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EDITION MUSIK SÜDOST

Ein besonderer musikalischer Nachlass

Die Lugoscher Komponisten Wilhelm und Emerich Schwach

von Dr. Franz Metz

  • Leben und Werk
  • Kompositionen
  • Bilddokumentation

Es war eine merkwürdige Begegnung. Nach meinem 1999 in Bonn gehaltenen Vortrag über Johann Strauss und seine Konzerte im Banat, stellte sich mir ein älterer Herr vor: er stammt aus Lugosch und hätte mir interessante Musikdokumente aus dem Nachlass seines Stiefvaters, Emerich Schwach, anzubieten. Natürlich kannte ich den Namen der Lugoscher Musikerfamilie Schwach, doch hätte ich nie ahnen können, dass ich gerade in Bonn einen wichtigen Teil Lugoscher Musikgeschichte vorfinden werde. Kurz und gut: nach einiger Zeit konnte dieser musikalische Nachlass angekauft werden, der ansonsten – wie das Schicksal so vieler anderer Sammlungen bisher – für die Banater Musikforschung verloren gegangen wäre. Dieser Nachlass besteht aus einem großen Pack von Manuskripten, Fotos, einem alten Dirigentenstab und einem besonderen historischen in Holz geschnitzten Notenpults mit den Initialen „WS“ und der eingravierten Widmung „Die wirkenden Mitglieder des Lugoser Gesang- und Musikvereins ihrem Chormeister Herrn Wilhelm Schwach 28. Mai 1883“. Grund genug, weitere Forschungen über die Tätigkeit der beiden Musiker Wilhelm und Emerich Schwach einzuleiten.

Wilhelm Schwach (1850-1921) war bis 1877 zweiter Kapellmeister des Temeswarer Franz-Josef-Theaters, zwischen 1877-1892 leitete er in Lugosch den Gesang- und Musikverein und das Symphonieorchester. 1894 übernahm er die musikalische Leitung des Lugoscher Gewerbegesangvereins. Er wirkte auch als Pädagoge und hinterließ einige Kompositionen. Seine bedeutendste Komposition ist das Ave Maria für zwei Solostimmen, Violine und Orgel, entstanden 1909 in Lugosch und der Hofrätin Sidonie Burda gewidmet. Es handelt sich dabei um ein kleines Meisterwerk dieser Gattung, das gleich nach der Entstehung in vielen Kirchen der Banater Diözese in der Fassung mit Orgelbegleitung gesungen wurde. Außerdem komponierte er eine Festmesse anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Lugoscher Minoritenquardians Miksa Pataky, eine Messe, die von seinem Sohn Emerich Schwach mehrmals bearbeitet wurde. Besonders beliebt war auch sein Vater unser für Bass-Solo, Chor und Orgel. In Budapest ist in einem Musikverlag sein Walzer für Klavier Edelweiss erschienen. Wir wissen außerdem, dass Wilhelm Schwach in der Zeit als Chorleiter des Lugoscher Gesang- und Musikvereins mehrere kleinere Kompositionen geschrieben hat, die bei Konzerten, Serenaden und Chorfesten aufgeführt wurden. Als er starb, befand sich sein Sohn bereits beim Militär in Szeged, wohin man am 28. April 1914 seitens des Lugoscher Gewerbegesangvereins folgendes Beileidstelegramm entsendet hat: „Aus Anlass des Ablebens Ihres geliebten Vaters, unseres verdienstreichen Ehrenchormeisters, unser tiefes Beileid. Wir werden dem Verstorbenen würdige seiner Verdienste ehren. Gott mit ihm. Lugoscher Gewerbe Liederkranz. Awender.“

Wilhelm Schwach wirkte in jener Zeit als Lugoscher Chorleiter, als der namhafte Komponist, Pädagoge und Gründer des Gesang- und Musikvereins, Konrad Paul Wusching, als Vorstandsmitglied die Geschicke dieses Vereins mitbestimmt hat. Schwach war aber nicht nur in deutschen und ungarischen Kreisen der Stadt beliebt, sondern wurde auch von den rumänischen Einwohnern sehr geschätzt. So hat man ihn zeitweise 1881 zum Ersatzchormeister des Lugoscher Rumänischen Gesang- und Musikvereins ernannt, als sich Ioan Vidu für einige Monate in Jassy bei Gravriil Muzicescu für eine Fortbildung befand. Schwach führte in dieser Zeit als Lugoscher Premiere die rumänische Operette Crai Nou von Ciprian Porumbescu auf.

