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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Die Orgelbauerfamilie Josephy

von Dr. Franz Metz

 

Die Orgelbauerfamilie Josephy kam zum Beginn des 19. Jahrhunderts aus Böhmen ins Banat. Uns sind drei Mitglieder dieser Orgelbauwerkstatt bekannt: Johann, Leopold und Georg Josephy.

Wertvolle Hinweise zum Wirken dieser Orgelbauer im Banat finden wir in den Schriften der Minoriten zu Lugosch. Die meisten dieser alten Kirchenbücher wurden 1948 von den damaligen staatlichen Behörden im Zuge der Nationalisierung des privaten Eigentums in Rumänien beschlagnahmt oder vernichtet. Einige dieser wichtigen Dokumente konnten aber vor diesem Zugriff versteckt werden und sind heute noch vorhanden.

Im Jahre 1832 ließen die Minoriten für ihre Kirche in Lugosch eine neue Orgel erbauen und haben unter dem 27. Februar in der Historia Domus dazu folgendes vermerkt: „Organifices duo Fratres Germani Joannes et Leopoldus Josephy novum organum in Ecclesia nostra Lugosiensis ad S.S. Trinitatem erecti e Bohemia Civitati Gutenberg venientes Coene religiosa reficiuntur.“

Demnach wurde die Orgel von den aus Gutenberg in Böhmen eingewanderten Brüdern Johann und Leopold Josephy (*1809 Böhmen, +19. Okt. 1834 Temeswar-Fabrikstadt) erbaut. Hinzu kam noch der jüngere Bruder Georg. Im Banat können mehrere Orgelbauten aus jener Zeit als Josephy-Orgeln nachgewiesen werden. Die Werkstatt der drei Brüder befand sich im Fabrikstädter Bezirk von Temeswar, in der Nähe des Gasthofes Zum Goldenen Adler. Dieses große Gasthaus befand sich in der Herrengasse (heute Busteni Str. 27) und nebenan (Nr. 25) soll, den Angaben eines älteren Bürgers nach, das „Haus Wegenstein“ gestanden sein.

Informationen über die Tätigkeit der Orgelbauwerkstatt Josephy aus Temeswar finden wir auch in Szeged. Die Pläne und Kostenvoranschläge, die sie für den Bau einer Orgel in der St. Demeter Kirche einreichten, - sie wurden jedoch nie ausgeführt - geben uns Auskunft über die Bedeutung der Werkstatt. Die Zahl der Register schwankt zwischen 16 und 24, auch das Material für die Pfeifenherstellung jedes Registers ist genau angegeben. Die Zeichnungen der geplanten Orgeln sind erhalten geblieben und sind unterschrieben mit „Johann Josephy Bürgerlicher Orgelbauer und Instrumentenbauer in Temeswar. Der jüngere Bruder, Georg Josephy, beschäftigte sich vorrangig mit der Instandhaltung der Instrumente.

Aus dem Jahre 1835 ist uns ein Schreiben des damaligen Temeswarer Domkapellmeisters, Joseph Kratochwill erhalten geblieben, der sich für die Unterstützung des Orgelbauers Johann Josephy beim Csanader Domkapitel eingesetzt hat:

 

Hochwürdigstes Csanader Dom Capitul!

Gnädige Hochgebiethende Herrn Herrn!

