später auf Leinwand aufgezogen.
Die Maße des Bildes sind in den älteren Quellen mit „vier Spannen lang und drei Spannen breit“ angegeben, was einer Höhe von 80 cm und einer Breite von 60 cm entspricht. Das einzige Datum, das uns sicher überliefert ist, besagt, dass das Bild nach dem Brand von 1695 unversehrt erhalten geblieben ist. Da die Remondini-Druckerei 1660 gegründet wurde, entstand das Bild in der Zeit 1660-1695.
Zu dieser Zeit lebte in Radna ein Mann namens Georg Vrichonossa, gebürtig aus Bosnien. Er hatte das hohe Alter von achtzig Jahren erreicht, als er eines Tages einen Fremden begegnet und kauft von diesem ein Marienbild, schnitzte dafür eigenhändig einen Holzrahmen und hängte es in seinem Zimmer an die Wand um davor „um einen guten Tod“ zu beten. Im „Wunderthätigen Waldschatten“ lesen wir darüber: „(...) das Jahr Christi 1668, in welchem Jahr Georgius Vrichonossa, gebürtig aus Bosnien, 80 Jahre alt (...) das nemliche gnadenreiche Marienbild von einem welschen Bilderkrammer deren Remondinern des Bassano zu seiner besonderen Andacht erkaufet.“ P. Andreas Dugonics berichtet darüber (1810, niedergeschrieben 1808): „Eben, dann gelangte, von Lippa kommend, irgendeiner jener italienischen Wanderverkäufer nach Radna, die aus der Druckerei der Remondini in Bassano viele Bilder auf ihrem Rücken nach Ungarn bringen, von denen man eines um einen oder zwei Kreuzer kaufen kann.“
In der Zwischenzeit hatte das Radnaer Kirchlein mehrere Bedrohungen erlebt. Bei einer Plünderung wurde das alte Altarbild der Kirche zerstört. 1668 beschließt Georg Vrichonassa sein Marienbild der Kirche zu schenken. Das Bild wird in einer feierlichen Prozession von der Wohnung in die Kirche gebracht.
Andreas Dugonics (* 1740) der im Jahre 1754 selbst als Wallfahrer in Radna war, berichtet, daß im Jahr 1695 die Janitscharen nach der Eroberung der Festung Lippa sämtliche Bilder der Kapelle, darunter auch das Marienbild, in die Mitte des Raumes anhäuften und die Kapelle anzündeten. Der ganze Bau brannte ab und alle anderen Bilder wurden vernichtet, lediglich das Marienbild blieb auf wunderbare Weise erhalten. Damit gewann dieses Marienbild eine noch größere Bedeutung und wurde zum Ziel Tausender Wallfahrer aus ganz Ungarn jährlich in großen Scharen diesen Gnadenort besuchten. Maria-Radna wurde hiermit eines der beliebtesten Wallfahrtsorte des ganzen Landes.
Prof. Tibor Lichtfuss (*1921 Arad, +2004 Innsbruck) beschreibt das Gnadenbild zu Maria-Radna wie folgt: Maria, mit einem ziemlich schweren Mantel und mit dem auf byzantinischen Ikonen üblichen Maphorion-Tuch als Kopfbedeckung bekleidet, trägt den kleinen, ebenfalls bekleideten Jesus. Mit dem rechten Arm umfasst sie den Körper des Kindes und hält zugleich ein an zwei Bändern herunterhängendes Skapulier, auf dem ebenfalls die Madonna mit dem Jesuskind auf den Armen dargestellt ist, jedoch seitenverkehrt. Mit der linken Hand stützt die Mutter das Kind unter dem Gesäß. Das Kind greift mit seiner rechten Hand zum Maphoriontuch der Mutter und liebkost mit der nach oben gewendeten Linken ihr Kinn. Maria neigt sich leicht dem Kinde zu, dessen Wange das Gesicht der Mutter in der Höhe der Stirn berührt. Die Neigung der Mutter geschieht, vom Betrachter aus gesehen, von rechts nach links. Auf der linken Schulter trägt das Gewand der Mutter das Sterngebilde, das bei allen Marienikonen feststellbar ist.