Für seine außerordentlichen Verdienste wurde Wilhelm Schwach am 1. März 1914, nur wenige Jahre vor seinem Tode, zum Ehrenchormeister des Gewerbegesangvereins ernannt. Aus diesem protokollarischen Schreiben ist ersichtlich, dass er auch zum Ehrenmitglied der Temeswarer Gewerbe-Harmonia ernannt wurde. Wir erfahren daraus auch so manche andere Einzelheiten für seine Tätigkeit in Lugosch, weshalb hier dieser Brief in voller Länge wiedergegeben wird:

 

Sehr geehrter Herr!

Wenn Sie auch, sehr geehrter Herr, nicht mehr in unserer Mitte weilen und Ihren bewährten Dirigentenstab altershalber einer jüngeren Kraft und zwar Ihrem genialen Herrn Sohn abzutreten für gut befunden haben, so sind Sie deshalb in unserem Vereine keinesfalls der Vergessenheit anheimgefallen, weil Sie hier unverwischbare Spuren Ihrer langjährigen, ersprießlichen und erfolgreichen Wirksamkeit zurückgelassen haben, die Ihnen auch noch in später Zukunft dankbare Erinnerung aller Vereins-Mitglieder sichern.

Sie haben sich auf dem Gebiete des Gesanges und um die Ausbildung unserer Sängerschaft hervorragende Verdienste erworben, indem Sie den Verein auf jenes Niveau der Ausbildung und Leistungsfähigkeit gehoben haben, dass derselbe für einen der tüchtigsten und bestgeschulten Gewerbe-Gesangvereine des Landes gehalten wird.

Der phänomenale Erfolg, der der Lugoser Gewerbe-Liederkranz beim Szegeder Preissingen durch die einstimmige Zuerkennung des I.ten Siegespreises errungen hat, ist ein Beweis dafür, dass unsere brave Sängerschaft vermöge ihrer guten Schulung sich im edlem Wettbewerb auch mit den ältesten Vereinen messen kann, was unserer Vaterstadt zur stolzen Freude und dem Gewerbestande zur Ehre gereicht.

Als genialer Tonkünstler haben Sie in unserem Vereine auch die Pflege des Kirchengesanges eingeführt, mehrere seelenerhebend schöne Gesangsmessen komponiert, zur Verherrlichung des Gottesdienstes Ihr reiches Können in den erhabenen Dienst der Kirche gestellt und hiedurch den edelsten aller Zwecke erfüllt, wofür Ihnen fromme Herzen der Gläubigen dankbar entgegenschlagen.

Die General-Versammlung hat daher in Dankbarer Würdigung Ihrer unverwelklichen Verdienste, die Sie sich um den Verein erworben haben, Sie einstimmig und unter begeisterten Eljen-Rufen zum

Ehren-Chormeister

des Lugoser Gewerbe-Liederkranzes erwählt, zu welch´ wohlverdienter Auszeichnung wir Sie hiemit herzlichst beglückwünschen mit dem Bemerkung, dass das hier auf bezügliche Ehren-Diplom Ihnen demnächst feierlichst überreicht werden wird.

Aus der zu Lugos am 1.ten Märcz 1914 abgehaltenen General-Versammlung.

