Franz Metz
Zur Musikgeschichte der Banater jüdischen Gemeinden
Die Bedeutung der Banater jüdischen Musiker im Laufe der Musikgeschichte hervorzuheben, wäre eine fast unmögliche Aufgabe. Erstens sind nationale und religiöse Elemente bei vielen Banater Persönlichkeiten schwer zu unterscheiden und zweitens hat die Zeit die meisten Spuren der ehemaligen jüdischen Musikkultur im Banat verwischt. Lediglich einzelne Musikdokumente, Notenhefte, persönliche Erinnerungen, verwaiste Tempel mit wertvollen Orgeln oder alte Grabsteine in den breit angelegten jüdischen Friedhöfen von Lugosch, Arad oder Temeswar sprechen von dem, was bereits in die bisher noch ungeschriebene Geschichte eingegangen ist.
Laut den Angaben einiger Historiker sollen die ersten Juden sich im 17. Jahrhundert im Banat niedergelassen haben. Nach der Vertreibung der Türken (1716), ließ Prinz Eugen von Savoyen den im Banat angesiedelten Juden die freie Wahl, zu gehen oder zu bleiben. Im Jahre 1733 lebten z.B. in der Stadt Lugosch 46 Juden an der Spitze mit deren Anführer Isaak Deutsch. Die ersten Synagogen durften nicht als Kirche errichtet werden und durften von der Straße aus nicht sichtbar sein. Erst 1843 konnte in Lugosch eine richtige Synagoge erbaut werden, darin stellte der Temeswarer Orgelbauer Carl Leopold Wegenstein Ende des 19. Jahrhunderts eine zweimanualige pneumatische Orgel auf.
Im Jahre 1931 wurde hier der Gesangverein Hasamir gegründet, dessen Aufgabe es war, sowohl das jüdische Lied wie auch die allgemeine Musikliteratur zu pflegen. (Tobias Schwager, Seiten aus der Vergangenheit der jüdischen Gemeinde zu Lugosch. In: Cultul Mozaic, Nr. 243, 15. Dezember 1970) Wenn die Lugoscher jüdische Gemeinde um 1930 über 2.000 Mitglieder zählte, so waren es 1997 noch 71.
Der Chor der jüdischen Gemeinde aus Lugosch wurde von den Dirigenten Dr. Josef Willer, Franz Tietz und Filaret Barbu geleitet. Für diesen Chor hat Barbu auch einige Vokalwerke eingerichtet, die in Konzerten aufgeführt wurden: Zwei Lieder aus Palestina (1935), Orientalische Lieder und Jüdische Melodien (1936, Text von Rachel Schai und J. Milet). Unter der Leitung des Dirigenten Franz Tietz wurde das rumänische Chorwerk Ioan Vidus Lugojana am 7. Mai 1932 in hebräischer Sprache aufgeführt (Bat Heharim). Von Josef A. Schwager, einem der Initiatoren des jüdischen Chores, stammte auch die Idee für das Libretto zur Operette Ana Lugojana, die Filaret Barbu daraufhin komponiert hat. Diese wurde 1951 in der Bukarester Oper uraufgeführt. (Tuvia Schwager (Kiriat Motzkin), Filaret Barbu und Lugosch. In: Minimum, November 1992, 6. Jg., Nr. 68, Israel. Hinweis von Ivan Eric Bloch, Lugosch)
Der im 19. Jahrhundert bereits europaweit bekannte Donauwellenwalzer wurde vom Komponisten Josef Ivanovics (1845-1902) komponiert, der ein gebürtiger Banater war. Diesen Walzer widmete er 1880 der jungen Lugoscherin Sarah Fried. Auf dem Umschlag dieser Komposition notierte er in deutscher Sprache: „Donau Wellen Walzer von Josef Ivanovics, gewidmet und geschrieben für Fräulein Sarah Fried.“ Ivanovics wirkte als Militärkapellmeister in Galatz und Bukarest und wurde zum Generalinspektor der rumänischen Militärkapellen ernannt. Er schrieb zahlreiche Walzer, Märsche, Lieder und verschiedene Werke für Blasmusik, die schon früh eine große Verbreitung fanden. (Tuvia Schwager (Kiriat Motzkin), Der Donauwellenwalzer und die schöne Sarah. In: Minimum, Jg. 7, Nr. 80, November 1993, Israel) Der Temeswarer Verlag Moravetz veröffentlichte den Donauwellen-Walzer von J. Ivanovici in einer Bearbeitung für Klavier um 1930 in seiner Collection Moravetz, in der bis dahin über 100 Klavier- und Kirchenmusikwerke erschienen.