Da dermahlen hierlandes kein geschickterer Orgelbauer vorfindig wäre, der die Einsicht und Erfahrung beim Orgelbau bewiesen hätte, als der Orgelbauer Johann Josephy, der die Domorgelreparatur mit seinem Sohn bewerkstelligt, und mehrere ansehnliche Orgeln im Lande bereits erbaut hat. An einen solchen Mann, den man bei jedem mindesten Zufall bei Handen haben kann, wodurch andwärtige, weitschichtige, zweifelhafte und kostspielige Erkundigungen wie Bestellungen vermieden werden können möchte doch etwas gelegen sein, um ihn hierlandes zu erhalten und sein ferneres Fortkommen zu sichern, welches durch besondere einsichtsvolle Gnade Sr. Bischöflichen Gnaden sehr leicht erreicht könnte werden, wenn Ein Hochwürdigste Capitul inständigst der jetzo von diesem Orgelbauer Johann Josephy bewerkstelligten Domorgel Reparation, demselben bei Sr. Bischöflichen Gnaden anzuempfehlen, womit dieser Mann hierlandes in Banat, als Dioecesan Orgelbauer anerkannt, aufgenommen und bei denen betreffenden HH Dechanten und Pfarrern quatalis anempfohlen werden wolle. Für diese Gnade verpflichtet sich der Orgelbauer Johann Josephy, die bei der Domorgel vorfallenden kleinen Deffecten so lange er lebet gratis zu reparieren.

Ein Hochwürdigstes Capitul geruhe diesem meinen gehorsamst bittenden Vorschlag, welcher sich nun auf einen guten und in der Dioeceses, so zu sagen, nothwendigen Endziel (?) gründet, gnädig berücksichtigen, diesen Orgelbauer Josephy, um sein Fortkommen hier Landes auf eine Art zu sichern, bei Sr. Bischöflichen Gnaden huldreichst anzuempfehlen.

Temesvar den 10. Novembris 1835.

Eines Hochwürdigsten csanader Dom Capituls

gehorsamster Diener

Joseph Kratochwill

Domkapellmeister

 

Die Orgelentwürfe für Szeged 1834

 

Orgel-Disposition aus 16 Registern

Manual:

 

 

Principal

8 Fuss von fein Zinn poliert in Prospekt

54 Pfeifen

Bordun Flöte

8 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Quinta Dena

8 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Gemshorn

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Octava

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Quinta

3 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Super Octava

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Mixtura

1 ½ Fuss vier fach von fein Zinn

216 Pfeifen

 

 

Summa 594 Pfeifen

Positiv:

 

 

Principal

4 Fuss von fein Zinn poliert in Prospect

54 Pfeifen

Copula Major

8 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Copula Minor

4 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Octava

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

 

 

Summa 216 Pfeifen

Pedal:

 

 

Subbass

16 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octav-Bass

8 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octav

4 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Quinta

6 Fuss von Holz

18 Pfeifen

 

 

Summa 72 Pfeifen

 

 

Haupt Summa 882 Pfeifen

Das Gehäuse wird nach erwählten Plan gebaut, mit einem Manual und Brust-Positiv, wobey die Manual und Positiv Claviaturen aus 54, die Pedal-Claviatur aber aus 18 ausgebaudenen klingenden Stimmen bestehen.

Diese obengenante Disposition ohne Anstreichen und Vergoldung erbiethet sich der Gefertigte mit 1700 fl. Conv. Münze herzustellen. Die Vergoldung und Anstreichung kostet von 480 fl.–500 fl. bis 600 fl.W.W.

Johann Josephy

Bürgerlicher Orgel- und Instrumenten-Macher

in der Fabrique beym goldenen Adler in Temeswar.

 

Orgel-Disposition aus 20 Registern

Manual:

 

 

Principal

8 Fuss von fein Zinn poliert in Prospect

54 Pfeifen

Viola da Gamba

8 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Pordun

8 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Flöte

4 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Spitzflöte

4 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Octava

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Quinta

3 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Superoctav

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Mixtura

1 ½ Fuss 4fach von fein Zinn

216 Pfeifen

 

 

Summa 648 Pfeifen

Copelzug zu beyen Claviaturen

 

 

Positiv:

 

 

Principal

4 Fuss von fein Zinn poliert in Prospect

54 Pfeifen

Copula Major

8 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Copula Minor

4 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Octav

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Gemshorn Quint

1 ½ Fuss von Metal

54 Pfeifen

Rausch-Quinta

1 Fuss 2fach von Zinn

108 Pfeifen

 