Mit besonderer Achtung,

Arpád v. Tóth              Johann Palicska,

Präses                         Sekretär

 

Man kann also behaupten, dass Wilhelm Schwach nach Konrad Paul Wusching der letzte große Lugoscher Musikpädagoge, Chorleiter und Komponist des 19. Jahrhunderts war. Sein Sohn Emmerich kam 1880 in Lugosch zur Welt und hatte die Gelegenheit, am Wiener Konservatorium seine Studien fortzusetzen. Er war ein begnadeter Geiger, trat schon als Wunderkind vor dem Lugoscher Publikum auf und wurde in seinen Konzerten mit Ovationen umjubelt. Im Jahre 1903 dirigierte er beim großen Landeschortreffen in Temeswar sein eigenes Lugoscher Orchester, das dabei einen großen Erfolg erlangt hat. Wie dieses Orchester zustande gekommen ist, erfahren wir in einem Zeugnis aus dem Jahre 1903, unterschrieben vom Orchesterdirektor Dr. Manó Neumann und von Präses Aurel Issekutz:

 

Zeugniss

Emmerich Schwach, Musiker, 24 Jahre alt, römisch-katholisch, Lugoser Insasse, organisierte im Dezember 1902 aus den Musikinstrumente spielenden Mitgliedern des „Lugoser ungarischen Gesang- und Musikvereins“ ein aus Streich- und Blasinstrumenten bestehendes / französisches / Orchester, welches seine Thätigkeit am Sylvesterabend 1902 begann.

Der unterfertigte Präsident und Orchesterdirektor des Lugoser ungarischen Gesang- und Musikvereins beurkundet wahrhaftsgemäß:

Den hervorragenden musikalischen Fähigkeiten, dem ausdauernden Pflichteifer und der gewissenhaft und strengen Lehrmethode des Emmerich Schwach ist es zu verdanken, daß das Vereinsorchester mit seltener Tacktfestigkeit, präzisem und feinnouanciertem Vortrage nach ganz kurzer Zeit seines Bestehens, mehrmals in selbständigen Concerten, zuletzt am Bekanntschaftsabend des am 20ten August l. J. in Temesvár abgehaltenen Landessängerfeste öffentlich auftrat, bei welchen Gelegenheiten das Orchester sowohl klassische als auch alle andere Musikgenres, zur vollkommenster Zufriedenheit des musikalischen Publikums zum Vortrage brachte.

Urkund dessen vorstehendes Zeugniss ausgefertigt wurde.

Lugos am 26ten August 1903.

Dr. Manó Neumann       Aurel Issekutz

Orchesterdirektor          Präses

 

In einem Zeugnis aus dem Jahre 1911 dankt ihm der Lugoscher Gewerbegesangverein für seine besonderen Verdienste anlässlich des Sängerfestes in Szeged, wo der Lugoscher Chor einen riesigen Erfolg ernten konnte. Emerich Schwach vermerkte eigenhändig einige Jahre später auf diesem Dokument: „Bei diesem Chor arbeitete ich bis ich im Jahre 1914 zum ersten Weltkrieg einberufen wurde, zum 5. Honvéd-Rgt. Lugoj, von dort nach Begra (?), zum 8. Honvéd-Rgt.“

Wie gut die Kritik über die Konzerte des jungen talentierten Geigers Emerich Schwach geurteilt hat, lesen wir auch in einem Zeitungsbericht der um 1900 verfasst wurde: „Es folgte nun die Wieniawski´sche „Faust-Phantasie“, ein bekanntes Hauptstück des klassischen Virtuosen-Repertoire, gespielt von einem neuen Prim-Geiger der Kapelle, dem absolvirten Wiener Konservatoristen Emerich Schwach, einem Sohne des Lugoser Chordirektors Herrn Wilhelm Schwach. Das Debut des jungen Geigers gestaltete sich in mancher Beziehung sensationell, denn er packte das Interesse des Auditoriums schon mit den ersten Bogenstrichen durch die Fülle und Breite des Tones, durch das weiche und schmelzvolle Timbre des Gesanges, welchen er seinem prächtigen Instrumente entlockt. Dann aber imponirte er durch die Kraft, durch das Feuer und durch die Energie, wie nicht minder durch die Beweise dessen, daß er den Geist und die Feinheiten der Komposition begreift und dass sein musikalisches Verständniss durchaus auf der Höhe der technischen Aufgabe steht. Die Flageolets im Walzermotiv brachte er mit einer Reinheit des Tones zu Gehör, wie man es sonst nur von weltberühmten Konzertlöwen zu hören bekommt. (...)“

