Musikalische Interferenzen Banat-Siebenbürgen
von Dr. Franz Metz
Geschichtlicher Abriss
Die Kulturidentität des Banats und Siebenbürgens liegt am Schnittpunkt zweier Welten: hier grenzt die Kultur des Abendlandes an die des europäischen Ostens und Südostens. Dieses Gebiet war im Laufe der Geschichte vielen Raubzügen und Eroberungskriegen ausgesetzt. Herrscher kämpften um den Besitz dieses Landes, siedelten hier Kolonisten aus weiter Ferne an, die hier eine neue Heimat fanden und trugen dazu bei, dass eine der buntesten europäischen Kulturlandschaften entstand. Trotz der Vielfalt und oft Gegensätzlichkeit einzelner Elemente einer solchen kulturellen Region entstand durch die Jahrhunderte eine Symbiose die in der Geschichte einmalig ist. Der gregorianische Gesang gehört hier genauso zum musikalischen Erbe wie der protestantische Choral, die gesungene Chrysostomos-Liturgie der orthodoxen Kirche oder der jüdische Tempelgesang.
Wenn man von einem Fürstentum Siebenbürgen und dessen besonderen politischen Status in der Geschichte sprechen kann, so weist das Banat meist nur eine regionale, schon durch die geographische Lage bedingte Kulturlandschaft auf, welche nie eine solche Selbständigkeit aufzuweisen hatte. Noch im 19. Jahrhundert pflegte man zu diesen beiden Regionen Südungarn zu sagen, manche Historiker zählten sogar das Banat zu Transylvanien. Franz Liszt selbst berichtet in einem Brief 1846 über die Konzerte in Südungarn und in anderen verlorenen Ländern. Trotz dem Willen einiger Politiker die nach dem ersten Weltkrieg selbst eine Banater Republik gründen wollten, bekam die mehr oder weniger kompakte Kulturlandschaft Banat den Todesstoß durch den Vertrag von Trianon im Jahre 1920: Mitten durch das Land wurde die neue Grenzlinie gezogen und das Gebiet zwischen Rumänien, Jugoslawien und Ungarn aufgeteilt.
Zeitspanne bis 1718
Bereits im frühen Mittelalter entstanden entlang der Marosch (Mieresch, Maros) zwischen Tschanad (Cenad, Csanád) und Lippa (Lipova) zahlreiche Stifte und Klöster. Diese nördliche Banater Grenze war zugleich die wichtigste Verbindungsstraße zwischen dem Zentrum der ungarischen Monarchie und Siebenbürgen. Einige Namen der Ordensleute dieser Klöster kommen sowohl im Banat wie auch in Siebenbürgen vor. Es ist deshalb anzunehmen, dass die gregorianischen Gesänge dieser beiden Regionen Ähnlichkeiten aufzeigten.
Einiges zur Musiktradition des Mittelalters erfahren wir aus dem Kodex von Alba-Julia (14. Jh.). Eine prunkvoll ornamentierte Initiale stellt einen Orgelspieler mit einem Portativ dar, ein Instrument dass in jener Zeit sowohl im Banat als auch in Siebenbürgen verbreitet war. Der aus Siebenbürgen stammende Obergespan von Temesch, Johann Hunyadi (Iancu de Hunedoara) besaß ein solches Instrument in seinem Kastell. Sein Sohn, König Matthias Corvinus verlangte 1472, dass man die Orgel seiner Gemahlin, der Königin Beatrice, in dessen Feldlager nachschicken soll.
Das einfache Volk der großen Tschanader Diözese - deren Grenzen waren zugleich die des historischen Banats - hatte seine eigenen Kirchenlieder, meist in der jeweiligen Sprache. Um das Jahr 1520 zeichnete der Minoritenmönch Philipp Pominoczky das zweiteilige Fragment eines Liedes in mittelalterlicher kirchlicher Notenschrift auf. Darin kommt der Name der Banater Großgemeinde Betschkerek (Zrenjanin) vor. Dieses älteste Dokument ungarischer Musiknotation wird in der Batthyány-Bibliothek zu Alba-Julia (Karlsburg, Siebenbürgen) aufbewahrt.
