Aradsanktmartin
von Dr. Franz Metz
- Zur Geschichte der Orgel
- BILDDOKUMENTATION
In den Jahren 1742-1750 wurden die katholischen Gläubigen der Gemeinde Aradsanktmartin von Elek aus betreut. Das kleine Kirchlein war ein Holzbau, vermutlich gab es darin keine Orgel. 1750 wurde die katholische Pfarrgemeinde gegründet und ein zweites größeres Gotteshaus errichtet, das am 13.09.1756 vom damaligen Tschanader Bischof Franz Anton Graf Engl von und zu Wagrain eingeweiht wurde. Diese Kirche hatte bereits ein steinernes Mauerwerk und wurde im Auftrag des damaligen Grundherren Franz Dominik Baron von Harruckern errichtet. Die Kirche und der Turm waren mit Schindeln bedeckt. Erst viele Jahre später wurde die Kirche vergrößert, mit einem Zwiebelturm versehen und darin befand sich bereits eine Orgel. In den Visitationsprotokollen des Bischofs Joseph Lonovich de Krivina, zusammengestellt durch den damaligen Domherrn Ignaz Fabry im Jahre 1835, wird auch die schadhafte kleine Orgel erwähnt: “Die Orgel leidet aber wirklich an Registerschäden...”. Die heutige Kirche wurde 1908-1910 erbaut und am 11.11.1910 durch Bischof Johannes Csernoch geweiht. Nach weiteren Renovierungsarbeiten wurde das Gotteshaus am 11. November 1938 durch Bischof Dr. Augustin Pacha konsekriert.
Vermutlich war dieser Grund ausschlaggebend für den Bau einer neueren und größeren Orgel. Diese wurde von Barbara Hatzelhoffer und Barbara Wagner gestiftet. Die Temeswarer Orgelbaufirma Wegenstein erhielt den Auftrag im Jahre 1941 (siehe auch Kostenvoranschlag vom 22. Februar 1941). Allerdings hat auch der Orgelbauer Franz Kecskés einige Kostenentwürfe nach Aradsanktmartin eingesendet, die in großen Teilen jenen der Firma Wegenstein stark ähneln. Es muss noch erwähnt werden, dass Kecskés bis davor Werkleiter der Firma Wegenstein war, also er die Bauweise der Firma gut kannte. Die verschiedenen Kostenvoranschläge sind nach Größe der zu erbauenden Orgel geordnet. Diese Orgel gehört zu den größeren Instrumenten in Banater Dorfkirchen und weist bereits Eigenschaften der Orgelbewegung auf. Das Gehäuse hat viele Ähnlichkeiten mit jenem der Orgel in Kleinbetschkerek (erbaut von Franz Kecskés). Die Qualität der Orgel in Aradsanktmartin weißt einige Mängel auf, die auf die Sparmaßnahmen der Kriegszeit hinweisen (1941!). So wurden Teile der teuren Bleikondukten mit billigen Holzleisten ersetz, die auf der einen Seite mit Kanälen versehen und mit Papier beklebt sind. Trotzdem hat die Orgel schon durch die Architektur der Kirche eine herrliche Klangentfaltung.
Die Disposition:
Hauptwerk (I) C-g3
Quintatön 16´
Principal 8´
Grobgedeckt 8´
Salicional 8´
Oktavflöte 4´
Quinte 2 2/3´
Superoktav 2´
Mixtur III-V 2´
|
Schwellwerk (II)
Spitzgamba 8´
Rohrflöte 8´
Dulciana 8´
Principal 4´
Kleingedeckt 4´
Nachthorn 2´
Terz 1 3/5´
Sifflöte 1 1/3´
Cymbel III
|
Pedal C-f1
Kontrabass 16´
Subbass 16´
Oktavbass 8´
Russischhorn 4´
|
|
Die Orgel hat eine pneumatische Spiel- und Registertraktur.