Ein Konzert des Chores Hasamir aus dem Jahre 1930(?), geleitet von Prof. Franz Tietz, hatte folgendes Programm:
1. Levandowsky: Hallelujah. Vorgetragen mit Orchesterbegleitung
2. Klavierstücke vorgetragen von Frl. Marika Salinsky
3. Jüdische Lieder, vorgetragen von Oberkantor Geza Czitrom. Klavierbegleitung M. Salinsky
4. K. R. Karrasz: Adaun aulom, für Tenorsolo, Chor und Orchester
5. Haydn: Serenaden-Quartett, Op, 3, Nr. 5, vorgetragen von den Herren Zoltan Hegyesi, Adalbert Bild, Arpad Wechsler, Josef Mizrachi
6. Ion Vidu: Bat Heharim (Lugojana), ins Hebräische übersetzt von I. Andermann
7. Deutsche und ungarische Lieder, gesungen von Theodor Wallandt, am Klavier Dr. A. Körösi
8. Mendelssohn: Schaf Hasamir, Text von Goethe, vorgetragen mit hebräischem Text
9. a. Max Bruch: Kol Nidrei, Op. 47
b. Joh. Brahms: Walzer, Op. 39, Zoltan Hegyesi (Violine), Dr. A. Körösi (Klavier)
10. R. Rosenstech: Schir Hachofesch, für Tenorsolo, Chor und Orchester.
Das Programm wurde in rumänischer, deutscher und ungarischer Sprache gedruckt.
Anläßlich eines Sängerfestes, veranstaltet von dem Lugoscher Ungarischen Gesang- und Musikverein, wirkte außer dem rumänischen, deutschen, ungarischen Chor und dem Philharmonischen Verein auch der jüdische Gesangverein Hasamir mit, geleitet von Prof. Franz Tietz.
Regelmäßig fanden Konzerte jüdischer Musiker auch in Temeswar statt. Zum Purimfest des Jahres 1880 (28. Februar), wurde im großen Redoutensaal ein Monstre Maskenball organisiert, es trat u. a. ein polnisch-jüdisches Quartett mit mehreren chorischen Einlagen auf.
Im selben Jahr (31. August 1880), fand im Saal des Hotels Zum König von Ungarn das große Konzert des "deutsch-polnisch-jüdisch-komischen Männergesangs-Terzetts" statt, unter der Leitung von S. Haber aus Konstantinopel. Anlässlich des Purimfestes im Jahre 1881 spielten in den verschiedenen Temeswarer Gasthöfen einheimische Nationalkapellen und es wurde in den Annoncen auf das koschere Essen in diesen Lokalen hingewiesen. Polnisch-jüdische Gesangsquartette traten regelmäßig vor dem Temeswarer Publikum auf und sangen meist in größeren Gasthäusern. Ab 1880 verlangte man von ihnen immer mehr ungarische Lieder und Melodien, die dann vom Publikum mit lauten "Eljenrufen" aufgenommen wurden. (Temesvarer Zeitung, Februar 1881)
Zu einem großen Protest kam es nach der Bekanntgabe der Veröffentlichung von Franz Liszts literarischen Arbeiten über die Musik der Zigeuner und Juden. Sämtliche Banater Zeitungen erklärten sich gegen die Anschauungen Liszts: „(..) Es liegt nahe, dass er die Antipathien seines Schwiegersohnes Richard Wagner theilt und den Juden in der Musik, Malerei und Literatur jede Originalität abspricht (...)“ (Liszt und die Juden, in: Temesvarer Zeitung, 26. November 1881)
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Temeswar von der jüdischen Gemeinde zahlreiche Konzerte organisiert, darunter viele für wohltätige Zwecke. So veranstaltete der israelitische Frauenverein am 15. Februar 1881 in der städtischen Redoute ein Benefizkonzert mit folgendem Programm (Temesvarer Zeitung, 4. Februar 1881):
1. Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett, Es-Dur; Ausführende: Max Weisz, J. N. Hock, Eduard Gerger, Louise Gerger
2. Johann (?) Schumann: Die Mondnacht und Ich grolle nicht, Lieder vorgetragen von Frau v. Gyka, begleitet von K. R. Karrasz