 

Summa 378 Pfeifen

Pedal:

 

 

Subbass

16 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octav Bass

8 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octava

8 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octava

4 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Schnarch Quint

6 Fuss 2fach

36 Pfeifen

 

 

Summa 108 Pfeifen

 

 

Haupt Summa 1134 Pfeifen

 

Orgel-Disposition von 23 Registern oder Mutationen

Manual:

 

 

Principal

8 Fuss von fein Zinn poliert in Prospect

54 Pfeifen

Quinta Dena

16 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Viola da Gamba

8 Fuss von fein Zinn

54 Pfeifen

Gemshorn

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Octave

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Flautawer

4 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Superoctava

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Quinta

3 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Mixtura

1 ½ Fuss 3fach von fein Zinn

162 Pfeifen

Mixtura Minor

1 Fuss 3fach von fein Zinn

162 Pfeifen

 

 

Summa 756 Pfeifen

Copelzug zu beyden Claviaturen

 

 

Positiv:

 

 

Principal

4 Fuss von fein Zinn poliert in Prospect

54 Pfeifen

Octava

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Quinta

1 ½ Fuss von Metal

54 Pfeifen

Mixtura

1 Fuss 3fach von fein Zinn

162 Pfeifen

Copula Major

8 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Copula Minor

4 Fuss von Holz

54 Pfeifen

 

 

Summa 432 Pfeifen

Pedal:

 

 

Subbass Apertus

16 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Subbass Clausus

16 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octava Bass

8 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Flöte

8 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Quinta

6 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octava

4 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Mixtura

3 Fuss 4fach von Metal

72 Pfeifen

 

 

Summa 180 Pfeifen

 

 

Haupt Summa 1368 Pfeifen

 

Orgel-Disposition von 24 klingenden Mutationen

Manual:

 

 

Principal

8 Fuss von fein Zinn poliert in Prospect

54 Pfeifen

Viola Gamba

8 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Gemshorn

8 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Quinta-Dena

8 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Spitz-Flöte

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Salicet

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Octava

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Gemshorn Quint

3 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Super Octava

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Mixtura Major

2 Fuss 3fach von fein Zinn

162 Pfeifen

Mixtura Minor

1 ½ Fuss 4fach von fein Zinn

216 Pfeifen

 

 

Summa 864 Pfeifen

Positiv:

 

 

Principal

4 Fuss von fein Zinn poliert in Prospect

54 Pfeifen

Dulciana

4 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Flöte

4 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Copula Major

8 Fuss von Holz

54 Pfeifen

Octava

2 Fuss von Metal

54 Pfeifen

Quinta

1 ½ Fuss von Metall

54 Pfeifen

Mixtura

1 Fuss 3fach von fein Zinn

162 Pfeifen

 

 

Summa 486 Pfeifen

Pedal:

 

 

Subbass Maximus

32 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Subbass Clausus

16 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Principal

8 Fuss von Zinn

18 Pfeifen

Violonbass

8 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Octav bass

4 Fuss von Holz

18 Pfeifen

Schnarch Quinta

6 Fuss von Holz

36 Pfeifen

 

 

Summa 125 Pfeifen

 

 

Haupt Summa 1476 Pfeifen

Johann Josephy

Bürgerlicher Orgel- und Instrumenten Macher

 

Bilddokumentation

 

1. Entwurf für Szeged 1834

2. Entwurf für Szeged 1834

3. Entwurf für Szeged 1834

1. Entwurf für Szeged 1834

Schreiben des Domkapellmeisters Joseph Kratochwill

Schreiben Kratochwills (Fortsetzung)

...gehorsamster Diener / Joseph Kratochwill / Domkapellmeister

Josephyorgel Grossjetscha

Josephyorgel Grossjetscha (Empore)

 

Josephyorgel Grossjetscha

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

 

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