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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Hatzfeld / Jimbolia

von Dr. Franz Metz

 

Die Orgel der katholischen Kirche in Hatzfeld wurde 1929 von Leopold Wegenstein´s Söhne, Temeswar, in das alte Gehäuse der ehemaligen Orgel von Franz Anton Wälter erbaut.

 

Die Disposition:

Hauptwerk (I) C-g3

 

Bourdon 16´

Principal 8´

Flöte 8´

Salicional 8´

Oktav 4´

Gemshorn 4´

Quinte 2 2/3´

Oktav 2´

Mixtur III 2 2/3´

Trompete 8´

 

Schwellwerk (II)

 

Rohrflöte 8´

Gamba 8´

Aeolin 8´

Voix celestis 8´

Prästant 4´

Traversflöte 4´

Dolce 4´

Nasard 2 2/3´

Flautino 2´

Terz 1 3/5´

Cornett III-V 8´

Oboe 8´

 

Pedal C-f1

 

Subbass 16´

Gedecktbass 8´

Cello 8´

Choralbass 4´

Fagott 16´

 

Spielhilfen: 2 freie Kombinationen, 4 feste Kombinationen: p, mf, f, Tutti. Zungen ab. Pianopedal ab. Walze, Walze ab. Koppeln: I, II/Ped, II/I, Sub- und Superoktav II/I (ausgebaut), Superoktav I nicht ausgebaut (jetzt Superoktav I/Ped).

 

Die Heidestadt zählte lange Zeit nicht nur zu den größten Gemeinden des Banats, sie kann sich auch damit rühmen, dass hier eine der ersten Orgeln in einem Banater Dorf erklang.

Schon am 18. Dezember 1776 (1771?) wurde unter Carl Josef Bretterreich und Thomas Prinz auf Kosten der Gemeinde eine Orgel vom Orgelbauer Josephus Janichek (Janicsek) aus Budapest um 500 Gulden angekauft. Laut der Pfarrchronik spendete der Orgelbauer aus dieser Summe 50 fl. der Kirche. In der Historia Domus steht darüber: „Anno 1776 sub A.R.D. Carolo Josepho Brettenreich Parocho Loci, Mathias Gemmel sculteto et Thomas Pincz Consule pro tunc peocuratum est (sumptibus communitatis) organum quod in finem deduxit 18. 10bris Organifex Pestiensis D. Josephus Janicheck in pretio 500 fl. citra reliquas expensas.“

Schon 34 Jahre später, im Jahre 1805, wurde auf Anregung des Oberlehrers Böck eine neue Orgel errichtet, und zwar von Franz Anton Wälter (Welter) aus Temeswar. Die Orgel hatte einen schönen Klang und besaß zwei Manuale (Hauptwerk und Positiv) und ein Pedal und hatte 28 Register, darunter 3 Zungenregister. Das Orgelwerk wurde am 20. Oktober 1806 vollendet und kurz danach eingeweiht. 1841 hat der Arader Orgelbauer Anton Dangl das Werk vom Staub gereinigt und gestimmt. 1866 musste dieses wieder repariert, die Zungenregister beseitigt und ein neues Gebläse eingesetzt werden. Den Dokumenten nach, wurden die 3 Zungenregister „casiert und die letzte Öhlung“ gegeben Diese Arbeit führte Orgelbauer Georg Josefy (Josephy) aus Temeswar aus.

1875 wurde das Werk, wegen einer Vergrößerung der Empore, gänzlich abgetragen. Auf Wunsch der Gemeinde hat man es 1876 in der ursprünglichen Form aufgestellt, ohne irgendeine Verbesserung vorgenommen zu haben. Erst Mitte Dezember war diese Arbeit beendet. Bis 1880 standen vermutlich zwei Orgeln in der Hatzfelder Kirche. In diesem Jahr wurde die Janichek-Orgel nach Neuhatzfeld (Tschesterek / Cestereg, heute Serbien) verkauft. In der Zsombolyaer Zeitung vom 1. August 1909 (Nr. 31) ist notiert: „Die hatzfelder Welter-Orgel wurde durch den Nagybecskereker Orgelbauer Adam Weisser einer gründlichen Renovierung unterzogen. Nach beendet Arbeit hat selbe der hiesige Organist Georg Scherka überprüft und sehr zufriedenstellend geäußert. Die Orgel wurde im Jahre 1805-1806 von dem berühmten Meister Welter angefertigt und zählt zu den ältesten Orgeln Südungarns.“ Der Hatzfelder Organist Georg Scherka (1833-1915) hat auch mehrere kleinere Orgelwerke komponiert. Adam Weiser (* 7. Dezember 1858 Unterkirnach, Baden, + 1941) kommt als gelernter Orgelbauer 1886 nach Großbetschkerek und hat Orgeln in Hatzfeld, Ostern und Johannisfeld repariert.

Am 18. März 1918 wurden die Prospektpfeifen für Kriegszwecke requiriert. Sie ergaben 62,5 kg Zinn, wofür die Gemeinde 1120 Kronen bekam. Im Juli 1923 wurde die Orgel zum letzten Mal renoviert. Die heutige Orgel ist die dritte die in Hatzfeld aufgestellt wurde, und zwar aufgrund des Vertrages vom 24. September 1928 mit der Temeswarer Orgelbaufirma L. Wegenstein´s Söhne. Die Orgel kostete 800.000 Lei und wurde am 4. November 1929 mit einer dreijährigen Garantie, die am 4. November 1932 ablief, ihrer Bestimmung übergeben. Nach anderen Quellen soll dieses Instrument am 20. Oktober 1929 von dem Pfarrer aus Großkikinda, Friedrich Brenner, eingeweiht worden sein. Die Orgel ist im alten Gehäuse der Wälterorgel eingebaut. Die beiden Seitenkästen sind miteinander mit einem Mittelteil verbunden. Der Prospekt der Wälterorgel blieb also bloß ein Erinnerungsschmuckstück. Die Orgel besitzt auf zwei Manualen (Hauptwerk und Schwellwerk) und einem Pedal 27 klingende Grundregister, Obertonregister, gemischte Stimmen (Mixturen), Alliquot- und Zungenregister und 1796 Pfeifen.

Vom Klang her ist die Orgel etwas romantisch und lässt sich vom kräftigen Pleno bis Pianissimo abschwellen. Im Mai 1966 und im September 1981 wurde das Werk vom Staub gereinigt und gestimmt, ebenfalls 1981 wurden kleine Änderungen vorgenommen.

Die Orgel ist ein pneumatisches Werk mit Kegelladensystem und Registerkanzellen. Auf ihr gaben mehrere Organisten Konzerte, so die Banater Orgelkünstler Josef Gerstenengst und Franz Metz. Die Hatzfelder Orgel ist eine der größten und klangreichsten Orgeln des Banats.

 

(Nach einem Artikel von Franz Müller, veröffentlicht in der Neuen Banater Zeitung vom 17. Juli 1988 und in der Zeitung Der Donauschwabe (Deutschland, Aalen). Franz Müller war Kantor in Hatzfeld, Temeswar-Elisabethstadt und in Temeswar-Josefstadt. Seit 16. November 1992 in Deutschland u.a. auch als Organist tätig.)

 

BILDDOKUMENTATION

Hatzfeld: Katholische Kirche

Deckengemälde (Hl. Cäcilia)

Kirchenraum

Orgelempore

Orgel

Stummes Positiv

 

 

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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