Der Blick der Mutter ist sorgenvoll, jener des Kindes hingegen ruhig und sicher. Beide Gestalten tragen je einen runden Heiligenschein; über dem Kopf der Mutter halten zwei in den beiden oberen Ecken dargestellte, schön bekleidete und schwebende Engel eine Krone, während sie jeweils in der anderen Hand Palmzweige tagen. Diese Krone ist derzeit für den Betrachter nicht sichtbar, da sie von der riesigen Goldkrone verdeckt ist, die Erzbischof Alexander Rudnay aus Gran (Esztergom) im Jahre 1820 stiftete. Die Krone, die dem Kinde aufgesetzt wurde, verdeckt fast zur Gänze die Gestalt des linken Engels, von dem man nur wenig erkennt (Fuß- und Handpartien sowie Flügelteile).
In einem schmalen Streifen, der unter dieser Darstellung entlangläuft, stehen die Worte: „La Beatissima Vergine del Carmine“ („Die allerseligste Jungfrau vom Karmel“). Darunter ist in der gesamten Breite des Bildes die Flammenwelt des Fegefeuers dargestellt, aus dem die büßenden Seelen ihre Blicke und Arme hoffnungsvoll zur Muttergottes erheben. Rechts, links und über dem Madonnenbild sind kleine Randbilder zu sehen, die das Hauptbild von beiden Seiten und von oben umgeben. Diese kleinen Bildszenen sind in ihrem unteren Teil mit Inschriften in italienischer Sprache versehen. Sie stellen Wunder dar, die durch die Hilfe der Skapuliermadonna der Karmeliter bewirkt wurden.
Die Wallfahrtskirche und das Franziskanerkloster nach 1948
1948 wurden die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Rumänien durch einen Staatserlass aufgelöst. Durch ein Versehen blieb der Orden der Franziskaner in diesem Papier unerwähnt. Trotzdem wurden die kirchlichen Güter enteignet und das Kloster in Radna aufgelöst. 1951 wurden alle Franziskaner zum Zwangsdomizil nach Radna, dann Dej und Baia de Cris übersiedelt. Damit wurden 25 Klöster in denen 217 Mönche wirkten, enteignet. Das Kloster der Franziskaner zu Maria-Radna wurde von den kommunistischen Machthabern in ein Altenheim umfunktioniert und bis heute konnte daran nichts verändert werden. Selbst fünf Jahre nach dem Sturz von Diktator Ceausescus (1989) wurde das Kloster dem Franziskanerorden noch nicht rückerstattet.
Seit 1945 ist P. Ernst F. Harnisch Vorsteher des bloß einige Räume umfassenden Klosters. Trotz Kerker und Krankheit konnte dieser bis in die Gegenwart die zahlreichen Wallfahrer betreuen und als Pfarrer von Maria-Radna tätig sein. Zum Franziskanerorden zu Maria-Radna gehören noch folgende Geistliche: P. Placid Harnisch (Neuarad), P. Rufinus Sántha (Arad), P. Sandu Pio und Fr. Juvenal Peter.
1993 wurde der Wallfahrtskirche zu Maria-Radna von Papst Joannes Paul II. der Titel einer „Basilica minor“ verliehen. Bei diesen Feierlichkeiten am Fest Maria Himmelfahrt waren zugegen der Päpstliche Nuntius aus Bukarest, Erzbischof Dr. Adalbert Boros, Diözesanbischof Sebastian Kräuter, Bischof Ioan Ploscaru (griechisch-katholische Kirche), Generalvikar Georg Kobor, Provinzial P. Benedek Domokos, Quardian Ernst F. Harnisch und zahlreiche Priester der Diözese. Vor hunderten von Gläubigen laß Msgr. Martin Roos den Text der Päpstlichen Urkunde in lateinischer, deutscher, ungarischer und rumänischer Sprache vor.
Trotz kommunistischer Herrschaft und atheistischer Propaganda konnte in der Zeitspanne 1948-1989 den Wallfahrern nicht der christliche Glaube und die Liebe zur Gottesmutter genommen werden. Wenn auch bis dahin die Prozessionen vor aller Öffentlichkeit mit Gesang, Gebet und Musikkapellen begleitet wurden, kam man auch in der kommunistischen Zeit, allerdings getarnt als „Kurgäste auf dem Weg nach Lippa“ zum Gnadenbild gepilgert. Noch 1988 musste die örtliche Militz von Radna sämtliche Verkaufsstände vor der Wallfahrtskirche verbieten, selbst das Fotografieren war wegen der Nähe einer Militärkaserne untersagt. Und trotzdem: die Gläubigen kamen zu Scharen, zu Hunderten, und an Marienfesten zu Tausenden.