3. Klavierstücke von Liszt, Schubert und Hensel, vorgetragen von Helene Schlichter
4. Duo-Concertant, vorgetragen von Louise Gerger und Celestine Weisz
5. Gounod: Arie aus der Oper Faust
6. Klavierstücke von Liszt, Chopin, vorgetragen von Frl. Schlichter.
Ab August 1887 begann man den Chorgesang während des Gottesdienstes im Temeswar-Fabrikstädter Tempel auf dem Harmonium zu begleiten. Oberkantor M. Sonntag, Chormeister Kubesch und Gemeindepräses Bernhard Deutsch beschlossen in kurzer Zeit eine Orgel anzuschaffen, welche an allen Fest- und Feiertagen gespielt werden soll. (Temesvarer Zeitung, 27. August 1887.)
Ende des 19. Jahrhunderts traten jüdische Theaterensembles aus Galatz auch in kleineren Banater Ortschaften auf und ernteten einen großen Erfolg. Die Gesangseinlagen waren mit jiddischem Text versehen. Zur Musik schrieb ein Chronist: „Selbst die Musik zu den Stücken trägt streng jüdisches Gepräge. Jede Melodie hat einen schwermüthigen Ausdruck, es ist, als hörte man Tempelgesang, was aber nicht hindert, dass zum Schluss des Stückes Walzerklänge aus Angot oder Indigo mit eingewebt werden“. (Temesvarer Zeitung, 29. April 1880.)
Im Jahre 1898 wurde ein Werk des Temeswarer jüdischen Regenschori und Komponisten Wilhelm Neubauer in der Budapester Synagoge aufgeführt. Diese Nachricht wurde in allen Lokalzeitungen des Banats verbreitet: „Der durch seine melodiösen Kompositionen in hiesigen musikalischen Kreisen bestbekannte Regens-Chori der innerstädtischen israelitischen Kultus-Gemeinde, Herr Wilhelm Neubauer, dessen musikalische Tüchtigkeit in den schönen Gottesdiensten dieses Tempels so ersprießlich zur Geltung kommt, hat unter dem Titel Kaduscha ein wunderschönes religiöses Choral-Lied komponirt und dasselbe der Budapester israelitischen Gemeinde zum Vortrage eingesendet. Heute erhielt nun Herr Neubauer ein schmeichelhaftes Schreiben vom Sekretariat der Budapester Gemeinde, in welchem er verständigt wird, dass seine Komposition zum Vortrage im Tempel angenommen worden sei. Zugleich gibt das Schreiben der Hoffnung Ausdruck, dass Herr Neubauer dem ersten Vortrage beiwohnen wird.“ (Temesvarer Zeitung, 12. November 1898.)
Die zahlreichen Artikel mit den Überschriften Antisemitenvereine, Die Judenhetze in Ungarn usw. wurden im Banat meist ignoriert. 1923 schrieb Franz Xaver Kappus in einem Zeitungsartikel: „Auch dass die Plakatsäulen in den Städten zuweilen über Nacht mit demselben Imperativ ´Juden hinaus!´ ausgestattet werden, brachte keine Seele aus dem Gleichgewicht. Es ist eben ein durchaus platonischer Antisemitismus, der im Banat geübt wird, eine Bewegung innerhalb bescheidener Grenzen, ein schwächlicher Abklatsch... Feststeht trotzdem, dass sie gerade im Banat, wo sich die unterschiedlichsten geistigen Bestrebungen in mannigfaltiger Verzerrung äußern, wertvolle Kulturträger repräsentieren. (...) Diese stempeln sie gerade hier zu einem Element, das kulturfördernd im besten Sinne des Wortes ist. (...) Darum ist den Juden gerade im Banat vollste kulturelle und nationale Freiheit zu gönnen.“ (Franz Metz, Die Kirchenmusik der Donauschwaben, Academia Verlag, Sankt Augustin 1996, S. 228.)
Wie in den meisten Städten des Banats gab es auch in Karansebesch eine jüdische Kultusgemeinde, dies bezeugt der jüdische Tempel, ausgestattet mit einer Orgel aus der Werkstatt des Orgelbauers Anton Dangl. Am 23. August 1927 fand im Rahmen eines großen Festes das Doppeljubiläum des Karansebescher Oberkantors Adolf Adler, statt. Dieser feierte sein 50-jähriges Dienstjubiläum und seinen 75. Geburtstag. Hier einige Zitate aus der Chronik der Tageszeitung: „(...) doch zeigten sämtliche Faktoren des gesellschaftlichen Lebens von Karansebes, sämtliche Behörden, Vereine und Gesellschaftskreise, ohne Unterschiede der Nationalität und der Konfession, eine solch brüderliche Teilnahme an dem Fest ihrer jüdischen Mitbürger, dass dieses mit Recht ein Festtag der Stadt Karansebes genannt werden darf. Die Einleitung der schönen und – wie in Karansebes immer – trefflich arrangierten Feier, bildete eine dem Jubilanten Samstag abends durch den Philharmonischen Verein unter Leitung seines vortrefflichen Dirigenten Farago dargebrachte Lampionserenade. (...)
