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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

ANTON DANGL

(1810-1892)

von Dr. Franz Metz

 

Nachdem Arad von den Türken befreit wurde (1699) erlebte auch hier der Orgelbau einen Aufschwung. Der bedeutendste "Organifex" des 18. Jahrhunderts war hier Matthias Rocherd, im 19. Jahrhundert aber die Familie Dangl, die es zu hohen Anerkennungen selbst im Ausland brachte. Bereits im 18. Jahrhundert wirkte in Neuarad und Arad der Orgelbauer Josef Dangl (*1719 Göllersdorf / Österreich, +27. September 1777 Arad), von seiner Tätigkeit gibt es jedoch kaum Aufzeichnungen. Am 10. Januar 1769 wurd die Ehe zwischen dessen Sohn Johann Dangl und Maria Anna Wolf in Neuarad geschlossen. Johann Dangl starb 1801 in Neuarad im Alter von 75 Jahren. Er wohnte im Haus mit der Nummer 155. Dessen Enkelsohn Anton Dangl, der Firmengründer, kam am 30. Oktober 1810 in Neuarad zur Welt. Er heiratete Barbara Veiler, die aus Obermörle in Wetterau bei Darmstadt stammte. Am 15. Mai 1842 kam deren Sohn Johann Dangl jun. (ung. Dangl János) zur Welt, der später die Orgelbauwerkstätte von seinem Vater übernehmen wird. Er stirbt am 5. Oktober 1896 in Arad. Diese Daten konnte der ehemalige Pfarrer von Neuarad, Dr. Franz Kräuter aus den verschiedenen Kirchenbüchern der katholischen Pfarrkirche entnehmen und dem Autor dieser Zeilen um 1980 zur Verfügung stellen.

 

Anton Dangl gründete im Jahre 1836 seine Orgelbauwerkstatt, aus der in den folgenden Jahrzehnten über 200 Orgeln geliefert werden. Dangls Ruhm war weithin gelangt, so dass Franz Liszt bei der Einrichtung der Budapester Musikakademie eine Orgel bei ihm bestellte. Anton Dangl baute sie, doch schon wenige Jahre später wurde sie bei Renovierungsarbeiten des Gebäudes abgetragen und durch ein größeres Instrument ersetzt. Liszt bedankte sich in einem Brief bei Dangl:

 

Budapest, den 21. Februar 1883

Sehr geehrter Herr Dangl.

Ein schön tönendes Zeugnis ihrer Tüchtigkeit haben Sie gestellt mit der vollkommen gelungenen Orgel in der königlich ungarischen Musik Akademie.

Voraussichtlich erhalten Sie mehrere größere Aufträge für Budapest zu Gunsten der Musik und der erbaulichen Gottes Dienste.

Verehrungsvoll ergebenst

F. Liszt

 

Die Budapester Akademie forderte ihn 1882 auf in ihrem Gebäude in der Andrássy-út eine 22 Register-Orgel zu bauen. Dies war die erste Orgel der Budapester Musikakademie. Nach den Plänen des Architekten Sándor Fellner wurde sie entsprechend mit Eichenholzverschallung im Renaissancestil in die Wand des Konzertsaales neben der Wohnung Liszts eingebaut. Die Orgel mit mechanische Traktur und mit Schleifladen funktionierte nur 25 Jahre. Die spätere Orgel der Musikakademie wurde 1907 hergestellt, die Akademie ist übersiedelt. In das neue Gebäude baute die Firma Voit aus Karlsruhe eine neue Orgel mit 74 Register. Dangl hat sein altes Instrument der Debreciner Musikschule angeboten. "Die Orgel ist jedoch so groß" schreibt Drumár J. "daß wir sie in den derzeitigen Konzertsaal nicht unterbringen können. Ihre Aufstellung wartet auf den Bau des großen Konzertsaales." Zu dieser Aufstellung ist es jedoch nicht gekommen. Die Orgel wurde in den Keller der neuen Akademie untergebracht, die Holzteile begannen langsam zu verfaulen. Was noch zu gebrauchen war wurde in der Zeit der Direktion Baranyi János verkauft. Die Budapester Orgelbaufirma Rieger baute nach Plänen von Béla Árokháti eine neue Orgel, die Reste der alten Orgel und der Erlös von den Verkäufen, wurden dabei verwendet.