Auch nach 300 Jahren ist Maria-Radna genau so beliebt wie damals und wer einmal durch die Stille und die Ruhe dieses Gnadenortes wandelt wird bestimmt wiederkommen. Deshalb sangen schon unsere Ahnen vor Freude vor ihrer Abreise nach Maria-Radna:
Erhebt euch, fromme Christen!
Auf, auf, es ist schon Zeit,
Wir wollen uns nun rüsten,
Mit großer Herzensfreud.
Marien zu verehren,
In ihrem Gnadensaal,
Sie wird gewiß erhören
Gar mütterlich uns all.
Erhebt euch, Große, Kleine!
Wir ziehn mit Gott nun fort,
Zu grüßen fromm die Reine
An Ihrem Gnadenort.
Dein starker Arm beschütze
Die Pilgernden, o Herr!
Der Du bist uns´re Stütze
Und uns´re starke Wehr.
Uns ist auch altes Gebet erhalten geblieben das Pfarrer Gustav Dietl 1912 veröffentlicht hat:
Andacht vor dem hl. Gnadenbilde
(...) Endlich flehe ich zu Dir, u hl. Jungfrau von Maria Radna, heilige und segne eine jede Stunde, jeden Augenblick, den ich aus Gottes Erbarmen an diesem Gnadenorte zubringen darf. Damit ich alles Irdische vergessend, diese glückselige Zeit mit Dir und Deinem hl. Sohne, dem lieben Jesu zubringend, es fühle wie glücklich der ist, der mit Dir lebt und wandelt, der Deine unendliche Liebe so nahe fühlend, sich zu Dir wenden kann. Sei also meine Begleiterin und Führerin an diesem hl. Orte, Du gute Mutter, die ich Dich mit treuer Liebe begrüße: Gegrüßet, gebenedeit seist Du glorreiche hl. Jungfrau Maria von Radna. Amen.
Die Orgel
Die jetzige Orgel ist bereits das zweite Instrument welches für diese Kirche erbaut wurde. Am 13. Okt. 1797 ist Orgelbauer Franz Welter (Wälter) mit zwei Gesellen aus Temeswar angereist und begann mit dem Aufbau der Orgel. Laut Vertrag soll das Instrument 16 Register haben, jedes Register kostete 100 fl. (Gulden). Am 19. Nov. 1798 steht nun das Instrument spielbereit, es hatte 20 Register.
Am 30. Dez. 1798 hat „Pictor [Mahler] Temesiensis Josephus Arnolt“ für das „Fassen“ der Orgel 250 fl. erhalten. Fr. Simon Sangl war auch Franziskaner und beendete nach zwei Jahren Bauzeit am 29. Aug. 1818 sein Orgelpositiv, das er vermutlich für das Kloster erbaut hat. Am 2. Sept. 1818 ging er nach Arad und von da nach Vukovar. Auch Fr. Ignatius Lehner kannte sich gut im Orgelbau aus und reparierte die Orgel der Kirche. Unter dem 18. Juli 1831 ist in der „Historia Domus“ vermerkt: „Fr. Ignatius Lehner Provinciae Organifex, organum Ecclesiae B.V.M. reparationem feliciter et cum laude consummavit."
Am 17. April 1837 wurde in Verbindung mit der Orgel vermerkt: "Dominus Andreas Wittsch Ephia...rius Aradiensis Organum dono incoloravit." Im Jahr 1854 wurde die Wälter-Orgel von Orgelbauer Stephan Theckinger (Hechinger?) aus Wien um 240 fl. repariert und gestimmt. P. Dvorzak wird am 3. Mai 1863 als „sedulus Conventus Organeda“ erwähnt. Am selben Tag fand hier ein Festgottesdienst statt (Fest der Heiligsprechung der 23 japanischen Märtyrer) bei dem über 2000 deutsche Pilger aus der Tschanader Diözese anwesend waren.
