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EDITION MUSIK SÜDOST

Jakob Hillier

(1848-1918)

Jakob Hillier (* 21. Dezember 1848, Lowrin, † 22. November 1918, Neusanktanna), war zwischen 1868-1918 als Kantorlehrer in Neusanktanna tätig. Er besuchte 1865-1868 die Lehrerbildungsanstalt in Szeged und kam danach als Lehrer nach Neusanktanna, wo er sowohl den Kirchenchor als auch den Gesangverein leitete. Im Jahre 1899 folgte seine Pensionierung, danach war er nur mehr als Kantor tätig. Einige seiner Kompositionen wurden vom Kölner Tonger-Verlag veröffentlicht. Die meisten seiner Werke sind verschollen, nur 2 Kompositionen sind erhalten geblieben: Ave Maria für 2 Singstimmen und Orgel, Gedenkblättchen. Lieder ohne Worte, für Klavier, op. 12, gewidmet Fräulein Irene Hoffmann und gedruckt bei Engelmann und Mühlberg in Leipzig.

1928 erschien in Temeswar eine Sammlung von Kirchenliedern, die in Sanktanna gesungen wurden: Sursum Corda. Kleine Sammlung beliebter Kirchenlieder. Zusammengestellt von Kantorlehrer Ernst Hillier unter der Mitwirkung des Kaplans Alfons Hardt. Als Manuskript gedruckt für die St. Annaer Kirchengemeinde. 1928. Gutenberg-Druckerei, Timisoara:

 

Zum Geleite.

An die St. Annaer Gläubigen!

Dem allgemeinen Wunsche, die Lieder, die der Kinderchor in den letzten Wochen so tadellos vorgetragen hat, nun auch dem ganzen Volke zu vermitteln, ist durch diese bescheidene Sammlung entsprochen worden.

"Sursum Corda" d.i. "Himmelwärts die Herzen!" hat sich das Büchlein genannt. Näher zu Gott wollen wir kommen auch durch den Gesang, besonders den allgemeinen Volksgesang in unsern Kirchen. Wohl nichts ist schöner und erhabener, als wenn in einer Kirche das ganze Volk ohne Ausnahme auch in gemeinsamem Gesange Gott die Ehre gibt. "Wer singt, betet zweimal" sagt man nicht mit Unrecht.

Unser Kinderchor mit seinem schönen tadellosen Gesang hat gezeigt, wie wir richtig singen sollen. Unser Ohr hat sich an das Richtige schon gewöhnt. Nun geht es einen Schritt weiter. "Tadelloser Volksgesang" soll unsere Parole sein.

Um aber tadellos zu singen, genügt nicht nur eine schöne Stimme, da muß vor allem getrachtet werden, die Fehler zu vermeiden in die das Volk immer und immer wieder fällt.

Welches sind nun diese Hauptfehler:

1. Das allzulangsame Singen. Das sei vor allem unsern guten alten Müttern gesagt. Es liegt schon in der Art des ganzen Kirchenliedes, daß man es nicht leicht zu schnell singt.

2. Das allzulaute Singen. Nichts ist häßlicher, als wenn man die Eitelkeit und die Selbstgefälligkeit heraushört. Und wenn es auch manchmal Begeisterung ist, soll doch die Stimme ihre Milde und Sanftmut nicht verlieren.

3. Das falsche Singen der zweiten Stimme. Ist es nicht viel schöner, wenn man einfach und schlicht nur die erste Stimme singt, als daß man den Gesang durch Mißtöne verunstaltet und ihm seine heilige Weihe nimmt. Ein kleiner Chor, der sich schulen kann, mag schon zweite Stimme singen, im allgemeinen Volksgesang ist die zweite Stimme möglichst zu vermeiden.

4. Das Schleifenzeichen. Daran krankt unser Gesang am allermeisten. Diesen Fehler aber nicht wieder mitzuschleppen war Grund genug, einige Lieder, in denen die Schleifen immer wieder vorkommen und kaum mehr auszurotten sind, nicht in dieses Büchlein aufzunehmen.

Und nun liebe St. Annaer geben wir Euch dies Büchlein in die Hand. Es ist klein und handlich. Möchte es auch in der Tasche eines jeden Mannes seinen Platz finden, um immer zur Hand zu sein, wenn es in der Kirche benötigt wird. Dem Büchlein wünschen wir trotz seiner Einfachheit und bescheidenen Zusammenstellung eine stets wachsende Beliebtheit, bis einmal das kommende Diözesangesangbuch alle Extrawege unnötig macht. Euch allen aber wünschen wir recht viele Freude und Lust am gemeinschaftlichen Gesange.

Das Büchlein in der Eile zusammengestellt erhebt nicht den Anspruch tadellos und ohne Fehler zu sein, noch viel weniger alle beliebten Lieder zu enthalten. Nur eines glaubt es beanspruchen zu können, daß alle Lieder echt kirchlich sind, da sie zumeist einer Sammlung entnommen sind, die von berühmten Musikern aus allen deutschen Diözesen zusammengestellt wurde.

St. Anna am St. Annatage 1928.

Die Herausgeber.

 

Das Liederbüchlein enthält 58 Gesänge, die meisten sind, wie im Vorwort erwähnt wird, aus deutschen Gesangbüchern entnommen. Es war die Zeit, in der man die einheimischen Banater deutschen Kirchenlieder nicht mehr so hoch schätzte wie die der Gesangbücher aus dem Deutschen Reich. Der Gesang wurde um so „fortschrittlicher“ angesehen, je mehr Lieder aus den Gesangbüchern der deutschen Diözesen angenommen wurden. Trotzdem ist meist aus selbst zusammengestellten Liedheften gesungen worden, die viele deutsche Banater Kirchenlieder enthielten.

Das handgeschriebene Liederbuch von Ernst Hillier (* 7. Juni 1897 Neusanktanna, † 8. September 1968 Neusanktanna) entstand 1927 und enthält über 150 deutsche und lateinische Gesänge. Zu bemerken ist, dass in diesem Liederbuch keine ungarischen Lieder vorkommen. Jakob Hillier gelang es, mit dem Kirchenchor und einem Orchester mehrstimmige Messen aufzuführen, darunter Werke von Schubert, Beethoven (C-Dur-Messe), Mozart und Haydn. Ernst Hillier leitete mehrere Chöre in Sanktanna, u.a. den Kirchenchor, den Gesangverein Eintracht wie auch den Männergesangverein, wie uns die drei Fotos beweisen.

 

BILDDOKUMENTATION

 

Jakob Hillier: Ave Maria

Jakob Hillier: Gedenkblättchen, op. 12

Jakob Hillier

Jakob Hillier als Direktor-Lehrer der Bürgerschule zu Sanktanna, 1897

Ernst Hillier als Kantor an der Seidl-Orgel der katholischen Kirche in Neusanktanna

Ernst Hillier als Dirigent des Männergesangvereins Neusanktanna (1929)

Ernst Hillier als Dirigent des Gesangvereins Eintracht Neusanktanna

Ernst Hillier als Dirigent des Kirchenchores Neusanktanna (1935)

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

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