Schwach konzertierte auch gemeinsam mit dem Temeswarer Kapellmeister Wenzel Josef Heller und dessen Sohn, gab Konzerte in Szeged, Esseg (Ossijek, Kroatien), Temeswar und in vielen anderen Städten. Als Musikfeldwebel spielte er 1906 in Esseg als Solist des Violinkonzertes von Beethoven und die Slavonische Presse vom 26. September 1906 schrieb mit größter Begeisterung über dieses Ereignis: „Bei dem am Sonntag im Hotel Rajal abgehaltenen Konzerte der Kapelle des 78. Inf.-Regmts. trat der neuangagierte Violinspieler - absolvierter Konservatorist Musikfeldwebel Schwach zu erstenmale vor das Esseger Publikum, indem er das Beethoven´sche E-moll-Konzert spielte, und nach dem rauschenden, nicht endenwollenden Applause für seine wirklich bravouröse Leistung, eine Zugabe mit vollendeter Künstlerschaft spielte. Den Besuchern des Konzertes wurde tatsächlich ein Kunstgenuss geboten. Wir beglückwünschen aufrichtig die Musikleitung zu dieser hervorragenden Aquisition, durch welche unsere Militärkonzerte unendlich viel gewinnen werden.“ Bei der Silvesterfeier des Esseger Musikvereins trat Schwach mit seinem Streichorchester auf: „Unter Leitung des Herrn Schwach brachte das Streichorchester des 78. Infanterieregimentes mehrere Piecen in vollendeter Weise zum Vortrag. Herr Schwach erwies sich hiebei als äußerst gewandter und temperamentvoller Dirigent.“

Nach dem ersten Weltkrieg schien es mit der Musikkultur in Lugosch nicht mehr so gut zu stehen wie in den Jahren davor und Emerich Schwach übernahm die Dirigentenstelle des Karansebescher Philharmonischen Vereins. Die Banater Zeitung vom 3. Juni 1926 schrieb darüber: „Donnerstag den 27. Mai versammelte sich die Sängerschar mit der Vereinsleitung des Lugoscher Schubertbundes im Deutschen Heim zu einem gemütlichen Abend, um den Chormeister Emmerich Schwach anläßlich seiner Übersiedlung nach Karansebesch zu verabschieden. In Abwesenheit des Vorstandes Herrn Robert Schwertner, der in tiefe Trauer versetzt ist, hielt Vorstand-Stellvertreter Heinrich Anwender an den scheidenden Chormeister eine gut durchdachte Ansprache, ihm in seinem neuen Arbeitsfelde viel Glück wünschend. Herr Schwach erwiderte, es tue ihm leid, seine Vaterstadt verlassen zu müssen, doch die durch den Krieg total zerrütteten musikalischen Verhältnisse und nicht zuletzt die Gleichgültigkeit, die in Lugosch herrscht, zwangen ihn, seine Tätigkeit dorthin zu verlegen, wo der Musik- und Gesangskultur ein größeres Terrain sich eröffnet und wo man seine künstlerischen Fähigkeiten besser einzuschätzen weiß, wie es in seiner Vaterstadt der Fall ist.“

