Kleinsanktpeter / Totina / Sânpetru Mic
Von Dr. Franz Metz
In der Zeitspanne 1862-1914 stand an der Stelle der heutigen Kirche der Gemeinde Kleinsanktpeter nur ein kleines Bethaus. Im Jahre 1914 wurde die heutige Kirche errichtet. Die Orgel wurde von der Firma Leopold Wegenstein und Söhne aus Temeswar um 1916 erbaut.
Disposition:
Manual
Principal 8´
Bourdon 8´
Salicional 8´
Octava 4´
Traversflöte 4´
Mixtur III 2 2/3´
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Pedal
Subbass 16´
Echobass 8´
Pedal Copula
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Koppeln und Spielhilfen: Sub- und Superoctav Copula, Feste Kombinationen (Piano, Mezzoforte, Tutti).
Die Kirchengemeinde hat von der Firma Wegenstein (Temeswar), Rieger (Budapest) und Angster (Pécs) Kostenvoranschläge beantragt. Die 6 Briefe und Kostenvoranschläge der drei Orgelbaufirmen an den damaligen Pfarrer Lebovics Dániel, Kleinsanktpeter, wie auch an Domkapellmeister Desiderius Jarosy, Temeswar, betreff Orgelneubau in der neuerbauten Kirche, geben uns einen Einblick in die damalige Arbeitsweise dieser Firmen. Die Briefe sind in ungarischer Sprache verfasst, die deutsche Übersetzung lautet:
Brief 1 vom 21.11.1913: Wegenstein an Pfarrer Lebovics
Temesvár, 21. November 1913
Hochw. Herrn Pfarrer Lebovics Dániel, Kleinsanktpeter
Wir erlauben uns unsere Dienste der den Orgelneubau der neuen Kirche in Kleinsanktpeter zu empfehlen. Mit pünktlichem Kostenvoranschlag und mit Zeichnung stehen wir Ihnen kostenlos zur Verfügung.
Für nähere Besprechung machen wir gerne auf unsere eigene Kosten unsere Aufwartung. Ihre Empfehlung und Ihr Vertrauen erbittend verbleiben wir, hochachtungsvoll
Wegenstein Lipót és Fia
Brief 2 vom 20.06.1914: Wegenstein an Pfarrer Lebovics
Temesvár, 20. Juni 1914
Hochw. Herrn Pfarrer Lebovics Dániel, Kleinsanktpeter
Berufend auf den Kostenvoranschlag vom 22. Mai dieses Jahres erlauben wir zu fragen ob in dieser Sache schon etwas festgelegt wurde. Wenn welche Schwierigkeiten aufgetaucht sind so bitten wir Hochw. uns dies mitzuteilen damit wir Ihnen mit unserem Rat zu Hilfe kommen können. In Hoffnung auf eine gute Nachricht verbleiben wir hochachtungsvoll, Ihr untertänigster Diener
Wegenstein Lipót és Fia
Brief 3 vom 8.04.1915: Wegenstein an Pfarrer Lebovics
Temesvár, 8. April 1915
Hochw. Herrn Pfarrer Lebovics Dániel, Kleinsanktpeter
Bezüglich des Kostenvoranschlages vom 22. Mai 1914 möge Hochw. erlauben daß wir uns um diese Sache der Orgel erkundigen und bitten die Mitteilung ob schon etwas in dieser Sache beschlossen wurde. Dankend im voraus für Ihre freundliche Mitteilung verbleiben wir
hochachtungsvoll, Ihr Diener
Wegenstein Lipót és Fia
Brief 4 vom 17.07.1914: Rieger an Pfarrer Lebovics
Rieger Otto, Budapest
Szent-Gergelyrend-Lovagya
Cs. és kir. udvari orgonagyár
Budapest, 17. Juli 1914
Hochw. Herrn Pfarrer Lebovics Dániel, Kleinsanktpeter
Wir bedanken uns für das Schreiben vom 14. dieses Monats und haben die Ehre Sie zu verständigen daß die folgenden 2 Orgeltypen mit Preis nach Ihrer Genähmigung Ihnen als Kostenvoranschlag und Zeichnung zugeschickt werden.
Die Disposition der 6 Register-Orgel: Principal 8´, Bourdon 8´, Salicional 8´, Octava 4´(kombiniert), Dolce 4´(kombiniert) und im Pedal Subbass 16´. Nebenregister: Pedal Koppel, Oktav Koppel, Piano, Mezzoforte, Forte, Auslöser und Windanzeiger. Preis cca. 2600 Kronen.
Die Disposition der 8-Register-Orgel: Principal 8´, Bourdon 8´, Gamba 8´, Salicional 8´, Octav 4´(kombiniert), Dolce 4´(kombiniert), Zúgóquinta (Rauschquinte) 2 2/3´ 2fach und Pedal Subbass 16´, Nebenregister wie oben. Preis cca. 3500 Kronen.
