Wenzel (Václav) Pichl
(1741-1805)
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Wenzel (Václav) Pichl (*23. Sept. 1741 in Böhmen, †23. Jan. 1805 in Wien) war Schüler von Kantor Johann Pokorny, ab 1753 besuchte er das Gymnasium in Breznice und wirkte als Vokalist im Chor des Jesuitenseminars. In der Zeit seines Studiums in Prag (Philosophie, Theologie, Recht) war er als Geiger am St. Wenzelseminar tätig. 1762 wurde er Violinist an der Theinkirche und bildtete sich unter der Anleitung von Karl Ditters (von Dittersdorf) zu einem vortrefflichen Virtuosen auf der Violine aus. Dieser nahm ihn 1765 als Geiger und Vizedirigent nach Großwardein (rum. Oradea, ung. Nagyvárad) wo er bis zur Auflösung dieser bischöflichen Kapelle wirkte. Einige Jahre davor leitete Johann Michael Haydn die Musik am Großwardeiner Dom. Hier befasste sich Pichl auch mit Poesie und Dramaturgie, schrieb Textbücher die von ihm selbst oder von Dittersdorf vertont wurden. 1769 ging er als erster Geiger an das Hoftheater in Wien, 1775 wurde er von Kaiserin Maria Theresia in den Dienst des Erzherzogs Ferdinand nach Mailand empfohlen. Es folgte ein Studium bei Nardini, dem er 1787 seine 100 Variationen widmete. Nachdem er sich einige Zeit in Bologna aufhielt, wo er Mitglied der Akademie wurde, kam Pichl 1790 als Direktor der Opera buffa nach Monza. Im Jahre 1797, nachdem Mailand von den Franzosen eingenommen wurde, folgte er dem Herzog nach Wien, wobei ihm seine Bibliothek und seine Geschichte der Musiker Böhmens, welche er verfasst hat, verloren ging. Pichl verschied im Jahre 1805, als er für den Fürsten Lobkowitz ein Violinkonzert spielte.
Václav Pichl schrieb über 50 Sinfonien, verschiedene Kirchenmusikwerke und Kammermusik. Dem Fürsten Esterhazy widmete er 148 Quartette für Baryton, Violon, Alto und Bass. Die Sinfonia in Es (Nr. 2) stammt aus der Musiksammlung der Kathedrale von Pecs/Fünfkirchen, Ungarn (Signatur P 26). Der vollständige Titel auf dem Umschlag des Aufführungsmaterials lautet: Synfonia Es / Per / 2 Violini, / Viola / 2 Flauti, / 2 Corni / e Basso / Del Signore Pichl.
Für die Bereitstellung des Manuskripts sei dem Bischöflichen Ordinariat Fünfkirchen / Pécs herzlich gedankt.
Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007
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