Die kirchenmusikalischen Werke des Franziskaners Oswald Pelbart de Temesvar (1435-1504) waren auch in Siebenbürgen verbreitet. Dieser studierte Philosophie und Theologie in Krakau und wirkte als Theologieprofessor in Ofen. 1504 erschien in Hagenau sein bedeutendstes Werk: Expositio libri Psalmorum, Hymnorum et Soliloquiarum(...) welches laut Inventar in den reichhaltigen Bibliotheken der Franziskanerklöstern Siebenbürgens vorzufinden war.
Durch die verschiedenen Orden kamen Werke der in Siebenbürgen tätigen Musiker in das Banat. In jedem Franziskanerkloster gab es in Musik gut geschulte Mönche welche selbst kompositorisch oder im Orgelbau tätig waren. Ein solcher war Joannes Caioni (Kájoni János, Ioan Caianu, 1634-1671) aus dem siebenbürgischen Csiksomlyó (Sumuleu Ciuc). Sein 1660 erschienene Gesangbuch Cantionale Catholicum war sowohl in Radna als auch in Arad, Karansebesch (Caransebes) und Temeswar (Temesvár, Timisoara) bekannt.
Zeitspanne 1718-1918
Durch die Zugehörigkeit des Banats und Siebenbürgens zwischen 1718-1918 zur selben österreichischen, später österreich-ungarischen Monarchie, war auch die musikalische Entwicklung dieser beiden Gebiete ähnlich. Dies bezeugen vor allem die erhaltenen Kirchenmusikarchive.
Vergleicht man z.B die Inventarlisten der katholischen Kirchenchöre beider Regionen jener Zeit miteinander, stellt man ein fast einheitliches Inventar fest. Die Werke der Wiener Klassiker, der süddeutschen und österreichischen Gebrauchsmusik bis zur Literatur des Cäcilianismus kommen überall vor. Die Besonderheit besteht in der Vielzahl von Schöpfungen einheimischer Komponisten. Aber selbst diese sind auch in anderen Kirchen vorzufinden. So finden wir den Hermannstäder David Kirr (um 1770-1830) als Regenschori in Großwardein (Oradea, Nagyvárd) und in Hermannstadt (Sibiu, Nagyszeben). Er kommt sowohl als Kopist wie auch als Komponist vor. Einige seiner Kopien entstammen dem Neuarader (Aradul Nou) Kirchenmusikarchiv.
Die neue Musiksammlung des Temeswarer Diözesanzentrums enthält Handschriften des Sathmarer (Satu Mare) Domkapellmeisters Giuseppe a Coupertino Schiespiel (um 1780-1850) dessen Kompositionen in Klausenburg (Cluj, Kolozsvár) und Tschanad aufgeführt wurden.
Zum Repertoire Banater und siebenbürgischer Chöre gehörten auch Werke des Temeswarer Domkapellmeisters Franz Limmer (1808-1857), sein am meisten aufgeführtes Werk war das Offertorium für Sopran und Orchester Justus ut palma florebit. Diese in Wien gedruckte Komposition finden wir nicht nur in Temeswar, Arad oder Lugosch (Lugoj) sondern auch in Sathmar, Großwardein und Kronstadt (Brasov, Brassó).
Einige der Werke die Johann Michael Haydn (1737-1806) in der Zeit als Domkapellmeister in Großwardein komponiert hat finden wir sowohl in Lugosch als auch in der Sammlung Brukenthal des Hermannstädter Staatsarchivs. Das selbe kann man von den Werken Ditter von Dittersdorfs (1739-1799) oder Václav Pichls (1741-1805) behaupten.
Das evangelische Hermannstädter Gesangbuch wurde in vier verschiedenen Auflagen von der Banater evangelischen Kirchengemeinde zu Liebling verlegt.
Eine wichtige Rolle in der Vereinheitlichung des Musikrepertoires dieser Region spielten die Wanderbühnen einiger Opergesellschaften. Bereits im 18. Jahrhundert finden wir diese Ensembles abwechselnd in Arad, Temeswar, Orawitza, Hermannstadt und Klausenburg. Das neu gegründete Musikarchiv des Arader Museums beherbergt eine große Menge von Aufführungsmaterial dieser Zeit. Einige Orchesterstimmen sind wahre Fundgruben zur der Aufführungsgeschichte eines bestimmten Werkes. So wurde beispielsweise Verdis Rigoletto von dem gleichen Opernensemble in Prag, Budapest, Kecskemét, Szeged, Temeswar, Arad, Hermannstadt und Klausenburg aufgeführt. Für die jeweilige Erstaufführung einer Oper oder eines Singspiels brauchte man Mitte des 19. Jh. eine besondere Genehmigung die der Zensor in Hermannstadt erteilen musste. Alle in Arad befindlichen Regiebücher jener Zeit besitzen deshalb auf der ersten Seite die offizielle Genehmigung mit dem Siegel des Zensors dieser siebenbürgischen Stadt.
