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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Karl Huber

(1828-1885)

 

Es war zu Schulbeginn im Jahre 1805. In freudiger Erregung erwartete und begrüßte die junge Siedlung Warjasch ihren neuen Lehrer (Ludimagister) Michael Huber. Er wurde 1784 in Hof am Leithagebirge geboren und war somit kaum 20 Jahre alt, als er in dieser im Jahre 1786 mit Deutschen besiedelten Gemeinde als Kantorlehrer den Dienst antrat. In kurzer Zeit wurde er beliebt und von Jung und Alt beachtet. Schon im darauffolgenden Jahr heiratete er Anna Dvornikovics, die ihm 14 Kinder gebar, wovon 7 im Kindesalter starben. Das 13. Kind Karl sollte einmal als Violinkünstler, Komponist und Pädagoge seiner Heimatgemeinde Ehre bringen. Die Kantorenstelle der Warjascher Kirchengemeinde befand sich über 80 Jahre lang (1806-1888) in den Händen der Familie Huber. Nach Michael Huber übernahm dessen Sohn Mathias das Amt des Kantorlehrers und Organisten.

Karl Huber, geboren am 1. Juli 1827 in Warjasch, erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater. Als dieser nicht mehr weiter konnte, schickte er ihn zur Weiterbildung an das Arader Musikkonservatorium. Mit 14 Jahren kam er nach Wien, um seine Musikstudien zu beenden. Von zuhause unbemittelt, trat er 1844, kaum 17 Jahre alt, als Primgeiger in das Orchester des Pester Nationaltheaters ein, wo er – nach einer kurzen Unterbrechung als Konzertmeister der Wiener Oper (1851) – in den Jahren 1852-1871 als erster Konzertmeister und Kapellmeister wirkte. In dieser Zeit schrieb er zwei Opern, die mit durchschlagendem Erfolg aufgeführt wurden.

1856 unternahm er eine erfolgreiche Konzertreise, die ihn durch ganz Europa bis London führte. Zurückgekehrt, wurde er zum Violinlehrer am National-Konservatorium ernannt, wo er als Pädagoge eine äußerst ersprießliche Tätigkeit entfaltete. Das von ihm gegründete Streichquartett war beliebt und trug viel zur Verbreitung der klassischen Musik bei.

Als ein großer Anhänger der Musik Richard Wagners führte er 1866 als erster Dirigent Ungarns die Oper Wagners Lohengrin auf. Diese Premiere, die noch vor der Wiener Erstaufführung stattfand, war ein voller Erfolg und am 14. Dezember 1866 bedankte sich bei ihm Richard Wagner mit einem Brief aus Luzern für diese Aufführung:

 

Geehrter Herr Kapellmeister!

Ihr werter Brief hat mich mit großer Freude erfüllt. Durch ihn erfahre ich zuerst mit Bestimmtheit, wem ich den schönen Ausfall der musikalischen Leitung meines Lohengrin in Pesth zu verdanken habe. Nehmen Sie meinen innigsten Dank für alles, was Sie thaten. Grüßen Sie mir auch bestens die mir so lieb gewordenen Mitglieder ihres Orchesters. Will die geehrte Intendanz des Nationaltheaters fortfahren, meine Werke dem ungarischen Publikum vorzuführen, o glaube ich, den praktischen Rat damit zu ertheilen, wenn ich „Rienzi“ vorschlage. Mit dem nochmaligen Ausdruck meines wärmsten Dankes verbleibe ich hochachtungsvoll

Ihr sehr verbundener

Richard Wagner

 

Im Jahre 1866 unternahm er mit den beiden Flötenvirtuosen, den Brüdern Doppler aus der ungarischen Hauptstadt, eine Konzertreise durch Europa, die ihn bis London führte. Im Jahre 1871 wurde Karl Huber Leiter des Budapester Sängerbundes und 1881 Chorleiter des Ungarischen Landessängerbundes.

1876 gab er mit seinen Söhnen Eugen und Karl ein gemeinsames Konzert in Temeswar, bei welcher Gelegenheit auch ein Doppelkonzert für zwei Violinen von Karl Huber vorgetragen wurde. Auf Empfehlung Franz Liszts wurde er 1884 zur Pester Musikakademie als Professor berufen. Von seinen Schülern war sein Sohn Eugen Huber (Jenö Hubay) der hervorragendste und errang als Pädagoge Weltruf.

Karl Huber starb am 20. Dezember 1885 in Budapest.

Die Gemeinde Warjasch brachte im Jahre 1889 eine Gedenktafel aus Marmor an sein Geburtshaus an. Zur Enthüllungsfeierlichkeit war auch sein weltberühmt gewordener Sohn Jenö Hubay eingeladen. Dieser, verhinder durch eine Konzertreise, kam erst einige Wochen später und gab am 26. Oktober 1889 im großen Saal des Gasthauses „Schnur“ ein Wohltätigkeitskonzert. Um Bund des Banater Deutschen Sänger (gegr. 1922) gab es auch einen regionalen Sängerbund, der nach dem Namen der Musikerfamilie Huber benannt wurde.

Werke: 4 Opern, Orchesterwerke, Streichquartette, Violinstücke, zahlreiche Lieder und Männerchöre. Seine Violinschule (1853, zweite Auflage 1875) war weitverbreitet und beliebt.

 

(nach:

Josef Brandeisz: Karl Huber, in Neue Banater Zeitung, Temeswar, 7.03.1972.

 

Bilddokumentation

Karl Huber

Karl Huber

Karl Huber: Etuden für die Violine

(Edition Morawetz, Temeswar)

Karl Huber: Violinschule (2. Auflage 1875)

Richard Wagner: Lohengrin

(Budapest 1866)

Karl Huber: Ungarische Volkslieder (gewidmet der Sängerin Cornelia Hollosy)

Karl Huber: Souvenir d´Arad (gewidmet Jean Hendl, dem Direktor des Arader Konservatoriums)

Unterschriften der Familie Huber im Goldenen Buch des Temeswarer Philharmonischen Vereins (1876)

Richard Wagner: Tannhäuser (Plakat der Temeswarer Auffühurung)

Gedenktafel für Karl Huber (Warjasch 1889)

Sängerfest der Huber-Grünn-Gruppe des Banater Deutschen Sängerbundes in Warjasch (Zwischenkriegszeit)

Zweite Ausgabe der Violinschule Hubers

Carl Huber: Violinschule, in deutscher Sprache

Einige Lieder widmete Karl Huber der Sängerin Kornelia Hollosy

Karl Huber: Csata dal (Archiv des Hatzfelder Gesangvereins)

Karl Huber: Csata dal (gewidmet dem Arader Gesangverein)

Karl Huber: Kolosvári verseny dal (Klausenburger Konzertlied)

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

 

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