BuiltWithNOF
EDITION MUSIK SÜDOST

Josef Gungl

(1809-1889)

 

Josef Gungl, Musiker und Komponist, (* 1. Dezember 1809 Schambek (Ungarn), + 1. Februar 1889 Weimar) zunächst Lehrer in Franzenstadt, musikalische Ausbildung, dank der finanziellen Unterstützung der Fam. Brunswick, beim Ofner Regenschori Saemann, 1828 Eintritt in das 5. Artillerieregiment in Pest; 1835 Oboist im 4. Artillerieregiment in Graz, dann dort k. u. k. Kapellmeister bis 1843. Danach gründete er eine eigene 16-Mann-Kapelle, mit der er Konzertreisen durch Österreich und Süddeutschland unternahm. Noch 1843 ging er nach Berlin, wo er eine 35-Mann-Kapelle ins Leben rief. 1846 Konzertreisen nach Wien und Budapest.

1848 Reisen durch die USA, Ende 1849 wieder in Berlin, wo er zum königlich-preußischen Musikdirektor ernannt wurde. Für 6 Sommersaisons wurde er nach St. Petersburg engagiert. In den Wintermonaten spielte er in Moskau, Berlin und Graz. Danach Regimentskapellmeister in Brünn. Er komponierte 436 Werke, darunter befinden sich Walzer, Tänze und Märsche, aber auch Stücke für Klavier und Zither. Mit seinen Reiseorchestern gastierte er in allen europäischen Hauptstädten und in den USA. Von 1864 bis 1872 wirkte er in München, wo in der Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek und der Städtischen Musikbibliothek viele seiner Werke aufbewahrt werden. In der Wiener Nationalbibliothek befinden sich ebenfalls viele Gungl-Kompositionen. 1872 übersiedelte er mit seiner Familie nach Berlin, von hier aus unternahm er Konzertreisen nach Breslau und Warschau. 1873 trat Josef Gungl im Covent Garden-Theater in London auf. Im Januar 1881 war er Dirigent auf den Pariser Opernbällen. Er starb als königlich-preußischer Musikdirektor.

 

Josef Gungl und Johann Strauss

 

Nur kurze Zeit vor seiner längeren Reise durch Ungarn, Serbien und Rumänien (1847-48) konzertierte Johann Strauss in Böhmen, Mähren, in Dresden, Magdeburg und Berlin. Hier gelang Strauss, einen Sieg gegen den bis dahin allseits beliebten Konkurrenten Josef Gungl davonzutragen. Dessen Tänze genossen in Berlin eine große Popularität und so manche Verehrer seiner Musik versuchten mit Intrigen gegen die Strauss´schen Walzer vorzugehen. Damals hieß es: „Wie die Dynastie Strauss Wien, so beherrscht Gungl Berlin“. Der junge Wiener Kapellmeister aber begeisterte während seines fast dreiwöchigen Berliner Aufenthaltes immer mehr die Herzen des Berliner Publikums, was gegen den weiteren Erfolg Gungls spricht. Der Prinz von Preussen zeichnet ihn mit einer ihm zu Ehren veranstalteten Produktion der preussischen Militärmusik aus, sein Bild war in allen Schaufenstern zu sehen und am Abend vor seiner Abreise veranstalteten die Bürger ihm zu Ehren eine Serenade und einen großen Fackelzug. Verfolgt man die Biographien von Josef Gungl und Johann Strauss, so wird man feststellen, dass sich deren Wege noch einigemale in ihrem Leben kreuzen werden.

 Der donauschwäbische Komponist und Kapellmeister Josef Gungl kam 1809 im ungarischen Schambek (Zsámbék) zur Welt, begann seine Karriere 1828 in Pest, 1835 wurde er Oboist und bald Kapellmeister beim 4. Artillerieregiment in Graz. In der Steiermark galt er als der „Grazer Strauss“. Nach mehreren Konzerten in Österreich, Bayern und Hessen (1843), folgte 1848/49 eine längere Konzertreise durch Amerika, wo er bei der Amtseinführung des US-Präsidenten Zachary Taylor mit der musikalischen Umrahmung betraut war. Einige Jahre später wird auch Strauss die Amerikaner mit seiner Musik begeistern. Wie dieser, wurde Josef Gungl und dessen Sohn Johann auch in Rußland gefeiert. Der „musikalische Bahnhof“ von Pawlowks war auch für die beiden Gungls, Josef und Johann, eine wichtige Wirkunsgstätte. Als Strauss die musikalische Leitung dieser Musikveranstaltungen übernahm, sagte man sich in Pawlowks: „Er ist kein Gungl!“ Trotzdem gewann Strauss immer mehr an Ansehen und konnte somit dieses musikalische Terrain für sich gewinnen. Der Kampf um die Vorherrschaft in der Tanzmusikszene ging aber weiter. Nachdem Strauss im Mai 1856, seinem neuen Vertrag folgend, nach Sankt Petersburg fuhr, versuchten Josef Gungl und Kéler Béla in Wien die Lanner-Kapelle wiederzubeleben. Wieder mußte sich Strauss nach seiner Rückkehr im Oktober in Wien um die Vorherrschaft bemühen. Schließlich konnte sich Gungl 1856 in Wien gegen die Familie Strauss nicht mehr durchsetzen und übernahm in Brünn die Stelle eines Militärkapellmeisters. Es folgen Konzerte in Bayern, Schweden, Dänemark, Holland, London und Paris, er selbst bezeichnete sich als einen „wandernden Musikant“. Im Jahre 1889 starb Josef Gungl in Weimar. Seine Kompositionen haben ähnliche Titel wie die von Johann Strauss: Zsámbéker-Csárdás, Eisenbahn-Dampf-Galopp, Franz-Josef-Marsch, Hydropathen-Walzer, Träume auf dem Ozean, u.s.w.

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

[Home] [Bücher] [Noten] [CD] [Musikwissenschaft] [Komponisten] [Artikel] [Liste] [Kontakt] [Impressum] [Links]