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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

WALTER MICHAEL KLEPPER

(1929-2008)

von Dr. Franz Metz

 

Verfolgt man die Biographien unserer zeitgenössischen donauschwäbischen oder Banater Komponisten wie Porfetye, Koringer oder Klepper, so kann man außer handwerklichem Können, Talent und Fleiß auch eine andere Tugend erkennen: Bescheidenheit. Und zu dieser Bescheidenheit trug in erster Linie das persönliche Schicksal bei, das viele Menschen der südosteuropäischen Region miterleben mussten, in erster Linie aber durch die Emigration. Selbst heute noch spricht man von Walter Michael Klepper in allen Musikkreisen Rumäniens, ob in Bukarest, Temeswar/Timisoara, Klausenburg/Cluj, Lugosch/Lugoj, Reschitz/Resita oder Jassy/Iasi. Im Archiv des Rumänischen Komponistenverbandes zeigte man mir vor einigen Wochen eine Liste der vorhandenen Tonschöpfungen des Komponisten, das Tonarchiv des Rundfunks besitzt zahlreiche Aufnahmen, der bekannte Banater Ioan Vidu-Chor singt in fast all seinen Auftritten Chöre Kleppers, die diesem Ensemble gewidmet sind.

Walter Michael Klepper wurde am 27. Juli 1929 in Lugosch geboren, wo er auch das Gymnasium besuchte. Wegen den Kriegsfolgen und der Auflösung der deutschen Sektion begann er eine Lehre als Eisendreher in Reschitza. Hier in dieser südbanater Industriemetropole, umgeben von Hochöfen, Rauch und Kohle, beginnt Klepper das Geigenstudium bei Kapellmeister Eduard Pawelka, danach das Klavierstudium an der dortigen Kunstschule. Bis 1952 war Klepper als Ingenieur an den Hochöfen der Reschitzaer Hütte tätig. Der Drang zur Musik war aber doch größer als die Anziehungskraft des brennenden Eisenerzes. Und so kam Klepper 1952 an die Bukarester Musikhochschule, wo er 1958 das Staatsexamen im Fach Komposition abgelegt hat.

Die musikalische Fachwelt der rumänischen Hauptstadt wurde recht früh auf den jungen Komponisten aufmerksam. Bereits 1955 bekam Klepper einen ersten Preis im Rahmen eines Kompositionswettbewerbs, 1957 folgte der große George Enescu-Preis für eine Symphonie. Es folgte eine besonders fruchtbare Tätigkeit als Komponist, 1958-1962 war er als künstlerischer Produktionsleiter des Symphonischen Filmorchesters angagiert. Es folgten Tätigkeiten als Dozent an der Bukarester Musikhochschule, als stellvertretender Intendant der Bukarester Rumänischen Staatsoper, dann als freischaffender Komponist, Privatlehrer und Chorleiter in Lugosch und Pucioasa. Im Jahre 1977 wurde Klepper der große Preis des Rumänischen Komponistenverbandes für seine 2. Symphonie verliehen.

Im Jahre 1983 übersiedelte Walter Michael Klepper nach Deutschland und ist seit dann im Raum Mainz-Darmstadt als Chorleiter und Komponist tätig. Die letzten zehn Jahre die er in Rumänien verbracht hat, haben aber in der Gesundheit des Musikers tiefe Spuren hinterlassen. Wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem indoktrinierten totalitären kommunistischen System im damaligen Rumänien bekam er Lehramtsverbot und musste so mit den geringen Einnahmen durch seine Tantiemen auskommen. Seine Kompositionen durften aber zum Glück doch noch in Konzertsälen gespielt und vom Fernsehen und Rundfunk ausgestrahlt werden.

Klepper selbst bezeichnet seine erste Symphonie als sein wichtigstes Werk. Sie wurde auch 1965 in Bukarest Veröffentlicht. Er selbst bezeichnet dieses dreiteilige Werk als „Den großen Schwabenzug“: „Die ersten den Tod“, „Die zweiten die Not“, „Die Dritten das Brot“. Im Jahre 1959 entstand die Kantate für Alt, gemischten Chor und großes Orchester „Die Gesänge Hiroshimas“ nach einem Text Klaus Kesslers. Tief mit seiner Jugendzeit verwurzelt ist das symphonische Triptychon „Reschitza Impressionen“, das auch für die Schallplatte eingespielt wurde. Sein Divertimento für Streicher und Pauken, op. 4, entstand 1963 und wurde von der Hermannstädter Philharmonie uraufgeführt.

In seinen autobiographischen Aufzeichnungen bezieht sich Klepper auch auf seinen Kompositionsstil: „... Was die Sprache meiner Kompositionen anbelangt, so hat sich diese von anfänglichen Hindemith-Einflüssen immer mehr zu den melodisch-rhythmischen Stilelementen der rumänischen Volksmusik und schließlich zu einer Verbundenheit mit der Musik des großen rumänischen Komponisten George Enescu verlagert. Die Symbiose zwischen rumänischer Musiksprache und deutschem Musikdenken, die mir ein großes Anliegen ist, habe ich in vielen meiner Kammermusikwerken verwirklicht“.

Neben zahlreichen weiteren symphonischen und Kammermusikwerken, komponierte Klepper zahlreiche Chorwerke nach Texten von Nikolaus Lenau, Mihai Eminescu, Ana Blandiana, Ioan Alexandru, Hans Diplich, u.v.a. Und gerade in diesen Werken zeigt sich Klepper als ein unübertrefflicher Meister. Heute werden seine Vokalwerke von vielen Chören sowohl in Deutschland als auch in Rumänien gerne gesungen.

Walter Michael Klepper setzt sich seit vielen Jahren engagiert auch für die Erhaltung unserer Banater Chortradition hier in Deutschland ein. Als vor zwei Jahren das Banater Chorbuch veröffentlicht wurde, zählte er zu den wichtigsten Mitarbeitern und Autoren. Das Divertimento für Streicher und Pauken wurde in Augsburg und Ulm vom Banater Kammerorchester aufgeführt, der Franz Schubert-Chor singt ihm ebenfalls einige Werke. Schon aus diesem Grunde sind wir ihm zu Dank verpflichtet.

Klepper starb 2008 und fand auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Lugosch seine letzte Ruhe.

Walter Michael Klepper (l.) und Franz Metz (r.)

nach der Erstaufführung der Missa Brevis von Richard W. Oschanitzky 1989 in Augsburg.

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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