Am 2. Okt. 1893 und am 27. März 1894 erscheint „organifex Leopoldus Wegenstein“ aus Temeswar in Maria-Radna der die Orgel („errichtet 1792“) mit zwei Gehilfen repariert. Im Jahre 1894 wird die Wälter-Orgel hundert Jahre alt und wird von Leopold Wegenstein restauriert. Auch ein Jahr nach der Zweihundertjahrfeier des Gnadenbildes, 1897, muss wieder die Orgel repariert werden. Vermutlich war auch dies der Anlass weshalb man am 5. März 1905 eine Kommission zum Bau einer neuen Orgel bestimmte. Dieses Gremium bestand aus folgenden Personen: Ferch Ödön (Arader Lehrer), Szantó Péter (Lippaer Lehrer), Szikova Béla (Radnaer Lehrer), Sonner Béla (Lippaer Kantor) und Teofil Dosztál (Lippaer Lehrer). Man prüfte die beiden Kostenvoranschläge welche von den Orgelbaufirmen Rieger (Budapest) und Wegenstein (Temeswar) eingesendet wurden. Der Preis der Orgel belief sich auf 12.000 Kronen. Nachdem Wegenstein den Auftag zum Bau der neuen Orgel erhielt zahlte er den Franziskanern 1000 Kronen für die alte Wälter-Orgel.
Am 25. Nov. 1905 traf sich die Kommission um die neue Orgel zu übernehmen: Ferch Ödön, Szantó Péter, Teofil Dostál und Szikova Béla. Die Mitarbeiter von Leopold Wegenstein sind in einer Schrift auch vermerkt, ebenso die zusätzlichen Ausgaben: „Az uj orgona fölállitása és hangolásánál 14 napon át közremüködek: Wegenstein Lipot vállalkozán és fia Wegenstein Richárdon kivül: Molczer Ferenz fölszerelö és hangiló Bécsböl, Christ József, az orgona játszóasztalának készitöje, Kamenik Henrik, a szekrény és szélládák, Erdödi Jósef, fölszerelö, Ludwig János sipokészitö, Schlarp Gyula, asztalos, Rébl Rezsö asztalos, és Kager Györgyi, asztalos.
Az anjagra (?) kiadott az orgonaépitö felmutatt számlái szerint: az orgonatest diszitési munkájá és a szobrocshákra (?) 2200 K.
Az összes horgang sipokra 4982 K
Oboe és a trombita 700 K
Oboe (?) sipokra 290 K
Munkadijra 4400 K
Az orgona többszövi fefestésére 300 K
Az orgona szállitására és uliköllségekre 300 K
Az orgona tornainak zink kupoláira 280 K
Az orgona feanjaga állitólag 2 vagon fára 2000 K
(Gesamtbetrag:) 15732 K
Am Tag der Orgelweihe hielt Quardian P. Domonkos den Festgottesdienst, Ferch Ödön aus Arad spielte die Orgel und Szantó Péter leitete den Lippaer Chor. Die Orgel hatte 25 Register. Die Posaune soll später eingebaut werden. Die Nachricht von diesem neuen, gelungenen Instrument erreichte selbst die „Zeitschrift für Instrumentenbauer“ in Wien die folgenden Artikel über diese Orgel und ihren Orgelbauer brachte:
„Die neue Orgel der Wallfahrtskirche zu Maria-Radna in Ungarn.
Die Wallfahrtskirche zu Maria-Radna hat ein am 26. November 1905 übernommenes neues pneumatisches Orgelwerk aus der Orgelbauanstalt von C. L. Wegenstein in Temesvar (Ungarn) mit 25 klingenden Registern erhalten. (...) Registerkanzelle für Posaune 16´ eingebaut und auch in der Spieltischanlage berücksichtigt. Stimme selbst wird später eingestellt.
Der Expertenbericht lobt die Orgel als ein Meisterstück ersten Ranges und hebt vor allem die mustergültige, künstlerische Intonation, zweckmäßige Anlage und bestes Material des Pfeifenwerkes hervor.
Die erschütternde Kraft des Pleno, die charakteristische Tonfarbe, sowie entsprechende Tonstärke der einzelnen Register wird in anerkennender Weise gewürdigt.
