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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Sonntag, 29. Juni 2014, 18 Uhr, Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf, München

KONZERT  MIT DEUTSCHEN ERSTAUFFÜHRUNGEN

 

Das Programm

Richard Strauss (1864-1949) (zu seinem 150. Geburtstag):

  Feierlicher Einzug, für Orgel, Bläser und Pauken

Vincens Maschek (um 1800-1875):

   Hymnus Ad regias Agni dapes (Bass-Solo, Posaune-Solo, Orchester)

Anton Leopold Herrmann (1819-1896):

   Graduale Dominus Dixit (Alto-Solo, Orchester)

Anonymus (Hermannstadt, um 1800):

   Ave Maria (Sopran-Solo, Klarinette-Solo, Orchester)

Joseph Blahack (1780-1846):

   Confitebor tibi Domine (Tenor-Solo, Violine-Solo, Orchester)

Georg Müller (1803-1863):

   Regina coeli (4 Solisten, Violoncello-Solo, Orchester)

Franz Hybl (um 1795-1850) / E. N. Mehúl (1763-1817):

   Missa Solemnis (Chor, Solisten, Orchester)

 

Die Interpreten

Roswitha Schmelzl, Sopran

Petra Krause, Alto

Wilfried Michl jun., Tenor

Wilfried Michl, Bariton

Jürgen Löffler, Orgel

Orchester „Capella Bavarica“

Kirchenchor & Banater Chor St. Pius, München

Leitung: Franz Metz

 

 

 

 

Konzertante Kirchenmusik für Vokalquartett und Orchester

Chor, Solisten und Orchester

Vor dem prunkvolle Altar der Ramersdorfer Wallfahrtskirche

Roswitha Schmelzl (Sopran) und Petra Krause (Alto)

Wilfried Michl jun. (Tenor) und Wilfried Michl (Bariton)

Chor und Orchester im Konzert

 

Konzert mit Banater Kirchenmusik in München

Ein zur Tradition gewordenes Konzert erfreut sich großen Zuspruchs

 

Sonntag, 29. Juni 2014, 18 Uhr, fand in der Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf, München, ein außergewöhnliches Konzert statt, bei dem Werke Banater Komponisten aufgeführt werden. Im Mittelpunkt stand die Missa Solemnis des Banater Kapellmeisters Franz Hybl, komponiert nach Motiven der Oper Joseph und seine Brüder von Méhul. Das Konzert wurde vom Gerhardsforum Banater Schwaben e.V. veranstaltet.

 

Wir kennen kaum welche biographische Daten von Franz Hybl. Er lebte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, war vermutlich als Kapellmeister im damaligen Südungarn, u.a. auch im Banat tätig war. Dem Namen nach stammte er entweder aus Bayern oder aus Mähren. In Olmütz (Olomouc, Tschechien) war ein Wilhelm Hybl (1751-1824) als Musiker tätig. In Straubing (Niederbayern) lebte im 19. Jahrhundert Heinrich Hübl (1847-1908), dessen Vater als Chordirektor an der Stadtpfarrkirche tätig war. Seine Idee, aus verschiedenen Teilen und Motiven einer Oper eine Messe zusammenzustellen, ist nicht einzigartig in der Musikgeschichte: im süddeutschen Raum führte man im frühen 19. Jahrhundert oft sogenannte „Zauberflötenmessen“ auf, also Messkompositionen die nach bekannten Opern zusammengestellt wurden. Selbst Komponisten bekannter Opern verwendeten daraus musikalische Themen um eine Messe zu komponieren, wie es z.B. bei Carl Maria von Weber und seiner Freischützmesse der Fall war.

Franz Hybl komponierte seine Missa Solemnis nach Motiven der Oper Joseph und seine Brüder, deren Schöpfer Etienne Nikolas Méhul (1763-1817) war. Ihre Premiere fand am 17. Februar 1807 in der Komischen Oper von Paris statt. Es handelt sich dabei um ein Meisterwerk, welches mehrere Jahrzehnte auf den meisten europäischen Bühnen aufgeführt wurde. Wie Franz Hybl zu dem Aufführungsmaterial kam, ist unbekannt. Mit der Zeit geriet aber diese ehemals erfolgreiche Oper in Vergessenheit. Erst zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie z.B. in München als Oratorium und somit konzertant aufgeführt. Heute wird dieses Werk kaum mehr aufgeführt. Kapellmeister Franz Hybl gelang es aber die Musik dieser Oper durch seine geschickte Umarbeitung für den sakralen Raum zu retten.