Spielhilfen: Walze, Normalkoppeln
Für den Bau dieser Orgel wurden mehrere Kostenvoranschläge von der Firma Wegenstein und von Franz Kecskés eingesendet. Es war eine der ersten Orgeln, die Kecskés als selbständiger Orgelbaumeister erbaut hat. Bis dahin wirkte er als Werksmeister bei Wegenstein. Seine beiden Kostenvoranschäge sahen so aus:
KOSTENVORANSCHLAG für die neue Orgel in Aradsanktmartin von Orgelbaumeister Franz Kecskés, 23.02.1941
Franz KECSKÉS Ferenc
Orgelbaumeister / Orgonaépitö
Timisoara
IV., Str. Bolinteanu (Goroveg.) 11
Timisoara, 23. II. 1941
KOSTENVORANSCHLAG
über eine neue, nach pneumatischen System zu erbauende Orgel, zwei Manuale und Pedal, 23 klingende Registern für die röm. kath. Kirche zu Aradsanktmartin.
DISPOSITION
I. Manual von C bis g 56 Noten
1. Quintatön 16´
2. Principal 8´
3. Grobgedeckt 8´
4. Salicional 8´
5. Octav 4´
6. Waldflöte 4´
7. Gemshornnasat 2 2/3´
8. Superoctav 2´
9. Mixtur III-V
II. Manual von C- bis g 56 Noten
10. Spitzgamba 8´
11. Rohrflöte 8´
12. Dulciana 8´
13. Principal 4´
14. Nachthorn 4´
15. Blockflöte 2´
16. Quinte 1 1/3´
17. Terz 1 1/5´
18. Sifflöte 1´
Schwebung
Pedal C- bis f 30 Noten
19. Contra bass 16´
20. Subbass 16´
21. Octavbass 8´
22. Portunalflöte 8´
23. Russischhorn 4´
Zusammen Pfeifen 1.316
|
ZINN
14
20
26
26
36
32
36
180
32
32
32
32
38
56
56
56
56
18
756
|
ZINK
24
36
56
30
30
24
14
20
64
24
12
24
24
18
330
|
HOLZ
12
30
30
30
30
12
230
|
ZUNGEN
|
|
Nebenzüge und Spielhilfen:
1. Manualkoppel II-I; 2. Superoctavkoppel II-I; 3. Suboctavkoppel II-I; 4. Pedalkoppel I; 5. Pedalkoppel II; 6. Piano; 7. Mezzoforte; 8. Tutti; 9. Auslöser; 10. Crescendowalze mit Zeiger; 11. Walze ab; 12. Handregister ab; 13. Jalousieschweller.
Beschreibung der Orgel wie KOSTENVORANSCHLAG WEGENSTEIN.
Preis der Orgel: Lei 480.000.-
Timisoara II. 23. 1941
Unterzeichnet: Franz Kecskés
Kostenvoranschlag für eine neue Orgel mit 11 Register, 28. Sept. 1932:
Briefkopf:
L. Wegenstein´s Söhne
Orgel u. Harmonium-Fabrik
Gegründet 1888
Telegramm-Adresse:
Wegenstein, Timisoara
KOSTENVORANSCHLAG
über den Neubau einer pneumatischen Orgel mit 11 klingenden Register unter Verwendung aller in Frage kommenden brauchbaren und in gutem Zustand sich befindlichen Zinn und Holzpfeifen der alten mechanischen Orgel in der Röm. Kath. Pfarrkirche zu Aradsanktmartin.
(Blatt mit Disposition fehlt)
Preis der nach dieser Disposition und Beschreibung zu erbauender neuen Orgel ist, samt Verpackung und Montage in der Kirche ab Temesvar Bahnhof Lei 214.000.-
Lieferbedingungen:
Zahlungsbedingungen:
Temesvar, den 28. September, 1932
L. Wegenstein´s Söhne
Orgel u. Harmoniumfabrik
Temeswar
unterzeichnet: Wegenstein
KOSTENVORANSCHLAG A
über eine neue Orgel nach pneumatischem System, mit 13 Register auf 2 Manualen und Pedal für die röm. kath. Kirche zu Sânmartin.
Disposition der Orgel A.