Im Falle der Angebotannahme mögen Sie so freundlich sein uns den Stil der Kirche mitzuteilen und den Grundriss und die Maße des Chores angeben damit wir eine entsprechende Zeichnung erarbeiten können um Ihnen damit auch den Kostenvoranschlag übergeben zu können. Verbleibe zu jeder Zeit mit Freuden zu Ihren Diensten, hochachtungsvoll,
Rieger Otto, Orgelfabrik
gez. Garay
Brief 5 vom 9.02.1915: Angster an Jarosy, Temeswar
Pécs, 9. Februar 1915
Gnädigsten und Hochwürdigen Herrn Járossy Dezsö, Professor an der ungarisch-königlichen Musikakademie, Temesvár
Mit Dank bestätigen wir Ihrer Gnaden den Erhalt Ihres Briefes vom 5. dieses Monats.
Bezüglich der Orgel in Kleinsanktpeter können wir Ihnen auch den Kostenvoranschlag zusenden. Die Orgel können wir jetzt leider nur mit Zinkprospekt beliefern da sämtliche Zinnreserven vom Militär beschlagnahmt wurden. Zinn ist leider nicht mehr zu haben. Das am Lager befindliche Material wird wahrscheinlich auch in einigen Tagen von der Armee beschlagnahmt, wir hoffen aber daß es uns gelingt soviel zu retten wir für die inneren Pfeifen notwendig ist.
Zinnprospekte können wir schon seit Monaten nicht mehr herstellen da das dafür nötige feine Zinn nicht vorhanden ist. Bisher wurden 6 Orgeln mit Zinkprospekte bestellt und etwas anderes können wir auch nicht liefern. Das Mit Alluminium überzogene Zinkprospekt isst gegenwärtig sehr verbreitet, bereits noch vor dem Krieg haben wir auf Bestellung welche angefertigt, unter anderen die Fasori ref. Kirche in Budapest, die jüdische Kirche in Kecskemét. Wenn wir doch Zinn besorgen können müßte dies um 3-400 Kronen mehr kosten da in letzter Zeit ein Zentner auf 1200 Kronen gestiegen ist statt 3-400 Kronen bis dahin. Auch die Fertigung mit Alluminium ist sehr schön und benachteiligt nicht den schönen Klang der Orgel.
Wenn die Bestellung nicht zu lange auf sich warten läßt, könnte die Orgel bis Ende Mai fertig sein. Da wir die Maße des Chores noch nicht kennen, können wir auch nicht die Zeichnung schicken. Nach dem Erhalt der daten können wir dies dann nachholen.
An dem Harmonium für Kalocsa wird fest gearbeitet und wir hoffen daß es bis Ende des Monats geliefert werden kann.
Ihr Wohlwollen empfehlend, gnädigst verbeliben wir, untertänigst, hochachtungsvoll,
gez. Angster József
Brief 6 vom 15.02.1915: Angster an Jarosy, Temeswar
Pécs, 15. Februar 1915
Gnädigsten und Hochwürdigen Herrn Járossy Dezsö, Professor an der Musikakademie Temesvár
Ihr uns ehrendes Schreiben haben wir am 10. dieses Monats erhalten. Aufgrund dessen haben wir die Ehre die Zeichnung der Orgel achtungsvoll zu senden. Der vorgesehen Platz für die Orgel ist groß genug und es ist nicht nötig den Spieltisch für den Blick zum Altar höher zu stellen. Für das leichtere Dirigieren der Sänger wird aber die ganze Orgel und der Spieltisch auf ein Podium gestellt. Dieses Podest muß aber nicht höher als 30 cm. sein. Das Podium wird nach Angabe de Maße von uns an Ort und Stelle angefertigt.
Wir empfehlen uns Ihrem Wohlwollen und verbleiben gnädigst und hohachtungsvoll,
Angster József
Beigefügt:
Plan und Grundriß
Die Orgelbauer berichteten auch, dass von deutscher Seite aus in letzter Zeit verschiedentlich der Versuch gemacht wurde nach Rumänien und Siebenbürgen Orgeln zu verkaufen. So hat Walcker in Ludwigsburg durch seinen dortigen Vertreter eine Orgel für eine deutsche Gemeinde verkauft, die nicht besonders gut ausgefallen sein soll. Ebenfalls hat die Firma Furtwängler & Hammer ein kleines Orgelwerk mit etwa 10-12 Stimmen zu einem Preise von Rmk. 4000.- dort in der Kirche geliefert und aufgestellt.
BILDDOKUMENTATION
Schreiben von Wegenstein
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Briefkopf der Firma Wegenstein (1913)
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Entwurf von Wegenstein
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Unterschrift und Stempel von C. L. Wegenstein
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Angebot von Josef Angster
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Briefkopf der Firma Angster, Pécs
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Angebot von Rieger, Budapest
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Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008
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