In Karansebesch war damals der aus Lugosch stammende Fritz Pauck Bürgermeister und gleichzeitig Präsident des Philharmonischen Vereins. Er war auch ein begnadeter Musiker und Organisator und in seiner Zeit erlebte diese Stadt wahre musikalische Sternstunden ihrer Geschichte. Wie der Empfang des neuen Dirigenten vor sich ging, lesen wir im gleichen bericht der Banater Zeitung: „Im Rahmen einer erhebenden Feier wurde am Samstag den 29. Mai der neue Chormeister des Karansebescher Philharmonischen Vereines Herr Emmerich Schwach eingesetzt. Schon um 8 Uhr versammelten sich die Mitglieder mit ihren Familienangehörigen, das Orchester, der Damen- und der Männerchor, mit Bürgermeister-Präsident Fritz Pauck an der Spitze, im Festsaal des Philharmonischen Vereines. Als der neue Chormeister in Begleitung seiner Gemahlin und zweier Ausschußmitglieder das Lokal betrat, intonierte das Vereinsorchester unter der Leitung Fritz Pauck´s den reizenden Marsch „Alte Kameraden“. Kaum als die letzten Akkorde verrauscht waren, durchzogen tosende Hochrufe auf Herrn Schwach den Saal. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, sang der gemischte Chor mit Orchesterbegleitung „Die Ehre Gottes aus der Natur“ von Beethoven. Es folgte nun der feierliche Akt der Einsetzung, welche Bürgermeister Fritz Pauck, in seiner Eigenschaft als Vereinspräsident, in Form einer meisterhaften und schwungvoll gehaltenen Rede vornahm. Die Rede war eine warme Begrüßung an den neuen Chormeister und ein herzinniger Willkommensgruß an den, der da gekommen sei, sein musikalisches Wissen in den Dienst des Vereins zu stellen und den Karansebescher Philharmonischen Verein zur weiteren Entwicklung zu bringen. Nach Absingung des Vereinsmottos überreichte Redner Herrn Emmerich Schwach den Dirigentenstab, mit welchem auch dieser das Motto dirigierte. Herr Schwach dankte nun sichtlich gerührt für den überaus warmen Empfang und für das in ihn gesetzte Vertrauen. Er versprach, das begonnene Werk seines genialen Vorgängers fortzusetzen und seine ganze Kraft in den Dienst der ihm anvertrauten Sache zu stellen. Er bittet die ausübenden Mitglieder, ihn in seinem künstlerischen Bestreben mit derselben Liebe und Anhänglichkeit zu unterstützen, wie sie es bei seinem Vorgänger getan.“ Dass dieser Festakt auch einen geselligen Charakter hatte, entnehmen wir aus dem Schluss dieses Berichtes, in dem es heißt: „Die Gesellschaft blieb in heiterer Stimmung bis in die Morgenstunden beisammen und nur schwer konnte man sich entschließen, den intimen Kreis echt deutscher Geselligkeit zu verlassen.“ In Karansebesch schrieb er seine Komposition Csárdás nach altungarischen Volksliedern, Pro Patria! “Tricolorul”, Mars Triumfal Român (Corpului ofiteresc al Glorioasei Armate Române, 1927), Banater Klänge (Marsch. Meiner edlen Gemahlin geborene Marie Ehling in Liebe gewidmet), Sechs jüdische Lieder für Chor und Orchester, u.v.a.

Irgendwie waren ihm aber die künstlerischen Möglichkeiten in Karansebesch zu beschränkt. Er musste gleichzeitig auch die Kirchenmusikerstelle übernehmen, eine Tätigkeit, die ihm anscheinend nicht so lag. So wurde Kantor Emerich Schwach in der Kirchenratsitzung vom 23. Januar 1927 „zur Erfüllung seiner Pflichten“ aufgefordert, und am 6. Februar beschloss man, ihn als Kirchenmusiker zu entlassen. Vermutlich bewarb er sich schon davor um eine ganz andere Stelle: die eines Militärkapellmeisters im Altreich. Die Zeitung berichtete darüber: „Emmerich Schwach - Militärkapellmeister. Der bekannte Musiker des Banates Emmerich Schwach, der viele Jahre hindurch als Musikprofessor und Chormeister in Lugos wirkte, zuletzt in Caransebes als Regenschori der röm.-kath. Kirchengemeinde engagiert war, wurde vom 1. Gendarmerieregiment als Musikchef engagiert und hat dieser tüchtiger Musiker bereits die Stelle angetreten. Das Regiment domiziliert in Dragasani im Altreich.“

Damit begann er eine besonders interessante Tätigkeit auszuüben, die ihm viel Freude bereiten wird. Irgendwann übernahm er die Leitung der Bergwerkskapelle in Petroseni/Petroschan. Mit seinen Musikern gab er sowohl Blaskonzerte aus auch Konzerte mit klassischer Musik, alle Musiker konnten mehrere Instrumente spielen. Der von ihm stammende Nachlass enthält viele eigene Kompositionen und Bearbeitungen, die in Petroschan entstanden sind: Klänge aus dem Jiul-Tale (Rasunete din Valea Jiului), Potpourri mit rumänischen Motiven, Zwei Märsche für Militärmusik, u.a.