I. Manual C-g3 56 Noten
1. Prinzipal 8´
2. Gedeckt 8´
3. Salizional 8´
4. Oktave 4´
5. Flöte 4´
6. Nasat 2 2/3´
II. Manual C-g3 56 Noten Schw.
7. Portunalflöte 8´
8. Vox coelestis 8´
9. Gamba 8´
10.Nachthorn 4´
11.Blockflöte 2´
12.Quinte 1 1/3´
Pedal C-f1 30 Töne
13.Subbass 16´
Zusammen 418 Pfeifen
|
voller, kräftiger, metallischer führender Ton
mittelstark, dunkler, ruhiger Flötencharakter
weich und warm streichend
frischer, heller Prinzipalklang
heller, metallischer Flötenton
feiner Gemshorncharakter
mittelstarker, runder, voller Flötenton
schwebender, sanft streichender zarter Klang
kräftig, stark, streichend
Horncharakter, weitmensuriert, zwecks Klangmischungen angefertigt
Flötencharakter, still, zurückhaltend
singender Flötenton
mittelstarker, weiter, gedeckter Bass
|
|
Nebenregister:
1. Pedalkoppel I; 2. Pedalkoppel II; 3. Manualkoppel II-I; 4. Piano; 5. Mezzoforte; 6. Tutti; 7. Auslöser; 8. Schweller; 9. Crescendo-Walze; 10.Crescendo-Walze "ab"
Beschreibung der Orgel
1. Gerüstwerk: in solider Ausführung der Anlage des Werkes entsprechend.
2. Gebläse: in entsprechender Größe der Registerzahl, aus Fichtenholz, massiv, mit ein- und ausgehenden Falten, vier Eisenscheeren und dreifacher Belederung verfertigt, mit Balanziertritt, Sicherheitsventil und Windanzeiger versehen.
3. Kanäle: mit reichlichem Querschnitt, sorgfältig innen und außen mit Papier, die Fugen und Ecken mit Leder abgedichtet.
4. Windladen nach unserem bestbewährten pneumatischen System, aus trockenem Fichtenholz, gewissenhaft und präzise verfertigt, Ventile aus Hartholz, beledert, mit Präzisions-Regulierstation versehen. Pfeifenstöcke befilzt und aufgeschraubt.
5. Traktur in präzisester Ausführung nach unserem pneumatischen System, mit Verwendung von Hartbleirohren mit 6x8mm Durchmesser.
6. Pfeifenbänke mit Hartholzfüssen derartig angefertigt, daß ein Umfallen der Pfeifen ausgeschlossen ist.
7. Pfeifenwerk:
a) Zinnpfeifen aus 70% Zinn mit starker Wandstärke, poliert, und gepressten Labiums.
b) Zinkpfeifen Sowohl die Front- als auch die inneren größeren Pfeifen werden aus I-a Zinkblech sehr massiv, mit Aluminium überzogen, verfertigt. Fußspitzen, Kerne und Stimm schlitzen aus Zinn.
c) Holzpfeifen aus trockenem, erstklassigem Fichtenholz, Vorschläge aus Hartholz, beledert und mittels Schrauben befestigt, die größeren mit Leimfarbe gestrichen, die kleineren mit Öl geschliffen. Die gedeckten Pfeifen mit befilzten und belederten Deckeln versehen.
8. Spieltisch nach unserem pneumatischen System mit 2 Manualen je 56 Tasten c-g3 und Pedal C-f1 30 Tasten, sowie allen in der Disposition angeführten Registern aus bestem Material verfertigt. Die Tasten mit Celluloid und Ebenholz belegt, mit Filz gefüttert, die Registerschalter oberhalb der Manualklaviaturen als Kipptasten, mit leserlichen Aufschriften angebracht. Die Teile um die Manualklaviaturen aus Eichenholz, poliert, in eleganter und geschmackvoller Ausstattung. Crescendo-Walze mit Gummi überzogen, Crescendo-Zeiger oberhalb der Manualklaviatur. Tritt zur Betätigung des Schwellers. Die Orgelbank aus Fichtenholz, Sitzfläche poliert. Pedalklaviatur aus Hartholz in massiver Ausführung.
9. Orgelgehäuse aus Fichteholz in schöner Ausführung verfertigt und mit Ölfarbe gestrichen. Freistehender Prospekt.
10. Intonation sämtlicher Register in künstlerisch vollendeter Weise, dem Charakter der Stimmen, den Raumverhältnissen und dem Umfang der Disposition bestens angepasst.