Die Eichenholztäfelung des Saales wurde zur Verzierung des Kuppelsaales der 1907 vollendeten heutigen Musikakademie verwandt. (Durch die Reparatur in Jahr 1961 völlig verändert.) Mit der Orgel, die 2 Manuale, 54 Tasten und 22 Register hatte, war Liszt überaus zufrieden. "Un bel orgue, est placé dans la salle de concert, qui completé mon appartement á l´académie roy de musique" schrieb er an die Fürstin Wittgenstein. (Br VII , Nr.365). Sie wurde in Liszts Anwesenheit am 16. Februar 1883 eingeweiht. Hans Koessler, Professor des neuen Faches, leitete das Konzert mit Bachs d-moll Toccata und Fuge (BWV 565) ein und spielte dann die Einführung zu Liszts Heiliger Elisabeth. Beim Konzert am 15. März spielte der erste Orgelschüler, Lászlo Kozák, eine Sonate für Orgel von Bach auf dem neuen Instrument. Liszt legte dem Brief ein von Kozmata aufgenommenes Lichtbild (etwa 1883) mit folgender Widmung bei: "mit ausgezeichneter Hochachtung Herrn Dangl, Arad Orgel-Baumeister, freundlichst ergeben F. Liszt. Februar 83. Budapest."

 

Die Aufträge kamen danach auch in großer Zahl, Dangl erweiterte seine Werkstatt, so dass in einem Jahr bis zu sechs Orgeln gebaut werden konnten. Dangl erbaute die erste Orgel der Budapester Matthias-Kirche und auch ein Instrument für das Budapester Opernhaus. Von den uns bis heute im Banat erhaltenen Instrumenten sind folgende erwähnenswert: Triebswetter, Großscham, Arader Synagoge, Wiesenhaid, Lippa, Franzdorf, Ostern, Engelsbrunn, Glogowatz, Tschakowa, Dolatz, Traunau, Großdorf, Secusigiu, Deutschsanktpeter, Albrechtsflor, Ebendorf, Neudorf, Dreispitz, Pecica, Saderlach, Dognatschka, Ruskberg, Paulisch u.a. Einige seiner Instrumente sind auch in Ungarn noch erhalten geblieben: Békéscsaba, Gyula-Józsefváros, Dombegyháza, Kúnszentmárton, Gádoros, Mérk, Vaja, Nyrbátor, Csóka, u.a.

 

Ein wichtiges Dokument konnte erst vor einigen Jahren im Arader Museum entdeckt werden, es handelt sich dabei um den Meisterbrief Anton Dangls. Daraus ist ersichtlich, dass er am 12. Januar 1834 seine Meisterprüfung als Orgelbauer beim Orgelbaumeister Philipp König in Ödenburg / Sopron abgelegt hat. Diese Urkunde wurde von Philipp König als Orgelbaumeister, Franz Kurzweil als Regenschori und Gottlieb Reichenthaler als Magistratsrat unterschrieben. Dangl hat 3 Jahre bei König in Ödenburg verbracht, um die “löbliche Orgelbauerkunst” zu erlernen. Der originale Wortlaut dieser Urkunde ist wie folgt:

 

Ich Philipp Joseph König, / bürgerlicher Orgel- und Instrumentenmacher in / der königlichen Freystadt Oedenburg in Niederungarn, bekenne durch diesen / offenen Lehrbrief, daß Anton Dangel von Neu Arad aus Ungarn gebürtig, durch drey Jahre / bey mir die löbliche Orgelbauerkunst erlernet, und da er sich reichend dieser Zeit durch sein gutes Betragen, und / seinem Fleiß recht verhalten hat, und mich derselbe um ein schriftliches und glaubwürdiges Zeugniss wegen sei- / nen vollzogenen Lehrjahren und Wohlverhalten gebührend ersucht, so nehm ich es mir zu einem besonderen Ver- / gnügen, indem ich ihn zugleich von seiner Lehrzeit frey und losspreche, ihm der Wahrheit zur Steuer dassel- / be hiermit zu ertheilen. Deßwegen gelanget an Alle und Jede, wessen Standes  oder Würden sie sind, be- / sonders aber an alle der löblichen Orgelbauerkunst zugethanen Herren Mitglieder, mein dienstfreund- / liches Anersuchen, sich bemeldeten Anton Dangel nicht nur bestens anempfehlen sagn zu lassen, sondern ihm / auch zu seiner weiteren Beförderung allen geneigten Willen und jede mögliche Unterstützung zu erweisen, wel- / cher ich gegen Jedermann nach Standesgebühr zu verpflichten, stets befließen sagn werde. - / Zu unserer Urkunde und Sicherheit habe ich Gegenwärtiger nebst erbeten Herren / Zeugen eigenhändig unterschrieben, und mein gewöhnlicher Insiegel beygedruckt. /

So geschehen im Jahre 1834 des 12.ten Januar. /

(Siegel) Gottlieb Reichenhaller / Magistratsrath /

(Siegel) Franz Kurzweil / Regens-Chori /

(Siegel) Philipp König.

 

Eines der klangschönsten und wertvollsten Instrumente Anton Dangls ist die Orgel der alten Synagoge in Arad, erbaut 1864. Schon das Äußere verrät die Hand eines ehemaligen "Kunsttischlers" wie sich der Orgelbauer selbst bezeichnet hat. Wegen der künstlerischen Gestaltung des Gehäuses und die des Spieltisches kann man diese Orgel als dessen Meisterwerk bezeichnen. Dangl erbaute für seine Heimatstadt Arad noch wenigstens drei Orgeln: die der St. Florian Kapelle, der Minoritenkirche und sein "opus ultimum" bei dessen Aufbau der Meister verstarb, die der reformierten Kirche. Von all diesen Orgeln ist nur die der alten Syangoge erhalten geblieben und dies in ihrem originalen Zustand.