Nach dem zweiten Weltkrieg verbrachte Emerich Schwach seine letzten Jahre in Perjamosch. Hier schrieb er auf Wunsch der damaligen Politik viele neue Kompositionen, wie die Kantate der Kinder für Stalin, eine Potpourri russischer Lieder, Rumänische Lieder, Arbeitermarsch, mehrere Chöre wie z.B. Banateanca (komponiert 1954 als Leiter des Chores des Kulturheims Perjamosch und der Ferma Warjasch). Aussagekräftig ist das von Erwin Hehn zur Verfügung gestellte Foto: Emerich Schwach mit dem Akkordeon in seinem Hof in Perjamosch, hinter ihm seine Frau Maria und sein Nachbar Franz Hehn, umringt von russischen Soldaten mit Maschinenpistolen. Vermutlich entstand damals auch seine Potpourri nach russischen Liedern.

Schwach starb 1959, seine letzte Ruhestätte fand er am Friedhof der Temeswarer Josefstadt.

Die Biographie Emerich Schwachs zeigt uns den Weg eines talentierten Lugoscher Musikers, der seine Karriere im kaiserlichen Wien begonnen hat, als Violinvirtuose, Komponist und Chorleiter in Lugosch und Karansebesch gefeiert wurde und von der Banater Musiktradition vieles als Militärkapellmeister in das „Altreich“ verpflanzt hat. Weshalb er sich am Ende seines Lebens, in den fünfziger Jahren, in Perjamosch mit Widmungen an Stalin und Arbeitermärschen beschäftigt hat, können wir heute nicht beurteilen. Zu groß war damals die Not in den Banater Heidedörfern, bedingt durch die Folgen des Krieges, durch Deportation und durch den politischen Druck auf die Banater Schwaben. Sein musikalisches Testament besteht aus deutschen, ungarischen, rumänischen und jüdischen Chören, katholischer Kirchenmusik, er sammelte im Banat rumänische und ungarische Volkslieder und arbeitete diese in seine Orchesterwerke ein. Das Ave Maria seines Vaters Wilhelm Schwach gehört zu den schönsten musikalischen Schöpfungen Banater Musik, das in den letzten Jahren auch in Deutschland mehrmals aufgeführt wurde. Und die Wiege dieser Klänge ist die Musikstadt Lugosch, von wo 1954-1956 einem anderen Banater Musiker die Leitung der Musikkapelle von Petroschan als Kapellmeister verordnet wurde, dem Kirchenmusiker Martin Metz (1933 Darowa – 2003 Hechingen). Wie dieser mussten damals zahlreiche junge Männer aus Siebenbürgen und dem Banat ihren Militärdienst in der entfernten Bergwerkstadt Petroschan ableisten. Somit hat die Banater Blasmusiktradition in Petroschan fast eine Kontinuität erlebt und zum musikalischen Reichtum des Altreichs beigetragen.

 

Wilhelm und Emerich Schwach: Kompositionen

(Südosteuropäisches Musikarchiv Dr. Franz Metz, München)

Signatur / Titel / Bemerkungen

 

S1

Mappe mit Aufführungsmaterial, Blasmusik

Hora Unirii, Muresanca, Tiganca; eigene Orchestration

S2

Marsch

E. Schwach, Auffm.

S3

23 Etüden für Fanfaren Musik

E. Schwach

S4

Sammlung: Kindermarsch von E. Schwach, Trio aus Heimatgruss-Marsch, Deutschland heiligst Wort, Fanfaren Marsch