Mit der Gründung der ersten Gesangvereine im Banat und Siebenbürgen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und durch die vereinsmäßige Organisation dieser Körperschaften entstand eine zweckmäßige Dokumentation des Musiklebens. Zwischen den Vereinen bestand ein reger Briefwechsel und Programmaustausch, man veranstaltete gemeinsame Chortreffen und Wettsingen. Am 21. Oktober 1871 wurde der Temeswarer Philharmonische Verein ins Leben gerufen. Das Musikarchiv des Banater Museums besitzt einen großen Teil des Vereinsarchivs, darunter einige Dokumente über das Siebenbürgische Chorwesen jener Zeit. So beinhaltet dieses Archiv ganze Sammlungen von Jahresberichten, Programmen, Konzerteinladungen, Gratulationen und Festschriften des Hermannstädter Männergesangvereins sowie des Musikvereins Hermania (gegr. 1839). Zum Goldenen Jubiläum des Hermannstädter Männergesangvereins im Mai 1910 war auch eine Abordnung des Temeswarer Philharmonischen Vereins eingeladen. Diese Tradition wurde teilweise bis 1984 fortgeführt.
In Siebenbürgen stehen heute noch einige historische Orgeln aus der Werkstatt des Arader Orgelbauers Anton Dangl (1810-1892). Dieser galt als einer der Besten seines Faches in der ungarischen Monarchie: von ihm stammt u.a. die erste Orgel der Budapester Musikakademie die er im Auftrage von Franz Liszt erbaut hat.
Zeitspanne 1918-1945
Eine weitere Fundgrube Banater-Siebenbürgischer Musikgeschichte ist die Banater Musikzeitung welche in Temeswar in der Zeitspanne 1920-1928 vom Domkapellmeister Desiderius Járosy (1882-1932) herausgegeben wurde. Hier kann man nähere Einzelheiten über siebenbürgische Gesangvereine erfahren, Programme von Orgelkonzerten wie auch Neuveröffentlichungen. Von den letzteren sind die Musikalien der Temeswarer Edition Morawetz von großer Bedeutung, welche in der Bibliothek der Klausenburger Musikakademie vorzufinden sind.
Mit dem Ende des ersten Weltkrieges endete auch die Zeit der österreich-ungarischen Monarchie. Der größte Teil des Banats und Siebenbürgen wurde Rumänien eingegliedert. Nach einer Welle der Magyarisierung schien es so aus, als würde nun auch die deutsche Minderheit in Rumänien zu ihrem Recht kommen. Es vergingen bloß einige Jahre bis der Banater Deutsche Sängerbund gegründet wurde. 1928 erschienen zum ersten Mal gemeinsam Abordnungen des Banater Deutschen Sängerbundes und des Siebenbürger Deutschen Sängerbundes beim 10. Deutschen Sängerfest in Wien. Es beteiligte sich beim Festumzug ebenfalls eine größere Delegation der deutschen Chöre aus Bukarest.
Am 23. April 1930 gastierte Franz Xaver Dressler (1898-1981) mit seinem Brukenthalchor (Hermannstädter Chorknaben) in der evangelischen Kirche zu Temeswar. Das Programm umfasste ausschließlich Werke alter Meister. Als Orgelsachverständiger schrieb Dressler auch das Gutachten für die Abnahme der Wegenstein-Orgel der St. Josephs-Kathedrale zu Bukarest (1930). Der Temeswarer Orgelbauer Richard Wegenstein (1886-1970) war mit Franz Xaver Dressler gut befreundet. So kam es dazu, dass die gleiche Firma für die Instandhaltung der Hermannstädter Sauer-Orgel betraut wurde und diese damals im Sinne der Orgelbewegung umgebaut hat. Aus der gleichen Firma wurden für viele siebenbürgische Gemeinden Orgeln geliefert. Die letzte Orgel des Orgelbauers Richard Wegenstein steht in der evangelischen Kirche zu Heltau. 1934 konzertierte der Kronstädter Organist und Chorleiter Victor Bickerich mit seinem Männerchor in mehreren Banater Städten.
