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Giuseppe (Joseph) Gebler

(4.04.1812 - um 1879)

 

Giuseppe (Josef) Gebler, ein Kadett des Temeswarer Infanterieregiments Graf St. Julien, komponierte am 25. Mai 1835 im italienischen Pizzighettone ein Quintett für Flöte, Violine, Viola, Fagott und Gitarre, das nun am 31. März 2007 in der Pfarrkirche San Bassiano dieses Ortes erklingen wird. Der Historiker Gianfranco Gambarelli entdeckte dieses Werk in einem Stapel von Manuskripten und Maestro Marco Molaschi wird die Aufführung leiten.

Die italienische Tageszeitung La Provincia brachte im Frühjahr 2007 die Nachricht von der Entdeckung dieses Autographs und gleichzeitig werden in dem Artikel Daten über das Banat, Temeswar und die Banater Schwaben dem Leser näher gebracht.

Mit der Person des Josef Gebler und den anderen 5.628 Angehörigen des Regiments beschäftigen sich seit längerer Zeit Anton Krämer (Ingelheim) und Dave Dreyer (San Francisco, USA), die im Rahmen des Arbeitskreises donauschwäbischer Familienforschung tätig sind. Damit kommt eine italienische Stadt in den Blickpunkt, die in der Geschichte, ähnlich wie Kufstein oder Zara / Zadar, eine tragische Rolle gespielt hat. In dieser Stadt befindet sich nämlich eine Festung, in der im 19. Jahrhundert auch viele Banater zu mehrjähriger Haft und schwerer Schanzarbeit verurteilt waren. Gewöhnlich befanden sich drei Bataillone des Temeswarer Regiments „in der Linie“, also irgendwo im Krieg und nur eines in der Kaserne. Den Aussagen von Anton Krämer nach, kam unser Kadett Josef (Giuseppe) Gebler etwa 1812 zur Welt, wurde 1831 Soldat und 1833 zum Korporal befördert. Auf dem italienischen Manuskript vom Jahre 1835 wird er als „Cadetto dal Regimento Conte St. Julien No. 61“ bezeichnet.

In der Lugoscher Minoritenkirche wurde um 1830 eine Komposition von Wenzel Müller aufgeführt, das Aufführungsmaterial wurde laut Signatur von “Joseph Gebler, Cadet Feldwebel” erstellt. Somit ist bewiesen, dass dieser vor seiner Tätigkeit in Pizzighettone in Lugosch tätig war. (Siehe auch Bilddokumentation) Der Familienforscher Dave Dreyer aus den Vereinigten Staaten von Amerika hat entdeckt, dass der Vater von Joseph Gebler am 7. Dezember 1774 im Banater Städtchen Lugosch zur Welt gekommen ist. Der Großvater Johann Gebler kam 1738 zur Welt und starb am 13. September 1786 in Lugosch. Dass es auch musikalische Beziehungen innerhalb der Familie Gebler gab, beweist die Tatsache, dass der Vater von Joseph, Johann Gebler, im September 1810 Taufpate von Michael Patek war, dessen Vater Franz Patek als Musiker an der Temeswarer Domkirche wirkte.

Es ist bekannt, dass beide Temeswarer Hausregimenter gute Musikkapellen hatten, deren Kapellmeister in die Stadtgeschichte eingegangen sind. Der berühmteste war wohl Wenzel Josef Heller, der, wie viele andere Musiker, aus Böhmen stammte. Diese Kapellen gaben sowohl Platzkonzerte, spielten bei Paraden auf und konzertierten gemeinsam mit dem Temeswarer Philharmonischen Verein bei symphonischen Konzerten. Die Dirigenten waren meist auch als Komponisten tätig.

Es wäre nun interessant zu wissen, was dieser komponierende Kadett noch so alles geschrieben hat, ob er vielleicht in Pizzighettone geblieben, oder nach Temeswar zurückgekehrt ist. Der italienische Historiker Gianfranco Gambarelli sagte der Zeitung La Provincia, dass in der Zeit der Entstehung dieser Komposition, also um 1835, diese Region, die sich damals unter österreichischer Okkupation befand, einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebt hat. Das damalige gute Klima von Pizzighettone soll seinen Aussagen nach die Inspiration Geblers zu dieser Komposition beflügelt haben. Das 8 Minuten dauernde Stück (Adagio, Allegro, Allegro moderato, Presto, Polonese) erlebte vor den Osterfeiertagen 2007 in Pizzighettone eine Erstaufführung.

 

Unterschrift von Feldwebel Joseph Gebler (Lugosch, um 1830)

Wenzel Müller: Quintetto, für Chor und Orchester (Manuskript von Joseph Gebler, Lugosch, um 1830)

Manuskript von Joseph Gebler (komp. von Wenzel Müller)

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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