11. Stimmung der Orgel nach normal "a", a1 = 870 Schwingungen.
12. Aufstellung durch unsere Monteure, auf die Dauer der Montage ist für 3 Personen für Kost und Quartier zu sorgen, so auch zu den Stimmungsarbeiten ein Balgtreter zu stellen.
13. Verpackung aller Orgelteile. Sie bleibt unser Eigentum.
14. Fracht von der Bahnstation Temesvar bis zum nächsten Güterbahnhof, sowie Transport der Orgel von der Bahnstation zur Kirche obliegt dem Besteller.
15. Garantie Hinsichtilich der Vorzüglichkeit sämtlichen Materials, Arbeit, allezeit pünktlichen Funktionierens aller Bestandteile, übernehmen wir eine 3 (drei) jährige Garantie und verpflichten uns, alle währen der Gutstehungszeit an der Orgel aus sich selbst entstehende Fehler, auf schriftliche Aufforderung wieder normal herzustellen.
Die Herstellungskosten des oben beschriebenen Orgelwerkes sind samt Verpackung, ab Waggon Temesvar Lei 225.000.-
Zahlungsbedingungen: 1/3 der Summe ist bei Bestellung, 1/3 von der Bestellung an gerechnet in 2 Monate, der Rest nach anstandsloser Übergabe der Orgel zu entrichten.
Timisoara, 19. November 1938
Wegenstein R.
KOSTENVORANSCHLAG B
über eine neue Orgel nach pneumatischem System mit 9 Registern auf 2 Manualen und Pedal für die röm. kath. Kirche zu Sânmartin.
Disposition der Orgel
I. Manual C-g3 56 Noten
1. Prinzipal 8´
2. Salizional 8´
3. Nachthorn 4´
II. Manual C-g3 68 (?) Noten
4. Rohrflöte 8´
5. Vox coelestis 8´ 2 fach
6. Flötenprinzipal 4´
7. Gemshornquinte 2 2/3´
8. Blockflöte 2´
Pedal C-f1 30 Noten
9. Subbass 16´
|
voller, kräftiger, metallischer, führender Ton
weich und warm streichend
Horncharakter, weitmensuriert
mittelstarker, gedeckter, wenig singender Flötenton
schwebender, sanft streichender zarter Klang
heller, metallischer Flötenton
feiner Gemshorncharakter
Flötencharakter, still, zurückhaltend
mittelstarker, weiter, gedeckter Bass
|
|
Zusammen 588 Pfeifen
Nebenregister: 1. Pedalkoppel I; 2. Pedalkoppel II; 3. Manualkoppel II-I; 4. Suboktavkoppel I; 5. Suboktavkoppel II-I; 6. Superoktavkoppel II-I; 7. Piano; 8. Mezzoforte; 9. Tutti; 10. Auslöser; 11. Schweller; 12. Crescendo-Walze; 13. Crescendo-Walze "ab".
BESCHREIBUNG DER ORGEL
Spieltisch: Der Spieltisch aus bestem Material verfertigt, kommt vor die Orgel zu stehen. Innere Einrichtung besteht aus zwei Manualklaviaturen mit einem Tonumfang von C bis g, 56 Tasten, welche mit Celluloid und Ebenholz belegt sowie mit Filz gefüttert sind, wodurch selbe vollkommen geräuschlos funktionieren. Die Register und Koppelschalter werden oberhalb der Manualklaviaturen als Kipptasten, mit verschieden-farbigen und gut leserlichen Aufschriften angebracht. Die Teile um die Manualklaviatur sind mit Nuss- oder Eichenfournier belegt und poliert in eleganter und geschmackvoller Ausstattung. Die Orgelbank aus Fichte-, die Pedalklaviatur aber aus Rotbuchenholz verfertigt in solider, massiver Ausführung. Die Pedalklaviatur mit einem Tonumfang von C bis f, 30 Tasten Mechelner Teilung. Zur Betätigung des Schwellwerkes dient ein mit Gummi überzogener Balanziertritt, welcher zur rechten Seite im Spieltisch oberhalb der Pedalklaviatur angebracht ist.
