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EDITION MUSIK SÜDOST

Paul Wittmann

(1900-1985)

Paul Wittmann kam am 22. Oktober 1900 in Kreuzstätten (rum. Cruceni, ung. Keresztes), zur Welt, wo sein Vater als Kantorlehrer tätig war. Nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Großwardein war er als Kantor an der römisch-katholischen Kirche der Elisabethstadt (Temeswar) tätig. Da damals diese Kirche noch keine Orgel hatte, musste er auf einem Harmonium die Messen spielen. Dies bewog ihn die Kantorenstelle an der Millenniumskirche zu übernehmen, wo im Jahre 1901 Leopold Wegenstein eine große Orgel errichtet hat. Pfarrer der Fabrikstädter Millenniumskirche war damals Abt Karl Geza Rech, der in einem Zeitungsinterview bezüglich seines neuen Organisten Paul Wittmann folgendes sagte: „Er kam als junger Kantor und Lehrer zu uns aber war sehr gut vorbereitet. Er erfüllte seinen Beruf mit größter Hingabe. Sein Orgelspiel war sicher, im Vortrag außergewöhnlich präzise, er konnte die feinsten musikalischen Schattierungen wiedergeben. Er war ein überaus disziplinierter Mensch, was er auch von seinen Chorsängern verlangte. Der gute Ruf unseres Chores ist mit seiner Person eng verbunden.“ Wittmann war damals einer der bedeutendsten Kantoren der Banater Diözese. Er war ein engagierter Chorleiter, gründete an der Millenniumskirche einen Männer- und einen Frauenchor, die neben dem gemischten Chor abwechselnd die Gottesdienste sangen.

Paul Wittmann bearbeitet zahlreiche kirchenmusikalische Werke für seine Chöre oder das Kirchenorchester und schrieb auch einige kirchenmusikalische Werke: ein Lied zu Ehren des Heiligen Josef (Text: P. Johannes Blum SDS), In Festo Sancti Corporis Christi (nach Cordula Peregrina), Weihnachtslied (nach Maria Mestes) und ist als Co-Autor des Liedes Sankt Gerhard, frommer Gottesmann gemeinsam mit Hans Weisz bekannt. Er veranstaltete in der Millenniumskirche zahlreiche Kirchenkonzerte, die mehrmals von seinen großen Ensembles gestaltet wurden.

Wittmann wirkte auch als Sekretär des Temeswarer Philharmonischen Vereins, dessen Präses Abt-Pfarrer Karl Geza Rech war. Aus diesem Grunde wurde im Zuge der Verstaatlichung und des Verbots der bürgerlichen Vereine Rumäniens nach 1948 das wertvolle Archiv auf die Empore der Millenniumskirche versetzt, bis es 1981 entdeckt werden konnte. Noch als Pensionär wirkte Wittmann als Chorleiter, erkrankte aber an einem Gehörleiden. Im Jahre 1980 übergab er die Kantorenstelle der Temeswarer Millenniumskirche schließlich an seinen Nachfolger, dem Organisten Franz Metz.

Am 6. November 1972 wurde Paul Wittmann für seine verdienstvolle Tätigkeit als Kirchenmusiker von Papst Paul VI. mit der Auszeichnung PRO ECCLESIA ET PONTIFICE geehrt. Er setzte sich auch eifrig für zeitgenössische Kirchenmusik ein, zu seinen Lieblingskomponisten zählten u.a. Desiderius Antalffy-Zsiross und Guido von Pogatschnigg. Wittmann bildete eine große Zahl Kantoren aus und beschäftige sich mit Fragen des Orgelbaus. Als er wegen seines Gehörleidens nicht mehr als Kantor tätig sein konnte, widmete er sich nun gänzlich der Theorie des Orgelbaus, speziell der Zusammenstellung von Mixturen.

Am 12. Januar 1932 erhielt Paul Wittmann folgende schriftliche Einladung:

 

Auf Antrag mehrerer Kirchenmusiker hat der Bund Banater Deutscher Sänger sich gerne bereit erklärt, einer kirchenmusikalischen "Gruppe Cäcilia" in seinem Verbande juridische Form zu geben.

Alle katholischen, deutschen Kirchenchöre, der Temeswarer Diözese werden zur Teilnahme freundlichst aufgefordert, mit dem Hinweis, dass die Gruppe "Cäcilia" ihren Sonderinteressen selbstständig nachgehen kann, ihre eigene Leitung besitzt usw.-

Wir erlauben uns, in diesem Sinne Ihren offiziellen Vertreter hiemit zu einer gründenden Versammlung höflichst einzuladen, uzw. für den 14. Jänner l.J. 9 Uhr vormittags im Kulturamt, Temeswar I. Domplatz 8.

Da es sich um die Förderung der Musica Sacra im Banate handelt, hoffen wir bestimmt auf Ihre gesch. Teilnahme.

Temeswar, am 7. Jänner 1932.

Mit Sängergruss:

Franz Waschek e.h.

Prof. Hans Eck e.h.        als Betraute.

 

Paul Wittmann unterstrich die beiden Wörter „deutschen Kirchenchöre“ und versah diese mit zwei Fragezeichen: man wusste, dass in allen Temeswarer Kirchenchören sowohl Deutsche als auch Ungarn singen, somit konnte man mit diesem völkischen Gedanken, eine „deutsche Gruppe Cäcilia“ zu gründen, unter den Sängern keinen großen Anklang finden.

 

Bilddokumentation

Wittmann als junger Kantor und Lehrer

Päpstliche Auszeichnung PRO ECCLESIAE ET PONTIFICE

Paul Wittmann an der neuen (elektronischen) Orgel der Kirche zu Temeswar-Fratelia

Letzte Aufnahme (um 1984)

Gedenktafel für Paul Wittmann auf der Orgelmpore der Temeswarer Millenniumskirche

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

 

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