Der Festsitzung folgte um 11 Uhr im Tempel ein Festgottesdienst, bei welchem das Gebet für den König und das Herrscherhaus Oberrabbiner S. Taubes sprach. Diesem folgten die Gesänge des Oberkantors Adler und des Nachfolger-Kantors A. Hoffmann. Während der Öffnung der Heiligen Lade, welche die Präsidenten Leopold Rado und Siegmund Wiener vornahmen, besorgte den gesanglichen Teil der prächtige Tempelchor unter der Leitung seines Dirigenten Prof. Anton Sequens, abwechselnd mit Solis des Oberkantors Adler, A. Hoffmann und Oberkantor Ignatz Katz aus Temesvar, dessen voluminöse, klangsatte Stimme dem Gottesdienst ein wahrhaft festliches Gepräge verlieh. Nach seinen Sologesängen denen die Versammelten andächtig lauschten, hielt Oberrabiner Dr. Taubes in rumänischer Sprache die Festpredigt zu deren Schluß er in deutscher Sprache den Segen des Allmächtigen auf den greisen Jubilanten herabflehte. Nach der Predigt trugen die Philharmoniker unter Leitung ihres Dirigenten Farago das schöne Lied ´Das ist der Tag des Herrn´ mit viel Gefühl zu Gehör. Mit der Königshymne, welche der Tempelchor exekutierte, nahm die erhebende kirchliche Feier ihren Abschluss. (...)
Oberkantor Adolf Adler hat in Lugosch das Licht der Welt erblickt. Schon in seiner frühesten Jugend legte er ein außerordentliches musikalisches Talent an den Tag. Seine Ausbildung genoss er an der Budapester Akademie. Hernach war er 5 Jahre lang in Ofen und zwei Jahre in Eperjesch als Kantor tätig und gelangte dann nach Karansebes, wo er seither ununterbrochen tätig war. Er nahm an dem gesellschaftlichen Leben der Stadt Karansebes lebhaften Anteil. So zählt er auch zu den ältesten Mitgliedern des Philharmonischen Vereins, war zeitweilig auch Chormeister desselben und wurde von dem Verein vor einigen Jahren zum Ehrenmitglied gewählt.“
Die jüdische Musikkultur hatte nach 1948 durch die fehlenden kulturellen Einrichtungen und die alternden Gemeinden keine Überlebenschance mehr. Selbst das Orgelspiel und der Gesang in den Gottesdiensten wurde in vielen Gemeinden durch katholische Kantoren ausgeführt, wie dies in Arad, Lugosch, Temeswar, Karansebesch und Reschitza der Fall war.
In der katholischen Pfarrkirche zu Neuarad konnte eine ganze Mappe mit Chören und Gesängen für den jüdischen Gottesdienst und für weltliche Feste entdeckt werden, die von Kantorlehrer Franz Tietz aus Lugosch stammt. Viele dieser Vokalwerke wurden von Banater Musikern komponiert, so auch das Stück Adon Olom von Karl Rudolf Kárrász aus Temeswar. Diese Mappe enthält viele Werke, die nach den jüdischen Festtagen geordnet und auch meist benannt sind. Bei den meisten Werken ist der Name des Komponisten nicht angegeben. Sämtliche Abschriften stammen aber aus der Hand von Franz Tietz aus Lugosch, der diese geistlichen Werke, wie angegeben, aus Lugoscher und Karansebescher Quellen abgeschrieben hat. (Auf fast allen Seiten finden wir den Stempelabdruck des Kopisten: Ferenc Tietz, Lugos.)