Hybl konnte seine Messe zwischen 1830-1840 geschickt „vermarkten“. So ist uns überliefert, dass er dieses Werk im Jahre 1834 der Stadt Arad im Banat gewidmet hat, die damals durch Kaiser Franz I. zur Königlichen Freistadt erhoben wurde. Ein Jahr davor (1833) widmete er sie dem Quardian des Lugoscher Minoritenklosters, P. Valerian Ratvay, anlässlich des 100. Jubiläums dieser Ordenskirche (heute Pfarrkirche). Auch in der Musiksammlung der Dombibliothek von Wesprim (Veszprém, Ungarn) konnte das handgeschriebene Aufführungsmaterial dieser Missa Solemnis entdeckt werden, diesmal gewidmet dem dortigen Bischof Johannes Küley. Laut einem Eintrag im Stimmenmaterial dieser Messe, wurde sie unter Kapellmeister Wenzel Pekarek auch im Jahre 1845 in Preßburg (Bratislava, Slowakei) aufgeführt. Vor wenigen Jahren wurde dieses Werk mit dem Chor und dem Orchester der Arader Kunstschule (Musikschule) in der Minoritenkirche aufgeführt. Es war das erste Mal, dass dieses Werk, das der Stadt Arad gewidmet wurde, unter der Leitung von Dr. Franz Metz, nach fast zwei Jahrhunderten wieder an diesem Ort erklingen konnte. Die Handschriften zu diesem Werk konnten erst vor wenigen Jahren entdeckt und für diese Aufführung eingerichtet werden.

Im Rahmen dieses Konzertes wurden u.a. noch Werke von Richard Strauss (zu dessen 150. Geburtstag!), Vincens Maschek, Joseph Blahack und Georg Müller aufgeführt. Vincens Maschek wirkte u.a. in Weißkirchen und Temeswar als Kirchenmusiker, seine Missa Solemnis wurde 2013 in Maria Ramersdorf aufgeführt; Anton Leopold Herrmann war als Kirchenmusiker in Neuarad (Banat) tätig und trat als Organist und Komponist auch in Wien vor Kaiser Franz Joseph I. auf; Das uns handschriftlich erhaltene Ave Maria stammt vermutlich von einem böhmischen Kirchenmusiker der um 1800 in Siebenbürgen gewirkt hat; Der aus Oberösterreich stammende Georg Müller war im Großwardeiner Dom, in Weißkirchen und Orawitza als Kirchenmusiker tätig, bevor er sich gemeinsam mit Anton Bruckner um die Linzer Domorganistenstelle beworben hat. Zum Schluss des Konzertes erklang als Zugabe der mitreißende Chor Tu es Petrus von Franz Liszt aus dessen Oratorium Christus – es war ja das Fest Peter und Paul.

Ausführende waren: Roswitha Schmelzl (Sopran), Petra Krause (Alto), Wilfried Michl jun. (Tenor), Wilfried Michl (Bariton), Jürgen Löffler (Orgel), Kirchenchor und Banater Chor St. Pius, das Orchester Capella Bavarica, die Leitung hatte Dr. Franz Metz. Ein Teil der Konzerteinnahmen wurden für die Renovierung der Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf bestimmt.

Dieses Konzert wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen, dem Haus des Deutschen Ostens (München) und dem Gerhardsforum Banater Schwaben e.V. gefördert.

 

Hermannstädter katholische Pfarrkirche (ehmalige Jesuitenkirche)

Georg Müller (1803-1863)

 

Die Werke

Vincens Maschek

Hymnus Ad regias Agni dapes

aus der Vesper in der Osterzeit

Ad regias Agni dapes, / stolis amicti candidis, / Post transitum maris Rubri, / Christo canamus Principi:

 

Divina cujus caritas, / Sacrum propinat sanguinem, / Almique membra corporis / Amor sacerdos immolat.

 

Sparsum cruorem postibus, / Vastato horret Angelus; / Fugitque divisum mare, / Merguntur hostes fluctibus.

 

Jam Pascha nostrum Christus est, / Paschalis idem victima, / Et pura puris mentibus / Sinceritatis azyma.

Deo Patri sit gloria, / Et Filio, qui a mortuis / Surrexit, ac Paraclito, / In sempiterna saecula.

 

Amen.

 

Zum Mahl des Lammes schreiten wir / mit weißen Kleidern angetan; / Christus, dem Sieger, singen wir, / der uns durchs Rote Meer geführt.

Am Kreuze gab er seinen Leib / für alle Welt zum Opfer hin; / und wer von seinem Blute trinkt, / wird eins mit ihm und lebt mit ihm.

Am Pascha-Abend weist das Blut / den Würgeengel von der Tür: / Wir sind befreit aus harter Fron / und von der Knechtschaft Pharaos.

Christus ist unser Osterlamm, / das uns zum Heil geopfert ward. / Er reicht uns seinen heilgen Leib / als Brot, das uns sein Leben schenkt.

Dem HERRN sei Preis und Herrlichkeit, / der aus dem Grabe auferstand, / dem Vater und dem Geist zugleich / durch alle Zeit und Ewigkeit.