Fast zur selben Zeit, um 1940, entstanden im Banat und in Siebenbürgen zwei musikalische Werke die nicht nur der Gattung sondern auch dem Inhalte nach ähnlich sind: Emmerich Bartzer (1895-1961) schreibt die Operette in 3 Akten Grüßt mein Banat! und Richard Oschanitzky (1901-1971) die Musik zum Singspiel Mädel aus dem Kokeltal. Die letztere Komposition ist vermutlich einige Jahre früher entstanden (1938?).
Die Operette Emmerich Bartzers hart noch immer ihrer Uraufführung da sie sowohl in der Hitlerzeit wie auch in den Jahren danach an der religiösen Einleitungsszene scheiterte. Dieses Werk sollte auch in Wien aufgeführt werden. Das Libretto schrieben Annie Schmidt-Endres (1903-1977) und Daniel Wersching. Als Ort der Handlung ist ein Banater schwäbisches Dorf angegeben nach der Erntezeit. Es fehlen darin auch keine Volkslieder und Tänze, stellenweise ist der Text im schwäbischen Dialekt verfasst.
Das Libretto des siebenbürgischen Singspiels Mädel aus dem Kokeltal schrieb Hans Kelling. Richard Oschanitzky hat selbst die musikalische Leitung der verschiedenen Aufführungen übernommen. Die Handlung spielt im siebenbürgischen Städtchen Kokelburg und in Steindorf, Zeit der Handlung: Gegenwart, also um 1940. Richard Oschanitzky kam um 1939 nach Temeswar wo er als Gauintendant zum Leiter des K.d.F.-Orchesters ernannt wurde. Dieses Symphonie-Orchester war nichts anderes als die Fortsetzung der Temeswarer Gesellschaft der Musikfreunde und der Vorgänger der Temeswarer Staatsphilharmonie Banatul. Das K.d.F.-Orchester wurde auch noch Deutsches Symphonie-Orchester genannt und bestand in der Zeitspanne 1939-1944.
Keine geringe Bedeutung hatte die Anwesenheit der Klausenburger Rumänischen Oper in Temeswar in den Jahren des zweiten Weltkriegs (1940-45) in der Zeit in welcher der Nordteil Siebenbürgens von Horthy-Ungarn annektiert wurde. Es wurde damit nicht nur das Musikleben der Banater Metropole bereichert sondern auch Verbindungen zwischen diesen zwei wichtigen Musikzentren geschaffen die viele Jahre danach noch gepflegt wurden.
Zeitspanne ab 1945
In der Banater-Siebenbürgischen Musiktradition spielte auch Hermann Klee (1883-1970) eine bedeutende Rolle. Dieser gebürtige Hamburger studierte Kontrabass und Komposition, wirkte danach an der Dresdner Philharmonie und im Berliner Philharmonischen Orchester. Aufgrund einer Zeitungsannonce bewarb er sich 1909 in Bistritz (Siebenbürgen) für die Stelle des Chormeisters, Musiklehrers und Organisten. Ab 1919 war Hermann Klee als Dirigent des Klausenburger Opernchores tätig, 1920 wurde er zum Professor für Theorie, Kontrapunkt, Harmonielehre und Komposition an der Musikhochschule dieser Stadt ernannt. Aca de Barbu ernannte ihn 1946 zum Chorleiter der neu gegründeten Temeswarer Oper. Sowohl während seiner Siebenbürger Zeit wie auch im Banat komponierte Klee einige Opern, symphonische Werke und Lieder.
Die traurigste Zeit in der Musikgeschichte des Banats und Siebenbürgens in diesem Jahrhundert war die Zeitspanne 1945-1950. Viele deutsche Komponisten, Musiker und Pädagogen wurden in Arbeitslager gebracht, nach Russland deportiert oder in das kommunistische Konzentrationslager von Tirgu-Jiu. In diesem Gefängnis verbrachten einige Zeit gemeinsam Prof. Victor Bickerich aus Kronstadt und Prof. Josef Brandeisz aus Temeswar.