Tietz hat die Titel der einzelnen Kompositionen meist nach der ungarischen Aussprache übernommen. Das folgende Verzeichnis enthält nur jene Werke, deren Komponist angegeben ist, bei den meisten Kompositionen fehlt der Name des Autors; der jeweilige Titel und der Name des Komponisten wird dabei in der identischen Schreibweise wiedergegeben, auch wenn er in verschiedenen Varianten erscheint:
J. Rosenstech: Halleluja, für gemischten Chor a capella
Ost-jüdisches Volkslied, gesetzt für gemischten Chor von Leon Erdstein
Felix Mendelssohn Bartholdy: Die Primel, nach dem Gedicht des Banater Dichters Nikolaus Lenau, für gemischten Chor, der Text wurde von Dr. J. Bierer ins Hebräische übersetzt
M. Goldstein: Lechodódi, für Kantor, gemischten Chor und Orgel
Sulzer: Lehododi, für Kantor, gemischten Chor und Orgel
Blumenthal: L´cho dodi lisz´firah für die Trauerwoche, harmonisiert von Peter König (Király Péter)
Naumbourg: Adonaj moloch, für gemischten Chor
J. L. Weiss: Adonaj moloch, für gemischten Chor und Orgel
J. Schlesinger: Haschkiwenu (Freitag Abend), für Kantor, Orgel (auch Teile für Orgel-Solo) und Chor
Adolf Adler: Haschkiwenu (1919), für Kantor, Soli und Chor
P. Menkowsky: Haschkiwenu, für Kantor, Sopran-Solo und Chor
S. Allmann: Uvecél Kenofecho, für Kantor und Chor
Jakobovits: Haskivenu, für Kantor, Chor und Orgel
L. Lewandowski: W´hogen baadenu, für Kantor, Chor und Orgel
Emile Jonas: V´somru, für Kantor, Chor und Orgel
Dvorzán: Vesomru, für Kantor und Orgel
S. Katz: Weschomru, für Kantor und Orgel
Gottschall: Weschomru, für Kantor, Chor und Orgel
J. Keller: Mogén Owosz, für Kantor, Chor und Orgel
Jakobovits: Elóhénu, für Kantor und Orgel
Weiszmann: Mogen Owosz, bearbeitet von Samuel Katz, für Kantor und Chor
Jakobovits: Kidusch, für Kantor, Chor und Orgel
Lewandowsky: Kidusch, für Kantor, Chor und Orgel
L. Lewandowsky: Enkelohem, für Soli und Chor
M. Jeiteles: Keduscha (für Samstag), für Kantor, Chor und Orgel
M. Kohn: Kedusch, für Kantor und Chor
Jenö Fürth: K´duscho, für Solist und Orgel
Adolf Adler: K´duscho, für Kantor und Chor
S. Katz: Ihi róczon, für Kantor und Orgel
Jenö Fürth: Ihi rozon, für Kantor und Chor
S. Sulzer: Mi scheoszo (Neumond Segen), für Kantor, Chor und Orgel
Franz Tietz: Praeludium für die Orgel, während der Rückführung der Thora
Josef Sulzer: En komocho, für Kantor und Chor
B. Schorr: Kidus l´ros hasónó, für Kantor, Chor und Orgel
Schorr Mór: Semini aceresz, festliche Ouvertüre
L. Lewandowsky: Jigdal, für Kantor, Chor und Orgel
Schorr Mór: Peszáh, festliches Vorspiel, für Solist und Chor
M. Schorr: Najtlim, für Alt-Solo, Chor und Orgel
Schorr Mór: Tovijjo lamórom óló, für Sopran-Alt-Duett und Chor
L. Lewandowsky: Kol nidre, für Kantor, Chor und Orgel
F. Halévy, Naumbourg: Minhamécár, für Kantor, Chor und Orgel
Sulzer: Mi addir, für Kantor, Chor und Orgel
Lewandowsky: Ma towu, für Kantor, Chor und Orgel
Oberkantor Brun: Mo uschiw, für Kantor, Chor und Orgel
Lewandowsky: Schiviszi, für Chor und Orgel
Grünzweig: Schiviszi, für Chor und Orgel
Nowakowsky: Psalm 55, für Männerchor
Lowenstaum: Adonaj moh odom, für gemischten Chor
S. Katz: Ono Adonaj, für Kantor, Chor und Orgel
El. Friedmann: Hajom harasz olom, für Kantor, Chor und Orgel
Sal. Katz: Meloch al kol hoolom, für Kantor, Chor und Orgel
M. Stössl: Ki ke schimcho, für Kantor, Chor und Orgel
S. Sulzer: Keduscha, für Kantor, Chor und Orgel
M. Goldstein: Uwechen jiskadasch, für gemischten Chor
S. Sulzer: Berosch haschomo, für Kantor, Chor und Orgel
S. Naumbourg: Boruch attoh (in alter Weise), für Kantor, Chor und Orgel
Josef Sulzer: En comocho, für Kantor, Chor und Orgel
Gottschál: Reczé, für Orgel und Kantor
Dunajewsky: Weschomru, für Kantor, Chor und Orgel
Berggruen: Mogen owos, für Kantor, Chor und Orgel
Auch Emmerich Schwach war ein solcher Kirchenmusiker, Komponist und Kapellmeister in Lugosch und Karansebesch, der Werke für das Orchester und den Chor der jüdischen Gemeinden komponiert hat. Von ihm sind uns mehrere Bearbeitungen jüdischer Gesänge erhalten geblieben:
- Sechs jüdische Lieder für Gesang und Orchester, zusammengestellt von Emmerich Schwach
- Stücke für großes Orchester: Adonoj moloch, Eli Ciou (1930).
