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Guido von Pogatschnigg

(1867-1937)

von Dr. Franz Metz

Guido von Pogatschnigg (* 19. Juli 1867 Broos / Orastie, † 7. März 1937 Temeswar) entstammte einer alten Adelsfamilie, sein Vater war in Broos als Rechtsanwalt tätig. Nach dem Besuch der Mittelschule studierte er an der Budapester Musikhochschule bei Johann Koessler (Kößler), Julius Erkel, Franz K. Szabo und Josef Harach. Sein Hauptfach war Harmonielehre und dazu noch Orgel und Klavier. Im Jahre 1900 besuchte Pogatschnigg den 26. Kurs der Regensburger Kirchenmusikschule, wo er sich auch im gregorianischen Choral weiterbildete, und war hier Studienkollege mit dem Domkapellmeister und Komponisten Lány Ernö. Pogatschnigg wurde nachher Domkapellmeister der erzbischöflichen Kathedrale in Kalocsa und später, unter Kardinal Szmrecsanyi, Generalmusikdirektor des erzbischöflichen Domes in Erlau.

Im Jahre 1908 gelangte er (vom Grafen Albert Apponyi und dem damaligen Direktor der Budapester Musikakademie Mihailovics empfohlen) als Nachfolger Julius Majors an die Spitze der Temeswarer städtischen Musikschule, wo er bis zu seiner Pensionierung tätig war.

Guido von Pogatschnigg komponierte mehrere hundert Werke, davon nahezu 200 der Kirchenmusik gewidmet, eine Oper, zwei Ballette, zwei symphonische Dichtungen, mehrere Ouvertüren, Kammermusikwerke, eine große Anzahl von Klavierstücken, ferner Kompositionen für Violine und Cello und für kombinierte Bläserbesetzungen. Eine Reihe seiner Chorwerke wurden auch prämiert, darunter das Lied vom Liede, das in Amsterdam vom Temeswarer Chor Magyar Dalárda vorgetragen wurde. Er war Ehrendirigent des Temeswarer Dalkör-Chores, Ehrenmitglied des Fabriker Musik- und Gesangvereins, des Philharmonischen Vereins, des Magyar Dalárda, des Gesangvereins Gloria, des Ungarischen Landessängerbundes Rumäniens und war auch Mitglied der Jury bei vielen Chorwettbewerben. In mehreren Musikzeitschriften veröffentlichte er Beiträge und war Mitglied der literarischen Arany-János-Gesellschaft.

Noch vor seinem Tode bereitete Guido von Pogatschnigg einen Konzertabend vor, bei dem seine letzten Werke vorgestellt werden sollten. Auch der Temeswarer Violinprofessor Josef Brandeisz und der Cellist Doro Gorianz sollten mitwirken. Sein Nachfolger als Leiter der städtischen Musikschule war der bekannte rumänische Banater Komponist Sabin Dragoi.

Am Sonntag, dem 26. Mai 1934 fand im Temeswarer Theater eine Jubiläumsfeier zu Ehren Guido von Pogatschniggs statt, es beteiligten sich über 500 Sänger. Die meisten Kirchenchöre der Banater Diözese und auch von anderen Teilen Ungarns hatten Werke von Pogatschnigg in ihr Repertoire aufgenommen, darunter den Papst-Hymnus, mehrere Ave Maria, ein Tantum ergo, die Sängerhymne mit ungarischem und deutschem Text u.a.

Pogatschnigg machte sich auch als Komponist von Kinderliteratur einen Namen, diese Werke wurden öfter bei Schülerkonzerten der städtischen Musikschule vorgetragen. Im Konzert vom 2. Juni 1935 begleitete er den Temeswarer Geigenspieler Josef Brandeisz, das Programm umfasste ausschließlich Werke Pogatschniggs.

Der Chor der Innerstädtischen Pfarrkirche zu Temeswar hatte in seinem Repertoire folgende Werke Pogatschniggs: Tenebrae factae sunt (für 4-7 Stimmen), Cantate Domino. Introitus Dominica IV. post Pascha (4-stimmig), Rhapsodie für konzertante Orgel und Chor über Veni creator und Te Deum für Frauenchor, Männerchor und gemischten Chor, Föpapi Himnusz,  Ecce sacerdos magnus (für Chor, Orgel und großes Orchester), Ave Maria, C-Dur (Singstimme mit Orgelbegleitung, Lito. Pregler, Timisoara), Ave Maria, E-Dur (Violine, Sopran-Solo und Orgel).

Die Orgelwerke nehmen in seinem Schaffen einen wichtigen Platz ein, von diesen sind uns drei im Manuskript erhalten geblieben: Praeludium, Pastorale und Rhapsodie. Diese drei Werke sind 1936 in Temeswar entstanden, sind stark von ungarischer Melodik geprägt, haben einen symphonischen Charakter und ähneln den Schöpfungen anderer ungarischer Komponisten jener Zeit: Ernö Lányi, Peter König, Desiderius Antalffy-Zsiross, Attila Horváth und Ludwig Schmidthauer.

 

Bilddokumentation

 

Titelseite der Klavierschule Pogatschniggs

Einladung zum Jubiläumskonzert Pogatschniggs mit der Mitwirkung von über 500 Sängern (1934)

Dreisprachige Einladung (rumänisch, ungarisch, deutsch) zu einem Konzert mit Kompositionen Pogatschniggs (1935)

Einladung zu einem Pogatschnigg-Konzert (1936)

Stempel von Pogatschnigg als Erlauer Domkapellmeister

Als Schriftleiter der ungarischen Musikzeitschrift “Zenelap”

Die Zeitschrift “Zenelap” hatte auch eine Beilage in deutscher Sprache

Pogatschnigg als Komponist und Musiklehrer in Temeswar

Letzte Ruhestätte von Guido Pogatschnigg auf dem Temeswarer Friedhof (Innenstadt)

Grabstätte Guido Pogatschniggs am Temeswarer Friedhof

Türkisches Gebet (ung. Török ima, Männerchor), komponiert für das Ungarische Landessängerfest in Temeswar 1903

Ungarische Temeswarer Zeitung, 8. Nov. 1936, mit der Ankündigung eines Konzertes zu Ehren Pogatschniggs

 

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

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