Die Pneumatik wird strengsten Anforderungen völlig entsprechend. Die Windladen sind Kegelladen mit pneumatischem Hub. Die Gebläseanlage besteht aus Magazinbalg und zwei Schöpfbälgen, zwei Regulatorbälgen und einem (?)balg.
Der Prospekt ist nach beiliegender Zeichnung ausgeführt . Die Prospektpfeifen stehen auf eigenen Windladen. Die Ausnützung des mustergültigen Tonmaterials wird durch die ausgezeichnete Pneumatik und durch die reichlich vorhandenen und zweckmäßig arrangierten Spielhülfen bestens ermöglicht.
Die automatische Pedalumschaltung wirkt nach eigener Konstruktion des Herrn Wegenstein derart, daß nach Berührung des II. Manuals die Pedalstärke sich nicht nur sofort diesem Manual anpasst , sondern daß diese Pedalstärke demungeachtet, ob Tasten des II. Manuals auch weiterhin niedergedrückt werden oder nicht, z. B. bei einem Pedalsolo mit derselben Pedalstärke, beständig stehen bleibt, bis nicht eine oder mehrere Tasten des I. Manuals niedergedrückt werden.
Die meisten Konstruktionen der Pedalumschaltung haben nämlich den oft sehr lästigen Fehler, daß die Pedalstärke zum Loslassen der II. Manualtasten sofort in ihre frühere, dem I. Manual entsprechende Tonstärke zurückspringt, und damit klingt dann manches Pedalsolo unbeabsichtigt stärker; Auch im Falle man im II. Manual stakkato und dazu ein ...legato spielt, ändert sich in diesem Falle die Pedalstärke sprungweise und sehr irregulär. Auch z. B. bei dieser Stelle (Konzertpräludium von Riemenschneider) wäre die vorher geschilderte mit Pedalumschaltung unbrauchbar.
Falls nämlich das Pedal in die frühere (I. Manual) Stärke zurückspringt, würde diese Stelle bei gis und cis im Pedal höchst sonderbar und kurios klingen.
Die Konstruktionsweise des Herrn Wegenstein ist derart, daß jede Taste in ihrer Ruhelage eine der vielen, in einer Leiste befindlichen, kleinen Öffnungen als Ventil bedeckt. Beim Niederdrücken einer beliebigen Taste wird die betreffende Öffnung frei und bewirkt durch die Entweichung des Druckwindes die Umschaltung.
Eine auf Anregung des Experten Edmund Ferch (Arad) ausgeführte Neuerung ist auch der sogenannte Registerabsteller (Registerabstellungskanzelle im Spieltisch) für sämtliche Register. Es ist diese Einrichtung wohl nichts anderes, als eine Erweiterung des Prinzips, welches für Zungenstimmen schon längst Anwendung fand. Es befand sich aber die Abstellungsstelle meistens in dem Orgelinnern. Bei Anwendung des Registerabstellers im Spieltisch ist die Abstellung an einem bequemeren Orte und auf Register und Spielhilfen ausgedehnt ausgeführt.
Die Firma C. L. Wegenstein hat durch das in ihrer Anlage mustergültige, durch bestes Material und künstlerische Intonation vollendete Werk viel Lob und Anerkennung geerntet und auch Anregung für Verbreitung ähnlich vollendeter, auch mit modernen Spielhilfen ausgestattete Orgelwerke hier zu Lande gegeben.
Arad in Ungarn, den 8. Dezember 1905
Edmund Ferch.
Wallfahrtslieder
Durch die Wallfahrten nach Maria Radna sind auch Lieder entstanden, deren Schöpfer unbekannt geblieben ist, meist werden diese Liedtexte auf bekannte Melodien gesungen. Zu den uns erhaltenen Radna-Lieder gehören folgende:
Maria von Radna
Maria von Radna, hellglänzende Sonn´!
Du bist ja die schönste am göttlichen Thron,
Die schönste im Himmel, die größte auf Erd´,
Maria von Radna sei ewig verehrt!
Maria von Radna, du edle Gestalt,
Du bist voll der Gnaden und prächtig gemalt,
O schönste der Rosen, Du sitzest fürwahr,
Mit himmlischer Gloria, im hohen Altar.
