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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Johannisfeld

von Dr. Franz Metz

 

In der katholischen Kirche von Johannisfeld steht heute eine kleine Orgel, erbaut von der Temeswarer Werkstatt Leopold Wegenstein & Sohn. Doch dies ist bereits die zweite Orgel in dieser Kirche. Die erste Orgel wurde im Jahre 1841 vom Temeswarer Orgelbauer Paul Gály erbaut. Franz Weißgerber veröffentlichte in seiner Ortsmonographie Johannisfeld 1806-1906 den gesamten Wortlaut dieses Vertrags zwischen der Kirchengemeinde und dem Orgelbauer:

 

CONTRACT.

Welcher am heutigen zu Ende gesetzten Dato zwischen dem Herrn Paul Gály Orgelbauer zu Temesvár einerseits, dann der ehrsamen Johannisfelder Kirchen Gemeinde anderseits ist verabredet und festgesetzt worden.

1. Verbindet sich oberwähnter Herr Paul Gály Orgelbauer neue Orgel mit acht Register das ist mit Manual und Pedal, nach der Disposition welche angegeben ist, von Thonkünstler aprobirt, fehlerfrei und ohne Ausstellung zu verfertigen und Hier solcher Art aufzustellen, daß die neu verfertigte Orgel vollkommen ihrer Schönheit, Güte und Zierde ohne mindester Ausstellung, so wie sich geziemet, mit Gold und anderen dazu gehörigen ächten Farben ausgeschmückt werde; - weiters diese Orgel muß durch drey Jahre, wenn Reparatur bedürftig wäret, der gedachte Herr Orgelbauer Paul Gály auf seine eigene Umkösten repariren und in besten Stande zu setzen habe.

2. Verbindet sich die ehrsame Johannisfelder Kirchengemeinde benannten Herrn Orgelbauer 2000 Fl. sage: Zwey Tausend Gulden Einlösungschein auf vier Terminen zu bezahlen; nämlich den ersten Termin gleich nach der Akordirung der Orgel mit 300 Fl. Sage: Dreyhundert Guld. W. W. - den zweiten Termin am 24.April 1841 ebenfalls mit 300 Sage dreyhundert Gulden W.W., den dritten Termin an Michaeli 1841 , an welcher die Orgel ganz fertig seyn muß mit 700 Sage: Siebenhundert Gulden W.W., und den letzen Termin am 24. April 1842 mit 700 Fl. Sage: Siebenhundert Gulden.W.W. - Auch ist die Gemeinde schuldig, dem Herrn Orgelbauer die nöthigen Fuhren zu leisten, so wie bey der Aufstellung der Orgel freyes Quatier zu geben.

3. Der Herr Orgelbauer Paul Gály ist verpflichtet, der erwähnten Gemeinde einen Gutsteher aus der Ursache zu stellen, um damit die Gemeinde versichert wird, daß, wenn man etwa die Orgel nicht zu gehörigen Zeit, oder durch einen anderen sich ereignenden Zufalle - Todte - oder Verunthreuung und Verschwendung des Gutes (welches allerseits menschlich ist) - nicht hergestellt werden könnte, dieser Gutsteher der Gemeinde, das bereits erfolgt wordende Geld ersetzen müsse.

Urkund dessen ist dieser Contract in zwey gleich lautenden Exemplarien verfertiget worden, und von Herrn Gály Orgelbauer seinem Gutsteher und von der Johannisfelder Kirchengemeinde, und dessen Orts-Gerichter unterfertigt, so wie mit jedem seinen Siegel bekräftiget.

Temesvar, am 12.ten November 1840.

Mathias Vefer, Baumeister als Gutsteher

Gály Pál, Organa müvéz

 

Laut Punkt 2 des Vertrages sollte die Orgel bis 24. April 1841 fertig sein; nach dem die Gemeinde die Teilzahlung nicht einhielt, so stellte auch der Orgelbauer seine Arbeit ein. Die 1. und 2. Teilzahlung erlegte die Kultusgemeinde, die dritte jedoch welche eine Summe von 700 Fl. ausmachte, wurde in der Gemeindekasse deponiert, von wo dieselbe ohne Spur verschwand. Trotz mehrmaliger Urgierung, konnte diese Summe nicht verabfolgt werden, wodurch der Orgelbau eine 4-jährige Unterbrechung erlitt. Im Jahre 1845 wurde eine andere Vorstehung gewählt, diese verschaffte die fehlende Summe durch Hutweiden-Verkauf. Nachdem der Orgelbauer seine Bezahlung erhielt, vollendete er den Orgelbau im Jahre 1846. Die neue Orgel wurde am 24. Juni 1846 ihrer Bestimmung übergeben.

 

Von dieser alten Orgel ist heute nur noch die Orgelbank übrig geblieben. Das heutige Instrument, erbaut von der Firma Leopold Wegenstein & Sohn, Temeswar (vermutlich um 1925), hat 1 Manual und Pedal mit folgender Disposition:

 

Manual C-f3

Principal  8´

Bourdon  8´

Salicional 8´

Octave 4´

Fuvola 4´

Mixtur II-III  2´

 

Pedal C-d1

Subbass 16´

 

Spielhilfen: Pedal Copula I, Octav Copula

 

Bilddokumentation

Johannisfeld: Kirchenturm 1990

Johannisfeld: Kirchenplatz

Kirchenschiff

Orgelempore

Orgelempore und Deckenmalerei

Orgel von Leopold Wegenstein & Sohn, Temeswar

Orgelprospekt

...was übrig blieb nach der Auswanderung

Orgelbank von der alten Orgel

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

 

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