Die jüdischen Musiker waren aus dem Musikleben der Banater Kulturzentren nicht wegzudenken. In der Zwischenkriegszeit war es der Pianist Leo Freund, der durch seine regelmäßigen Konzerte in seinem eigenen Klaviersalon das Aufsehen des Temeswarer Publikums auf sich lenkte. Auch die Arader, als ein Wunderkind gefeierte Geigenspielerin Rozsi Stern, eine Schülerin von Jenö Hubay (Budapest), gab in den dreißiger Jahren in Berlin, Wien, Bukarest und Budapest erfolgreiche Konzerte. Viele deutsche und ungarische Kantoren christlicher Kirchen wirkten nebenbei als Organist in Banater Synagogen oder leiteten den jüdischen Tempelchor, so Vali Tarjanyi in Temeswar oder Martin Metz in Lugosch.
Viele Sängerinnen und Sänger der Banater Synagogenchöre waren katholischen Glaubens und so manche Mitglieder katholischer Kirchenchöre waren Juden. In Lugosch sang z.B. der später berühmt gewordene Opernsänger Traian Grozavescu als orthodoxer Christ sowohl im katholischen, rumänisch-orthodoxen oder griechisch-katholischen Kirchenchor als auch im Synagogenchor Tenor. Hier in den Lugoscher Gotteshäusern fanden seine ersten öffentlichen Auftritte als Sänger statt.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nicht nur für die deutsche Minderheit Rumäniens eine Zeit der Entscheidung über ihre Existenz, sondern auch für die vielen jüdischen Gemeinden dieses Landes. Viele Banater Schwaben wurden ab Januar 1945 in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit deportiert, wo Tausende den Tod fanden. Viele Menschen wurden nach der Machtergreifung durch die Kommunisten wegen ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche verfolgt, Priester und Bischöfe wurden in Gefängnisse geworfen, einige erlitten hier den Märtyrertod.
In der Sitzung des politischen Büros des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei vom 14. Januar 1953 wurden auch drastische Maßnahmen gegen jüdische Gemeinden vorgenommen. Iosif Chisinevschi sagte: "..So wie wir kein Mitleid für die spionierenden katholischen Priester haben, so sollten wir auch kein Mitleid für Rabbis und Kantoren haben... Die Talmudschulen müssten geschlossen werden... dort schon immer wird eine chauvinistische brutale Erziehung gepflegt." (Mircea Chiritoiu, Sa nu tragem cu tunul in vrabii, in: Magazin Istoric, 33. Jg., Nr. 392, Bukarest, November 1999.) Durch die folgenden politischen Restriktionen und die religiöse Intoleranz der kommunistischen Herrschaft in Rumänien verließen nicht nur deutsche sondern auch jüdische Bürger dieses Land.
Die jüdische Musikkultur hatte nach 1948 durch die fehlenden kulturellen Einrichtungen und die alternden Gemeinden keine Überlebenschance mehr. Selbst das Orgelspiel und der Gesang in den Gottesdiensten wurde in vielen Gemeinden durch katholische Kantoren ausgeführt, wie es in Arad, Lugosch, Temeswar, Karansebesch und Reschitza der Fall war.
Die heute noch im Banat bestehenden großen, prunkvoll ausgestatteten Synagogen mit ihren wertvollen Orgeln legen Zeugnis ab von dem, was heute nur noch aus Büchern entnommen werden kann. Auch dieses Kapitel der südosteuropäischen Musikgeschichte ging nach 1945 – wie so viele andere – seinem vorläufigen Ende entgegen.
Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008
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