Maria von Radna, wir rufen Dich an,
Bitte für uns Sünder Dei göttlichen Sohn,
Du bist ja schon längstens von Gott auserwählt,
Den Sündern zu helfen ins himmlische Zelt.
Maria von Radna, bleib´bei unserm End´,
Die mildreichen Augen von uns nicht abwend´,
Der goldene Szepter, den selbst Dir Gott gab,
Der soll uns begleiten bis in unser Grab.
Wie hell leucht´ die Sonne
Wie hell leucht´ die Sonne, wie schön leucht´ der Mond,
All´ Sterne im Himmel, sie leuchten wie Gold.
Die Schönheit Marias, ist heller, mehr klar,
Zu Radna, voll Wunder, leucht´ sie am Altar.
Ich will jetzt verlassen all´ Freuden der Welt;
Maria, deine Schönheit ist ewig bestellt.
Dich lieb´ ich von Herzen und lob´ dich allzeit:
Maria zu Radna, die mich stets erfreut.
Lenk´ ich meine Schritte nach Radna hinein,
Und geh´ zur Kapelle Maria dort ein,
So kann ich vor Andacht hier sprechen nicht mehr,
Nur: „Jesus, Maria!“ Nur euch ich begehr´.
Maria zu Radna, ich lieb´ dich allzeit,
Mein Leib und die Seele ich dir stets verschreib´:
O Jesu, Maria, ach kommt an mein´m End´,
Und nehmt meine Seele in eure Händ´!
Traurig fang ich an zu singen
Traurug fang ich an zu singen, vor dem schönen Gnadenthron,
Mein Herz im Leib will mir erspringen, weil es kommt zum Scheiden an.
Kirchfahrer all´ schaut noch einmal,
Dort seht ihr Maria zum letztenmal.
(...)
Mutter, was ich dich gebeten, dies erwerb mir bei Deinem Sohn,
Von Pest und Krieg wollest erretten, unser liebes Vaterland.
Kirchfahrer all´ schaut noch einmal,
Dort seht ihr Maria zum letztenmal.
Beim Abreisen nach Radna
Vorsänger: Heilige Maria von Radna
Chor: Wir reisen freudig zu Dir hin / Maria-Radna Königin / In Ihrem Gnadenthrone / Erwirk uns Mutter Gottes Huld / Für alle unsre Sündenschuld / Bei Jesum Deinem Sohn.
Bei der Ankunft in Radna
Chor: In Demutsgeist erscheinen wir / Maria-Radna als Büßer hier / Du Zuflucht aller Sünder / Entzieh´ uns Deine Gnade nicht / Weil wir vergaßen unsre Pflicht / Auch wir sind Deine Kinder.
Bei der Abreise von Radna
Chor: Wir danken Dir für diese Gnad´/ Die unsre Seel´ empfangen hat / O Du barmherzige Mutter Jesu / Einen schönen Gruß vom Gnadenquell´ / Bringt unsre freudenvolle Seel´ / Von Ihrem Gnadenthrone.
Quellenverzeichnis
- Franziskanerkloster Maria-Radna: Historia Domestica Conventus Matris Gratiarum M. Radnensis inchoatum anno 1892 die 2-a octobris sub Gvardianatu R. P. Fortunati Salay, Conc. Secretarii et Definit. Prov. Emeriti.
- P. Ferdinand Kaizer: Geschichte des Franziskaner-Klosters, der Kirche und des seit 1668 verehrten Gnadenbildes der seligsten Jungfrau Maria zu Maria-Radna. Budapest 1895.
- SCHEMATISMUS. A Szent István Királyról elnevezett erdélyi ferendes rendtartomány története, név- és adattára. Szászváros 1995.
- Martin Roos: Die katholischen Donauschwaben im Banat und in der Diözese Tschanad 1867-1918. Erschienen im Band 2 der Kirchengeschichte der katholischen Donauschwaben. Stuttgart 1977.
- Tibor Lichtfuss: Das Gnadenbild von Maria-Radna. Innsbruck 1973.
- Katalog zur Ausstellung: Prinz Eugen und das barocke Österreich. Wien 1986.
- Franz Metz: Te Deum laudamus. Beiträge zur Geschichte der Banater Kirchenmusik. Bukarest 1995.