E. Schwach

S5

Zwei Märsche: Auferstehung-Inviere-Feltámadás, Religiöser Festmarsch; Marsch

E. Schwach, 1942 (?)

S6

Taraselul, Gimnastica

E. Schwach

S7

La Joc! Idila dupa motive populare pt. corul mixt

Schwach Imre, 16.V.1950, Periam 747

S8

Cantata copiilor despre Stalin. Cantec de leagan pentru cor mixt

Text: Bichiceanu Virgil,

S9

Cantec de leagan ptr. cor mixt (Stalin), Pian-direction; Banateanca, ptr. cor mixt

Sch-i din Lugoj

S10

Mikor én ifju voltam még..., Dal-Vegyeskara

Szöveg: Hollerbach Jenö, Zene: Schwach Imre, Periam 745, 1955.VI.19

S11/

1,2,3

Ünnepi Mise, von Schwach Vilmos, bearbeitet für gemischten Chor und Orgel von Schwach Imre; Vater unser, für Bass-Solo, Orgel und Chor

3 Hefte; Schwach Imre, Periam 1958, I.

S12

Ünnepi Mise von Schwach Vilmos (Männerchor), bearbeitet für gem Chor und Orgel von Schwach Imre; Vater unser (Mi atyánk)

3 Hefte, Partitur

S13

Mappe, Kompositionsschizzen

1937, Stempe: Seful orchestrei minere; enthält mit Bleistift notierte Skizzen

S14

Edelweiss, Walzer für Klavier

von Wilhelm Schwach, Verlegt in Budapest; Titelseite verklebt

S15

Mappe: Ardeleana, Sârba din Banat, Sârba din Transilvania

Orch.: Imre Schwach; auch für Streicher

S16

Das Lied "Ich hatt einen Kameraden", instrumentiert mit einem Original Fanfaren-Ruf von Capellmeister Schwach Emmerich

Partitur, Ms, 1942, XII

S17

Ünneppi Mise, Férfikarra és Orgonára, Schwach Vilmos-tól, Fötisztelendö Pataky Miksa a Minoritarend házfönökenek Lugoson 25-éves lelkészi jubileuma tisztelete jeléül. A szerzö. A partitura új átdolgozásban Schwach Imré-töl

Partitur, Männerchor; enthält auch ein Credo als Einlage, geschrieben von Wilhelm Schwach: "Lugos 28.2.1902 Schwach Vilmos"

S18

Pro Patria! "Tricolorul", Mars Triumfal Român, Corpului ofiteresc al Glorioasei Armate Române

Partitur, Ms, Stempel: Romania, Regimentul 96 Infanterie; "Tricolorul: 96-er Officiers-Marsch, Componiert und arrangiert von Schwach Imre, Caransebes, den 7. II.1927

S19

Sechs jüdische Lieder

für Orchester und Gesang, nach jüdischen Motiven zusammengestellt von Emmerich Schwach

S20

Régi magyar nóták; 6 Hefte mit ungarischen Volksliedern

1954-1955-1956, für gem. Chor bearbeitet von Schwach Imre

S21

Banateanca

1954, Periam

S22

Potpouri din cantece rusesti

Partitur, Ms, "Begonnen am 8. X. 52 um 3 Uhr früh"

S23

Mappe: Ardeleana pentru tine, Ardeleana pentru mine, Sârba, Hora Sinaia (alle für Orchester); Dansuri românesti, armonizate dupa melodiile originale si aranjate pentru pian de Sch-i, din Lugoj (für Klavier)

mehrere Hefte; Ms

S24

Jüdische original Musik: Adonoj moloch, Eli Ciou

für gr. Orchester, Ms, Instr. von E. Schwach, 1930, XII

S25

Credo - für Harmonie Musik

Ms

S26

Vater unser, von Wilhelm Schwach, bearb. von Emmerich Schwach

Ms, Periam 8.VI.1953

S27

Ave Maria, für Sopran, Tenor, Violine und Orgel von Emmerich (?) Schwach

Ms

S28

Jubileumi ünnepi Mise, Männerchor und Orgel, gew. Pataky Miksa, zum 25. Jubiläum, von W. Schwach