Windladen: rein pneumatisches System, mit der best bewährtesten Kegelladen Konstruktion, aus trockenem Fichtenholz. Kegelventile aus Ahornholz, beledert. Sämtliche Kegeldrähte aus Messing, vernickelt. Jede Windlade hat eine Windsteuerung und eine Präzisions-Regulierstation. Pfeifenstöcke befilzt und aufgeschraubt.
Gebläse: In entsprechender Größe der Registerzahl wird der Blasbalg derartig angefertigt, dass die Orgel gleichmäßig und mit genügend Wind versehen wird. Der Blasbalg wird aus Fichtenholz, massiv, mit ein und ausgehenden Falten, vier Eisenscheeren und dreifacher Belederung verfertigt. Das Gebläse findet im Orgelgehäuse Aufstellung. Das gebläse findet in einem separaten Gehäuse Aufstellung. Zur Betätigung des Balges dient ein Balanzierbalgen. Der Blasbalg wird mit einem Sicherheitsventil und Windanzeiger versehen.
Pfeifenwerk: Zinnpfeifen werden aus 70% Zinn mit starker Wandstärke, poliert und gepressten Labiens verfertigt.
Zinkpfeifen. Sowohl die Front, als auch die inneren größeren Pfeifen von 4 Fuss C an werden aus I-a Zinkblech, sehr massiv mit Aluminium überzogen, verfertigt. Fußspitzen, Kerne und Stimmschlitze aus Zinn.
Holzpfeifen aus trockenem, erstklassigem Fichtenholz, Vorschläge aus Hartholz, beledert und mittels Schrauben befestigt. Von 4 Fuss C an größere Holzpfeifen mit Leimfarbe gestrichen, die kleineren mit Öl geschliffen. Die gedeckten Pfeifen sind mit befilzten und belederten Deckeln versehen.
Jalousieschweller: Das Pfeifenwerk des zweiten Manuals wird in einem Jalousieschweller untergebracht, das aus dreifach gestrichenem 40mm starkem Fichtenholz verfertigt wird. Die Jalousieflügeln, welche mit Stahlkirner versehen sind, ruhen auf 8mm starken Glasplatten. Die Zugstange ist mit Kugellager montiert, wodurch die Betätigung des Schwellers sehr erleichtert ist.
Konstruktion: Station und Steuerung aus Ahorn und Fichtenholz, Ventile aus Celluloid und Ventildrähte aus Messing vernickelt. Kanäle innen mit festem Papier und Leimfarbe, außen mit blauem Papier überzogen. Zur verbindung des Spieltisches und Windladen werden verzinnte Hartbleiröhre mit 6 1/2 x 8mm Durchmesser verwendet. Pfeifenbänke mit Hartholzfüßen derartig angefertigt, dass ein Umfallen der Pfeifen ausgeschlossen ist.
Orgelgehäuse: wird genau nach der eingegebenen Zeichnung aus Fichtenholz in schöner Ausführung verfertigt und mit Ölfarbe dreimal gestrichen. Verzierungen und Schnitzereien aus Lindenholz vergoldet.
Intonation: Die Intonation der Register erfolgt ihrem Charakter entsprechend, in künstlerischer und gewissenhafter Ausführung.
Garantie: Hinsichtlich der Vorzügigkeit sämtlichen Materials, Arbeit und Dauerhaftigkeit, allezeit pünktlichen Funktionierens aller Bestandteile, übernehmen wir eine 3 (drei) jährige Garantie und verpflichten uns, alle während der Gutstehungszeit an der Orgel aus sich selbst entstehende Fehler, auf schriftliche Aufforderung wieder normal herzustellen.
Die Herstellungskosten des oben beschriebenen Orgelwerkes sind samt Verpackung, ab Waggon Temesvar Lei 280.000.-
Lieferbedingungen: Der Transport der Orgel von der Bahnstation zur Kirche, sowie der Rücktransport der leeren Packkisten ebendorthin obliegt dem Besteller. Auf die Dauer der Montage ist für 3 Personen für Kost und Quartier zu sorgen, so auch zu den Stimmungsarbeiten ein Balgtreter zu stellen.
Zahlungsbedingungen: 1/3 der Summe ist bei Bestellung, 1/3 von der Bestellung an gerechnet in 2 Monaten, der Rest nach anstandloser Übergabe der Orgel zu entrichten.