- Koloman Juhász: Die Stifte der Tschanader Diözese im Mittelalter. Münster 1927.
- Coloman Juhász: Das Tschanad-Temesvarer Bistum während der Türkenherrschaft 1552-1699. Dülmen 1938.
- Wunderthätiger Waldschatten oder ausführlicher Bericht des wunderthätigen Gnadenbildes der allerseligsten Jungfrauen Mariae, so zu Radna in Ungarn (...). Ofen 1771.
- P. Andreas Dugonics: Radnai történetek. Szeged 1810.
- Karl Kraußhaar: Kurzgefaßte Geschichte von Maria-Radna sammt einigen Bemerkungen über das Wallfahrten im Allgemeinen. Temeswar 1889.
- Büchlein zum Gebrauch bei der 1900jährigen Erinnerungsfeier des Kreuzestodes Jesu Christi zu Maria-Radna, den 2. und 3. September (Schutzengelfest) 1933. Temeswar 1933.
- Az ephezusi zsinat emlékére Mária-Radnán. 1831. szeptember hó 7-ik és 8-án (Kisasszony napja) tartandó ünnepségek sorrendje. Temesvár 1931.
- Az Úr Jézus megváltó kereszthalálának 1900. évfordulója alkalmából. 1933 Szeptember 7. és 8-án (Kisboldogasszony napján) Mária-Radnán tartandó ünnepségek kézikönyve. Temesvár 1933.
- Maria-Radnaer Wallfahrts-Lieder. Zusammengestellt von Heinrich Anwender. Lugosch 1915.
- P. Marian Jaic: Ausführliche Geschichte des Gnadenbildes der seligsten Jungfrau zu Radna, welches schon mehr als hundert fünf und siebzig Jahre in der Kirche der Minderen Brüder vom orden des h. Franciscus v. Assisi von frommen Christen zahlreich besucht und andächtig verehrt wird (...) herausgegeben von P. Marian Jaic, Priester des Franziskaner-Ordens, Kapistran-Provinz. Ofem 1857.
- Meerstern ich dich grüße. Gesänge für die Maria-Radna-Wallfahrer. Hatzfeld 1936.
- Andachtsbüchlein zum Gebrauche der frommen Wallfahrer auf dem Kalvarienberge in Maria-Radna. Maria-Radna 1911.
- Gustav Dietl: Kurze Geschichte und Anleitung zu den Andachten der Gnadenkirche Maria-Radna. Aus dem Ungarischen umgearbeitet von Gustav Dietl, Priester der Csanáder Diözese. Großbetschkerek 1912.
- Juhász Kálmán: A csanádi püspökség története. Alapitásától a tatárjárásig (1030-1242). Makó 1930.
- Juhász Kálmán: A Csanád-Temesvári püspökség története (1243-1307). Makó 1933.
- Juhász Kálmán: A csanádi püspökség története (1434-1500). Makó 1947.
- Juhász Kálmán: A csanádi püspökség története (1500-1552). Makó 1947.
- Juhász Kálmán: A Timisoarai püspökség története (1552-1608). Makó 1935.
- Juhász Kálmán: A Timisoarai püspökség története (1608-1699). Makó 1936.
- Oltványi Pál: A csanádi püspöki megye birtok viszonyainak. Szeged 1867.
Abbildungen:
1. Mappa Domiciliorum Obsv. Provinciae S. Joannis a Capistrano. Anno 1830: Abbildungen der Franziskanerklöster zu Arad und Radna
2. Georg Vrichonassa kauft das Marienbild von einem „welschen Bildkrammer deren Remondinern“ (aus „Wunderthätiger Waldschatten“)
3. Siegel des Klosters zu Lippa aus der Zeit des Mittelalters: P. FRIS QUADIANI DE CUENTU S. LUDOVICI
4. Abbildung des Marienbildes aus dem Buch P. Marian Jaic
5. Aus der Kapelle auf dem Weinberg zu Radna entstand ein kleines Kirchlein
6. und 7. P. Andreas erhält die Genehmigung seine Kirche zu renovieren.
8. Im Jahre 1695 brennt die Kirche zu Radna ab, nur das Marienbild blieb erhalten.
Copyright © Dr. Franz Metz, München 2009
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