Ms, von Imre Schwach bearb, 1925

S29

Ünnepi Mise, von Wilhelm Schwach, bearb. von Imre Schwach

Ms, "Diese Messe meines Vaters (der diese für Männer-Chor componierte) habe ich für großen gemischten Chor bearbeitet, in stetem liebevollem Gedenken an meine gute Frau Marie (geb. Marie Ehling), Periam, 9.V.1953"

S30

Ünnepi Mise, Wilhelm Schwach

einzelne Stimmen, gem. Chor, Ms,

S31

Banater Klänge. Marsch von Schwach Imre. Meiner edlen Gemahlin geborene Marie Ehling in Liebe gewidmet

Ms, Partitur, Caransebes, 26.VIII.1927

S32

La Joc. Idila dupa motive populare ptr. corul mixt, Emeric Schwach

Ms, Partitur, "Comisia de indrumare. Sedinta din 5. iunie 1951. Foarte buna pentru difuzare, Secretar (unleserlich)", Stempel "Uniunea Compozitorilor din RPR, Filiala Timisoara"

S33

Rumänische Chöre: Cânta puiul cucului, ptr. Solo-Quartett barbatesc aranjat de Sch-i, din Lugoj (20.V.1950); Mars de muncitor (21.V.1950); Sa dus cucl de pe-aici (19.V.1950)

Ms, Partitur, "Schwach Imre, Periam 20.V.1950"

S34

Amintiri, Fantezie nationala, de Virgil Bichiceanu

Orchestrat de Schwach Imre, Periam, 9.V.1950

S35

Zwei Märsche für Militär-Musik von E. Schwach

Partituren, Auffm., Ms

S36

Trauermarsch und Marsch von Emmerich Schwach

Petroseni, 27.I,1941, Partituren, Ms

S37

Csárdás nach altungarischen Volksliedern

Ms, Partitur, Caransebes, Juni 1927, "Orchester Streich"

S38

Klänge aus dem Jiul-Tale / Rasunete din Valea Jiului, Potpourri mit rum. Motiven von E. Schwach

Partitur, Ms.

S39

Ländler Potpourri, von Schwach Imre

Ms, Partitur, Periam, 5.XI.1953

S40

Potpourri National, de E. Schwach

1930, Partitur, Ms.

S41

Hochzeits-Cantate, gem. Chor, von Schwach Imre; Motto (eines Gesangvereins) von Wilhelm Schwach

S1,2, A, T, B1,1, Partitur, Ms

S42

Banateanca, gem. Chor

Schwach Imre, Periam 745, 15.IV.1954, Dirijorul din Corul "Caminul Cultural Periam si Ferma Varias"

S43

Canatata copiilor despre Stalin

Ms, Partitur, Schwach Imre

 

Bilddokumentation

 

Dirigentenstab Emerich Schwachs

 

Wilhelm Schwach: Komposition mit Widmung an Coelestine Neumann in Lugosch

Wilhelm Schwach: Anfang seines Walzers Myrthen-Blüthen (Autograph, Museum der Stadt Lugosch)

Emerich Schwach - um 1900 in Lugosch

E. Schwach als Dirigent des Lugoscher Symphonieorchesters (um 1900)

Blasorchester der Grube, Petroschan, Dirigent E. Schwach (um 1936)

Symphonieorchester der Grube, Petroschan, Dirigent E. Schwach

Kapellmeister Schwach und sein Orchester

Kapellmeister Emerich Schwach

E. Schwach im Herbst 1944 mit Ehefrau, Nachbar und einer Gruppe russischer Soldaten

E. Schwach - letzte Aufnahme in Perjamosch

Grab von E. Schwach am Josefstädter Friedhof, Temeswar

Notenpult für Wilhelm Schwach von seinem Lugoscher Gesang- und Musikverein (1883)

Die wirkenden Mitglieder der Lugoser Gesang- und Musik-Vereins, ihrem Chormeister Herrn Wilhelm Schwach, 28. Mai 1883

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

 

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