 

Das einzige dreimanualige Instrument das uns aus Dangls Werkstatt bekannt ist, war die Orgel der Budapester Matthiaskirche (Mátjás templom) die 1894 für diese ungarische Krönungskirche erbaut wurde. Dangl hat für dieses Instrument die mechanische Kegellade verwendet und für das Hauptwerk "Barker-Hebel" eingebaut. Obzwar er selbst in die Orgelbaugeschichte als Erfinder eingegangen ist (pneumatische Kegellade, verschiedene Patente), gelang es ihm nicht vollkommen das pneumatische System zu beherrschen. Wladár Robert schreibt über diese Orgel wie folgt: "...das Instrument hatte 30 Register und eine ärmliche Disposition, es war aber zweifellos eine ehrliche Arbeit der Firma. Diese Orgel hätte für eine kleinere Kirche entsprochen aber die Forderung und die Ansprüche unserer Kirche konnte sie nicht erfüllen. Die Register waren teilweise schadhaft. Als Begleit-Instrument jedoch war die Kritik der Organisten und des Publikums einstimmig negativ." Im Jahre 1907 richteten die Musiker der Krönungskirche eine Petition an den Monarchen, er möge eine entsprechende Hilfe leisten um eine neue Orgel in der Krönungskirche aufbauen zu können. Die Rieger-Firma aus Budapest hatte alle Pläne bereits ausgearbeitet um die Festlichkeiten des 40. Krönungstages von König Franz Josef gebührend zu gestalten. Der König spendete aus seiner Privatkasse 50.000 Gulden zu diesem Zweck. Im September 1909 erklang so zum ersten Mal diese neue Orgel der Firma Rieger mit 75 Register auf 4 Manualen. Rieger behielt sämtliche Pfeifen der Dangl-Orgel und baute sie in sein Instrument ein, er bezeichnete auch die Pfeifen der alten Orgel.

Disposition der Dangl-Orgel der Budapester Matthias-Kirche:

I. Manual:

Principal 16´

Principal 8´

Viola di Gamba 8´

Vájt fuvola 8´

Bourdon 8´

Trombita 8´

Octava 4´

Nádfuvola 4´

Octáva 2´

Mixtura 2 2/3´

II. Manual:

Principal 8´

Bourdon 16´

Salicional 8´

Kettös fuvola 8´

Clarinett 8´

Octava 4´

Fuvola 4´

Cornett 4´

 

III. Manual:

Hegedü Principal 8´

Varázs Hegedü 8´

Voix Celeste 8´

Fuvola 8´

Hegedü Principal 4´

Flauto amabile 4´

 

Pedal:

Contrabass 16´

Subbass 16´

Harsona 16´

Octávbass 8´

Quintbass 10 2/3´

Csello 8´

 

Außerdem hatte die Orgel mehrere Koppeln wie auch 3 feste Kombinationen.

Die Registerbezeichnungen und Firmenaufschriften Anton Dangls waren bis etwa 1870 in deutscher Sprache verfasst, später nannte er sich "Dangl Antal" und auf den meisten Orgeln ist auch das ungarische königliche Wappen zu sehen. 1887 wurde dem Sohn Anton Dangls, Johann, der Titel eines "kaiserlich-königlichen Hoforgelbauers" verliehen. Das Familiengrab mit einem herrlichen schwarzen Obelisk, umgeben von einem schmiedeeisernen Zaun, befindet sich auf dem städtischen Friedhof der Stadt Arad. Darauf kann man u.a. auch die kunstvoll gearbeiteten Initialen “AD” (Anton Dangl) erkennen. Sein Name kommt selbst in größeren Lexika vor, so im Révay Nagy Lexikon und im Pallas Nagy Lexikon.

 

Bilddokumentation

Meisterdiplom Anton Dangls

Meisterdiplom: Unterschrift Philipp König

Anton Dangl: Orgel von Sekeschut (1843)

Ausstellungspreis: Székesfehérvár 1879

Goldene Medaille: Szeged 1876

Dangl: Orgel der kath. Pfarrkirche Großscham

Franz Liszt: Portrait mit Autogramm für Anton Dangl

Franz Liszt: Autogramm (Rückseite)

Liszt-Brief an Dangl

Firmenstempel

Letzte Ruhestätte Anton Dangls am Arader Zentralfriedhof

DA: Dangl Antal

Obelisk am Grab Anton Dangls

Festsschrift zur Einweihung der Dangl-Orgel der Budapester Mathias-Kirche 1893

 

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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