Amen.

 

Anton Leopold Herrmann

Graduale Dominus Dixit

(aus Psalm 2,7)

Dominus dixit ad me: / Filius meus es tu, / ego hodie genui te.

Der Herr sprach zu mir: / Mein Sohn bist du. / Heute habe ich dich gezeugt.

Die Widmung Franz Hybls an die Königliche Freistadt Arad 1833

Die kaiserlich-königlichen Insignien anlässlich der Erhebung der Stadt Arad zur königlichen Freistadt

Anonymus

Ave Maria

(Hermannstadt, um 1800)

Ave maris stella, / Dei Mater alma / Atque semper Virgo / Felix caeli porta. / Ave Maria, gratia plena, / Dominus tecum.

Sei gegrüßt, Stern des Meeres, / Nährende Mutter Gottes / Und stets Jungfrau, / Glückliches Himmelstor. / Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, / der Herr ist mit dir.

Joseph Blahack

Confitebor tibi Domine

(aus Psalm 86)

Confitebor tibi, Domine Deus meus, / in toto corde meo / et glorificabo nomen tuum in aeternum, / quia misericordia tua magna est super me.

Ich will dich, Herr, mein Gott, / von ganzem Herzen preisen / und deinem Namen ewig Ehre erweisen. / Denn deine Gnade ist groß gegen mich.

Joseph Blahack

Joseph Blahack (1780 Raggendorf/Niederösterreich - 1846 Wien) war als Sänger, Regenschori und Komponist in Wien tätig. Ab 1798 wirkte Blahack an Sankt Ulrich in Wien. Chorregent Friedrich Koberwein überließ ihm die musikalische Betreuung der Sängerknaben für das Theater im Starhembergschen Freihaus auf der Wieden, das unter der Leitung von E. Schikaneder stand.

Hier entdeckte er sein Talent für die Bühne und ab 1803 nahm er Engagements als Tenorsänger am Leopoldstädter Theater an. Er stellte hier über 200 verschiedene Rollen dar, unter anderem die ersten Partien in Mozarts Zauberflöte. Als Solist wirkte er auch in Haydns Schöpfung und Die sieben Worte des Erlösers am Kreuze.

Im Jahre 1823 gab er seine Tätigkeit als Opernsolist auf und wirkte nur mehr an Sankt Peter und am Dom zu Sankt Stephan in Wien. Als Nachfolger von Joseph Preindl übernahm er 1824 die Stelle des Kapellmeisters an Sankt Peter, wo er bis zu seinem Tode tätig sein wird. Als Komponist orientierte er sich an den Schöpfungen der Wiener Klassik, seine Werke sind eher schlichteren Bedingungen der Interpretation wie auch der Rezeption angepasst.

Das Offertorium Confitebor tibi Domine, für Sopran-, Violin-Solo und Orchester, wurde noch zu Lebzeiten Blahacks bei Anton Diabelli in Wien veröffentlicht. Dieses Werk fand eine große Verbreitung, u.a. auch in Györ/Raab (Ungarn) und Hermannstadt/Sibiu (Siebenbürgen, Rumänien). In der ehemaligen Jesuitenkirche zu Hermannstadt wurde dieses Werk öfters aufgeführt, wie man es auf der Titelseite des Manuskripts lesen kann: "In memoriam amici tui Georg Hofler 1845", "Aufgeführt Nagyszeben 7. Juni 1917", "Aufgeführt 1923", "Wilh. Schraml", "Aufgeführt zu Ostern 12. April 1925", "Rudolf Resch", "Pfingsten, 5 Juni 1927".

 

Georg Müller (1803-1863)

Marienantiphon Regina coeli

Regina caeli, laetare, alleluia. / Quia quem meruisti portare, alleluia, / Resurrexit, sicut dixit, alleluia. / Ora pro nobis Deum, alleluia. / Gaude et laetare, Virgo Maria, alleluia. / Quia surrexit Dominus vere, alleluia.

O Himmelskönigin, frohlocke, Halleluja. / Denn er, den du zu tragen würdig warst, Halleluja, / ist erstanden, wie er sagte, Halleluja. / Bitt Gott für uns, Maria, Halleluja. / Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria, Halleluja. / Denn der Herr ist wahrhaft auferstanden, Halleluja.

 

 

 

Benefizkonzert zugunsten der Renovierung der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf, München

 

Karten an der Abendkasse: 10,- € / Ermäßigt 5,- €

 

 

Veranstalter:

Gerhardsforum Banater Schwaben e.V., München

in Zusammenarbeit mit dem Pfarrverband Maria Ramersdorf-St. Pius, München

 

Gefördert durch:

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen;

Haus des Deutschen Ostens, München

Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V.

 

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