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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Großsanktnikolaus / Sannicolaul Mare

von Dr. Franz Metz

 

Die erste große Orgel in der katholischen Pfarrkirche von Großsanktnikolaus wurde im Jahre 1802 vom Temeswarer Orgelbauer Franz Anton Wälter erbaut. In den Dokumenten der Visitatio Canonica von Bischof Joseph Lonovich wird im Jahre 1835 berichtet, dass diese Orgel 24 Register hatte. Somit handelte es sich um eine der größten Orgeln der damaligen Tschanader Diözese. In einer Seitenkammer der Empore befinden sich noch die alten Teile dieser mechanischen Orgel (Traktur, Holzpfeifen, Windladen, usw.). Im Jahre 1881 wurde dieses Instrument repariert, wie man aus der Inschrift auf einer alten Holzpfeife entnehmen kann: „Johann Hinkelmann Mechaniker Mitarbeiter bei der Renovierung dieser Orgel für Großsanktnikolaus... 5.2. bis 17.10.1881.“ Diese Orgel ist vermutlich eine Spende des damaligen Gutsbesitzers von Großsanktnikolaus, Graf Nakó, da die Stirnkartusche des Prospekts eine Krone schmückt.

Durch die erhaltenen Aufschriften auf den alten Windladen kann die ehemalige Disposition wie folgt ausgesehen haben:

 

Hauptwerk C-f3

 

Principal 8´

Gedackt 8´

Quintatön 8´

Octave 4´

Gedeckt 4´

Quinte 2 2/3´

Octave 2´

Waldflöte 2´

Terz 1 3/5´

Quinte 1 1/3´

Mixtur V

 

Positiv

 

Gedeckt 8´

Principal 4´

Gedeckt 4´

Dolce 4´

Octave 2´

Mixtur III 1´

Pedal C-a (repetiert)

 

Violon 16´

Subbass 16´

Octavbass 8´

Gedecktbass 8´

Octavbass 4´ + 2´

 

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde diese Orgel von der Firma Wegenstein aus Temeswar umgebaut, nur das alte Gehäuse aus dem Jahre 1802 blieb erhalten. Man verwendete dazu vermutlich die Teile der Orgel der ehemaligen Seminarkirche aus Temeswar, die im Zuge der Verstaatlichungen und kirchenfeindlichen Verordnungen nach 1945 ausgelagert werden musste. Ein Teil des offenen Gehäuses dieser ehemaligen Seminarorgel wurde auf der Seitenempore in der Nähe des Altars aufgebaut.

Zu diesem Umbau hat auch die Tatsache beigetragen, dass der Messner der Kirche die wertvollen Zinnpfeifen der alten Orgel heimlich kiloweise verkauft hat. Der Organist bemerkte nur schrittweise, dass die Orgel von Sonntag zu Sonntag immer leiser klang. Erst als der Orgelbauer Richard Wegenstein aus Temeswar nach Großsanktnikolaus gerufen wurde musste dieser feststellen, das in dem Gehäuse fast keine Metallpfeifen mehr vorhanden waren. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde diese Orgel von Richard Wegenstein repariert, was einige Fotos aus jener Zeit belegen. Wir sehen darauf den Orgelbauer Richard Wegenstein an der Orgel, um ihn herum Pfarrer Deschu von Großsanktnikolaus, Pfarrer Adam Zenz, Kantor Hans Weisz von der Elisabethstadt (Temeswar) u.a.

 

Die Disposition heute:

Manual I C-c4

 

Principal 8´

Gedeckt 8´

Oktave 4´

Oktave 2´

Mixtur III-IV 2´

 

Manual II

 

Lieblich gedeckt 8´

Fernflöte 4´

Italienisch Prinzipal 2´

Zimbel 2 2/3´ (Quinte 1 1/3´)

Oboe 8´

 

Pedal C-f1

 

Subbass 16´

Oktavbass 8´

Sordun 16´ (Posaune)

 

Spielhilfen und Koppeln: Ped. Coppel I, II, II/I, Superoktav I, Suboktav II, Super- und Suboktav-Koppel II/I.

 

BILDDOKUMENTATION

Großsanktnikolaus: Katholische Pfarrkirche

Blick zum Hauptaltar

Orgelempore

Orgel

Prospekt

Krone im Prospekt der Orgel

Brüstung mit Vorderpositiv (heute stumm)

Positiv

Seitenkammer auf der Empore mit den Teilen der alten Wälter-Orgel (Franz Metz 1982)

Teile der ehemaligen Seminarorgel aus Temeswar

Hl. Cäcilia (Fahne des Kirchenchores aus Großsanktnikolaus)

Hans Weisz, Richard Wegenstein, Pfr. Adam Zenz, Pfr. Deschu (v.l.n.r.) an der neu reparierten Orgel der katholischen Kirche in Großsanktnikolaus (um 1960)

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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