In den Jahren der kommunistischen Diktatur wurden einige Sammlungen patriotischer Lieder und Chöre, komponiert von Banater und Siebenbürgischen Autoren, veröffentlicht. Einige dieser Kompositionen waren Pflichtaufträge, andere wurden freiwillig und aus Überzeugung komponiert. Wie ein Wunder erscheint deshalb die Möglichkeit 1972 durch den Rumänischen Komponistenverband eine Sammlung zu veröffentlichen die heute noch Verbreitung findet: Deutsches Liedgut aus dem Banat, Siebenbürgen und dem Sathmarer Land, herausgegeben von Andreas Porfetye. Die Sammlung enthält Kompositionen und Liedbearbeitungen von Josef Linster, Hermann Kirchner, Franz Stürmer, Andreas Bretz, Walter M. Klepper, Norbert Petri, Ernst Irtel, Andreas Porfetye, Viktor Bickerich, Fr. Xav. Dressler, Hans Weisz, Emmerich Bartzer, Karl Fisi, Wilhelm G. Berger u.v.a.
Der im Banater Saderlach geborene Komponist Andreas Profetye übertrug 1971 für den Breitkopf-Verlag einige Stücke aus der Orgel-Tabulatur von Daniel Croner (1656-1740) die unter dem Titel Altsiebenbürgische Orgelmusik erschienen sind.
1976 erschien beim Bukarester Kriterion-Verlag das Buch Sächsisch-schwäbische Chronik. Beiträge zur Geschichte der Heimat, herausgegeben von Eduard Eisenburger und Michael Kroner. Darin sind einzelne Kapitel der Musiktradition beider Regionen gewidmet.
Einige Sänger des Temeswarer Franz-Schubert-Chores stammten aus Siebenbürgen, für viele sächsische Studenten war dies der einzige kulturelle Zufluchtsort in der politisch und kulturell eiskalten Zeit der Ceausescu-Jahre. Ein Grund mehr, jedes zweite Jahr über die Maifeiertage eine Konzertreise durch das Sachsenland zu unternehmen. Siebenbürgen, Land des Segens erklang im selben Konzert wie Mein Heimatland, Banaterland, sächsische Trachten mischten sich mit den bunten schwäbischen Röcken, Gedicht von Josef Gabriel (1853-1927) folgten jenen in sächsischer Mundart. Es wurde in Großpold, Kleinscheuern, Mediasch, Michelsberg, Urwegen und Hermannstadt gesungen. Durch diesen Kontakt entstand die Freundschaft mit dem Hermannstädter Männerchor, geleitet von Wilhelm Stirner, der in Temeswar gemeinsam mit dem Schubert-Chor auftrat. Ohne dabei etwas zu ahnen, wurde dadurch die Verbindung zwischen dem Temeswarer Philharmonische Verein und dem Hermannstädter MGV nach vielen Jahrzehnten Unterbrechung wieder belebt.
Ein wichtiges Bindeglied zwischen der siebenbürgisch-sächsischen und banater-schwäbischen Musiktradition waren die Orgelkonzerte. Bei den Konzertreihen in der Schwarzen Kirche oder in Hermannstadt wie auch bei den erst viele Jahre später ermöglichten und nur mühsam genehmigten Orgelkonzerten im Banat wirkten Organisten aus beiden Orgellandschaften.
Durch die Auswanderungswelle, als Resultat der chauvinistischen, atheistischen und inhumanen Ceausescu-Politik Rumäniens, wurde ein Großteil der Musikkapazität des Banats und Siebenbürgens nach Deutschland verpflanzt. Es gibt hier kaum ein symphonisches Orchester, eine Jugendmusikschule, eine Landeskirche oder eine Diözese wo nicht wenigstens ein Musiker, aus diesen Gebieten stammend, tätig ist. Die Gründung des Arbeitskreises Südost im Rahmen des Instituts für Deutsche Musik im Osten e.V. im Jahre 1984 war ein bedeutender Schritt auch im Sinne der Weiterführung dieser musikalischen Interferenz Banat-Siebenbürgen. Dies bietet den Musikern, Musikwissenschaftlern und Interessenten eine Möglichkeit in bestimmter Form und auf beschränkte Zeit die musikalischen Verbindungen zwischen diesen beiden deutschen Kulturlandschaften im Rahmen der Möglichkeiten zu pflegen und teilweise noch zu erhalten.
Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007
|