Temesvar, 19. November 1938
Richard Wegenstein
Brief an das Pfarramt Aradsanktmartin, 5. Januar 1939
L. Wegenstein´s Söhne
Orgel- und Harmoniumbau
Gegründet 1888
Timisoara, 5. Januar 1939
III. Bul. Mihai Viteazu 30
An das Hochwürdige Röm. Kath. Pfarramt,
Sânmartin, jud. Arad.
Auf unser Schreiben vom 19. Nov. v. J. sind wir bis heute ohne Ihre gesch. Rückäusserung geblieben.
Bevor wir Ihre gemeinde besuchen um die alte Orgel zu untersuchen, würde uns Ihre Meinung über die eingesandten Offerte interessieren. Wir ersuchen daher höfl. sich über diese zu äussern, damit wenn nötig, andere Vorschläge vorbereitet, Ihnen persönlich vorgelegt und besprochen werden können.
Ihre gesch. Rückäusserung erwartend, zeichnen
mit vorzüglicher Hochachtung
L. Wegenstein´s Söhne
Orgel- u. Harmoniumfabrik
Timisoara
R. Wegenstein
Ein vierter Kostenvoranschlag für die neue Orgel von Sanktmartin:
KOSTENVORANSCHLAG
über die Lieferung einer neuen, nach pneumatischen System zu erbauende Orgel mit 2 Manuale, 12 klingenden Registern für die röm. kath. Pfarrkirche zu Sanktmartin.
DISPOSITION:
I. Manual von C bis g3 56 Tasten
1. Principal 8´
2. Gedeckt 8´ (alte Pfeifen)
3. Salicional 8´
4. Oktavflöte 4´
5. Mixtur 3 fach, 2 2/3´
|
II. Manual, von C bis g4 56 Tasten, ausgebaut auf 68 Töne. Schwellwerk
6. Rohrflöte 8´
7. Gamba 8´ (alte Pfeifen)
8. Aeoline 8´
9. Waldflöte 4´ (alte Pfeifen)
10. Sesquialtera 2fach, 2 2/3´
|
Pedal, von C bis d1 27 Tasten
11. Subbass 16´ (12 alte Pfeifen)
12. Oktavbass 8´ (24 alte Pfeifen)
|
|
Anzahl der neuen Pfeifen 570
Anzahl der alten Pfeifen 228
Gesamtzahl der Pfeifen 798
Nebenregister und Spielhilfen: 1. Manual Koppel II-I; 2. Pedal Koppel I; 3. Pedal Koppel II; 4. Superoktav Koppel II-I; 5. Suboktav Koppel II-I; 6. Suboktav Koppel I; 7. Piano; 8. Mezzoforte; 9. Tutti; 10. Auslöser; 11. Crescendo Walze; 12. Walze Absteller; 13. Jalousieschweller; 14. Tremolo.
Beschreibung der Orgel wie KOSTENVORANSCHLAG B, außer:
Der Preis der Orgel: Lei 286.000.-
Das Zinnmaterial des alten Orgelwerkes übernehmen wir per Kgr für 80.- Lei.
Temesvar, am 13. Januar, 1939
L. Wegenstein´s Söhne
Orgel- u. Harmoniumfabrik
Timisoara
R. Wegenstein
Brief Richard Wegensteins an den Pfarrer in Aradsanktmartin, 10. Januar 1941:
Sr. Hochwürden
Herrn Pfarrer Lorenz Ujváry,
Aradsanktmartin - Sânmartin.
jud. Arad
Sehr geehrter Herr Pfarrer,
Es sind bereits zwei Jahre verstrichen, dass wir Sie aufsuchten um über den Bau oder Umbau Ihrer Orgel zu verhandeln. Auch sind wir öfters zusammengekommen und sprachen über diese Angelegenheit bisher aber ergebnislos. Mit unserem heutigen Schreiben wollen wir uns erkundigen, ob die Verwirklichung des Orgelbaues nicht näher rückte. Das starke Anziehen der Preise von landwirtschaftlichen Produkten wird sich doch auch in Ihrer Gemeinde vorteilhaft auswirken und die Finanzierung des Projektes erleichtern.
Trotz gewaltiger Erhöhung der Preise und Verteuerung aller Artikeln, sind unsere Preise beinahe unverändert. Es wäre daher die Durchführung des Planes heute sehr vorteilhaft, auch wenn Sie eine Anleihe von der Fundationskasse aufnehmen müssten, die sicher gerne bereit ist den fehlenden Betrag vorzustrecken (Wie im Falle anderer Kirchengemeinden).
Bei unserem Besuch äusserten Ew. Hochwürden, dass im Falle des Orgelbaues Sie sich nur ans uns wenden würden. Diesbezüglich wollen wir noch mitteilen, dass wir heute unsere Werke noch gewissenhafter, noch dauerhafter konstruieren, ohne deren Verteuerung eventuell zu verursachen. Unterlassen Sie daher keinesfalls vor der Vergebung der Arbeit auch uns über den Preis zu befragen.
Natürlich interessiert uns die Aussicht auf die Verwirklichung des Planes um zu sehen, ob uns einige Aufträge - die zur Erhaltung des Betriebes notwendig sind - in diesem Jahr zugehen werden und ersuchen Sie höfl. Ihre Meinung uns mitteilen zu wollen und danken für Ihre Mühe im voraus.
Mit vorzüglicher Hochachtung
zeichnen
L. Wegenstein´s Söhne
Orgel- u. Harmoniumfabrik
Timisoara
R. Wegenstein
Ein fünfter KOSTENVORANSCHLAG für die neue Orgel in Aradsanktmartin
KOSTENVORANSCHLAG
über eine neuen pneumatischen Orgel mit 21 klingenden Registern, aufgeteilt auf zwei Manuale und Pedal für die röm. kath. Pfarrkirche zu Aradsanktmartin.
DISPOSITION
I. Manual, C-g3 56 Noten
1. Quintatön 16´
2. Principal 8´
3. Grobgedeckt 8´
4. Salicional 8´
5. Oktavflöte 4´
6. Quinte 2 2/3´
7. Superoktav 2´
8. Mixtur 2´ 3-5fach
|
II. Manual, C-g3 56 Noten. Schwellwerk
9. Spitzgamba 8´
10. Rohrflöte 8´
11. Dulciana 8´
12. Principal 4´
13. Kleingedeckt 4´
14. Nachthorn 2´
15. Terz 1 3/5´
16. Sifflöte 1 1/3´
17. Cymbel 3fach
|
Pedal, C-f1 30 Noten
18. Kontrabass 16´
19. Subbass 16´
20. Oktavbass 8´
21. Russischhorn 4´
|
|
Zusammen 1372 Pfeifen
Nebenregister: 1. Manual Koppel II-I; 2. Pedal Koppel I als Registerdrücker und Tritte; 3. Pedal Koppel II; 4. Piano; 5. Mezzoforte als Druckknöpfe; 6. Tutti; 7. Auslöser; 8. Crescendowalze; 9. Walze "ab"; 10. Schweller für II; 11. Schwebung.
Beschreibung der Orgel ähnlich wie bei KOSTENVORANSCHLAG B außer:
- Verwendung von Mahagoni für den Spieltisch
- Die Federmembranen mit braunem deutschem Spaltleder bearbeitet
- Ventile aus Celluloid und Kunstleder
- Ventildrähte aus Messing vernickelt
Preis der Orgel: 610.000.- Lei
Temesvar, am 22. Februar 1941
R. Wegenstein
BILDDOKUMENTATION
Die alte Kirche (Foto um 1905)
|
Katholische Kirche (vergrößert 1910)
|
Frontseite der Kirche mit Kreuz
|
Wappen des Kirchenerbauers
|
Blick zum Altarraum
|
Blick zur Orgelempore
|
Orgelempore
|
Orgelempore
|
Orgel
|
Spieltisch
|
Pfeifenwald (Schwellwerk)
|
Holzkondukten (1941)
|
Tretanlage für den Calcanten
|
Alte Wallfahrtsfahne für Maria Radna
|
Neue Wallfahrtsfahne für Maria Radna
|
Barocke Statue des Hl. Johann von Nepomuk
|
Statue des Hl. Sebastian
|
|
|
Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008
|